Nach dem Naturgesezze bringt die Arbeit, welche wachende Personen verrichten, den Schlaf hervor, und es verhält sich beinahe die Nothwendigkeit zu schlafen, wie die Geschäftigkeit am Tage. Daher fliehet dieser süsse Palsam die Palläste der müßigen Grossen, und bethauet die Hütte der Landleute. Daher geniessen Kinder, die immer munter sind, eine leichte und sanfte Ruhe. Und davon rührt der unwiderstehliche Trieb zum Schlafe her, indem dieses eine der vornehmsten Ursachen mit war, wa- rum die tapfern Engländer, die man in eins weg allar- mirte, das Fort S. Philipp nicht länger beschüzzen konn- ten (d*), da sie kaum mehr das Gewehr halten konnten, Saldaten unter dem Donner des schweren Geschüzzes (e) schläfrig werden, und die Elenden, welche die Officiers vom Schlafe abhielten (f), nachdem sie lange, einmal wie- der zu schlafen, Verlangen getragen, endlich mitten un- ter den Schlägen einschliefen. Auf ein dreitägiges Tan- zen folgte ein Schlaf von vier Tagen (g). Ein verloh- ren gegangenes Mädchen, welches man sieben Tage dar- auf wieder fand, hatte die ganze Zeit über geschlafen, wie ich glaube vor Ermüdung (h). Vom langen Wachen er- folgte eine Schlafsucht (i). Unter die stärksten Entkräf- tungen gehört der Schlaf auf die Tortur (k), welcher fast tödtlich ist (l).
Die zwote Ursache zum Schlafe, die aber etwas we- niger wirksam ist, aber doch das ganze thierische Reich angeht (m), ist das Essen, indem ein wohlgefütterter
Polipe
(d*)[Spaltenumbruch]Lond. Magaz. 1757. p. 541.
(e)BOERHAAVE morb. nerv. p. 644.
(f)FRIKE Ostind. Reisebesch. p. 99.
(g)SCHNEIDER de Catarrh III. p. 475. SALMUTH III. n. 66.
(h)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs. 68.
(i)AMAT Cent. I. Cur. 9.
(k)LABAT Voy. d'Ital. T. VII. p. 5. SCLAMOVIUS ad HORST Ep. p. 415.
(l)LABAT l. c.
(m)LISTER humor. p. 145.
III. Abſchnitt. Der Schlaf.
§. 4 Die Urſachen des Schlafes.
Nach dem Naturgeſezze bringt die Arbeit, welche wachende Perſonen verrichten, den Schlaf hervor, und es verhaͤlt ſich beinahe die Nothwendigkeit zu ſchlafen, wie die Geſchaͤftigkeit am Tage. Daher fliehet dieſer ſuͤſſe Palſam die Pallaͤſte der muͤßigen Groſſen, und bethauet die Huͤtte der Landleute. Daher genieſſen Kinder, die immer munter ſind, eine leichte und ſanfte Ruhe. Und davon ruͤhrt der unwiderſtehliche Trieb zum Schlafe her, indem dieſes eine der vornehmſten Urſachen mit war, wa- rum die tapfern Englaͤnder, die man in eins weg allar- mirte, das Fort S. Philipp nicht laͤnger beſchuͤzzen konn- ten (d*), da ſie kaum mehr das Gewehr halten konnten, Saldaten unter dem Donner des ſchweren Geſchuͤzzes (e) ſchlaͤfrig werden, und die Elenden, welche die Officiers vom Schlafe abhielten (f), nachdem ſie lange, einmal wie- der zu ſchlafen, Verlangen getragen, endlich mitten un- ter den Schlaͤgen einſchliefen. Auf ein dreitaͤgiges Tan- zen folgte ein Schlaf von vier Tagen (g). Ein verloh- ren gegangenes Maͤdchen, welches man ſieben Tage dar- auf wieder fand, hatte die ganze Zeit uͤber geſchlafen, wie ich glaube vor Ermuͤdung (h). Vom langen Wachen er- folgte eine Schlafſucht (i). Unter die ſtaͤrkſten Entkraͤf- tungen gehoͤrt der Schlaf auf die Tortur (k), welcher faſt toͤdtlich iſt (l).
