Dahingegen will der berühmte Moulins, daß die Crystallinse von ihren Bändern gegen die Linse gezogen werde, und daß auf solche Art, der Büschel der Strah- len kürzer werde (l).
Sie sagen, daß der Kamm in den Vögeln (m), wel- cher im Glaßkörper verborgen liegt, offenbar die Linse ge- gen die Nezzhaut herbei ziehe, und daß er sie zugleich ein- wärts ziehe (n), wenn das Thier auf der Seite siehet, damit das Auge die grade vor sich liegende Gegenstände besser sehen möge: es sei dieses endlich ein würklicher Mus- kel (o), und sie behaupten ihn auch als einen solchen.
Scheiner(p) und Carthesius(q) haben wieder eine andere Theorie davon gehabt. Sie wollen nemlich, daß das Auge, wenn sich das Sternbändchen zusammen zieht, geschikkter gemacht werde, nahe Dinge zu sehen: Doch aber so, daß die Crystallinse convexer würde, und diese Veränderung hat auch Scheiner durch einen Versuch bestätiget, und viele Nachfolger gehabt (r): so daß über- haupt Bidloo(s) versichert, daß man diese Verände- rung in der Figur, an den Vögeln, so gar mit Augen sehen könne.
Hier haben wieder andere grade das Gegentheil be- hauptet, und sie lassen die Linse lieber von eben diesen Fort- säzzen flächer gemacht werden, und dieses war die Hipo- these des P. A. Molinetti(u), anderer und vor kurzem des Santoriers Meinung, welcher so gar die Spuren
der
(l)[Spaltenumbruch]MOULINS p. 51.
(m)Iourn. des savans 1699. n. 5. DERHAM physic. thcol. p. 105.
(n)Iourn. des sav. PORTER- FIELD II. p. 276.
(o)PORTERFIELD I. p. 248. 249.
(p)Dioptric. c. 3. de hom. p. 78.
(q) Diese Bänder können die Linse conglobare p. 163. 201.
(r)GREW Cosmolog. facr. COLLINS pag. 906. BIDLOO de [Spaltenumbruch]
oculis p. 30. HEUCHER oper. p. p. 528. gemeiniglich verbinden die Neuern die Augenveränderung mit der vorigen Betrachtung DER- HAM p. 101. GORTER Chir. pag. 1032. le CAT p. 960. 967.
(s)ibid.
(u)p. 147. BRISSEAU p. 77. PHELIPEAUX apud STENO- NIUM Can. carchar. diss. p. 82. WINTRINGHAM p. 30. S' GRA- VEZANDE n. 3094 MUSSCHEN- BROECK n. 1212.
S s s 4
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
Dahingegen will der beruͤhmte Moulins, daß die Cryſtallinſe von ihren Baͤndern gegen die Linſe gezogen werde, und daß auf ſolche Art, der Buͤſchel der Strah- len kuͤrzer werde (l).
Sie ſagen, daß der Kamm in den Voͤgeln (m), wel- cher im Glaßkoͤrper verborgen liegt, offenbar die Linſe ge- gen die Nezzhaut herbei ziehe, und daß er ſie zugleich ein- waͤrts ziehe (n), wenn das Thier auf der Seite ſiehet, damit das Auge die grade vor ſich liegende Gegenſtaͤnde beſſer ſehen moͤge: es ſei dieſes endlich ein wuͤrklicher Muſ- kel (o), und ſie behaupten ihn auch als einen ſolchen.
Scheiner(p) und Cartheſius(q) haben wieder eine andere Theorie davon gehabt. Sie wollen nemlich, daß das Auge, wenn ſich das Sternbaͤndchen zuſammen zieht, geſchikkter gemacht werde, nahe Dinge zu ſehen: Doch aber ſo, daß die Cryſtallinſe convexer wuͤrde, und dieſe Veraͤnderung hat auch Scheiner durch einen Verſuch beſtaͤtiget, und viele Nachfolger gehabt (r): ſo daß uͤber- haupt Bidloo(s) verſichert, daß man dieſe Veraͤnde- rung in der Figur, an den Voͤgeln, ſo gar mit Augen ſehen koͤnne.
Hier haben wieder andere grade das Gegentheil be- hauptet, und ſie laſſen die Linſe lieber von eben dieſen Fort- ſaͤzzen flaͤcher gemacht werden, und dieſes war die Hipo- theſe des P. A. Molinetti(u), anderer und vor kurzem des Santoriers Meinung, welcher ſo gar die Spuren
der
(l)[Spaltenumbruch]MOULINS p. 51.
