Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Sehen. XVI. Buch.
ge nicht gelbe, wie auch gelbsüchtige Personen (a), die
Objecte nicht gelb sehen: Woferne jemals die Hornhaut
an gelbsüchtigen wirklich gelbe gewesen ist. Sie ist an
vielen Fischen gelblich, und gemeiniglich an neugebohrnen
Thieren röthlich. Jndessen läst sich doch zweifeln, daß
sie alles durch eine gelbe Linse, blas und die Farben un-
rein sehen sollten, so wie alte Personen (b) allezeit die
Farben der Dinge schwächer, und alle Dinge überhaupt
verworrener finden.

§. 12.
II. Es ist das Auge von allen Seiten ausser in
der Achse dunkel.

Es gehöret ferner eine vollkommene Camera obscura
dazu, wenn keine andere Strahlen ausgenommen auf den
Boden der Nezzhaut auswendig bei dem Eintritte des
Sehnervens fallen sollen. Wenigstens hat die Natur im
Menschen, in den Vögeln (c), Fischen, im Schwein und
Haasen unter den vierfüßigen Thieren, alle Grenzen der
Seitencrystallinse mit grossem Fleisse, mit einer schwarzen
Farbe ausgefült, und die ganze inwendige Fläche der ruy-
sischen
Haut betuscht (c*), damit nicht einige Strahlen

die
(a) [Spaltenumbruch] Sehen gelb CASSIUS n. 79.
SUIDUS III. p.
690 und von sich
selbst PHARTON Arzt aus der
Kaiserl- Akademie FEHR de absinth.
p. 130. HOFMANN med. syst. T.
IV. P. IV. p.
353. Von gelber Linse
NOLLET Lecons de phys. T. V.
p. 505. & PORTERFIELD I. pag.

354. läugnet es, aus eigner Erfah-
rung FEHR l. c. Es leugnete COL-
LADO advers. p. 313 &. ENTIUS
oper. p. 605 &c.
und SAUVAGES
de suffus. p.
21. daß es selten sei
MAUCHARTUS. Weder ich habe
davon Exempel gesehen, noch ILL
WERLHOFIUS,
noch auch MOR-
GAG. sed et caus. morb. T. II.
p.
75. ob er gleich aus andern Au-
[Spaltenumbruch] toren Exempel anführt. Durch Ge-
wohnheit, sagen sie verliert die See-
le, die Empfindung einer nicht na-
türlichen Farbe. la HIRE l. c. p.
539 SAUVAHES l. c.
doch man
braucht nicht das Argument von
der Empfindung der grünen Farbe
herzunehmen, so man durch ein
grün Glaß sieht, und allmälig matt
wird. Denn die gelbe Sucht färbt
blos einige Gefässe der adnata.
die ganz zart vor der Hornhaut
herum krichen, und es ist also die-
se gelbe Farbe sehr verdünnet.
(b) S YVES p. 267.
(c) Du HAMEL l. c. L. II. c. 5.
(c*) De FIEU physiol. p. 751.

Das Sehen. XVI. Buch.
ge nicht gelbe, wie auch gelbſuͤchtige Perſonen (a), die
Objecte nicht gelb ſehen: Woferne jemals die Hornhaut
an gelbſuͤchtigen wirklich gelbe geweſen iſt. Sie iſt an
vielen Fiſchen gelblich, und gemeiniglich an neugebohrnen
Thieren roͤthlich. Jndeſſen laͤſt ſich doch zweifeln, daß
ſie alles durch eine gelbe Linſe, blas und die Farben un-
rein ſehen ſollten, ſo wie alte Perſonen (b) allezeit die
Farben der Dinge ſchwaͤcher, und alle Dinge uͤberhaupt
verworrener finden.

§. 12.
II. Es iſt das Auge von allen Seiten auſſer in
der Achſe dunkel.

Es gehoͤret ferner eine vollkommene Camera obſcura
dazu, wenn keine andere Strahlen ausgenommen auf den
Boden der Nezzhaut auswendig bei dem Eintritte des
Sehnervens fallen ſollen. Wenigſtens hat die Natur im
Menſchen, in den Voͤgeln (c), Fiſchen, im Schwein und
Haaſen unter den vierfuͤßigen Thieren, alle Grenzen der
Seitencryſtallinſe mit groſſem Fleiſſe, mit einer ſchwarzen
Farbe ausgefuͤlt, und die ganze inwendige Flaͤche der ruy-
ſiſchen
Haut betuſcht (c*), damit nicht einige Strahlen

die
(a) [Spaltenumbruch] Sehen gelb CASSIUS n. 79.
SUIDUS III. p.
690 und von ſich
ſelbſt PHARTON Arzt aus der
Kaiſerl- Akademie FEHR de abſinth.
p. 130. HOFMANN med. ſyſt. T.
IV. P. IV. p.
353. Von gelber Linſe
NOLLET Leçons de phyſ. T. V.
p. 505. & PORTERFIELD I. pag.