Die zwote Urſache zum Schlafe, die aber etwas we- niger wirkſam iſt, aber doch das ganze thieriſche Reich angeht (m), iſt das Eſſen, indem ein wohlgefuͤtterter
Polipe
(d*)[Spaltenumbruch]Lond. Magaz. 1757. p. 541.
(e)BOERHAAVE morb. nerv. p. 644.
(f)FRIKE Oſtind. Reiſebeſch. p. 99.
(g)SCHNEIDER de Catarrh III. p. 475. SALMUTH III. n. 66.
(h)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obſ. 68.
(i)AMAT Cent. I. Cur. 9.
(k)LABAT Voy. d’Ital. T. VII. p. 5. SCLAMOVIUS ad HORST Ep. p. 415.
(l)LABAT l. c.
(m)LISTER humor. p. 145.
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
§. 4
Die Urſachen des Schlafes.
Nach dem Naturgeſezze bringt die Arbeit, welche
wachende Perſonen verrichten, den Schlaf hervor, und
es verhaͤlt ſich beinahe die Nothwendigkeit zu ſchlafen, wie
die Geſchaͤftigkeit am Tage. Daher fliehet dieſer ſuͤſſe
Palſam die Pallaͤſte der muͤßigen Groſſen, und bethauet
die Huͤtte der Landleute. Daher genieſſen Kinder, die
immer munter ſind, eine leichte und ſanfte Ruhe. Und
davon ruͤhrt der unwiderſtehliche Trieb zum Schlafe her,
indem dieſes eine der vornehmſten Urſachen mit war, wa-
rum die tapfern Englaͤnder, die man in eins weg allar-
mirte, das Fort S. Philipp nicht laͤnger beſchuͤzzen konn-
ten (d*), da ſie kaum mehr das Gewehr halten konnten,
Saldaten unter dem Donner des ſchweren Geſchuͤzzes (e)
ſchlaͤfrig werden, und die Elenden, welche die Officiers
vom Schlafe abhielten (f), nachdem ſie lange, einmal wie-
der zu ſchlafen, Verlangen getragen, endlich mitten un-
ter den Schlaͤgen einſchliefen. Auf ein dreitaͤgiges Tan-
zen folgte ein Schlaf von vier Tagen (g). Ein verloh-
ren gegangenes Maͤdchen, welches man ſieben Tage dar-
auf wieder fand, hatte die ganze Zeit uͤber geſchlafen, wie
ich glaube vor Ermuͤdung (h). Vom langen Wachen er-
folgte eine Schlafſucht (i). Unter die ſtaͤrkſten Entkraͤf-
tungen gehoͤrt der Schlaf auf die Tortur (k), welcher
faſt toͤdtlich iſt (l).
Die zwote Urſache zum Schlafe, die aber etwas we-
niger wirkſam iſt, aber doch das ganze thieriſche Reich
angeht (m), iſt das Eſſen, indem ein wohlgefuͤtterter
Polipe
(d*)
Lond. Magaz. 1757. p. 541.
(e) BOERHAAVE morb. nerv.
p. 644.
(f) FRIKE Oſtind. Reiſebeſch.
p. 99.
(g) SCHNEIDER de Catarrh III.
p. 475. SALMUTH III. n. 66.
(h)
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
8. obſ. 68.
(i) AMAT Cent. I. Cur. 9.
(k) LABAT Voy. d’Ital. T. VII.
p. 5. SCLAMOVIUS ad HORST
Ep. p. 415.
(l) LABAT l. c.
(m) LISTER humor. p. 145.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1165>, abgerufen am 23.11.2024.
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