Es hat ein ieglicher Nerve, sobald als derselbe aus dem Marke des Gehirns herauskommt, seine be- sondre und unterschiedene Stelle. Wir haben diese An- fänge der Nerven, so viel als es nach der Zergliederungs- kunst möglich ist, bereits beschrieben [Spaltenumbruch]u.
Es ist aber auch das Mark des Gehirns, der Sitz der Empfindung x, und die Mutter der Bewegung durch die Muskeln y, indem, wenn es gedrückt worden, die Sinnen und Bewegungen gehemmt werden, wenn man solches aber reitzt, aus der Empfindung ein Schmerz, und aus den Bewegungen, Krämpfe werden.
Dahingegen lassen sich die kleinen Schlagadern überhaupt, und auch eben so die Gehirnrinde, ohne Empfindung des Thieres [Spaltenumbruch]z, zerreissen und durchlöchern. Folglich scheinen weder die Empfindung, noch eine voll- ständige und vollkommne Ursache der muskelhaften Be- wegungen in der Gehirnrinde ihre Wohnung zu haben; da ausserdem viele Versuche erweißlich machen a, daß man das Mark, an einem tiefen, und von der Rinde weit entfernten Orte beschädigen müsse, wenn ein Krampf erfolgen soll a*. Es erhällt demnach, daß nicht erst welche Reizung einiger wenigen Markfasern, son- dern überhaupt eine Reizung vieler derselben, und zwar nicht in einem kleinen Theile ihrer Länge dazu er- fordert werde, wenn ein Krampf erfolgen soll. Es gilt dieses zur Zeit, wiewohl nicht mit einerlei Wahrschein- lichkeit, von der Empfindung, woferne man die Versuche, bestätigen kann, welche erweisen müssen, daß ein mäßi-
ger
uSect. VI.
xSect. VII. late.
yp. 327.
zp. 312.
ap. 313. seqq.
a*p. 315.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 23. Der Wohnſitz der Seele.
Es hat ein ieglicher Nerve, ſobald als derſelbe aus dem Marke des Gehirns herauskommt, ſeine be- ſondre und unterſchiedene Stelle. Wir haben dieſe An- faͤnge der Nerven, ſo viel als es nach der Zergliederungs- kunſt moͤglich iſt, bereits beſchrieben [Spaltenumbruch]u.
Es iſt aber auch das Mark des Gehirns, der Sitz der Empfindung x, und die Mutter der Bewegung durch die Muskeln y, indem, wenn es gedruͤckt worden, die Sinnen und Bewegungen gehemmt werden, wenn man ſolches aber reitzt, aus der Empfindung ein Schmerz, und aus den Bewegungen, Kraͤmpfe werden.
Dahingegen laſſen ſich die kleinen Schlagadern uͤberhaupt, und auch eben ſo die Gehirnrinde, ohne Empfindung des Thieres [Spaltenumbruch]z, zerreiſſen und durchloͤchern. Folglich ſcheinen weder die Empfindung, noch eine voll- ſtaͤndige und vollkommne Urſache der muskelhaften Be- wegungen in der Gehirnrinde ihre Wohnung zu haben; da auſſerdem viele Verſuche erweißlich machen a, daß man das Mark, an einem tiefen, und von der Rinde weit entfernten Orte beſchaͤdigen muͤſſe, wenn ein Krampf erfolgen ſoll a*. Es erhaͤllt demnach, daß nicht erſt welche Reizung einiger wenigen Markfaſern, ſon- dern uͤberhaupt eine Reizung vieler derſelben, und zwar nicht in einem kleinen Theile ihrer Laͤnge dazu er- fordert werde, wenn ein Krampf erfolgen ſoll. Es gilt dieſes zur Zeit, wiewohl nicht mit einerlei Wahrſchein- lichkeit, von der Empfindung, woferne man die Verſuche, beſtaͤtigen kann, welche erweiſen muͤſſen, daß ein maͤßi-
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uSect. VI.
xSect. VII. late.
yp. 327.
zp. 312.
ap. 313. ſeqq.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
§. 23.
Der Wohnſitz der Seele.
Es hat ein ieglicher Nerve, ſobald als derſelbe
aus dem Marke des Gehirns herauskommt, ſeine be-
ſondre und unterſchiedene Stelle. Wir haben dieſe An-
faͤnge der Nerven, ſo viel als es nach der Zergliederungs-
kunſt moͤglich iſt, bereits beſchrieben
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Es iſt aber auch das Mark des Gehirns, der Sitz
der Empfindung x, und die Mutter der Bewegung
durch die Muskeln y, indem, wenn es gedruͤckt worden,
die Sinnen und Bewegungen gehemmt werden, wenn
man ſolches aber reitzt, aus der Empfindung ein Schmerz,
und aus den Bewegungen, Kraͤmpfe werden.
Dahingegen laſſen ſich die kleinen Schlagadern
uͤberhaupt, und auch eben ſo die Gehirnrinde, ohne
Empfindung des Thieres
z, zerreiſſen und durchloͤchern.
Folglich ſcheinen weder die Empfindung, noch eine voll-
ſtaͤndige und vollkommne Urſache der muskelhaften Be-
wegungen in der Gehirnrinde ihre Wohnung zu haben;
da auſſerdem viele Verſuche erweißlich machen a, daß
man das Mark, an einem tiefen, und von der Rinde
weit entfernten Orte beſchaͤdigen muͤſſe, wenn ein
Krampf erfolgen ſoll a*. Es erhaͤllt demnach, daß nicht
erſt welche Reizung einiger wenigen Markfaſern, ſon-
dern uͤberhaupt eine Reizung vieler derſelben, und
zwar nicht in einem kleinen Theile ihrer Laͤnge dazu er-
fordert werde, wenn ein Krampf erfolgen ſoll. Es gilt
dieſes zur Zeit, wiewohl nicht mit einerlei Wahrſchein-
lichkeit, von der Empfindung, woferne man die Verſuche,
beſtaͤtigen kann, welche erweiſen muͤſſen, daß ein maͤßi-
ger
u Sect. VI.
x Sect. VII. late.
y p. 327.
z p. 312.
a p. 313. ſeqq.
a* p. 315.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/654>, abgerufen am 21.11.2024.
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