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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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I. Abschn. Der Muskelbau überhaupt.
viele andre Schriftsteller, sonderlich einige berümte
Männer unter den Meßkünstlern ein. J. Alphonsus
Borellus ist der erste, welcher daraus eine Reihe ma-
tematischer Rauten, die sich auf einer Linie vereinigen,
macht [Spaltenumbruch] m, und es folgen ihrer viele dieser Jdee n. A-
braham Kaauw läßt die Fasern durch ihre Qveerlinien
unterschieden werden o, und es vermuten einige unter
den berümtesten neuern Schriftstellern, daß ein Mus-
kelfäserchen von fächricher Beschaffenheit sei p.

Doch es scheint sich dieser Bau, welcher aus wech-
selweisen breiten und engen Stellen zusammen gesetzt ist,
nicht zur Einförmigkeit der Natur zu schicken, und es
hat derselbe gar nichts an sich, welches sich damit in dem
gesammten thierischen Körper reimen sollte, indem alle
Gefässe zu ihrem Durchschnitte entweder gleich grosse,
oder doch ordentlich auf einer Seite abnehmende Kreise
haben. Es hat auch Antonius Leeuwenhoeck nirgens
die Fasern bläßig abgezeichnet, und man muß diesem
Manne, wo er nicht seine besondre Hipotese hat, bei dem
Erfolge eines einfachen Versuches, allerdings Glauben
beimessen. Eben so hat W. G. Muys die Fäden,
mehrentheils cilindrisch q, und nur selten knotig gesehen.
Er hat zwar bisweilen die Fäserchen knotig gefunden, ich
weiß aber, daß ich dieselbigen ebenfalls, wenn ich gleich
nicht ihr äusserstes Ende angetroffen, dennoch so mit
Hülfe des Vergrösserungsglases befunden, und ich bin
gewiß, daß sie von einem Zufalle herrühren, von einem

Fehler
m p. 14. 113. 114. part. 1.
n Bellinus macht sie hol, und
läst über die Zwischenräume Queer-
fasern gehen discors. anat. p. 2. 32.
Wie in Glieder abgetheilte Fasern
beschreiben Bernoulli de motu musc.
n. 2. I. Astruv. Alex. Stuart. l. c.
p. 49. I. B. Mazinus instit. med.
mech. p. 186. Iac Keil de motu
musc. p.
131. Der berühmte Gott-
[Spaltenumbruch] sched
,
unsres berühmten Sprach-
kundigen Vater, in der geschrieb-
nen Dissert. de motu musculor.
F. Nicholls p. 5. G. E. Hamberger
physiolog. p.
599. der sie in die klein-
ste Hölgen geteilt.
o Impet. fac. n. 285.
p Geuns p. 8.
q p. 49.
H. Phisiol. 4. B. T t

I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt.
viele andre Schriftſteller, ſonderlich einige beruͤmte
Maͤnner unter den Meßkuͤnſtlern ein. J. Alphonſus
Borellus iſt der erſte, welcher daraus eine Reihe ma-
tematiſcher Rauten, die ſich auf einer Linie vereinigen,
macht [Spaltenumbruch] m, und es folgen ihrer viele dieſer Jdee n. A-
braham Kaauw laͤßt die Faſern durch ihre Qveerlinien
unterſchieden werden o, und es vermuten einige unter
den beruͤmteſten neuern Schriftſtellern, daß ein Mus-
kelfaͤſerchen von faͤchricher Beſchaffenheit ſei p.

Doch es ſcheint ſich dieſer Bau, welcher aus wech-
ſelweiſen breiten und engen Stellen zuſammen geſetzt iſt,
nicht zur Einfoͤrmigkeit der Natur zu ſchicken, und es
hat derſelbe gar nichts an ſich, welches ſich damit in dem
geſammten thieriſchen Koͤrper reimen ſollte, indem alle
Gefaͤſſe zu ihrem Durchſchnitte entweder gleich groſſe,
oder doch ordentlich auf einer Seite abnehmende Kreiſe
haben. Es hat auch Antonius Leeuwenhoeck nirgens
die Faſern blaͤßig abgezeichnet, und man muß dieſem
Manne, wo er nicht ſeine beſondre Hipoteſe hat, bei dem
Erfolge eines einfachen Verſuches, allerdings Glauben
beimeſſen. Eben ſo hat W. G. Muys die Faͤden,
mehrentheils cilindriſch q, und nur ſelten knotig geſehen.
Er hat zwar bisweilen die Faͤſerchen knotig gefunden, ich
weiß aber, daß ich dieſelbigen ebenfalls, wenn ich gleich
nicht ihr aͤuſſerſtes Ende angetroffen, dennoch ſo mit
Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes befunden, und ich bin
gewiß, daß ſie von einem Zufalle herruͤhren, von einem

