noch nicht völlig. Wenn man die Körper der Leibes- früchte, Weiber, Kämfer, der zamen und wilden Thiere betrachtet, daß alle Muskeln um desto härter werden, je öfter man sie gebraucht (t). Daher ist das Fleisch von wilden Thieren oder Wildprett hart, von zamen Viehe hingegen weich, indem sich ein wildes Thier Mühe geben mus, um das Leben zu erhalten, da ein zames vom Menschen die Speise erwartet. Vielleicht rührt davon die Stärke der Männer her, woran sie das weibliche Ge- schlecht übertreffen. Wenigstens findet sich an der Frucht kein Unterschied zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlechte, welcher doch an einem erwachsenen Menschen gar zu deutlich in das Auge fällt, welches auch bei den Geschlechtern der vierfüßigen Thiere statt findet. Viel- leicht rührt auch der Vorzug der rechten Hand daher. Denn obgleich einige die Sache von der rechten Schlag- ader herleiten, welche grösser ist, so ist dennoch gewis, daß sich ein Kind sowohl der rechten, als linken Hand bedient, und daß ihm folglich alle beide zu seinen Absichten gleich nüzzlich sind, indem sich blos der Unterscheid an den er- wachsenen Mannspersonen am deutlichsten zeigt (t*).
Woher kömmt nun diese von dem Muskelgebrauche herrührende Stärke? entsteht selbige von den aus den Fa- sern vertriebenen Flüssigkeiten, weil davon der festen Theile mehr werden? wenigstens werden die erst fleischigen Mus- keln sehnig, blos vom Gebrauche, und diese sehnigen Muskeln verwandeln sich endlich in knochige Wesen (u). Man würde leicht vermuten, daß das Fett abnehme (x); allein das Blut wird von einem Muskel, indem er sein Spiel verrichtet, nicht so sehr zurükke gewiesen, daß da- von eine lebhaftere Röthe entstehen sollte, nachdem ein Muskel stärker arbeitet, wovon wir an den Muskeln ein
Exem-
(t)[Spaltenumbruch]
Das Fleisch des Löwen ist sehr hart. BAGLIV.
(t*)Hist. de l'acad. des inscr. et des belles lettres 1713. T. II. [Spaltenumbruch]
pag. 82. ANDRY orthoped. pag. 275.
(u)pag. 454.
(x)L. I. gegen das Ende.
O 2
IV. Abſchnitt. Nuzzen.
noch nicht voͤllig. Wenn man die Koͤrper der Leibes- fruͤchte, Weiber, Kaͤmfer, der zamen und wilden Thiere betrachtet, daß alle Muſkeln um deſto haͤrter werden, je oͤfter man ſie gebraucht (t). Daher iſt das Fleiſch von wilden Thieren oder Wildprett hart, von zamen Viehe hingegen weich, indem ſich ein wildes Thier Muͤhe geben mus, um das Leben zu erhalten, da ein zames vom Menſchen die Speiſe erwartet. Vielleicht ruͤhrt davon die Staͤrke der Maͤnner her, woran ſie das weibliche Ge- ſchlecht uͤbertreffen. Wenigſtens findet ſich an der Frucht kein Unterſchied zwiſchen dem maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechte, welcher doch an einem erwachſenen Menſchen gar zu deutlich in das Auge faͤllt, welches auch bei den Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere ſtatt findet. Viel- leicht ruͤhrt auch der Vorzug der rechten Hand daher. Denn obgleich einige die Sache von der rechten Schlag- ader herleiten, welche groͤſſer iſt, ſo iſt dennoch gewis, daß ſich ein Kind ſowohl der rechten, als linken Hand bedient, und daß ihm folglich alle beide zu ſeinen Abſichten gleich nuͤzzlich ſind, indem ſich blos der Unterſcheid an den er- wachſenen Mannsperſonen am deutlichſten zeigt (t*).
