Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Abschnitt. Nuzzen.

Selbst die unwillkürliche Bewegung spornet das Blut
ebenfalls an. So häuft sich im schweren Gebrechen das
Blut im Gehirne an, daß das ganze Angesicht violbraun
aufschwillt (n). Der Leib bekömmt von den histerischen
Krämpfen Flekke, und es schwellen die Schlag- und Blut-
adern des Kopfes ungemein auf (o).

Die Muskeln bekommen nicht blos von den elektri-
schen Funken ihre Bewegung wieder, sondern es werden
auch dadurch die ausgemagerten Glieder wieder ernährt
(p). Folglich helfen die Muskeln dem Herzen (q), indem
sie, auch ausser den Bemühungen desselben, das Blut in
Bewegung setzen. Es scheint auch die Natur, indem sie
uns Muskeln gegeben, auf diese Hülfe bei ihren Rechnun-
gen mit gesehen zu haben, und man kann vermuten, daß
ohne ihren Beistand nicht Kräfte genung vorhanden sind,
welche das Blut nach der Oberfläche zu treiben könnten.
Daher entsteht, wie wir bereits gesagt haben, ein übermäs-
siges Fett (r), ein Wassergeschwulst, es häuft sich das
Blut in den gülden Blutadergefässen an, und es rührt
davon, bei dem Feler der Eingeweide des Bauches, eine
schwache Verdauung der Speisen, und die Hipochondrie,
wie auch die gewönliche Krankheit der Gelerten her (t).

Daher werden diese Uebel des Körpers vornämlich
durch die Bewegung geheilt, und durch Arbeiten verbes-
sert, die zugleich Annemlichkeit bei sich führen. Die Na-
tur hat den Menschen zum Akkersmanne und Gärtner
gemacht, und daher sagt Hoffmann, er wisse von vielen
Dummköpfen (u), welche durch Leibesübungen klug ge-
macht worden.

(s)
Einen
(n) [Spaltenumbruch] LAWRENCE praelect.
p. 229. BOERHAAVE morb.
nerv. pag.
781.
(o) MATANI aneurysm. pag.
110.
(p) phys. Belustig. T. II. p. 512.
513 etc.
(q) [Spaltenumbruch] L. VI. pag. 217. 326.
(r) loc. cit.
(t) GELS L. IV. c. 18.
(u) de motu opt. med. pag. 11.
(s) loc. cit.
O 5
IV. Abſchnitt. Nuzzen.

Selbſt die unwillkuͤrliche Bewegung ſpornet das Blut
ebenfalls an. So haͤuft ſich im ſchweren Gebrechen das
Blut im Gehirne an, daß das ganze Angeſicht violbraun
aufſchwillt (n). Der Leib bekoͤmmt von den hiſteriſchen
Kraͤmpfen Flekke, und es ſchwellen die Schlag- und Blut-
adern des Kopfes ungemein auf (o).

Die Muſkeln bekommen nicht blos von den elektri-
ſchen Funken ihre Bewegung wieder, ſondern es werden
auch dadurch die ausgemagerten Glieder wieder ernaͤhrt
(p). Folglich helfen die Muſkeln dem Herzen (q), indem
ſie, auch auſſer den Bemuͤhungen deſſelben, das Blut in
Bewegung ſetzen. Es ſcheint auch die Natur, indem ſie
uns Muſkeln gegeben, auf dieſe Huͤlfe bei ihren Rechnun-
gen mit geſehen zu haben, und man kann vermuten, daß
ohne ihren Beiſtand nicht Kraͤfte genung vorhanden ſind,
welche das Blut nach der Oberflaͤche zu treiben koͤnnten.
Daher entſteht, wie wir bereits geſagt haben, ein uͤbermaͤſ-
ſiges Fett (r), ein Waſſergeſchwulſt, es haͤuft ſich das
Blut in den guͤlden Blutadergefaͤſſen an, und es ruͤhrt
davon, bei dem Feler der Eingeweide des Bauches, eine
ſchwache Verdauung der Speiſen, und die Hipochondrie,
wie auch die gewoͤnliche Krankheit der Gelerten her (t).

