ger Druck auf die oberfläche des Gehirns, zur Hervor- bringung der Empfindungen, nicht hinlänglich sei [Spaltenumbruch]b.
Folglich wird die Empfindung, oder der vollstän- dige Quell der Muskelbewegung nicht in der Markrinde, sondern vielmehr in dem Marke des grossen und kleinen Gehirns zu suchen sein, und es wird eine Empfindung vor sich gehen, wenn auf das Mark des Gehirns ein Druck geschicht, den die von den äusserlichen Dingen in Bewegung gesetzte Lebensgeister darauf thun c. Es ist dasienige aber, der allgemeine Sammelplatz der Empfindungen, wo alle Empfindungen vorgehen, und woraus alle Muskelkräfte, welche durch die Nerven in Bewegung gebracht werden, herfliesen. Folglich wird sich dieser Sammelplatz, so weit, als das Mark des grossen und kleinen Gehirns, erstrecken d, weil zu aller- lezt daraus alle Nerven entspringen. Ja man wird kei- nen einzigen Theil des Markes davon ausnehmen kön- nen, indem dasselbe aller Orten höchst gleichartig ist, und auch einerlei Verrichtungen zu leisten scheint.
Folglich wird dieses derienige Wohnsitz der Seele sein, welchen bereits Platoe angegeben, Galenf, zuerst durch einen Versuch bestätigt und unser ehemalige Lehrerg, vor andern wieder auf die Bahn gebracht hat.
Da am Menschen, wenn man ihm das Rücken- mark einiger maßen druckt, und auch am Halse so gar verletzt, die Seele so lange in ihrem Zustande verbleibt, als der Mensch fort lebt, so habe ich bereits gesagt, daß die Seele in diesem Marke nicht wohnen könne i*.
[Spaltenumbruch]
h)
i)
Es
bp. 312.
cSantorin. n. 51. Battie on madness. p. 25. &c.
dHoboken p. 271.
eApud Pollucem. p. 261.
fDe Hippocr. & Platon. decret. L. VII.
gn. 568. Piccolhomineus p. 269.
i*Hartley p. 31.
h) So sagt auch Malpighius & Ridley p. 190. 191. Hoboken de sede anim. p. 247. Alberti von der Seele p. 188. Hartley p. 7. wel- cher noch das Rückenmark hinzu- fügt. Vide Musschenbroeckium de anima se ipsam ignorante p. 10.
i)p. 351. 352.
VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
ger Druck auf die oberflaͤche des Gehirns, zur Hervor- bringung der Empfindungen, nicht hinlaͤnglich ſei [Spaltenumbruch]b.
Folglich wird die Empfindung, oder der vollſtaͤn- dige Quell der Muskelbewegung nicht in der Markrinde, ſondern vielmehr in dem Marke des groſſen und kleinen Gehirns zu ſuchen ſein, und es wird eine Empfindung vor ſich gehen, wenn auf das Mark des Gehirns ein Druck geſchicht, den die von den aͤuſſerlichen Dingen in Bewegung geſetzte Lebensgeiſter darauf thun c. Es iſt dasienige aber, der allgemeine Sammelplatz der Empfindungen, wo alle Empfindungen vorgehen, und woraus alle Muskelkraͤfte, welche durch die Nerven in Bewegung gebracht werden, herflieſen. Folglich wird ſich dieſer Sammelplatz, ſo weit, als das Mark des groſſen und kleinen Gehirns, erſtrecken d, weil zu aller- lezt daraus alle Nerven entſpringen. Ja man wird kei- nen einzigen Theil des Markes davon ausnehmen koͤn- nen, indem daſſelbe aller Orten hoͤchſt gleichartig iſt, und auch einerlei Verrichtungen zu leiſten ſcheint.
Folglich wird dieſes derienige Wohnſitz der Seele ſein, welchen bereits Platoe angegeben, Galenf, zuerſt durch einen Verſuch beſtaͤtigt und unſer ehemalige Lehrerg, vor andern wieder auf die Bahn gebracht hat.
Da am Menſchen, wenn man ihm das Ruͤcken- mark einiger maßen druckt, und auch am Halſe ſo gar verletzt, die Seele ſo lange in ihrem Zuſtande verbleibt, als der Menſch fort lebt, ſo habe ich bereits geſagt, daß die Seele in dieſem Marke nicht wohnen koͤnne i*.
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Es
bp. 312.
cSantorin. n. 51. Battie on madneſſ. p. 25. &c.
dHoboken p. 271.
eApud Pollucem. p. 261.
fDe Hippocr. & Platon. decret. L. VII.
gn. 568. Piccolhomineus p. 269.
i*Hartley p. 31.
h) So ſagt auch Malpighius & Ridley p. 190. 191. Hoboken de ſede anim. p. 247. Alberti von der Seele p. 188. Hartley p. 7. wel- cher noch das Ruͤckenmark hinzu- fuͤgt. Vide Musſchenbroeckium de anima ſe ipſam ignorante p. 10.
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ger Druck auf die oberflaͤche des Gehirns, zur Hervor-
bringung der Empfindungen, nicht hinlaͤnglich ſei
b.
Folglich wird die Empfindung, oder der vollſtaͤn-
dige Quell der Muskelbewegung nicht in der Markrinde,
ſondern vielmehr in dem Marke des groſſen und kleinen
Gehirns zu ſuchen ſein, und es wird eine Empfindung
vor ſich gehen, wenn auf das Mark des Gehirns ein
Druck geſchicht, den die von den aͤuſſerlichen Dingen in
Bewegung geſetzte Lebensgeiſter darauf thun c. Es
iſt dasienige aber, der allgemeine Sammelplatz der
Empfindungen, wo alle Empfindungen vorgehen, und
woraus alle Muskelkraͤfte, welche durch die Nerven in
Bewegung gebracht werden, herflieſen. Folglich wird
ſich dieſer Sammelplatz, ſo weit, als das Mark des
groſſen und kleinen Gehirns, erſtrecken d, weil zu aller-
lezt daraus alle Nerven entſpringen. Ja man wird kei-
nen einzigen Theil des Markes davon ausnehmen koͤn-
nen, indem daſſelbe aller Orten hoͤchſt gleichartig iſt,
und auch einerlei Verrichtungen zu leiſten ſcheint.
Folglich wird dieſes derienige Wohnſitz der Seele
ſein, welchen bereits Plato e angegeben, Galen f,
zuerſt durch einen Verſuch beſtaͤtigt und unſer ehemalige
Lehrer g, vor andern wieder auf die Bahn gebracht hat.
Da am Menſchen, wenn man ihm das Ruͤcken-
mark einiger maßen druckt, und auch am Halſe ſo gar
verletzt, die Seele ſo lange in ihrem Zuſtande verbleibt,
als der Menſch fort lebt, ſo habe ich bereits geſagt, daß
die Seele in dieſem Marke nicht wohnen koͤnne i*.
Es
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i)
b p. 312.
c Santorin. n. 51. Battie on
madneſſ. p. 25. &c.
d Hoboken p. 271.
e Apud Pollucem. p. 261.
f De Hippocr. & Platon. decret.
L. VII.
g n. 568. Piccolhomineus p. 269.
i* Hartley p. 31.
h) So ſagt auch Malpighius &
Ridley p. 190. 191. Hoboken de
ſede anim. p. 247. Alberti von der
Seele p. 188. Hartley p. 7. wel-
cher noch das Ruͤckenmark hinzu-
fuͤgt. Vide Musſchenbroeckium de
anima ſe ipſam ignorante p. 10.
i) p. 351. 352.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/655>, abgerufen am 22.11.2024.
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