Es können also verschiedne Bewegungen, die aus der besondren Kraft des Muskels, der diese Bewegung kommandirt, und aus der verneinenden Nervenkraft des Gegners entspringen, nach einerlei Sinn wirken, näm- lich das Beugen, wenn die Kraft des Beugemuskels zu- genommen, und die Kraft des Ausstrekkers abgenommen hat, oder aus der verneinenden Kraft des Gegenmuskels allein. Es hindert hier nichts, daß sich nicht bei der- gleichen langsamen Nachlassen der Ausstrekker des Rük- kens, welche am öftersten langsam und nach bestimmten Graden, nach dem Willen der Seele, und niemals ohne Festigkeit und Widerstand wirken, den Körper vorwerts beugen sollte (g)
Es können ferner die Muskeln eines und eben dessel- ben Theiles ihr Spiel auf allerlei Weise verbinden. Nichts ist einfacher als das Auge, dessen gerade Muskeln, ob gleich nicht vollkommen, dennoch aber die vier Weltge- genden der Augenkugel einnehmen, und denselben ziemlich nahe kommen. Folglich kann aus zween geraden und zu gleicher Zeit wirkenden Muskeln das Auge nach der Dia- gonallinie (g*) gelenkt werden, deren Seiten die Direk- tionslinien der beiden geraden Muskeln sind.
Wenn daher der gerade inwendige, und der obere zugleich wirken, so kann das Auge gegen die Nase, und dennoch zugleich in die Höhe gezogen werden. Es kann aber entweder durch die mittlere Diagonallinie ein schiefer Zug, oder ein dergleichen, wenn einer der verwanten Muskeln mehr, der andre weniger gezogen wird, nach allerlei Winkeln geschehen, welche in dem rechten Winkel begriffen sind; und so kann das Auge nach Belieben mehr in die Höhe gehoben, oder mehr einwerts gedreht werden.
Eben
(g)[Spaltenumbruch]WINSLOW loc. cit. pag 86.
(g*)[Spaltenumbruch]v. GRAVENSANDE pag. 360.
H. Physiol. 5. B. H
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Es koͤnnen alſo verſchiedne Bewegungen, die aus der beſondren Kraft des Muſkels, der dieſe Bewegung kommandirt, und aus der verneinenden Nervenkraft des Gegners entſpringen, nach einerlei Sinn wirken, naͤm- lich das Beugen, wenn die Kraft des Beugemuſkels zu- genommen, und die Kraft des Ausſtrekkers abgenommen hat, oder aus der verneinenden Kraft des Gegenmuſkels allein. Es hindert hier nichts, daß ſich nicht bei der- gleichen langſamen Nachlaſſen der Ausſtrekker des Ruͤk- kens, welche am oͤfterſten langſam und nach beſtimmten Graden, nach dem Willen der Seele, und niemals ohne Feſtigkeit und Widerſtand wirken, den Koͤrper vorwerts beugen ſollte (g)
Es koͤnnen ferner die Muſkeln eines und eben deſſel- ben Theiles ihr Spiel auf allerlei Weiſe verbinden. Nichts iſt einfacher als das Auge, deſſen gerade Muſkeln, ob gleich nicht vollkommen, dennoch aber die vier Weltge- genden der Augenkugel einnehmen, und denſelben ziemlich nahe kommen. Folglich kann aus zween geraden und zu gleicher Zeit wirkenden Muſkeln das Auge nach der Dia- gonallinie (g*) gelenkt werden, deren Seiten die Direk- tionslinien der beiden geraden Muſkeln ſind.
Wenn daher der gerade inwendige, und der obere zugleich wirken, ſo kann das Auge gegen die Naſe, und dennoch zugleich in die Hoͤhe gezogen werden. Es kann aber entweder durch die mittlere Diagonallinie ein ſchiefer Zug, oder ein dergleichen, wenn einer der verwanten Muſkeln mehr, der andre weniger gezogen wird, nach allerlei Winkeln geſchehen, welche in dem rechten Winkel begriffen ſind; und ſo kann das Auge nach Belieben mehr in die Hoͤhe gehoben, oder mehr einwerts gedreht werden.
Eben
(g)[Spaltenumbruch]WINSLOW loc. cit. pag 86.
(g*)[Spaltenumbruch]v. GRAVENSANDE pag. 360.
H. Phyſiol. 5. B. H
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II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Es koͤnnen alſo verſchiedne Bewegungen, die aus
der beſondren Kraft des Muſkels, der dieſe Bewegung
kommandirt, und aus der verneinenden Nervenkraft des
Gegners entſpringen, nach einerlei Sinn wirken, naͤm-
lich das Beugen, wenn die Kraft des Beugemuſkels zu-
genommen, und die Kraft des Ausſtrekkers abgenommen
hat, oder aus der verneinenden Kraft des Gegenmuſkels
allein. Es hindert hier nichts, daß ſich nicht bei der-
gleichen langſamen Nachlaſſen der Ausſtrekker des Ruͤk-
kens, welche am oͤfterſten langſam und nach beſtimmten
Graden, nach dem Willen der Seele, und niemals ohne
Feſtigkeit und Widerſtand wirken, den Koͤrper vorwerts
beugen ſollte (g)
Es koͤnnen ferner die Muſkeln eines und eben deſſel-
ben Theiles ihr Spiel auf allerlei Weiſe verbinden. Nichts
iſt einfacher als das Auge, deſſen gerade Muſkeln, ob
gleich nicht vollkommen, dennoch aber die vier Weltge-
genden der Augenkugel einnehmen, und denſelben ziemlich
nahe kommen. Folglich kann aus zween geraden und zu
gleicher Zeit wirkenden Muſkeln das Auge nach der Dia-
gonallinie (g*) gelenkt werden, deren Seiten die Direk-
tionslinien der beiden geraden Muſkeln ſind.
Wenn daher der gerade inwendige, und der obere
zugleich wirken, ſo kann das Auge gegen die Naſe, und
dennoch zugleich in die Hoͤhe gezogen werden. Es kann
aber entweder durch die mittlere Diagonallinie ein ſchiefer
Zug, oder ein dergleichen, wenn einer der verwanten
Muſkeln mehr, der andre weniger gezogen wird, nach
allerlei Winkeln geſchehen, welche in dem rechten Winkel
begriffen ſind; und ſo kann das Auge nach Belieben mehr
in die Hoͤhe gehoben, oder mehr einwerts gedreht werden.
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pag 86.
(g*)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/131>, abgerufen am 21.11.2024.
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