ser ihr befindlichen Objecte, mit Ueberlegung, oder mit Bewustsein des Empfindens und Handelns vor (s).
Man habe Exempel, da die Bewegungen, die im Menschen willkürlich wären, schon durch blosse Entwö- nung aufhören, vom Willen beherrscht zu werden (t), und in andern Beispielen würden diejenige Bewegungen, welche notwendig wären, nunmehr willkürlich (u), so wie im Gegentheil bei verstärktem Reize alle willkürliche Mus- keln unwillkürlich werden könnten (u*). Es hätten Weibspersonen, blos kraft ihres heftigen Willens, histeri- sche Krämfe hervorbringen können (u**), so wie nicht selten einige das verstellte schwere Gebrechen in ihrer Ge- walt haben. Folglich wären die willkürliche Bewegungen von den freiwilligen nicht unterschieden.
Einige gestehen lieber, die Seele regiere die gedachte Bewegungen, durch verworrne Gedanken (u+).
Aus diesem allen und dergleichen schlissen die berümte Männer, daß dasjenige, was man Reizbarkeit nenne, eine Anstrengung der Seele sei, welche die Reize nicht ver- tragen wolle (x), und daß sie die Fasern, um die Ursache der unangenehmen Empfindung zu entfernen (y), verkürze; es sei dieses Anstrengen bei dunkeln Empfindungen gerin- ger (z), oder auch wohl offenbar schmerzhaft, wofern die
Ur-
(s)[Spaltenumbruch]STAHL Theor. p. 266. JUNKER Conspect. p. 126.
(t)WHYTT vit. mot. p. 25. 321.
(u)HARTLEY pag. 104.
(u*)Id. pag. 283.
(u**)ROBINSON on the spleen p. 222.
(u+)PERRAULT du tou- cher p. 102. 103. et p. 547. 548. SAUVAGES anim. imp. p. 14. STRUVE anthrop. subtil. p. 75. WHYTT p. 322. CARRERE [Spaltenumbruch]
pag. 61. 64. der diese von dunklen Jdeen entstandne Bewegungen von den Erfolgen eines deutlichen Wil- lens unterscheidet.
(x)WHYTT vital mot. p. 241. 255. 265. etc.
(y)WHYTT p. 288. POR- TERFIELD pag. 139.
(z) Des Lichtes in den Regen- bogen, des Biutes aufs Herz, WHYTT pag. 295. 322. So erklärt es gemeiniglich vormals PERRAULT tr. des sens ex- ter. p. 38.
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
ſer ihr befindlichen Objecte, mit Ueberlegung, oder mit Bewuſtſein des Empfindens und Handelns vor (s).
Man habe Exempel, da die Bewegungen, die im Menſchen willkuͤrlich waͤren, ſchon durch bloſſe Entwoͤ- nung aufhoͤren, vom Willen beherrſcht zu werden (t), und in andern Beiſpielen wuͤrden diejenige Bewegungen, welche notwendig waͤren, nunmehr willkuͤrlich (u), ſo wie im Gegentheil bei verſtaͤrktem Reize alle willkuͤrliche Muſ- keln unwillkuͤrlich werden koͤnnten (u*). Es haͤtten Weibsperſonen, blos kraft ihres heftigen Willens, hiſteri- ſche Kraͤmfe hervorbringen koͤnnen (u**), ſo wie nicht ſelten einige das verſtellte ſchwere Gebrechen in ihrer Ge- walt haben. Folglich waͤren die willkuͤrliche Bewegungen von den freiwilligen nicht unterſchieden.
Einige geſtehen lieber, die Seele regiere die gedachte Bewegungen, durch verworrne Gedanken (u†).
Aus dieſem allen und dergleichen ſchliſſen die beruͤmte Maͤnner, daß dasjenige, was man Reizbarkeit nenne, eine Anſtrengung der Seele ſei, welche die Reize nicht ver- tragen wolle (x), und daß ſie die Faſern, um die Urſache der unangenehmen Empfindung zu entfernen (y), verkuͤrze; es ſei dieſes Anſtrengen bei dunkeln Empfindungen gerin- ger (z), oder auch wohl offenbar ſchmerzhaft, wofern die
Ur-
(s)[Spaltenumbruch]STAHL Theor. p. 266. JUNKER Conſpect. p. 126.
