den Fehlern des Hinabschlingens [Spaltenumbruch]q, eine Lähmung an der Zunge r, eine Fühllosigkeit an der einen Hand s, und dergleichen erfolgt.
Doch ich verlange nicht, daß man sich auf diese Theorie zu viel verlassen solle. Es erweisen es die Ver- suche nicht, daß der Bezirk des Sehens um den Seh- nerven herumliege, oder daß die Thöne bei dem Ursprunge des Gehörnerven zusammenstossen; denn sie lehren blos, daß ein ieder Nerve von einer besondein Gegend seinen Vorrath von Empfindungs- und Vewegungskraft her be- komme, und daß er aufhöre, selbigen zu bekommen, wenn dieser Theil in schlechten Umständen ist.
Es ist ferner bekannt, daß iedes Nervenfädenchen, vom Anfange bis zum Ende, von einander unterschieden sei, und daß also das Empfinden eines ieden Fädenchen, von allem Empfinden eines andern Fädenchen, rein zum Gehirn gelangen könne t. Jch sehe ferner, daß die Nerven eines und eben desselben Werkzeuges, als der Geruchs- und der Sehnerve, weit und breit aus verschied- nen Bezirken des Gehirns entspringen u; daß der Ribbennerve, der Beweger des Herzens, aus sehr ver- schiedenen Wurzeln des fünften und sechsten Paares, und von andern Stellen aus dem grossen Gehirne [Spaltenumbruch]x, aus dem kleinen Gehirne y, und dem Rückenmarke z, her- komme, und daß er folglich in dem empfindenden Marke keinen gewißen und abgemeßnen Bezirk habe, aus welchem er sein Enstehen bekäme.
Wenn sich dieses nun so verhält, so kann man mit keiner Wahrscheinlichkeit, über die mehr zusammen- gesetzte Verrichtungen der Seele einen Ausspruch thun a,
und
qp. 332. &c.
rFehr. de absinth. p. 84.
sFehr. l. c.
tp. 188.
u Jener aus dreien, dieser vor- nämlich aus zween Anfängen.
x Aus dem sechsten p. 223.
y Aus dem fünften p. 214.
zp. 254. seqq.
a Das Empfinden an den ge- streiften Körpern, Schelhammer. analect. Sect. XIII.
H. Phisiol. 4. B. R r
VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
den Fehlern des Hinabſchlingens [Spaltenumbruch]q, eine Laͤhmung an der Zunge r, eine Fuͤhlloſigkeit an der einen Hand s, und dergleichen erfolgt.
Doch ich verlange nicht, daß man ſich auf dieſe Theorie zu viel verlaſſen ſolle. Es erweiſen es die Ver- ſuche nicht, daß der Bezirk des Sehens um den Seh- nerven herumliege, oder daß die Thoͤne bei dem Urſprunge des Gehoͤrnerven zuſammenſtoſſen; denn ſie lehren blos, daß ein ieder Nerve von einer beſondein Gegend ſeinen Vorrath von Empfindungs- und Vewegungskraft her be- komme, und daß er aufhoͤre, ſelbigen zu bekommen, wenn dieſer Theil in ſchlechten Umſtaͤnden iſt.
Es iſt ferner bekannt, daß iedes Nervenfaͤdenchen, vom Anfange bis zum Ende, von einander unterſchieden ſei, und daß alſo das Empfinden eines ieden Faͤdenchen, von allem Empfinden eines andern Faͤdenchen, rein zum Gehirn gelangen koͤnne t. Jch ſehe ferner, daß die Nerven eines und eben deſſelben Werkzeuges, als der Geruchs- und der Sehnerve, weit und breit aus verſchied- nen Bezirken des Gehirns entſpringen u; daß der Ribbennerve, der Beweger des Herzens, aus ſehr ver- ſchiedenen Wurzeln des fuͤnften und ſechſten Paares, und von andern Stellen aus dem groſſen Gehirne [Spaltenumbruch]x, aus dem kleinen Gehirne y, und dem Ruͤckenmarke z, her- komme, und daß er folglich in dem empfindenden Marke keinen gewißen und abgemeßnen Bezirk habe, aus welchem er ſein Enſtehen bekaͤme.
Wenn ſich dieſes nun ſo verhaͤlt, ſo kann man mit keiner Wahrſcheinlichkeit, uͤber die mehr zuſammen- geſetzte Verrichtungen der Seele einen Ausſpruch thun a,
und
qp. 332. &c.
rFehr. de abſinth. p. 84.
sFehr. l. c.
tp. 188.
u Jener aus dreien, dieſer vor- naͤmlich aus zween Anfaͤngen.
x Aus dem ſechſten p. 223.
y Aus dem fuͤnften p. 214.
zp. 254. ſeqq.
a Das Empfinden an den ge- ſtreiften Koͤrpern, Schelhammer. analect. Sect. XIII.
H. Phiſiol. 4. B. R r
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VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
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und dergleichen erfolgt.
Doch ich verlange nicht, daß man ſich auf dieſe
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ſuche nicht, daß der Bezirk des Sehens um den Seh-
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des Gehoͤrnerven zuſammenſtoſſen; denn ſie lehren blos,
daß ein ieder Nerve von einer beſondein Gegend ſeinen
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komme, und daß er aufhoͤre, ſelbigen zu bekommen,
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Es iſt ferner bekannt, daß iedes Nervenfaͤdenchen,
vom Anfange bis zum Ende, von einander unterſchieden
ſei, und daß alſo das Empfinden eines ieden Faͤdenchen,
von allem Empfinden eines andern Faͤdenchen, rein zum
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Nerven eines und eben deſſelben Werkzeuges, als der
Geruchs- und der Sehnerve, weit und breit aus verſchied-
nen Bezirken des Gehirns entſpringen u; daß der
Ribbennerve, der Beweger des Herzens, aus ſehr ver-
ſchiedenen Wurzeln des fuͤnften und ſechſten Paares, und
von andern Stellen aus dem groſſen Gehirne
x, aus
dem kleinen Gehirne y, und dem Ruͤckenmarke z, her-
komme, und daß er folglich in dem empfindenden Marke
keinen gewißen und abgemeßnen Bezirk habe, aus
welchem er ſein Enſtehen bekaͤme.
Wenn ſich dieſes nun ſo verhaͤlt, ſo kann man
mit keiner Wahrſcheinlichkeit, uͤber die mehr zuſammen-
geſetzte Verrichtungen der Seele einen Ausſpruch thun a,
und
q p. 332. &c.
r Fehr. de abſinth. p. 84.
s Fehr. l. c.
t p. 188.
u Jener aus dreien, dieſer vor-
naͤmlich aus zween Anfaͤngen.
x Aus dem ſechſten p. 223.
y Aus dem fuͤnften p. 214.
z p. 254. ſeqq.
a Das Empfinden an den ge-
ſtreiften Koͤrpern, Schelhammer.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/661>, abgerufen am 22.11.2024.
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