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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Thierische Bewegung. XI. Buch.
lich erzeugt die Seele nicht diese Kraft in den Muskeln
selbst, womit sie spielen, sondern sie senden ihnen solche,
sie sei auch, wie sie sei, durch den Canal der Nerven zu (n).

§. 28.
Es rührt die Bewegung der Muskeln von dem
verstärkten natürlichen Zusammenziehen her.

Die Sache scheint mir in so weit klar zu sein, daß ich
glaube, die natürliche und angeborne Kraft sich zusammen
zu ziehen, die ein Muskel hat, lasse sich durch den Einflus
des Willens vergrössern. Da aber was körperliches dazu
gehört, welches die Masse eines Muskels vergrössere, und
denselben härter und kürzer macht, so scheint mir dazu
eine, obwohl unbekannte (o), dennoch aber äusserst
schnelle und subtile Nervenflüssigkeit, das allerwarschein-
lichste zu sein, welches sich wie ein Reizmittel verhält, und
die Elementen einer Fleischfaser nach ihrer durchdringenden
Subtilheit von allen Seiten reizet, sich zusammenzuziehen.
Jch stelle mir die Sache so vor, wie die elektrische Materie
(p) auch im Muskel die gröste Bewegungen, ohne alle
Beihülfe des Willens, erregt, nicht als ob beide Elementen
von einerlei Natur wären, sondern weil beide (q) einerlei
äusserste Geschwindigkeit besizzen, und sich allen Elementen
hurtig nähern können. Jch halte aber, nach dem oben
Erwänten davor, daß sich der Leim (r) von dem Reize
des Nervensaftes viel eher, als der irdene Grundteil in
Bewegung sezzen lasse.

§. 29.
(n) [Spaltenumbruch] Man vergleiche damit BEL-
LIN praef. ad I. de urin. et puls.
(o) SCHARBOROUGH apud
CROONE p. 2. MORGAN
pag. 137. STAHL theor. med.
p. 538. CHEYNE fibra natur.
pag. 5. PEMBERTON apud
HARTLEY pag. 89. 90. B.
LANGRISCH pag. 76. 78. n.
74. 75. BRUNN. pag. 35. Tel.
FONTANA pag. 234. CAL-
[Spaltenumbruch] DAN.
L. II. pag.
460. Abhand-
lung vom Nervensafte, p. 61. So
was änliches lehret uns CROONE
pag. 32. Conf. v. GEUNS pag.

32. 33 daß es vom Blute gereizt
werde. LAWRENCE in mot.
pag.
69.
(p) pag. 448.
(q) F. FONTANA pag. 206.
CALDAN pag.
460. 478. 479.
(r) pag. 464. 465.

Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
lich erzeugt die Seele nicht dieſe Kraft in den Muſkeln
ſelbſt, womit ſie ſpielen, ſondern ſie ſenden ihnen ſolche,
ſie ſei auch, wie ſie ſei, durch den Canal der Nerven zu (n).

§. 28.
Es ruͤhrt die Bewegung der Muſkeln von dem
verſtaͤrkten natuͤrlichen Zuſammenziehen her.

Die Sache ſcheint mir in ſo weit klar zu ſein, daß ich
glaube, die natuͤrliche und angeborne Kraft ſich zuſammen
zu ziehen, die ein Muſkel hat, laſſe ſich durch den Einflus
des Willens vergroͤſſern. Da aber was koͤrperliches dazu
gehoͤrt, welches die Maſſe eines Muſkels vergroͤſſere, und
denſelben haͤrter und kuͤrzer macht, ſo ſcheint mir dazu
eine, obwohl unbekannte (o), dennoch aber aͤuſſerſt
ſchnelle und ſubtile Nervenfluͤſſigkeit, das allerwarſchein-
lichſte zu ſein, welches ſich wie ein Reizmittel verhaͤlt, und
die Elementen einer Fleiſchfaſer nach ihrer durchdringenden
Subtilheit von allen Seiten reizet, ſich zuſammenzuziehen.
Jch ſtelle mir die Sache ſo vor, wie die elektriſche Materie
(p) auch im Muſkel die groͤſte Bewegungen, ohne alle
Beihuͤlfe des Willens, erregt, nicht als ob beide Elementen
von einerlei Natur waͤren, ſondern weil beide (q) einerlei
aͤuſſerſte Geſchwindigkeit beſizzen, und ſich allen Elementen
hurtig naͤhern koͤnnen. Jch halte aber, nach dem oben
Erwaͤnten davor, daß ſich der Leim (r) von dem Reize
des Nervenſaftes viel eher, als der irdene Grundteil in
Bewegung ſezzen laſſe.

§. 29.
(n) [Spaltenumbruch] Man vergleiche damit BEL-
LIN praef. ad I. de urin. et pulſ.
(o) SCHARBOROUGH apud
CROONE p. 2. MORGAN
pag. 137. STAHL theor. med.
p. 538. CHEYNE fibra natur.
pag. 5. PEMBERTON apud
HARTLEY pag. 89. 90. B.
LANGRISCH pag. 76. 78. n.
74. 75. BRUNN. pag. 35. Tel.
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[Spaltenumbruch] DAN.
L. II. pag.
460. Abhand-
lung vom Nervenſafte, p. 61. So
was aͤnliches lehret uns CROONE
pag. 32. Conf. v. GEUNS pag.

32. 33 daß es vom Blute gereizt
werde. LAWRENCE in mot.
pag.
69.
(p) pag. 448.
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460. 478. 479.
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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/206>, abgerufen am 21.11.2024.