löchert zu sein an den Augen, Ohren, der Nase, dem Munde, Nabel, und den Geburtstheilen, so wie am Hin- tern. Allein man weis nunmehr mehr als zu gut, daß sie an diesen genannten Stellen nicht aufgeschlizzt, sondern nur einwerts (i) gezogen und allmälich verändert sei, daß sie die Höle der Nase und des Mundes, der weiblichen Schaam und des äussersten Darmes überzieht, daß sie im Gehörgange über die Trummelhaut gespannt ist, und end- lich an den Augen in eines fort, mit der Haut der Augen- lieder, unter dem Namen der gemeinschaftlichen weislichen Augenhaut, vor der dunkeln Hornhaut herabläuft. Man hat bemerkt, daß ihre Empfindung desto stumpfer sei, je weiter sie von der Zunge abliegt (i*).
Jhr Bau ist überhaupt wie an den Membranen (k), nämlich aus Fäden und Plättchen (k*), die kurz verwik- kelt sind, und enge zusammenhängen, zusammengesezzt (l). Jhre äussere Fläche ist dichter (m), hingegen die inwen- dige, welche sich nach dem fächrigen (n) Zellgewebe unter der Haut zukehrt, allmälich loser, so daß sie sich endlich in einer fortlaufenden Ausartung in eben dieses Zellgewebe verwandelt, und man findet nirgends auf beiden Seiten die richtige Grenzen bestimmt. Macerirt man die Haut im Wasser, so schwillt sie allmälich auf, sie wird lokker, scheidet sich in ihre Plättchen und Fasern, woraus sie geworden ist (o), sowohl im Menschen als Thieren (o*), und ich betrachte dieses an der Haut des Elefanten, welche ich eben vor Augen habe, und daran nur die Plättchen
brei-
(i)[Spaltenumbruch]
Davon soll an seinem Orte genauer geredet werden. Vergl. MORGAGN. adv. II n. 6.
(i*)HARTLEY of man. pag. 151.
(k)L. 1.
(k*) Vergl. Memoires de l'acad. 1751. p. 109
(l)Dav. Christoph. SCHO- BINGER de cellulosa tela cet. [Spaltenumbruch]LUDWIG de humore cutem inungente p. 6. 7.
(m)LUDWIG eben daselbst.
(n) Daselbst.
(o) Löset sich zu Fäden auf, RUYSCH cat. mus. rar. p. 138.
(o*)HOOKE micograph. pag. 39. und 160.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
loͤchert zu ſein an den Augen, Ohren, der Naſe, dem Munde, Nabel, und den Geburtstheilen, ſo wie am Hin- tern. Allein man weis nunmehr mehr als zu gut, daß ſie an dieſen genannten Stellen nicht aufgeſchlizzt, ſondern nur einwerts (i) gezogen und allmaͤlich veraͤndert ſei, daß ſie die Hoͤle der Naſe und des Mundes, der weiblichen Schaam und des aͤuſſerſten Darmes uͤberzieht, daß ſie im Gehoͤrgange uͤber die Trummelhaut geſpannt iſt, und end- lich an den Augen in eines fort, mit der Haut der Augen- lieder, unter dem Namen der gemeinſchaftlichen weislichen Augenhaut, vor der dunkeln Hornhaut herablaͤuft. Man hat bemerkt, daß ihre Empfindung deſto ſtumpfer ſei, je weiter ſie von der Zunge abliegt (i*).
