Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschnitt. Ursachen.
bogen beim Anblikke des Lichtes enger oder weiter wird.
Folglich ist dasjenige, was die berümte Männer von der
Gewonheit vorgetragen haben, blos zum Behufe ihrer
Partei erdacht worden.

Daher ist der Bezirk des Willens von dem Gebiete
der Reizbarkeit durch ein ewiges Gesezze getrennt. Es
hat bisher kein einziger Sterblicher, so viel man Exempel
hat, mit seinem Willen über das Herz, Gedärme, den
Magen, eine Schlagader, oder über ein anderes Werk-
zeug des Lebens eine Herrschaft ausgeübt, und diese Be-
wegungen weder erwekken, noch verspäten, beschleunigen,
oder unterdrükken können. So hat auch kein einziger
Sterblicher die dem Willen unterworfne Muskeln, wo-
fern diese gesund gewesen, ungehorsam gegen den Willen
befunden. Es verstehen alle Menschen, alle diese Mus-
keln sowol in Bewegung zu bringen, als auch noch weiter
anzustrengen, oder nachzulassen, und wenn sie es verlan-
gen, sogar wieder ruhen zu lassen.

§. 9.
Fortsezzung davon.

Man sagt, ohne alle Beweise, daß Fieber auf Befel
der Seele (f) entstehen sollen, da der Wille weder die
Crises (g), noch die Auswürfe, z. E. des Gedärmes, in
seiner Gewalt hat, indem wir die Muskeln des Unter-
leibes vergebens anstrengen, sobald die peristaltische Be-
wegung in dem Anfange der hizzigen Fieber aufhört.
(e)

Es
(f) Conf. HOFMANN de
[Spaltenumbruch] differ. systemat. Stahl. et mechan.
etc
(g) Die Natur hat keinen Wil-
len, weil sie immer auf einerlei
Art, und ohne Absichten handelt.
BARKER pag. 25.
(e) [Spaltenumbruch] L. IV. pag. 483. 484. de
anguillis clavorum secalinorum
et pastae librariorum LEDER-
MULLER
fränkische Anmerkun-
gen T. III. etc.
H. Physiol. 5. B. K

III. Abſchnitt. Urſachen.
bogen beim Anblikke des Lichtes enger oder weiter wird.
Folglich iſt dasjenige, was die beruͤmte Maͤnner von der
Gewonheit vorgetragen haben, blos zum Behufe ihrer
Partei erdacht worden.

Daher iſt der Bezirk des Willens von dem Gebiete
der Reizbarkeit durch ein ewiges Geſezze getrennt. Es
hat bisher kein einziger Sterblicher, ſo viel man Exempel
hat, mit ſeinem Willen uͤber das Herz, Gedaͤrme, den
Magen, eine Schlagader, oder uͤber ein anderes Werk-
zeug des Lebens eine Herrſchaft ausgeuͤbt, und dieſe Be-
wegungen weder erwekken, noch verſpaͤten, beſchleunigen,
oder unterdruͤkken koͤnnen. So hat auch kein einziger
Sterblicher die dem Willen unterworfne Muſkeln, wo-
fern dieſe geſund geweſen, ungehorſam gegen den Willen
befunden. Es verſtehen alle Menſchen, alle dieſe Muſ-
keln ſowol in Bewegung zu bringen, als auch noch weiter
anzuſtrengen, oder nachzulaſſen, und wenn ſie es verlan-
gen, ſogar wieder ruhen zu laſſen.

§. 9.
Fortſezzung davon.

Man ſagt, ohne alle Beweiſe, daß Fieber auf Befel
der Seele (f) entſtehen ſollen, da der Wille weder die
Criſes (g), noch die Auswuͤrfe, z. E. des Gedaͤrmes, in
ſeiner Gewalt hat, indem wir die Muſkeln des Unter-
leibes vergebens anſtrengen, ſobald die periſtaltiſche Be-
wegung in dem Anfange der hizzigen Fieber aufhoͤrt.
(e)