(m)Iourn. des ſavans 1699. n. 5. DERHAM phyſic. thcol. p. 105.
(n)Iourn. des ſav. PORTER- FIELD II. p. 276.
(o)PORTERFIELD I. p. 248. 249.
(p)Dioptric. c. 3. de hom. p. 78.
(q) Dieſe Baͤnder koͤnnen die Linſe conglobare p. 163. 201.
(r)GREW Cosmolog. facr. COLLINS pag. 906. BIDLOO de [Spaltenumbruch]
oculis p. 30. HEUCHER oper. p. p. 528. gemeiniglich verbinden die Neuern die Augenveraͤnderung mit der vorigen Betrachtung DER- HAM p. 101. GORTER Chir. pag. 1032. le CAT p. 960. 967.
(s)ibid.
(u)p. 147. BRISSEAU p. 77. PHELIPEAUX apud STENO- NIUM Can. carchar. diſſ. p. 82. WINTRINGHAM p. 30. S’ GRA- VEZANDE n. 3094 MUSSCHEN- BROECK n. 1212.
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IV. Abſchnitt. Das Sehen.
Dahingegen will der beruͤhmte Moulins, daß die
Cryſtallinſe von ihren Baͤndern gegen die Linſe gezogen
werde, und daß auf ſolche Art, der Buͤſchel der Strah-
len kuͤrzer werde (l).
Sie ſagen, daß der Kamm in den Voͤgeln (m), wel-
cher im Glaßkoͤrper verborgen liegt, offenbar die Linſe ge-
gen die Nezzhaut herbei ziehe, und daß er ſie zugleich ein-
waͤrts ziehe (n), wenn das Thier auf der Seite ſiehet,
damit das Auge die grade vor ſich liegende Gegenſtaͤnde
beſſer ſehen moͤge: es ſei dieſes endlich ein wuͤrklicher Muſ-
kel (o), und ſie behaupten ihn auch als einen ſolchen.
Scheiner (p) und Cartheſius (q) haben wieder eine
andere Theorie davon gehabt. Sie wollen nemlich, daß
das Auge, wenn ſich das Sternbaͤndchen zuſammen zieht,
geſchikkter gemacht werde, nahe Dinge zu ſehen: Doch
aber ſo, daß die Cryſtallinſe convexer wuͤrde, und dieſe
Veraͤnderung hat auch Scheiner durch einen Verſuch
beſtaͤtiget, und viele Nachfolger gehabt (r): ſo daß uͤber-
haupt Bidloo (s) verſichert, daß man dieſe Veraͤnde-
rung in der Figur, an den Voͤgeln, ſo gar mit Augen
ſehen koͤnne.
Hier haben wieder andere grade das Gegentheil be-
hauptet, und ſie laſſen die Linſe lieber von eben dieſen Fort-
ſaͤzzen flaͤcher gemacht werden, und dieſes war die Hipo-
theſe des P. A. Molinetti (u), anderer und vor kurzem
des Santoriers Meinung, welcher ſo gar die Spuren
der
(l)
MOULINS p. 51.
(m) Iourn. des ſavans 1699. n.
5. DERHAM phyſic. thcol. p. 105.
(n) Iourn. des ſav. PORTER-
FIELD II. p. 276.
(o) PORTERFIELD I. p. 248.
249.
(p) Dioptric. c. 3. de hom. p.
78.
(q) Dieſe Baͤnder koͤnnen die
Linſe conglobare p. 163. 201.
(r) GREW Cosmolog. facr.
COLLINS pag. 906. BIDLOO de
oculis p. 30. HEUCHER oper. p.
p. 528. gemeiniglich verbinden die
Neuern die Augenveraͤnderung mit
der vorigen Betrachtung DER-
HAM p. 101. GORTER Chir. pag.
1032. le CAT p. 960. 967.
(s) ibid.
(u) p. 147. BRISSEAU p. 77.
PHELIPEAUX apud STENO-
NIUM Can. carchar. diſſ. p. 82.
WINTRINGHAM p. 30. S’ GRA-
VEZANDE n. 3094 MUSSCHEN-
BROECK n. 1212.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1015. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1033>, abgerufen am 22.11.2024.
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