Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Thierische Bewegung. XI. Buch.
helfen (q). Daher kömmt es, daß ein Muskel, nachdem
er lang ist, in jeder Faser, vierzig bis sechszig Bläsgen
enthält, und daß von der angestrengten Kraft nur der
vierzigste oder sechzigste Theil die Last aufhebt, ferner, daß
man die aufgewandte Kraft des ganzen Muskels, wie
wir sie bisher erläutert haben, um vierzig (r), bis sech-
zigmal grösser annehmen müsse, um dieselbe vollständig
zu erhalten. Und davon rührt es nun her, daß man
an dem Deltamuskel die Stärke von 61600 (s), oder
71600 (t) bis 698286 (u) Pfunden gefunden haben will.

Doch es bestehen die Muskelfasern so wenig aus Bläs-
gen, als sie nach einem Zirkelschnitte ausgedehnt wirken,
und man braucht also auch nicht anzunehmen, daß blos
der vierzigste oder hunderte Theil eines Muskels die Last
aufhebe.

Die Versuche lehren es nämlich, daß Fasern blos
von einer etwas heftigern Anstrengung der Muskeln zer-
reissen (x) oder auch von einem geringen angehängten Ge-
wichte entzwei gehen (y), daher es denn gar nicht war-
scheinlich ist, daß sie ohne Zerreissen auf irgend eine Art
den Widerstand von 70000 Pfunden überwinden kön-
nen (z), indem die Geschwindigkeit der Wirkung solches
noch mehr befördern, als aufhalten würde.

§. 34.
Das Maas der Muskelkräfte.

Wir erlernen aus dem bisher beigebrachten (a),
daß man die aufgewandte Kräfte eines Muskels, nach

den
(q) [Spaltenumbruch] STURM p. 130.
(r) propos. 124.
(s) Ibid.
(t) STURM p. 131. SEGN.
716800. p.
112.
(u) TOBOR p. 195.
(x) MEAD of poisons p. 136.
An einem Wasserscheuen. Ein
[Spaltenumbruch] Beispiel giebt auch CHESELDEN
p.
207.
(y) BERTIER loc. c. p. 292.
(z) BIRCH. T. IV. pag. 140.
(a) Comment. BOERH. T. III.
pag. 452. 453. SCHREIBER
almagest. p.
166.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
helfen (q). Daher koͤmmt es, daß ein Muſkel, nachdem
er lang iſt, in jeder Faſer, vierzig bis ſechszig Blaͤsgen
enthaͤlt, und daß von der angeſtrengten Kraft nur der
vierzigſte oder ſechzigſte Theil die Laſt aufhebt, ferner, daß
man die aufgewandte Kraft des ganzen Muſkels, wie
wir ſie bisher erlaͤutert haben, um vierzig (r), bis ſech-
zigmal groͤſſer annehmen muͤſſe, um dieſelbe vollſtaͤndig
zu erhalten. Und davon ruͤhrt es nun her, daß man
an dem Deltamuſkel die Staͤrke von 61600 (s), oder
71600 (t) bis 698286 (u) Pfunden gefunden haben will.

Doch es beſtehen die Muſkelfaſern ſo wenig aus Blaͤs-
gen, als ſie nach einem Zirkelſchnitte ausgedehnt wirken,
und man braucht alſo auch nicht anzunehmen, daß blos
der vierzigſte oder hunderte Theil eines Muſkels die Laſt
aufhebe.

Die Verſuche lehren es naͤmlich, daß Faſern blos
von einer etwas heftigern Anſtrengung der Muſkeln zer-
reiſſen (x) oder auch von einem geringen angehaͤngten Ge-
wichte entzwei gehen (y), daher es denn gar nicht war-
ſcheinlich iſt, daß ſie ohne Zerreiſſen auf irgend eine Art
den Widerſtand von 70000 Pfunden uͤberwinden koͤn-
nen (z), indem die Geſchwindigkeit der Wirkung ſolches
noch mehr befoͤrdern, als aufhalten wuͤrde.

§. 34.
Das Maas der Muſkelkraͤfte.

Wir erlernen aus dem bisher beigebrachten (a),
daß man die aufgewandte Kraͤfte eines Muſkels, nach

