Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Thierische Bewegung. XI. Buch.
Mann vom Soldatenstande zum Exempel anfüren, will-
kürlich. Es unterdrükke nämlich die Schnekke (m) vor
Furcht die Schläge des Herzens, und es habe ein Ober-
ster Townshend (n) vor seinem wirklichen Tode, nach
Belieben die Herzschläge mindern und endlich gar auf he-
ben, und nach Verlauf einer halben Stunde durch An-
strengung das Herz von neuem in Bewegung sezzen kön-
nen. Ein andrer, welcher wärend des Absterbens er-
muntert worden, habe kraft der starken Gemütsbewegung
eine Stunde wieder gelebt, und sobald das Gemüthe be-
ruhigt worden, sei derselbe im Ernste verschieden (n*).
Und man wisse von Leuten, welche nach Gefallen zu
schwizzen, und sich zu erbrechen verstünden.

Daß die mehresten Menschen die Herrschaft des Wil-
lens über ihr Herz verloren, rüre von der Gewonheit
her, welche uns die offenbar willkürliche Bewegung des
Regenbogens (o), der Augenlieder (o*) und andrer Theile
raube, daß es schiene, als ob solche von selbst entstünden;
wenn der Gebrauch dieser Theile oft wiederholt werde, so
verliere sich die Ueberlegung (p) und das Bewustsein da-
bei (p*). Es gibt auch Schriftsteller, welche zween Wil-
len angeben, einen, den Willen des Lebens, der allezeit
gut, und von der Vernunft geleitet werde, den andern,
welcher böse sei, und vom Vernunftschlusse gefürt werde
(q), und dahin ziehen sie den in der heil. Schrift gemel-

deten
[Spaltenumbruch] Essays of a Societ. at Edimburg.
T. IV. p. 214. 215. 216. of the
Eyes T. II. p. 31. 152. BOND.
of the nightmare pag.
70.
(m) LISTER. de conchyl.
bivalv. exerc. II. p. 249. de bum.
pag.
49. wie auch am girino. de
hum. c. 2. p.
43.
(n) bei dem CHEYNE Eng-
lisch Malad. 307. PORTER-
FIELD
loc. cit. pag. 222. 224.
of the Eye. T. II. p. 153. SAU-
[Spaltenumbruch] VAGES
in Journal de Med.
T. III. art. 2. physiolog. p.
142.
(n*) ROBINSON oecon.
prop. XXI.
(o) PORTERFIELD on
the Eye T. II. p. 153. WHYTT
vit. mot. pag.
283.
(o*) WHYTT loc. cit.
(p) RIDLEY.
(p*) SAUVAGES physiol.
pag.
142.
(q) JUNKER p. 128. STAH-
LIUS de differ. et ratiocin.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
Mann vom Soldatenſtande zum Exempel anfuͤren, will-
kuͤrlich. Es unterdruͤkke naͤmlich die Schnekke (m) vor
Furcht die Schlaͤge des Herzens, und es habe ein Ober-
ſter Townſhend (n) vor ſeinem wirklichen Tode, nach
Belieben die Herzſchlaͤge mindern und endlich gar auf he-
ben, und nach Verlauf einer halben Stunde durch An-
ſtrengung das Herz von neuem in Bewegung ſezzen koͤn-
nen. Ein andrer, welcher waͤrend des Abſterbens er-
muntert worden, habe kraft der ſtarken Gemuͤtsbewegung
eine Stunde wieder gelebt, und ſobald das Gemuͤthe be-
ruhigt worden, ſei derſelbe im Ernſte verſchieden (n*).
Und man wiſſe von Leuten, welche nach Gefallen zu
ſchwizzen, und ſich zu erbrechen verſtuͤnden.

Daß die mehreſten Menſchen die Herrſchaft des Wil-
lens uͤber ihr Herz verloren, ruͤre von der Gewonheit
her, welche uns die offenbar willkuͤrliche Bewegung des
Regenbogens (o), der Augenlieder (o*) und andrer Theile
raube, daß es ſchiene, als ob ſolche von ſelbſt entſtuͤnden;
wenn der Gebrauch dieſer Theile oft wiederholt werde, ſo
verliere ſich die Ueberlegung (p) und das Bewuſtſein da-
bei (p*). Es gibt auch Schriftſteller, welche zween Wil-
len angeben, einen, den Willen des Lebens, der allezeit
gut, und von der Vernunft geleitet werde, den andern,
welcher boͤſe ſei, und vom Vernunftſchluſſe gefuͤrt werde
(q), und dahin ziehen ſie den in der heil. Schrift gemel-

deten
[Spaltenumbruch] Eſſays of a Societ. at Edimburg.