Es
(f) Conf. HOFMANN de
[Spaltenumbruch] differ. ſyſtemat. Stahl. et mechan.
etc
(g) Die Natur hat keinen Wil-
len, weil ſie immer auf einerlei
Art, und ohne Abſichten handelt.
BARKER pag. 25.
(e) [Spaltenumbruch] L. IV. pag. 483. 484. de
anguillis clavorum ſecalinorum
et paſtae librariorum LEDER-
MULLER
fraͤnkiſche Anmerkun-
gen T. III. etc.
H. Phyſiol. 5. B. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0163" n="145"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Ur&#x017F;achen.</hi></fw><lb/>
bogen beim Anblikke des Lichtes enger oder weiter wird.<lb/>
Folglich i&#x017F;t dasjenige, was die beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner von der<lb/>
Gewonheit vorgetragen haben, blos zum Behufe ihrer<lb/>
Partei erdacht worden.</p><lb/>
          <p>Daher i&#x017F;t der Bezirk des Willens von dem Gebiete<lb/>
der Reizbarkeit durch ein ewiges Ge&#x017F;ezze getrennt. Es<lb/>
hat bisher kein einziger Sterblicher, &#x017F;o viel man Exempel<lb/>
hat, mit &#x017F;einem Willen u&#x0364;ber das Herz, Geda&#x0364;rme, den<lb/>
Magen, eine Schlagader, oder u&#x0364;ber ein anderes Werk-<lb/>
zeug des Lebens eine Herr&#x017F;chaft ausgeu&#x0364;bt, und die&#x017F;e Be-<lb/>
wegungen weder erwekken, noch ver&#x017F;pa&#x0364;ten, be&#x017F;chleunigen,<lb/>
oder unterdru&#x0364;kken ko&#x0364;nnen. So hat auch kein einziger<lb/>
Sterblicher die dem Willen unterworfne Mu&#x017F;keln, wo-<lb/>
fern die&#x017F;e ge&#x017F;und gewe&#x017F;en, ungehor&#x017F;am gegen den Willen<lb/>
befunden. Es ver&#x017F;tehen alle Men&#x017F;chen, alle die&#x017F;e Mu&#x017F;-<lb/>
keln &#x017F;owol in Bewegung zu bringen, als auch noch weiter<lb/>
anzu&#x017F;trengen, oder nachzula&#x017F;&#x017F;en, und wenn &#x017F;ie es verlan-<lb/>
gen, &#x017F;ogar wieder ruhen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">§. 9.<lb/>
Fort&#x017F;ezzung davon.</hi> </head><lb/>
          <p>Man &#x017F;agt, ohne alle Bewei&#x017F;e, daß Fieber auf Befel<lb/>
der Seele <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Conf. <hi rendition="#g">HOFMANN</hi> de<lb/><cb/>
differ. &#x017F;y&#x017F;temat. Stahl. et mechan.<lb/>
etc</hi></note> ent&#x017F;tehen &#x017F;ollen, da der Wille weder die<lb/>
Cri&#x017F;es <note place="foot" n="(g)">Die Natur hat keinen Wil-<lb/>
len, weil &#x017F;ie immer auf einerlei<lb/>
Art, und ohne Ab&#x017F;ichten handelt.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BARKER</hi> pag.</hi> 25.</note>, noch die Auswu&#x0364;rfe, z. E. des Geda&#x0364;rmes, in<lb/>
&#x017F;einer Gewalt hat, indem wir die Mu&#x017F;keln des Unter-<lb/>
leibes vergebens an&#x017F;trengen, &#x017F;obald die peri&#x017F;talti&#x017F;che Be-<lb/>
wegung in dem Anfange der hizzigen Fieber aufho&#x0364;rt.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/><note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">L. IV. pag. 483. 484. de<lb/>
anguillis clavorum &#x017F;ecalinorum<lb/>
et pa&#x017F;tae librariorum <hi rendition="#g">LEDER-<lb/>
MULLER</hi></hi> fra&#x0364;nki&#x017F;che Anmerkun-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">T. III. etc.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phy&#x017F;iol. 5. B.</hi> K</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0163] III. Abſchnitt. Urſachen. bogen beim Anblikke des Lichtes enger oder weiter wird. Folglich iſt dasjenige, was die beruͤmte Maͤnner von der Gewonheit vorgetragen haben, blos zum Behufe ihrer Partei erdacht worden. Daher iſt der Bezirk des Willens von dem Gebiete der Reizbarkeit durch ein ewiges Geſezze getrennt. Es hat bisher kein einziger Sterblicher, ſo viel man Exempel hat, mit ſeinem Willen uͤber das Herz, Gedaͤrme, den Magen, eine Schlagader, oder uͤber ein anderes Werk- zeug des Lebens eine Herrſchaft ausgeuͤbt, und dieſe Be- wegungen weder erwekken, noch verſpaͤten, beſchleunigen, oder unterdruͤkken koͤnnen. So hat auch kein einziger Sterblicher die dem Willen unterworfne Muſkeln, wo- fern dieſe geſund geweſen, ungehorſam gegen den Willen befunden. Es verſtehen alle Menſchen, alle dieſe Muſ- keln ſowol in Bewegung zu bringen, als auch noch weiter anzuſtrengen, oder nachzulaſſen, und wenn ſie es verlan- gen, ſogar wieder ruhen zu laſſen. §. 9. Fortſezzung davon. Man ſagt, ohne alle Beweiſe, daß Fieber auf Befel der Seele (f) entſtehen ſollen, da der Wille weder die Criſes (g), noch die Auswuͤrfe, z. E. des Gedaͤrmes, in ſeiner Gewalt hat, indem wir die Muſkeln des Unter- leibes vergebens anſtrengen, ſobald die periſtaltiſche Be- wegung in dem Anfange der hizzigen Fieber aufhoͤrt. Es (e) (f) Conf. HOFMANN de differ. ſyſtemat. Stahl. et mechan. etc (g) Die Natur hat keinen Wil- len, weil ſie immer auf einerlei Art, und ohne Abſichten handelt. BARKER pag. 25. (e) L. IV. pag. 483. 484. de anguillis clavorum ſecalinorum et paſtae librariorum LEDER- MULLER fraͤnkiſche Anmerkun- gen T. III. etc. H. Phyſiol. 5. B. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/163
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/163>, abgerufen am 21.11.2024.