es statt 60 und 70 siebzehn Schläge (c). Folglich wurde er überhaupt überführt, daß Opium die Reizzbarkeit des Herzens (d), und noch geschwinder, als die Zerstörung des Markes, und das Abschneiden des Kopfes (e) zer- störe; und das Opium endlich geschwinder tödte, und den Herzschlag zernichte, wenn das Gehirn noch in gutem Stande ist, langsamer aber, wenn solches zerstört ist (f).
Dieser Mann erfuhr ferner, daß auch das Athem- holen dergestalt abnehme, daß man in einer Minute nur einmal Athem hole (g). Auch nachdem das Herz zerstört war, und das Opium nun ins Blut nicht wirken konnte, so wurde doch die Reizzbarkeit aufgehoben (h). Folglich wirke das Opium auf die Nerven, und verursache dadurch den Schlaf, weil das Thier dadurch zu allen Reizen un- empfindlich gemacht wird (i). Es zerstört aber sowol die Kraft der Nerven, als der Muskeln (k), und zeigt sich eben so durch die äusserliche Berührung wirksam (l).
Diese Versuche scheinen nicht von der Art zu sein, daß sie etwas gewisses beweisen. Ein Thier, welches dem Tode nahe ist, verrichtet allerdings wenige, und ausblei- bende Pulsschläge (m), und dergleichen waren diejenigen Frösche, denen Whytt die Köpfe abschnitt, und den Rük- kenmark nahm, da sie also in Umstände gesezzt waren, daß sie auch ohne Opium umkommen musten. Und den- noch lebte ein solches elendes Thier, welches man bei auf- geschlizzten Bauche in Opium warf, zwo ganzer Stunden, zwo Stunden und ein und dreißig Minuten (n), fünf Stun- den (o)(o*), und ein Hund nach Zerstörung und Ab- schlagung des Kopfes lebte länger, als funfzig Minuten (p);
ein
(c)[Spaltenumbruch]pag. 281.
(d)pag. 302 Vital. mot. p. 371. 372. physiolog. ess. p. 205
(e)Edim. Ess. II. p. 303. 304.
(f)pag. 305
(g)Vital. motion. p. 194. mit Seufzen bis zum Tode hin.
(h)ibid. p. 376. Edimb. ess. T. II. p. 281. 309.
(i)[Spaltenumbruch]T. II. p. 309. 314.
(k)Ib. p. 310.
(l)Ib. p. 301. 302.
(m) Ein schwacher Puls vom opio. ist ein Todeszeichen WALD- SCHMIDT invent. circa opium.
(n)Edimb. Ess. T. II. p. 288.
(o)pag. 286.
(o*)p. 290.
(p)pag. 283.
D d d d 4
III. Abſchnitt. Der Schlaf.
es ſtatt 60 und 70 ſiebzehn Schlaͤge (c). Folglich wurde er uͤberhaupt uͤberfuͤhrt, daß Opium die Reizzbarkeit des Herzens (d), und noch geſchwinder, als die Zerſtoͤrung des Markes, und das Abſchneiden des Kopfes (e) zer- ſtoͤre; und das Opium endlich geſchwinder toͤdte, und den Herzſchlag zernichte, wenn das Gehirn noch in gutem Stande iſt, langſamer aber, wenn ſolches zerſtoͤrt iſt (f).
Dieſer Mann erfuhr ferner, daß auch das Athem- holen dergeſtalt abnehme, daß man in einer Minute nur einmal Athem hole (g). Auch nachdem das Herz zerſtoͤrt war, und das Opium nun ins Blut nicht wirken konnte, ſo wurde doch die Reizzbarkeit aufgehoben (h). Folglich wirke das Opium auf die Nerven, und verurſache dadurch den Schlaf, weil das Thier dadurch zu allen Reizen un- empfindlich gemacht wird (i). Es zerſtoͤrt aber ſowol die Kraft der Nerven, als der Muſkeln (k), und zeigt ſich eben ſo durch die aͤuſſerliche Beruͤhrung wirkſam (l).
