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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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I. Abschnitt. Werkzeug.
breiter sind. Sie besizzet aber eine verschiedne Dichtheit
und Härte. Sie ist zart an den Augenliedern, Wangen,
Lippen, Weiberbrüsten, und der Vorhaut, und härter
an dem behaarten Kopfe. Sie kann eine bewunderns-
würdige Ausdehnung vertragen, wenn diese langsam ver-
richtet wird, wie man an den schwangern Frauen, und
den fetten und wassersüchtigen Menschen siehet. Man
hat von einem einzigen Finger 22 Zoll abgeschnitten (o**).
Ein Scirrhus, der drei oder vier Theile eines Pfundes wog,
befand sich in der Gegend des Stirn- und Schläfenbeins
(o+). Ein Rieme von der Grösse eines Quadratzolles,
trägt 200 Pfunde (o++).

Diejenigen, welche geschrieben haben, daß die Seh-
nen (p) in den Bau der Haut aufgenommen werden, brin-
gen eine Meinung auf die Bahn, welche, wenigstens in
Absicht auf den Menschen, nicht wahr ist (q). Es zeigen
sich nämlich an der weissen Bauchlinie (r), und am Rük-
ken, dem Halse (s), dem Knie (t) und Ellbogen (u) sehr
leicht die sehnigen Fasern ohne Veränderung und für sich,
wenn man die Muskeln davon absondert, und sie werden
jederzeit durch ein Zellgewebe von der wahren Haut ent-
fernt gehalten. Der lange Muskel der flachen Hand,
(palmaris longus) (x), und eine änliche breite Sehne am
Fusse wirft allerdings sehnige Fäden in die Haut, welche

ich
(o**) [Spaltenumbruch] DISDIER splanch-
nol. T. I. p.
15
(o+) RICHA constit. III. p.
117.
(o++) SAUVAGES theor.
tumor.
15.
(p) STENONIUS insonder-
heit. Daß daraus der gröste Theil
der Haut bestehe, GREW cat.
musc. pag.
6.
(q) Dieses leugnet nebst uns
der berümte LUDWIG und
ALBIN.
(r) Stephan LORENZINI
Krampffisch, p. 14. FANTO-
[Spaltenumbruch] NUS. BARTHOLIN
spec.
anat. pag. 28. HEUCHER
magna ars anat. n.
64.
(s) LORENZINI. FAN-
TON.
(t) FANTON anat. ed. 3.
pag.
7.
(u) FANTON. BARTHO-
LIN. HEUCHER.
(x) An der Hand und dem Fusse
LORENZINI. Am Ellbogen-
hökker des Hundes GARENGEOT
myol. T. II. p.
122.

I. Abſchnitt. Werkzeug.
breiter ſind. Sie beſizzet aber eine verſchiedne Dichtheit
und Haͤrte. Sie iſt zart an den Augenliedern, Wangen,
Lippen, Weiberbruͤſten, und der Vorhaut, und haͤrter
an dem behaarten Kopfe. Sie kann eine bewunderns-
wuͤrdige Ausdehnung vertragen, wenn dieſe langſam ver-
richtet wird, wie man an den ſchwangern Frauen, und
den fetten und waſſerſuͤchtigen Menſchen ſiehet. Man
hat von einem einzigen Finger 22 Zoll abgeſchnitten (o**).
Ein Scirrhus, der drei oder vier Theile eines Pfundes wog,
befand ſich in der Gegend des Stirn- und Schlaͤfenbeins
(o†). Ein Rieme von der Groͤſſe eines Quadratzolles,
traͤgt 200 Pfunde (o††).