Woher koͤmmt nun dieſe von dem Muſkelgebrauche herruͤhrende Staͤrke? entſteht ſelbige von den aus den Fa- ſern vertriebenen Fluͤſſigkeiten, weil davon der feſten Theile mehr werden? wenigſtens werden die erſt fleiſchigen Muſ- keln ſehnig, blos vom Gebrauche, und dieſe ſehnigen Muſkeln verwandeln ſich endlich in knochige Weſen (u). Man wuͤrde leicht vermuten, daß das Fett abnehme (x); allein das Blut wird von einem Muſkel, indem er ſein Spiel verrichtet, nicht ſo ſehr zuruͤkke gewieſen, daß da- von eine lebhaftere Roͤthe entſtehen ſollte, nachdem ein Muſkel ſtaͤrker arbeitet, wovon wir an den Muſkeln ein
Exem-
(t)[Spaltenumbruch]
Das Fleiſch des Loͤwen iſt ſehr hart. BAGLIV.
(t*)Hiſt. de l’acad. des inſcr. et des belles lettres 1713. T. II. [Spaltenumbruch]
pag. 82. ANDRY orthoped. pag. 275.
(u)pag. 454.
(x)L. I. gegen das Ende.
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IV. Abſchnitt. Nuzzen.
noch nicht voͤllig. Wenn man die Koͤrper der Leibes-
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betrachtet, daß alle Muſkeln um deſto haͤrter werden, je
oͤfter man ſie gebraucht (t). Daher iſt das Fleiſch von
wilden Thieren oder Wildprett hart, von zamen Viehe
hingegen weich, indem ſich ein wildes Thier Muͤhe geben
mus, um das Leben zu erhalten, da ein zames vom
Menſchen die Speiſe erwartet. Vielleicht ruͤhrt davon
die Staͤrke der Maͤnner her, woran ſie das weibliche Ge-
ſchlecht uͤbertreffen. Wenigſtens findet ſich an der Frucht
kein Unterſchied zwiſchen dem maͤnnlichen und weiblichen
Geſchlechte, welcher doch an einem erwachſenen Menſchen
gar zu deutlich in das Auge faͤllt, welches auch bei den
Geſchlechtern der vierfuͤßigen Thiere ſtatt findet. Viel-
leicht ruͤhrt auch der Vorzug der rechten Hand daher.
Denn obgleich einige die Sache von der rechten Schlag-
ader herleiten, welche groͤſſer iſt, ſo iſt dennoch gewis, daß
ſich ein Kind ſowohl der rechten, als linken Hand bedient,
und daß ihm folglich alle beide zu ſeinen Abſichten gleich
nuͤzzlich ſind, indem ſich blos der Unterſcheid an den er-
wachſenen Mannsperſonen am deutlichſten zeigt (t*).
Woher koͤmmt nun dieſe von dem Muſkelgebrauche
herruͤhrende Staͤrke? entſteht ſelbige von den aus den Fa-
ſern vertriebenen Fluͤſſigkeiten, weil davon der feſten Theile
mehr werden? wenigſtens werden die erſt fleiſchigen Muſ-
keln ſehnig, blos vom Gebrauche, und dieſe ſehnigen
Muſkeln verwandeln ſich endlich in knochige Weſen (u).
Man wuͤrde leicht vermuten, daß das Fett abnehme (x);
allein das Blut wird von einem Muſkel, indem er ſein
Spiel verrichtet, nicht ſo ſehr zuruͤkke gewieſen, daß da-
von eine lebhaftere Roͤthe entſtehen ſollte, nachdem ein
Muſkel ſtaͤrker arbeitet, wovon wir an den Muſkeln ein
Exem-
(t)
Das Fleiſch des Loͤwen iſt
ſehr hart. BAGLIV.
(t*) Hiſt. de l’acad. des inſcr.
et des belles lettres 1713. T. II.
pag. 82. ANDRY orthoped.
pag. 275.
(u) pag. 454.
(x) L. I. gegen das Ende.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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