Daher werden dieſe Uebel des Koͤrpers vornaͤmlich
durch die Bewegung geheilt, und durch Arbeiten verbeſ-
ſert, die zugleich Annemlichkeit bei ſich fuͤhren. Die Na-
tur hat den Menſchen zum Akkersmanne und Gaͤrtner
gemacht, und daher ſagt Hoffmann, er wiſſe von vielen
Dummkoͤpfen (u), welche durch Leibesuͤbungen klug ge-
macht worden.

(s)
Einen
(n) [Spaltenumbruch] LAWRENCE prælect.
p. 229. BOERHAAVE morb.
nerv. pag.
781.
(o) MATANI aneuryſm. pag.
110.
(p) phyſ. Beluſtig. T. II. p. 512.
513 etc.
(q) [Spaltenumbruch] L. VI. pag. 217. 326.
(r) loc. cit.
(t) GELS L. IV. c. 18.
(u) de motu opt. med. pag. 11.
(s) loc. cit.
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0235" n="217"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Nuzzen.</hi> </fw><lb/>
          <p>Selb&#x017F;t die unwillku&#x0364;rliche Bewegung &#x017F;pornet das Blut<lb/>
ebenfalls an. So ha&#x0364;uft &#x017F;ich im &#x017F;chweren Gebrechen das<lb/>
Blut im Gehirne an, daß das ganze Ange&#x017F;icht violbraun<lb/>
auf&#x017F;chwillt <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LAWRENCE</hi> prælect.<lb/>
p. 229. <hi rendition="#g">BOERHAAVE</hi> morb.<lb/>
nerv. pag.</hi> 781.</note>. Der Leib beko&#x0364;mmt von den hi&#x017F;teri&#x017F;chen<lb/>
Kra&#x0364;mpfen Flekke, und es &#x017F;chwellen die Schlag- und Blut-<lb/>
adern des Kopfes ungemein auf <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MATANI</hi> aneury&#x017F;m. pag.</hi><lb/>
110.</note>.</p><lb/>
          <p>Die Mu&#x017F;keln bekommen nicht blos von den elektri-<lb/>
&#x017F;chen Funken ihre Bewegung wieder, &#x017F;ondern es werden<lb/>
auch dadurch die ausgemagerten Glieder wieder erna&#x0364;hrt<lb/><note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">phy&#x017F;. Belu&#x017F;tig. T. II. p. 512.<lb/>
513 etc.</hi></note>. Folglich helfen die Mu&#x017F;keln dem Herzen <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#aq">L. VI. pag.</hi> 217. 326.</note>, indem<lb/>
&#x017F;ie, auch au&#x017F;&#x017F;er den Bemu&#x0364;hungen de&#x017F;&#x017F;elben, das Blut in<lb/>
Bewegung &#x017F;etzen. Es &#x017F;cheint auch die Natur, indem &#x017F;ie<lb/>
uns Mu&#x017F;keln gegeben, auf die&#x017F;e Hu&#x0364;lfe bei ihren Rechnun-<lb/>
gen mit ge&#x017F;ehen zu haben, und man kann vermuten, daß<lb/>
ohne ihren Bei&#x017F;tand nicht Kra&#x0364;fte genung vorhanden &#x017F;ind,<lb/>
welche das Blut nach der Oberfla&#x0364;che zu treiben ko&#x0364;nnten.<lb/>
Daher ent&#x017F;teht, wie wir bereits ge&#x017F;agt haben, ein u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iges Fett <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">loc. cit.</hi></note>, ein Wa&#x017F;&#x017F;erge&#x017F;chwul&#x017F;t, es ha&#x0364;uft &#x017F;ich das<lb/>
Blut in den gu&#x0364;lden Blutadergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en an, und es ru&#x0364;hrt<lb/>
davon, bei dem Feler der Eingeweide des Bauches, eine<lb/>