354. laͤugnet es, aus eigner Erfah-
rung FEHR l. c. Es leugnete COL-
LADO adverſ. p. 313 &. ENTIUS
oper. p. 605 &c.
und SAUVAGES
de ſuffuſ. p.
21. daß es ſelten ſei
MAUCHARTUS. Weder ich habe
davon Exempel geſehen, noch ILL
WERLHOFIUS,
noch auch MOR-
GAG. ſed et cauſ. morb. T. II.
p.
75. ob er gleich aus andern Au-
[Spaltenumbruch] toren Exempel anfuͤhrt. Durch Ge-
wohnheit, ſagen ſie verliert die See-
le, die Empfindung einer nicht na-
tuͤrlichen Farbe. la HIRE l. c. p.
539 SAUVAHES l. c.
doch man
braucht nicht das Argument von
der Empfindung der gruͤnen Farbe
herzunehmen, ſo man durch ein
gruͤn Glaß ſieht, und allmaͤlig matt
wird. Denn die gelbe Sucht faͤrbt
blos einige Gefaͤſſe der adnata.
die ganz zart vor der Hornhaut
herum krichen, und es iſt alſo die-
ſe gelbe Farbe ſehr verduͤnnet.
(b) S YVES p. 267.
(c) Du HAMEL l. c. L. II. c. 5.
(c*) De FIEU phyſiol. p. 751.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1000" n="982"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Sehen. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ge nicht gelbe, wie auch gelb&#x017F;u&#x0364;chtige Per&#x017F;onen <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Sehen gelb <hi rendition="#aq">CASSIUS n. 79.<lb/>
SUIDUS III. p.</hi> 690 und von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">PHARTON</hi> Arzt aus der<lb/>
Kai&#x017F;erl- Akademie <hi rendition="#aq">FEHR de ab&#x017F;inth.<lb/>
p. 130. HOFMANN med. &#x017F;y&#x017F;t. T.<lb/>
IV. P. IV. p.</hi> 353. Von gelber Lin&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">NOLLET Leçons de phy&#x017F;. T. V.<lb/>
p. 505. &amp; PORTERFIELD I. pag.</hi><lb/>
354. la&#x0364;ugnet es, aus eigner Erfah-<lb/>
rung <hi rendition="#aq">FEHR l. c.</hi> Es leugnete <hi rendition="#aq">COL-<lb/>
LADO adver&#x017F;. p. 313 &amp;. ENTIUS<lb/>
oper. p. 605 &amp;c.</hi> und <hi rendition="#aq">SAUVAGES<lb/>
de &#x017F;uffu&#x017F;. p.</hi> 21. daß es &#x017F;elten &#x017F;ei<lb/><hi rendition="#aq">MAUCHARTUS.</hi> Weder ich habe<lb/>
davon Exempel ge&#x017F;ehen, noch <hi rendition="#aq">ILL<lb/>
WERLHOFIUS,</hi> noch auch <hi rendition="#aq">MOR-<lb/>
GAG. &#x017F;ed et cau&#x017F;. morb. T. II.<lb/>
p.</hi> 75. ob er gleich aus andern Au-<lb/><cb/>
toren Exempel anfu&#x0364;hrt. Durch Ge-<lb/>
wohnheit, &#x017F;agen &#x017F;ie verliert die See-<lb/>
le, die Empfindung einer nicht na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Farbe. <hi rendition="#aq">la HIRE l. c. p.<lb/>
539 SAUVAHES l. c.</hi> doch man<lb/>
braucht nicht das Argument von<lb/>
der Empfindung der gru&#x0364;nen Farbe<lb/>
herzunehmen, &#x017F;o man durch ein<lb/>
gru&#x0364;n Glaß &#x017F;ieht, und allma&#x0364;lig matt<lb/>
wird. Denn die gelbe Sucht fa&#x0364;rbt<lb/>
blos einige Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der <hi rendition="#aq">adnata.</hi><lb/>
die ganz zart vor der Hornhaut<lb/>
herum krichen, und es i&#x017F;t al&#x017F;o die-<lb/>
&#x017F;e gelbe Farbe &#x017F;ehr verdu&#x0364;nnet.</note>, die<lb/>
Objecte nicht gelb &#x017F;ehen: Woferne jemals die Hornhaut<lb/>
an gelb&#x017F;u&#x0364;chtigen wirklich gelbe gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Sie i&#x017F;t an<lb/>
vielen Fi&#x017F;chen gelblich, und gemeiniglich an neugebohrnen<lb/>
Thieren ro&#x0364;thlich. Jnde&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich doch zweifeln, daß<lb/>
&#x017F;ie alles durch eine gelbe Lin&#x017F;e, blas und die Farben un-<lb/>
rein &#x017F;ehen &#x017F;ollten, &#x017F;o wie alte Per&#x017F;onen <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">S YVES p.</hi> 267.</note> allezeit die<lb/>