Jhr Bau iſt uͤberhaupt wie an den Membranen (k), naͤmlich aus Faͤden und Plaͤttchen (k*), die kurz verwik- kelt ſind, und enge zuſammenhaͤngen, zuſammengeſezzt (l). Jhre aͤuſſere Flaͤche iſt dichter (m), hingegen die inwen- dige, welche ſich nach dem faͤchrigen (n) Zellgewebe unter der Haut zukehrt, allmaͤlich loſer, ſo daß ſie ſich endlich in einer fortlaufenden Ausartung in eben dieſes Zellgewebe verwandelt, und man findet nirgends auf beiden Seiten die richtige Grenzen beſtimmt. Macerirt man die Haut im Waſſer, ſo ſchwillt ſie allmaͤlich auf, ſie wird lokker, ſcheidet ſich in ihre Plaͤttchen und Faſern, woraus ſie geworden iſt (o), ſowohl im Menſchen als Thieren (o*), und ich betrachte dieſes an der Haut des Elefanten, welche ich eben vor Augen habe, und daran nur die Plaͤttchen
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(i)[Spaltenumbruch]
Davon ſoll an ſeinem Orte genauer geredet werden. Vergl. MORGAGN. adv. II n. 6.
(i*)HARTLEY of man. pag. 151.
(k)L. 1.
(k*) Vergl. Memoires de l’acad. 1751. p. 109
(l)Dav. Chriſtoph. SCHO- BINGER de celluloſa tela cet. [Spaltenumbruch]LUDWIG de humore cutem inungente p. 6. 7.
(m)LUDWIG eben daſelbſt.
(n) Daſelbſt.
(o) Loͤſet ſich zu Faͤden auf, RUYSCH cat. muſ. rar. p. 138.
(o*)HOOKE micograph. pag. 39. und 160.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
loͤchert zu ſein an den Augen, Ohren, der Naſe, dem
Munde, Nabel, und den Geburtstheilen, ſo wie am Hin-
tern. Allein man weis nunmehr mehr als zu gut, daß
ſie an dieſen genannten Stellen nicht aufgeſchlizzt, ſondern
nur einwerts (i) gezogen und allmaͤlich veraͤndert ſei, daß
ſie die Hoͤle der Naſe und des Mundes, der weiblichen
Schaam und des aͤuſſerſten Darmes uͤberzieht, daß ſie im
Gehoͤrgange uͤber die Trummelhaut geſpannt iſt, und end-
lich an den Augen in eines fort, mit der Haut der Augen-
lieder, unter dem Namen der gemeinſchaftlichen weislichen
Augenhaut, vor der dunkeln Hornhaut herablaͤuft. Man
hat bemerkt, daß ihre Empfindung deſto ſtumpfer ſei, je
weiter ſie von der Zunge abliegt (i*).
Jhr Bau iſt uͤberhaupt wie an den Membranen (k),
naͤmlich aus Faͤden und Plaͤttchen (k*), die kurz verwik-
kelt ſind, und enge zuſammenhaͤngen, zuſammengeſezzt (l).
Jhre aͤuſſere Flaͤche iſt dichter (m), hingegen die inwen-
dige, welche ſich nach dem faͤchrigen (n) Zellgewebe unter
der Haut zukehrt, allmaͤlich loſer, ſo daß ſie ſich endlich in
einer fortlaufenden Ausartung in eben dieſes Zellgewebe
verwandelt, und man findet nirgends auf beiden Seiten
die richtige Grenzen beſtimmt. Macerirt man die Haut
im Waſſer, ſo ſchwillt ſie allmaͤlich auf, ſie wird lokker,
ſcheidet ſich in ihre Plaͤttchen und Faſern, woraus ſie
geworden iſt (o), ſowohl im Menſchen als Thieren (o*),
und ich betrachte dieſes an der Haut des Elefanten, welche
ich eben vor Augen habe, und daran nur die Plaͤttchen
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Davon ſoll an ſeinem Orte
genauer geredet werden. Vergl.
MORGAGN. adv. II n. 6.
(i*) HARTLEY of man.
pag. 151.
(k) L. 1.
(k*) Vergl. Memoires de l’acad.
1751. p. 109
(l) Dav. Chriſtoph. SCHO-
BINGER de celluloſa tela cet.
LUDWIG de humore cutem
inungente p. 6. 7.
(m) LUDWIG eben daſelbſt.
(n) Daſelbſt.
(o) Loͤſet ſich zu Faͤden auf,
RUYSCH cat. muſ. rar. p. 138.
(o*) HOOKE micograph.
pag. 39. und 160.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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