Fehler
m p. 14. 113. 114. part. 1.
n Bellinus macht ſie hol, und
laͤſt uͤber die Zwiſchenraͤume Queer-
faſern gehen diſcorſ. anat. p. 2. 32.
Wie in Glieder abgetheilte Faſern
beſchreiben Bernoulli de motu muſc.
n. 2. I. Aſtruv. Alex. Stuart. l. c.
p. 49. I. B. Mazinus inſtit. med.
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muſc. p.
131. Der beruͤhmte Gott-
[Spaltenumbruch] ſched
,
unſres beruͤhmten Sprach-
kundigen Vater, in der geſchrieb-
nen Diſſert. de motu muſculor.
F. Nicholls p. 5. G. E. Hamberger
phyſiolog. p.
599. der ſie in die klein-
ſte Hoͤlgen geteilt.
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[657/0693] I. Abſchn. Der Muskelbau uͤberhaupt. viele andre Schriftſteller, ſonderlich einige beruͤmte Maͤnner unter den Meßkuͤnſtlern ein. J. Alphonſus Borellus iſt der erſte, welcher daraus eine Reihe ma- tematiſcher Rauten, die ſich auf einer Linie vereinigen, macht m, und es folgen ihrer viele dieſer Jdee n. A- braham Kaauw laͤßt die Faſern durch ihre Qveerlinien unterſchieden werden o, und es vermuten einige unter den beruͤmteſten neuern Schriftſtellern, daß ein Mus- kelfaͤſerchen von faͤchricher Beſchaffenheit ſei p. Doch es ſcheint ſich dieſer Bau, welcher aus wech- ſelweiſen breiten und engen Stellen zuſammen geſetzt iſt, nicht zur Einfoͤrmigkeit der Natur zu ſchicken, und es hat derſelbe gar nichts an ſich, welches ſich damit in dem geſammten thieriſchen Koͤrper reimen ſollte, indem alle Gefaͤſſe zu ihrem Durchſchnitte entweder gleich groſſe, oder doch ordentlich auf einer Seite abnehmende Kreiſe haben. Es hat auch Antonius Leeuwenhoeck nirgens die Faſern blaͤßig abgezeichnet, und man muß dieſem Manne, wo er nicht ſeine beſondre Hipoteſe hat, bei dem Erfolge eines einfachen Verſuches, allerdings Glauben beimeſſen. Eben ſo hat W. G. Muys die Faͤden, mehrentheils cilindriſch q, und nur ſelten knotig geſehen. Er hat zwar bisweilen die Faͤſerchen knotig gefunden, ich weiß aber, daß ich dieſelbigen ebenfalls, wenn ich gleich nicht ihr aͤuſſerſtes Ende angetroffen, dennoch ſo mit Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes befunden, und ich bin gewiß, daß ſie von einem Zufalle herruͤhren, von einem Fehler m p. 14. 113. 114. part. 1. n Bellinus macht ſie hol, und laͤſt uͤber die Zwiſchenraͤume Queer- faſern gehen diſcorſ. anat. p. 2. 32. Wie in Glieder abgetheilte Faſern beſchreiben Bernoulli de motu muſc. n. 2. I. Aſtruv. Alex. Stuart. l. c. p. 49. I. B. Mazinus inſtit. med. mech. p. 186. Iac Keil de motu muſc. p. 131. Der beruͤhmte Gott- ſched, unſres beruͤhmten Sprach- kundigen Vater, in der geſchrieb- nen Diſſert. de motu muſculor. F. Nicholls p. 5. G. E. Hamberger phyſiolog. p. 599. der ſie in die klein- ſte Hoͤlgen geteilt. o Impet. fac. n. 285. p Geuns p. 8. q p. 49. H. Phiſiol. 4. B. T t

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/693>, abgerufen am 21.11.2024.