T. IV. p. 214. 215. 216. of the
Eyes T. II. p. 31. 152. BOND.
of the nightmare pag.
70.
(m) LISTER. de conchyl.
bivalv. exerc. II. p. 249. de bum.
pag.
49. wie auch am girino. de
hum. c. 2. p.
43.
(n) bei dem CHEYNE Eng-
liſch Malad. 307. PORTER-
FIELD
loc. cit. pag. 222. 224.
of the Eye. T. II. p. 153. SAU-
[Spaltenumbruch] VAGES
in Journal de Med.
T. III. art. 2. phyſiolog. p.
142.
(n*) ROBINSON oecon.
prop. XXI.
(o) PORTERFIELD on
the Eye T. II. p. 153. WHYTT
vit. mot. pag.
283.
(o*) WHYTT loc. cit.
(p) RIDLEY.
(p*) SAUVAGES phyſiol.
pag.
142.
(q) JUNKER p. 128. STAH-
LIUS de differ. et ratiocin.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0146" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Thieri&#x017F;che Bewegung. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Mann vom Soldaten&#x017F;tande zum Exempel anfu&#x0364;ren, will-<lb/>
ku&#x0364;rlich. Es unterdru&#x0364;kke na&#x0364;mlich die Schnekke <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LISTER.</hi> de conchyl.<lb/>
bivalv. exerc. II. p. 249. de bum.<lb/>
pag.</hi> 49. wie auch am <hi rendition="#aq">girino. de<lb/>
hum. c. 2. p.</hi> 43.</note> vor<lb/>
Furcht die Schla&#x0364;ge des Herzens, und es habe ein Ober-<lb/>
&#x017F;ter <hi rendition="#fr">Town&#x017F;hend</hi> <note place="foot" n="(n)">bei dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CHEYNE</hi></hi> Eng-<lb/>
li&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Malad. 307. <hi rendition="#g">PORTER-<lb/>
FIELD</hi> loc. cit. pag. 222. 224.<lb/>
of the Eye. T. II. p. 153. <hi rendition="#g">SAU-<lb/><cb/>
VAGES</hi> in Journal de Med.<lb/>
T. III. art. 2. phy&#x017F;iolog. p.</hi> 142.</note> vor &#x017F;einem wirklichen Tode, nach<lb/>
Belieben die Herz&#x017F;chla&#x0364;ge mindern und endlich gar auf he-<lb/>
ben, und nach Verlauf einer halben Stunde durch An-<lb/>
&#x017F;trengung das Herz von neuem in Bewegung &#x017F;ezzen ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Ein andrer, welcher wa&#x0364;rend des Ab&#x017F;terbens er-<lb/>
muntert worden, habe kraft der &#x017F;tarken Gemu&#x0364;tsbewegung<lb/>
eine Stunde wieder gelebt, und &#x017F;obald das Gemu&#x0364;the be-<lb/>
ruhigt worden, &#x017F;ei der&#x017F;elbe im Ern&#x017F;te ver&#x017F;chieden <note place="foot" n="(n*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ROBINSON</hi> oecon.<lb/>
prop. XXI.</hi></note>.<lb/>
Und man wi&#x017F;&#x017F;e von Leuten, welche nach Gefallen zu<lb/>
&#x017F;chwizzen, und &#x017F;ich zu erbrechen ver&#x017F;tu&#x0364;nden.</p><lb/>
          <p>Daß die mehre&#x017F;ten Men&#x017F;chen die Herr&#x017F;chaft des Wil-<lb/>
lens u&#x0364;ber ihr Herz verloren, ru&#x0364;re von der Gewonheit<lb/>
her, welche uns die offenbar willku&#x0364;rliche Bewegung des<lb/>
Regenbogens <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PORTERFIELD</hi> on<lb/>
the Eye T. II. p. 153. WHYTT<lb/>
vit. mot. pag.</hi> 283.</note>, der Augenlieder <note place="foot" n="(o*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WHYTT</hi> loc. cit.</hi></note> und andrer Theile<lb/>
raube, daß es &#x017F;chiene, als ob &#x017F;olche von &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;tu&#x0364;nden;<lb/>
wenn der Gebrauch die&#x017F;er Theile oft wiederholt werde, &#x017F;o<lb/>