den
(q) [Spaltenumbruch] STURM p. 130.
(r) propoſ. 124.
(s) Ibid.
(t) STURM p. 131. SEGN.
716800. p.
112.
(u) TOBOR p. 195.
(x) MEAD of poiſons p. 136.
An einem Waſſerſcheuen. Ein
[Spaltenumbruch] Beiſpiel giebt auch CHESELDEN
p.
207.
(y) BERTIER loc. c. p. 292.
(z) BIRCH. T. IV. pag. 140.
(a) Comment. BOERH. T. III.
pag. 452. 453. SCHREIBER
almageſt. p.
166.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0108" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Thieri&#x017F;che Bewegung. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
helfen <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STURM</hi> p.</hi> 130.</note>. Daher ko&#x0364;mmt es, daß ein Mu&#x017F;kel, nachdem<lb/>
er lang i&#x017F;t, in jeder Fa&#x017F;er, vierzig bis &#x017F;echszig Bla&#x0364;sgen<lb/>
entha&#x0364;lt, und daß von der ange&#x017F;trengten Kraft nur der<lb/>
vierzig&#x017F;te oder &#x017F;echzig&#x017F;te Theil die La&#x017F;t aufhebt, ferner, daß<lb/>
man die aufgewandte Kraft des ganzen Mu&#x017F;kels, wie<lb/>
wir &#x017F;ie bisher erla&#x0364;utert haben, um vierzig <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">propo&#x017F;.</hi> 124.</note>, bis &#x017F;ech-<lb/>
zigmal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er annehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um die&#x017F;elbe voll&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
zu erhalten. Und davon ru&#x0364;hrt es nun her, daß man<lb/>
an dem Deltamu&#x017F;kel die Sta&#x0364;rke von 61600 <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>, oder<lb/>
71600 <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STURM</hi> p. 131. <hi rendition="#g">SEGN.</hi><lb/>
716800. p.</hi> 112.</note> bis 698286 <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">TOBOR</hi> p.</hi> 195.</note> Pfunden gefunden haben will.</p><lb/>
          <p>Doch es be&#x017F;tehen die Mu&#x017F;kelfa&#x017F;ern &#x017F;o wenig aus Bla&#x0364;s-<lb/>
gen, als &#x017F;ie nach einem Zirkel&#x017F;chnitte ausgedehnt wirken,<lb/>
und man braucht al&#x017F;o auch nicht anzunehmen, daß blos<lb/>
der vierzig&#x017F;te oder hunderte Theil eines Mu&#x017F;kels die La&#x017F;t<lb/>
aufhebe.</p><lb/>
          <p>Die Ver&#x017F;uche lehren es na&#x0364;mlich, daß Fa&#x017F;ern blos<lb/>
von einer etwas heftigern An&#x017F;trengung der Mu&#x017F;keln zer-<lb/>
rei&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MEAD</hi> of poi&#x017F;ons p.</hi> 136.<lb/>
An einem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;cheuen. Ein<lb/><cb/>
Bei&#x017F;piel giebt auch <hi rendition="#aq">CHESELDEN<lb/>
p.</hi> 207.</note> oder auch von einem geringen angeha&#x0364;ngten Ge-<lb/>
wichte entzwei gehen <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BERTIER</hi> loc. c. p.</hi> 292.</note>, daher es denn gar nicht war-<lb/>
&#x017F;cheinlich i&#x017F;t, daß &#x017F;ie ohne Zerrei&#x017F;&#x017F;en auf irgend eine Art<lb/>
den Wider&#x017F;tand von 70000 Pfunden u&#x0364;berwinden ko&#x0364;n-<lb/>
nen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BIRCH.</hi> T. IV. pag.</hi> 140.</note>, indem die Ge&#x017F;chwindigkeit der Wirkung &#x017F;olches<lb/>
noch mehr befo&#x0364;rdern, als aufhalten wu&#x0364;rde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 34.<lb/>
Das Maas der Mu&#x017F;kelkra&#x0364;fte.</head><lb/>
          <p>Wir erlernen aus dem bisher beigebrachten <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Comment. BOERH. T. III.<lb/>
pag. 452. 453. <hi rendition="#g">SCHREIBER</hi><lb/>
almage&#x017F;t. p.</hi> 166.</note>,<lb/>
daß man die aufgewandte Kra&#x0364;fte eines Mu&#x017F;kels, nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0108] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. helfen (q). Daher koͤmmt es, daß ein Muſkel, nachdem er lang iſt, in jeder Faſer, vierzig bis ſechszig Blaͤsgen enthaͤlt, und daß von der angeſtrengten Kraft nur der vierzigſte oder ſechzigſte Theil die Laſt aufhebt, ferner, daß man die aufgewandte Kraft des ganzen Muſkels, wie wir ſie bisher erlaͤutert haben, um vierzig (r), bis ſech- zigmal groͤſſer annehmen muͤſſe, um dieſelbe vollſtaͤndig zu erhalten. Und davon ruͤhrt es nun her, daß man an dem Deltamuſkel die Staͤrke von 61600 (s), oder 71600 (t) bis 698286 (u) Pfunden gefunden haben will. Doch es beſtehen die Muſkelfaſern ſo wenig aus Blaͤs- gen, als ſie nach einem Zirkelſchnitte ausgedehnt wirken, und man braucht alſo auch nicht anzunehmen, daß blos der vierzigſte oder hunderte Theil eines Muſkels die Laſt aufhebe. Die Verſuche lehren es naͤmlich, daß Faſern blos von einer etwas heftigern Anſtrengung der Muſkeln zer- reiſſen (x) oder auch von einem geringen angehaͤngten Ge- wichte entzwei gehen (y), daher es denn gar nicht war- ſcheinlich iſt, daß ſie ohne Zerreiſſen auf irgend eine Art den Widerſtand von 70000 Pfunden uͤberwinden koͤn- nen (z), indem die Geſchwindigkeit der Wirkung ſolches noch mehr befoͤrdern, als aufhalten wuͤrde. §. 34. Das Maas der Muſkelkraͤfte. Wir erlernen aus dem bisher beigebrachten (a), daß man die aufgewandte Kraͤfte eines Muſkels, nach den (q) STURM p. 130. (r) propoſ. 124. (s) Ibid. (t) STURM p. 131. SEGN. 716800. p. 112. (u) TOBOR p. 195. (x) MEAD of poiſons p. 136. An einem Waſſerſcheuen. Ein Beiſpiel giebt auch CHESELDEN p. 207. (y) BERTIER loc. c. p. 292. (z) BIRCH. T. IV. pag. 140. (a) Comment. BOERH. T. III. pag. 452. 453. SCHREIBER almageſt. p. 166.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/108
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/108>, abgerufen am 21.11.2024.