&#x017F;chwache Verdauung der Spei&#x017F;en, und die Hipochondrie,<lb/>
wie auch die gewo&#x0364;nliche Krankheit der Gelerten her <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GELS</hi> L. IV. c.</hi> 18.</note>.</p><lb/>
          <p>Daher werden die&#x017F;e Uebel des Ko&#x0364;rpers vorna&#x0364;mlich<lb/>
durch die Bewegung geheilt, und durch Arbeiten verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ert, die zugleich Annemlichkeit bei &#x017F;ich fu&#x0364;hren. Die Na-<lb/>
tur hat den Men&#x017F;chen zum Akkersmanne und Ga&#x0364;rtner<lb/>
gemacht, und daher &#x017F;agt <hi rendition="#fr">Hoffmann,</hi> er wi&#x017F;&#x017F;e von vielen<lb/>
Dummko&#x0364;pfen <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">de motu opt. med. pag.</hi> 11.</note>, welche durch Leibesu&#x0364;bungen klug ge-<lb/>
macht worden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Einen</fw><lb/>
          <note place="foot" n="(s)"> <hi rendition="#aq">loc. cit.</hi> </note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0235] IV. Abſchnitt. Nuzzen. Selbſt die unwillkuͤrliche Bewegung ſpornet das Blut ebenfalls an. So haͤuft ſich im ſchweren Gebrechen das Blut im Gehirne an, daß das ganze Angeſicht violbraun aufſchwillt (n). Der Leib bekoͤmmt von den hiſteriſchen Kraͤmpfen Flekke, und es ſchwellen die Schlag- und Blut- adern des Kopfes ungemein auf (o). Die Muſkeln bekommen nicht blos von den elektri- ſchen Funken ihre Bewegung wieder, ſondern es werden auch dadurch die ausgemagerten Glieder wieder ernaͤhrt (p). Folglich helfen die Muſkeln dem Herzen (q), indem ſie, auch auſſer den Bemuͤhungen deſſelben, das Blut in Bewegung ſetzen. Es ſcheint auch die Natur, indem ſie uns Muſkeln gegeben, auf dieſe Huͤlfe bei ihren Rechnun- gen mit geſehen zu haben, und man kann vermuten, daß ohne ihren Beiſtand nicht Kraͤfte genung vorhanden ſind, welche das Blut nach der Oberflaͤche zu treiben koͤnnten. Daher entſteht, wie wir bereits geſagt haben, ein uͤbermaͤſ- ſiges Fett (r), ein Waſſergeſchwulſt, es haͤuft ſich das Blut in den guͤlden Blutadergefaͤſſen an, und es ruͤhrt davon, bei dem Feler der Eingeweide des Bauches, eine ſchwache Verdauung der Speiſen, und die Hipochondrie, wie auch die gewoͤnliche Krankheit der Gelerten her (t). Daher werden dieſe Uebel des Koͤrpers vornaͤmlich durch die Bewegung geheilt, und durch Arbeiten verbeſ- ſert, die zugleich Annemlichkeit bei ſich fuͤhren. Die Na- tur hat den Menſchen zum Akkersmanne und Gaͤrtner gemacht, und daher ſagt Hoffmann, er wiſſe von vielen Dummkoͤpfen (u), welche durch Leibesuͤbungen klug ge- macht worden. Einen (s) (n) LAWRENCE prælect. p. 229. BOERHAAVE morb. nerv. pag. 781. (o) MATANI aneuryſm. pag. 110. (p) phyſ. Beluſtig. T. II. p. 512. 513 etc. (q) L. VI. pag. 217. 326. (r) loc. cit. (t) GELS L. IV. c. 18. (u) de motu opt. med. pag. 11. (s) loc. cit. O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/235
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/235>, abgerufen am 21.11.2024.