Dieſe Verſuche ſcheinen nicht von der Art zu ſein, daß ſie etwas gewiſſes beweiſen. Ein Thier, welches dem Tode nahe iſt, verrichtet allerdings wenige, und ausblei- bende Pulsſchlaͤge (m), und dergleichen waren diejenigen Froͤſche, denen Whytt die Koͤpfe abſchnitt, und den Ruͤk- kenmark nahm, da ſie alſo in Umſtaͤnde geſezzt waren, daß ſie auch ohne Opium umkommen muſten. Und den- noch lebte ein ſolches elendes Thier, welches man bei auf- geſchlizzten Bauche in Opium warf, zwo ganzer Stunden, zwo Stunden und ein und dreißig Minuten (n), fuͤnf Stun- den (o)(o*), und ein Hund nach Zerſtoͤrung und Ab- ſchlagung des Kopfes lebte laͤnger, als funfzig Minuten (p);
ein
(c)[Spaltenumbruch]pag. 281.
(d)pag. 302 Vital. mot. p. 371. 372. phyſiolog. eſſ. p. 205
(e)Edim. Eſſ. II. p. 303. 304.
(f)pag. 305
(g)Vital. motion. p. 194. mit Seufzen bis zum Tode hin.
(h)ibid. p. 376. Edimb. eſſ. T. II. p. 281. 309.
(i)[Spaltenumbruch]T. II. p. 309. 314.
(k)Ib. p. 310.
(l)Ib. p. 301. 302.
(m) Ein ſchwacher Puls vom opio. iſt ein Todeszeichen WALD- SCHMIDT invent. circa opium.
(n)Edimb. Eſſ. T. II. p. 288.
(o)pag. 286.
(o*)p. 290.
(p)pag. 283.
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III. Abſchnitt. Der Schlaf.
es ſtatt 60 und 70 ſiebzehn Schlaͤge (c). Folglich wurde
er uͤberhaupt uͤberfuͤhrt, daß Opium die Reizzbarkeit des
Herzens (d), und noch geſchwinder, als die Zerſtoͤrung
des Markes, und das Abſchneiden des Kopfes (e) zer-
ſtoͤre; und das Opium endlich geſchwinder toͤdte, und
den Herzſchlag zernichte, wenn das Gehirn noch in gutem
Stande iſt, langſamer aber, wenn ſolches zerſtoͤrt iſt (f).
Dieſer Mann erfuhr ferner, daß auch das Athem-
holen dergeſtalt abnehme, daß man in einer Minute nur
einmal Athem hole (g). Auch nachdem das Herz zerſtoͤrt
war, und das Opium nun ins Blut nicht wirken konnte,
ſo wurde doch die Reizzbarkeit aufgehoben (h). Folglich
wirke das Opium auf die Nerven, und verurſache dadurch
den Schlaf, weil das Thier dadurch zu allen Reizen un-
empfindlich gemacht wird (i). Es zerſtoͤrt aber ſowol die
Kraft der Nerven, als der Muſkeln (k), und zeigt ſich
eben ſo durch die aͤuſſerliche Beruͤhrung wirkſam (l).
Dieſe Verſuche ſcheinen nicht von der Art zu ſein,
daß ſie etwas gewiſſes beweiſen. Ein Thier, welches dem
Tode nahe iſt, verrichtet allerdings wenige, und ausblei-
bende Pulsſchlaͤge (m), und dergleichen waren diejenigen
Froͤſche, denen Whytt die Koͤpfe abſchnitt, und den Ruͤk-
kenmark nahm, da ſie alſo in Umſtaͤnde geſezzt waren,
daß ſie auch ohne Opium umkommen muſten. Und den-
noch lebte ein ſolches elendes Thier, welches man bei auf-
geſchlizzten Bauche in Opium warf, zwo ganzer Stunden,
zwo Stunden und ein und dreißig Minuten (n), fuͤnf Stun-
den (o) (o*), und ein Hund nach Zerſtoͤrung und Ab-
ſchlagung des Kopfes lebte laͤnger, als funfzig Minuten (p);
ein
(c)
pag. 281.
(d) pag. 302 Vital. mot. p. 371.
372. phyſiolog. eſſ. p. 205
(e) Edim. Eſſ. II. p. 303. 304.
(f) pag. 305
(g) Vital. motion. p. 194. mit
Seufzen bis zum Tode hin.
(h) ibid. p. 376. Edimb. eſſ. T.
II. p. 281. 309.
(i)
T. II. p. 309. 314.
(k) Ib. p. 310.
(l) Ib. p. 301. 302.
(m) Ein ſchwacher Puls vom
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(n) Edimb. Eſſ. T. II. p. 288.
(o) pag. 286.
(o*) p. 290.
(p) pag. 283.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1177>, abgerufen am 23.11.2024.
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