statten, daß das Mark im Gehirne von fester Art sei, wofern es in den Nerven aus Gefässen besteht.
Wenn das Mark aus Röhrchen besteht, so ist es höchst wahrscheinlich, daß diese Röhrchen von den letzten Schlagadern der Gehirnrinde eine Fortsetzung sind, welche sich in das Mark hineinwerfen [Spaltenumbruch]z. Dieses läßt die Analogie wiederum vermuthen, die von einer einzi- gen Bewegunsursache, nämlich vom Herzen, läßt nach einerlei Verhältnisse, Nerven, Mark und Gehirnrinde, von einem sehr kleinen Klümpchen, zur höchsten Reife und Vollkommenheit bringen, und groß wachsen läßt. Es ist ferner deutlich, daß der Magen die Materie der Lebensgeister herbei führe a, die gewiß auf keinen an- dern Wege, als durch die Blutadern, das Herz und die Schlagadern heraufsteigen kann. Da überdem eine grosse Menge Blut, in die Schlagadern der Gehirnrin- de b, gebracht wird, und es nicht die Art der klugen Na- tur ist, das Blut zu dem Ende herbei zu führen, da- mit es durch die Blutadern wieder zurücke geführt wer- den möge, so ist es die allerwahrscheinlichste Sache von der Welt, daß das Blut den blinden Anfängen des Markes zugeführt werden sollte, damit es nur von da wieder zurücke getrieben werden könne. Da auch an andern Orten in den absondernden Werkzeugen grosse Schlagadern vorkommen c, die nach Proportion ihres Jnhaltes, grösser sind, so scheint auch dieses zu verstehen zu geben, daß die Schlagadern der Gehirnrinde, in
diese
zp. Boerh. prael. T. II. p. 274. Leeuwenhoeck epist. phys. 34. 36. Sie verwars nämlich I. H. Sbaragli, weil er glaubte, man finde die Kraft des Markes, bei weniger Rinde, dennoch groß. Siehe des- sen ment. et ocul. vigil. p. 55. doch er bedachte sich nicht, wie groß der Vorzug der Gehirnrinde sei, daraus die äussere Kugel besteht, [Spaltenumbruch]
unter der sich eine andere Mark- kugel inwendig befindet.
a Von den Bestandtheilen v. c. des Fleisches; folglich kein gar zu subtiler Geist; indem man sich auch von Mehlspeisen ernähren kann, und die Muskeln ihre Kräf- te davon wieder erlangen.
bp. 140. 141.
cL. VII. p. 418.
VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen
ſtatten, daß das Mark im Gehirne von feſter Art ſei, wofern es in den Nerven aus Gefaͤſſen beſteht.
Wenn das Mark aus Roͤhrchen beſteht, ſo iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dieſe Roͤhrchen von den letzten Schlagadern der Gehirnrinde eine Fortſetzung ſind, welche ſich in das Mark hineinwerfen [Spaltenumbruch]z. Dieſes laͤßt die Analogie wiederum vermuthen, die von einer einzi- gen Bewegunsurſache, naͤmlich vom Herzen, laͤßt nach einerlei Verhaͤltniſſe, Nerven, Mark und Gehirnrinde, von einem ſehr kleinen Kluͤmpchen, zur hoͤchſten Reife und Vollkommenheit bringen, und groß wachſen laͤßt. Es iſt ferner deutlich, daß der Magen die Materie der Lebensgeiſter herbei fuͤhre a, die gewiß auf keinen an- dern Wege, als durch die Blutadern, das Herz und die Schlagadern heraufſteigen kann. Da uͤberdem eine groſſe Menge Blut, in die Schlagadern der Gehirnrin- de b, gebracht wird, und es nicht die Art der klugen Na- tur iſt, das Blut zu dem Ende herbei zu fuͤhren, da- mit es durch die Blutadern wieder zuruͤcke gefuͤhrt wer- den moͤge, ſo iſt es die allerwahrſcheinlichſte Sache von der Welt, daß das Blut den blinden Anfaͤngen des Markes zugefuͤhrt werden ſollte, damit es nur von da wieder zuruͤcke getrieben werden koͤnne. Da auch an andern Orten in den abſondernden Werkzeugen groſſe Schlagadern vorkommen c, die nach Proportion ihres Jnhaltes, groͤſſer ſind, ſo ſcheint auch dieſes zu verſtehen zu geben, daß die Schlagadern der Gehirnrinde, in
dieſe
zp. Boerh. prael. T. II. p. 274. Leeuwenhoeck epiſt. phyſ. 34. 36. Sie verwarſ naͤmlich I. H. Sbaragli, weil er glaubte, man finde die Kraft des Markes, bei weniger Rinde, dennoch groß. Siehe deſ- ſen ment. et ocul. vigil. p. 55. doch er bedachte ſich nicht, wie groß der Vorzug der Gehirnrinde ſei, daraus die aͤuſſere Kugel beſteht, [Spaltenumbruch]
unter der ſich eine andere Mark- kugel inwendig befindet.