Farben der Dinge &#x017F;chwa&#x0364;cher, und alle Dinge u&#x0364;berhaupt<lb/>
verworrener finden.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Es i&#x017F;t das Auge von allen Seiten au&#x017F;&#x017F;er in<lb/>
der Ach&#x017F;e dunkel.</hi> </head><lb/>
              <p>Es geho&#x0364;ret ferner eine vollkommene Camera ob&#x017F;cura<lb/>
dazu, wenn keine andere Strahlen ausgenommen auf den<lb/>
Boden der Nezzhaut auswendig bei dem Eintritte des<lb/>
Sehnervens fallen &#x017F;ollen. Wenig&#x017F;tens hat die Natur im<lb/>
Men&#x017F;chen, in den Vo&#x0364;geln <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Du HAMEL l. c. L. II. c.</hi> 5.</note>, Fi&#x017F;chen, im Schwein und<lb/>
Haa&#x017F;en unter den vierfu&#x0364;ßigen Thieren, alle Grenzen der<lb/>
Seitencry&#x017F;tallin&#x017F;e mit gro&#x017F;&#x017F;em Flei&#x017F;&#x017F;e, mit einer &#x017F;chwarzen<lb/>
Farbe ausgefu&#x0364;lt, und die ganze inwendige Fla&#x0364;che der <hi rendition="#fr">ruy-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen</hi> Haut betu&#x017F;cht <note place="foot" n="(c*)"><hi rendition="#aq">De FIEU phy&#x017F;iol. p.</hi> 751.</note>, damit nicht einige Strahlen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[982/1000] Das Sehen. XVI. Buch. ge nicht gelbe, wie auch gelbſuͤchtige Perſonen (a), die Objecte nicht gelb ſehen: Woferne jemals die Hornhaut an gelbſuͤchtigen wirklich gelbe geweſen iſt. Sie iſt an vielen Fiſchen gelblich, und gemeiniglich an neugebohrnen Thieren roͤthlich. Jndeſſen laͤſt ſich doch zweifeln, daß ſie alles durch eine gelbe Linſe, blas und die Farben un- rein ſehen ſollten, ſo wie alte Perſonen (b) allezeit die Farben der Dinge ſchwaͤcher, und alle Dinge uͤberhaupt verworrener finden. §. 12. II. Es iſt das Auge von allen Seiten auſſer in der Achſe dunkel. Es gehoͤret ferner eine vollkommene Camera obſcura dazu, wenn keine andere Strahlen ausgenommen auf den Boden der Nezzhaut auswendig bei dem Eintritte des Sehnervens fallen ſollen. Wenigſtens hat die Natur im Menſchen, in den Voͤgeln (c), Fiſchen, im Schwein und Haaſen unter den vierfuͤßigen Thieren, alle Grenzen der Seitencryſtallinſe mit groſſem Fleiſſe, mit einer ſchwarzen Farbe ausgefuͤlt, und die ganze inwendige Flaͤche der ruy- ſiſchen Haut betuſcht (c*), damit nicht einige Strahlen die (a) Sehen gelb CASSIUS n. 79. SUIDUS III. p. 690 und von ſich ſelbſt PHARTON Arzt aus der Kaiſerl- Akademie FEHR de abſinth. p. 130. HOFMANN med. ſyſt. T. IV. P. IV. p. 353. Von gelber Linſe NOLLET Leçons de phyſ. T. V. p. 505. & PORTERFIELD I. pag. 354. laͤugnet es, aus eigner Erfah- rung FEHR l. c. Es leugnete COL- LADO adverſ. p. 313 &. ENTIUS oper. p. 605 &c. und SAUVAGES de ſuffuſ. p. 21. daß es ſelten ſei MAUCHARTUS. Weder ich habe davon Exempel geſehen, noch ILL WERLHOFIUS, noch auch MOR- GAG. ſed et cauſ. morb. T. II. p. 75. ob er gleich aus andern Au- toren Exempel anfuͤhrt. Durch Ge- wohnheit, ſagen ſie verliert die See- le, die Empfindung einer nicht na- tuͤrlichen Farbe. la HIRE l. c. p. 539 SAUVAHES l. c. doch man braucht nicht das Argument von der Empfindung der gruͤnen Farbe herzunehmen, ſo man durch ein gruͤn Glaß ſieht, und allmaͤlig matt wird. Denn die gelbe Sucht faͤrbt blos einige Gefaͤſſe der adnata. die ganz zart vor der Hornhaut herum krichen, und es iſt alſo die- ſe gelbe Farbe ſehr verduͤnnet. (b) S YVES p. 267. (c) Du HAMEL l. c. L. II. c. 5. (c*) De FIEU phyſiol. p. 751.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1000
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1000>, abgerufen am 22.11.2024.