verliere &#x017F;ich die Ueberlegung <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RIDLEY.</hi></hi></note> und das Bewu&#x017F;t&#x017F;ein da-<lb/>
bei <note place="foot" n="(p*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> phy&#x017F;iol.<lb/>
pag.</hi> 142.</note>. Es gibt auch Schrift&#x017F;teller, welche zween Wil-<lb/>
len angeben, einen, den Willen des Lebens, der allezeit<lb/>
gut, und von der Vernunft geleitet werde, den andern,<lb/>
welcher bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;ei, und vom Vernunft&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e gefu&#x0364;rt werde<lb/><note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">JUNKER</hi> p. 128. STAH-<lb/>
LIUS de differ. et ratiocin.</hi></note>, und dahin ziehen &#x017F;ie den in der heil. Schrift gemel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deten</fw><lb/><note xml:id="f24" prev="#f23" place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ays of a Societ. at Edimburg.<lb/>
T. IV. p. 214. 215. 216. of the<lb/>
Eyes T. II. p. 31. 152. <hi rendition="#g">BOND.</hi><lb/>
of the nightmare pag.</hi> 70.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0146] Thieriſche Bewegung. XI. Buch. Mann vom Soldatenſtande zum Exempel anfuͤren, will- kuͤrlich. Es unterdruͤkke naͤmlich die Schnekke (m) vor Furcht die Schlaͤge des Herzens, und es habe ein Ober- ſter Townſhend (n) vor ſeinem wirklichen Tode, nach Belieben die Herzſchlaͤge mindern und endlich gar auf he- ben, und nach Verlauf einer halben Stunde durch An- ſtrengung das Herz von neuem in Bewegung ſezzen koͤn- nen. Ein andrer, welcher waͤrend des Abſterbens er- muntert worden, habe kraft der ſtarken Gemuͤtsbewegung eine Stunde wieder gelebt, und ſobald das Gemuͤthe be- ruhigt worden, ſei derſelbe im Ernſte verſchieden (n*). Und man wiſſe von Leuten, welche nach Gefallen zu ſchwizzen, und ſich zu erbrechen verſtuͤnden. Daß die mehreſten Menſchen die Herrſchaft des Wil- lens uͤber ihr Herz verloren, ruͤre von der Gewonheit her, welche uns die offenbar willkuͤrliche Bewegung des Regenbogens (o), der Augenlieder (o*) und andrer Theile raube, daß es ſchiene, als ob ſolche von ſelbſt entſtuͤnden; wenn der Gebrauch dieſer Theile oft wiederholt werde, ſo verliere ſich die Ueberlegung (p) und das Bewuſtſein da- bei (p*). Es gibt auch Schriftſteller, welche zween Wil- len angeben, einen, den Willen des Lebens, der allezeit gut, und von der Vernunft geleitet werde, den andern, welcher boͤſe ſei, und vom Vernunftſchluſſe gefuͤrt werde (q), und dahin ziehen ſie den in der heil. Schrift gemel- deten (l) (m) LISTER. de conchyl. bivalv. exerc. II. p. 249. de bum. pag. 49. wie auch am girino. de hum. c. 2. p. 43. (n) bei dem CHEYNE Eng- liſch Malad. 307. PORTER- FIELD loc. cit. pag. 222. 224. of the Eye. T. II. p. 153. SAU- VAGES in Journal de Med. T. III. art. 2. phyſiolog. p. 142. (n*) ROBINSON oecon. prop. XXI. (o) PORTERFIELD on the Eye T. II. p. 153. WHYTT vit. mot. pag. 283. (o*) WHYTT loc. cit. (p) RIDLEY. (p*) SAUVAGES phyſiol. pag. 142. (q) JUNKER p. 128. STAH- LIUS de differ. et ratiocin. (l) Eſſays of a Societ. at Edimburg. T. IV. p. 214. 215. 216. of the Eyes T. II. p. 31. 152. BOND. of the nightmare pag. 70.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/146
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/146>, abgerufen am 21.11.2024.