Daß die Seele in den Gehirnhäuten [Spaltenumbruch]l herrschen sollte, oder daß die Eindrücke der Sinnen zu den Ge- hirnsinus gelangen sollten m, ist viel weniger wahr- scheinlich.
§. 26. Ob die verschiedne Verrichtungen der Seele in verschiednen Bezirken geschehen.
Da die Nerven des Sehens, des Geruches, des Gehöres und noch andre Nerven aus verschiednen Ge- genden des Gehirns entspringen, und einige unter diesen Nerven aus ihren besondern und ansehnlichen Hügelchen herauskommen, so schien es wahrscheinlich zu sein, daß in diesen Gegenden und Erhabenheiten die Bilder des Sinnlichen, und die Spuren der Empfindung vornem- lich wohnen möchten, die ein ieder Nerve herbei zu füh- ren gewohnt war, und so würden in den Kammern der Sehnerven alle dieienigen Eindrücke beisammen bleiben, welche die Seele durch die Augen bekommen. Mit den übrigen Nerven habe es also einerlei Bewandniß. Und so würde in der Brücke n, welche viele Nerven hervor- bringt, auch zugleich der Versammlungsplatz von vielen Bewegungen und Empfindungen zu suchen sein.
Man könnte auch noch einige Versuche, oder Krank- heiten anführen, welche sich in gewissen Stellen des Ge- hirns geoffenbaret, und daher auch gewisse Empfindun- gen des Gehirns, oder einzig und allein gewisse Bewe- gungen verändert hätten. So ist nach dem Drucke des Sehnerven eine Blindheit o, von den Geschwülsten des Gehirns p, oder anderer Gebrechen eine Taubheit, von
den
l Die Alten bei dem Pollux. p. 261. und vor kurzem Gohlins.
mSwedborg p. 204.
n Das grosse Gehirn gehöre [Spaltenumbruch]
für das Gesichte, das kleine für das Gehör, Varolius.
op. 297.
pIbid. Boehmer. fasc. 11. obs. 3. praef.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Daß die Seele in den Gehirnhaͤuten [Spaltenumbruch]l herrſchen ſollte, oder daß die Eindruͤcke der Sinnen zu den Ge- hirnſinus gelangen ſollten m, iſt viel weniger wahr- ſcheinlich.
§. 26. Ob die verſchiedne Verrichtungen der Seele in verſchiednen Bezirken geſchehen.
Da die Nerven des Sehens, des Geruches, des Gehoͤres und noch andre Nerven aus verſchiednen Ge- genden des Gehirns entſpringen, und einige unter dieſen Nerven aus ihren beſondern und anſehnlichen Huͤgelchen herauskommen, ſo ſchien es wahrſcheinlich zu ſein, daß in dieſen Gegenden und Erhabenheiten die Bilder des Sinnlichen, und die Spuren der Empfindung vornem- lich wohnen moͤchten, die ein ieder Nerve herbei zu fuͤh- ren gewohnt war, und ſo wuͤrden in den Kammern der Sehnerven alle dieienigen Eindruͤcke beiſammen bleiben, welche die Seele durch die Augen bekommen. Mit den uͤbrigen Nerven habe es alſo einerlei Bewandniß. Und ſo wuͤrde in der Bruͤcke n, welche viele Nerven hervor- bringt, auch zugleich der Verſammlungsplatz von vielen Bewegungen und Empfindungen zu ſuchen ſein.
Man koͤnnte auch noch einige Verſuche, oder Krank- heiten anfuͤhren, welche ſich in gewiſſen Stellen des Ge- hirns geoffenbaret, und daher auch gewiſſe Empfindun- gen des Gehirns, oder einzig und allein gewiſſe Bewe- gungen veraͤndert haͤtten. So iſt nach dem Drucke des Sehnerven eine Blindheit o, von den Geſchwuͤlſten des Gehirns p, oder anderer Gebrechen eine Taubheit, von
den
l Die Alten bei dem Pollux. p. 261. und vor kurzem Gohlins.
mSwedborg p. 204.
n Das groſſe Gehirn gehoͤre [Spaltenumbruch]
fuͤr das Geſichte, das kleine fuͤr das Gehoͤr, Varolius.
op. 297.
pIbid. Boehmer. faſc. 11. obſ. 3. praef.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
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l herrſchen
ſollte, oder daß die Eindruͤcke der Sinnen zu den Ge-
hirnſinus gelangen ſollten m, iſt viel weniger wahr-
ſcheinlich.
§. 26.
Ob die verſchiedne Verrichtungen der Seele in
verſchiednen Bezirken geſchehen.
Da die Nerven des Sehens, des Geruches, des
Gehoͤres und noch andre Nerven aus verſchiednen Ge-
genden des Gehirns entſpringen, und einige unter dieſen
Nerven aus ihren beſondern und anſehnlichen Huͤgelchen
herauskommen, ſo ſchien es wahrſcheinlich zu ſein, daß
in dieſen Gegenden und Erhabenheiten die Bilder des
Sinnlichen, und die Spuren der Empfindung vornem-
lich wohnen moͤchten, die ein ieder Nerve herbei zu fuͤh-
ren gewohnt war, und ſo wuͤrden in den Kammern der
Sehnerven alle dieienigen Eindruͤcke beiſammen bleiben,
welche die Seele durch die Augen bekommen. Mit den
uͤbrigen Nerven habe es alſo einerlei Bewandniß. Und
ſo wuͤrde in der Bruͤcke n, welche viele Nerven hervor-
bringt, auch zugleich der Verſammlungsplatz von vielen
Bewegungen und Empfindungen zu ſuchen ſein.
Man koͤnnte auch noch einige Verſuche, oder Krank-
heiten anfuͤhren, welche ſich in gewiſſen Stellen des Ge-
hirns geoffenbaret, und daher auch gewiſſe Empfindun-
gen des Gehirns, oder einzig und allein gewiſſe Bewe-
gungen veraͤndert haͤtten. So iſt nach dem Drucke des
Sehnerven eine Blindheit o, von den Geſchwuͤlſten des
Gehirns p, oder anderer Gebrechen eine Taubheit, von
den
l Die Alten bei dem Pollux. p.
261. und vor kurzem Gohlins.
m Swedborg p. 204.
n Das groſſe Gehirn gehoͤre
fuͤr das Geſichte, das kleine fuͤr
das Gehoͤr, Varolius.
o p. 297.
p Ibid. Boehmer. faſc. 11. obſ. 3.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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