a Von den Beſtandtheilen v. c. des Fleiſches; folglich kein gar zu ſubtiler Geiſt; indem man ſich auch von Mehlſpeiſen ernaͤhren kann, und die Muskeln ihre Kraͤf- te davon wieder erlangen.
bp. 140. 141.
cL. VII. p. 418.
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VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen
ſtatten, daß das Mark im Gehirne von feſter Art ſei,
wofern es in den Nerven aus Gefaͤſſen beſteht.
Wenn das Mark aus Roͤhrchen beſteht, ſo iſt es
hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dieſe Roͤhrchen von den letzten
Schlagadern der Gehirnrinde eine Fortſetzung ſind,
welche ſich in das Mark hineinwerfen
z. Dieſes laͤßt
die Analogie wiederum vermuthen, die von einer einzi-
gen Bewegunsurſache, naͤmlich vom Herzen, laͤßt nach
einerlei Verhaͤltniſſe, Nerven, Mark und Gehirnrinde,
von einem ſehr kleinen Kluͤmpchen, zur hoͤchſten Reife
und Vollkommenheit bringen, und groß wachſen laͤßt.
Es iſt ferner deutlich, daß der Magen die Materie der
Lebensgeiſter herbei fuͤhre a, die gewiß auf keinen an-
dern Wege, als durch die Blutadern, das Herz und
die Schlagadern heraufſteigen kann. Da uͤberdem eine
groſſe Menge Blut, in die Schlagadern der Gehirnrin-
de b, gebracht wird, und es nicht die Art der klugen Na-
tur iſt, das Blut zu dem Ende herbei zu fuͤhren, da-
mit es durch die Blutadern wieder zuruͤcke gefuͤhrt wer-
den moͤge, ſo iſt es die allerwahrſcheinlichſte Sache von
der Welt, daß das Blut den blinden Anfaͤngen des
Markes zugefuͤhrt werden ſollte, damit es nur von da
wieder zuruͤcke getrieben werden koͤnne. Da auch an
andern Orten in den abſondernden Werkzeugen groſſe
Schlagadern vorkommen c, die nach Proportion ihres
Jnhaltes, groͤſſer ſind, ſo ſcheint auch dieſes zu verſtehen
zu geben, daß die Schlagadern der Gehirnrinde, in
dieſe
z p. Boerh. prael. T. II. p. 274.
Leeuwenhoeck epiſt. phyſ. 34. 36.
Sie verwarſ naͤmlich I. H. Sbaragli,
weil er glaubte, man finde die
Kraft des Markes, bei weniger
Rinde, dennoch groß. Siehe deſ-
ſen ment. et ocul. vigil. p. 55. doch
er bedachte ſich nicht, wie groß
der Vorzug der Gehirnrinde ſei,
daraus die aͤuſſere Kugel beſteht,
unter der ſich eine andere Mark-
kugel inwendig befindet.
a Von den Beſtandtheilen v. c.
des Fleiſches; folglich kein gar zu
ſubtiler Geiſt; indem man ſich
auch von Mehlſpeiſen ernaͤhren
kann, und die Muskeln ihre Kraͤf-
te davon wieder erlangen.
b p. 140. 141.
c L. VII. p. 418.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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