Diejenigen, welche geſchrieben haben, daß die Seh-
nen (p) in den Bau der Haut aufgenommen werden, brin-
gen eine Meinung auf die Bahn, welche, wenigſtens in
Abſicht auf den Menſchen, nicht wahr iſt (q). Es zeigen
ſich naͤmlich an der weiſſen Bauchlinie (r), und am Ruͤk-
ken, dem Halſe (s), dem Knie (t) und Ellbogen (u) ſehr
leicht die ſehnigen Faſern ohne Veraͤnderung und fuͤr ſich,
wenn man die Muſkeln davon abſondert, und ſie werden
jederzeit durch ein Zellgewebe von der wahren Haut ent-
fernt gehalten. Der lange Muſkel der flachen Hand,
(palmaris longus) (x), und eine aͤnliche breite Sehne am
Fuſſe wirft allerdings ſehnige Faͤden in die Haut, welche

ich
(o**) [Spaltenumbruch] DISDIER ſplanch-
nol. T. I. p.
15
(o†) RICHA conſtit. III. p.
117.
(o††) SAUVAGES theor.
tumor.
15.
(p) STENONIUS inſonder-
heit. Daß daraus der groͤſte Theil
der Haut beſtehe, GREW cat.
muſc. pag.
6.
(q) Dieſes leugnet nebſt uns
der beruͤmte LUDWIG und
ALBIN.
(r) Stephan LORENZINI
Krampffiſch, p. 14. FANTO-
[Spaltenumbruch] NUS. BARTHOLIN
ſpec.
anat. pag. 28. HEUCHER
magna ars anat. n.
64.
(s) LORENZINI. FAN-
TON.
(t) FANTON anat. ed. 3.
pag.
7.
(u) FANTON. BARTHO-
LIN. HEUCHER.
(x) An der Hand und dem Fuſſe
LORENZINI. Am Ellbogen-
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122.
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[235/0253] I. Abſchnitt. Werkzeug. breiter ſind. Sie beſizzet aber eine verſchiedne Dichtheit und Haͤrte. Sie iſt zart an den Augenliedern, Wangen, Lippen, Weiberbruͤſten, und der Vorhaut, und haͤrter an dem behaarten Kopfe. Sie kann eine bewunderns- wuͤrdige Ausdehnung vertragen, wenn dieſe langſam ver- richtet wird, wie man an den ſchwangern Frauen, und den fetten und waſſerſuͤchtigen Menſchen ſiehet. Man hat von einem einzigen Finger 22 Zoll abgeſchnitten (o**). Ein Scirrhus, der drei oder vier Theile eines Pfundes wog, befand ſich in der Gegend des Stirn- und Schlaͤfenbeins (o†). Ein Rieme von der Groͤſſe eines Quadratzolles, traͤgt 200 Pfunde (o††). Diejenigen, welche geſchrieben haben, daß die Seh- nen (p) in den Bau der Haut aufgenommen werden, brin- gen eine Meinung auf die Bahn, welche, wenigſtens in Abſicht auf den Menſchen, nicht wahr iſt (q). Es zeigen ſich naͤmlich an der weiſſen Bauchlinie (r), und am Ruͤk- ken, dem Halſe (s), dem Knie (t) und Ellbogen (u) ſehr leicht die ſehnigen Faſern ohne Veraͤnderung und fuͤr ſich, wenn man die Muſkeln davon abſondert, und ſie werden jederzeit durch ein Zellgewebe von der wahren Haut ent- fernt gehalten. Der lange Muſkel der flachen Hand, (palmaris longus) (x), und eine aͤnliche breite Sehne am Fuſſe wirft allerdings ſehnige Faͤden in die Haut, welche ich (o**) DISDIER ſplanch- nol. T. I. p. 15 (o†) RICHA conſtit. III. p. 117. (o††) SAUVAGES theor. tumor. 15. (p) STENONIUS inſonder- heit. Daß daraus der groͤſte Theil der Haut beſtehe, GREW cat. muſc. pag. 6. (q) Dieſes leugnet nebſt uns der beruͤmte LUDWIG und ALBIN. (r) Stephan LORENZINI Krampffiſch, p. 14. FANTO- NUS. BARTHOLIN ſpec. anat. pag. 28. HEUCHER magna ars anat. n. 64. (s) LORENZINI. FAN- TON. (t) FANTON anat. ed. 3. pag. 7. (u) FANTON. BARTHO- LIN. HEUCHER. (x) An der Hand und dem Fuſſe LORENZINI. Am Ellbogen- hoͤkker des Hundes GARENGEOT myol. T. II. p. 122.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/253>, abgerufen am 22.11.2024.