(t)WHYTT vit. mot. p. 25. 321.
(u)HARTLEY pag. 104.
(u*)Id. pag. 283.
(u**)ROBINSON on the ſpleen p. 222.
(u†)PERRAULT du tou- cher p. 102. 103. et p. 547. 548. SAUVAGES anim. imp. p. 14. STRUVE anthrop. ſubtil. p. 75. WHYTT p. 322. CARRERE [Spaltenumbruch]
pag. 61. 64. der dieſe von dunklen Jdeen entſtandne Bewegungen von den Erfolgen eines deutlichen Wil- lens unterſcheidet.
(x)WHYTT vital mot. p. 241. 255. 265. etc.
(y)WHYTT p. 288. POR- TERFIELD pag. 139.
(z) Des Lichtes in den Regen- bogen, des Biutes aufs Herz, WHYTT pag. 295. 322. So erklaͤrt es gemeiniglich vormals PERRAULT tr. des ſens ex- ter. p. 38.
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
ſer ihr befindlichen Objecte, mit Ueberlegung, oder mit
Bewuſtſein des Empfindens und Handelns vor (s).
Man habe Exempel, da die Bewegungen, die im
Menſchen willkuͤrlich waͤren, ſchon durch bloſſe Entwoͤ-
nung aufhoͤren, vom Willen beherrſcht zu werden (t),
und in andern Beiſpielen wuͤrden diejenige Bewegungen,
welche notwendig waͤren, nunmehr willkuͤrlich (u), ſo wie
im Gegentheil bei verſtaͤrktem Reize alle willkuͤrliche Muſ-
keln unwillkuͤrlich werden koͤnnten (u*). Es haͤtten
Weibsperſonen, blos kraft ihres heftigen Willens, hiſteri-
ſche Kraͤmfe hervorbringen koͤnnen (u**), ſo wie nicht
ſelten einige das verſtellte ſchwere Gebrechen in ihrer Ge-
walt haben. Folglich waͤren die willkuͤrliche Bewegungen
von den freiwilligen nicht unterſchieden.
Einige geſtehen lieber, die Seele regiere die gedachte
Bewegungen, durch verworrne Gedanken (u†).
Aus dieſem allen und dergleichen ſchliſſen die beruͤmte
Maͤnner, daß dasjenige, was man Reizbarkeit nenne,
eine Anſtrengung der Seele ſei, welche die Reize nicht ver-
tragen wolle (x), und daß ſie die Faſern, um die Urſache
der unangenehmen Empfindung zu entfernen (y), verkuͤrze;
es ſei dieſes Anſtrengen bei dunkeln Empfindungen gerin-
ger (z), oder auch wohl offenbar ſchmerzhaft, wofern die
Ur-
(s)
STAHL Theor. p. 266.
JUNKER Conſpect. p. 126.
(t) WHYTT vit. mot. p. 25.
321.
(u) HARTLEY pag. 104.
(u*) Id. pag. 283.
(u**) ROBINSON on the
ſpleen p. 222.
(u†) PERRAULT du tou-
cher p. 102. 103. et p. 547. 548.
SAUVAGES anim. imp. p. 14.
STRUVE anthrop. ſubtil. p. 75.
WHYTT p. 322. CARRERE
pag. 61. 64. der dieſe von dunklen
Jdeen entſtandne Bewegungen von
den Erfolgen eines deutlichen Wil-
lens unterſcheidet.
(x) WHYTT vital mot. p.
241. 255. 265. etc.
(y) WHYTT p. 288. POR-
TERFIELD pag. 139.
(z) Des Lichtes in den Regen-
bogen, des Biutes aufs Herz,
WHYTT pag. 295. 322. So
erklaͤrt es gemeiniglich vormals
PERRAULT tr. des ſens ex-
ter. p. 38.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/150>, abgerufen am 21.11.2024.
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