Jn gewissen Umständen des menschlichen Lebens wird die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche durch die, merenteils unsichtbare, Schweislöcher der Ober- haut dringen.
Es ist gewis (t), daß diese Feuchtigkeit durch die Schlagadern in die Schweislöcher der Haut eindringt, weil die Gefässe, die von der Haut nach der Oberhaut zu gehen, wie Bänder (t*), die beide Häute umgeben, ab- gerissen werden, indem man die Oberhaut losreist. Gott- fried Bidloo(u) schmeichelte sich, Wassergänge gefunden zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verstattete selbige nicht, und man hat sie auch bisher nicht deutlich machen können. Daß aber der Schweis seinen Ursprung von den Schlagadern her habe, bestätigt sonderlich folgender leichte und unveränderliche Versuch. Man mag in die Schlagader, wessen Gliedes man will, oder in den Stamm der Aorte an jungen Personen Wasser, oder in Weingeist aufgelösten Fischleim, den man mit dem Purpur von Mexiko lebhaft gefärbt hat, einsprizzen, so wird man nicht leicht irren können, daß nicht fast über die ganze Haut (y) breite Blasen (z) auffahren sollten, worinnen der gefärbte Fischleim selbst ist (a), der aus der Haut aller Orten aus- schwizzt, und sich ohne Zweifel in passende Schweislöcher der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden sein müsten, treiben lassen, und sich unter die Oberhaut
er-
(t)[Spaltenumbruch]KAAUW n. 85. 86. KEIL abridgem. p. 11.
(t*)GUNZ. de humor. p. 180.
(u)T. 4. f. 6.
(y)[Spaltenumbruch]
Ueberall KAAUW n. 97.
(z) Vergl. MEKEL mem. de l'acad. de Berlin T. 13. p. 67.
(a)KAAUW n. 96.
(b) Die nicht organisirt sind, MEKEL loc. cit. p. 67.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
§. 23. Die ſchweisfuͤhrende Gefaͤſſe.
Jn gewiſſen Umſtaͤnden des menſchlichen Lebens wird die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche durch die, merenteils unſichtbare, Schweisloͤcher der Ober- haut dringen.
Es iſt gewis (t), daß dieſe Feuchtigkeit durch die Schlagadern in die Schweisloͤcher der Haut eindringt, weil die Gefaͤſſe, die von der Haut nach der Oberhaut zu gehen, wie Baͤnder (t*), die beide Haͤute umgeben, ab- geriſſen werden, indem man die Oberhaut losreiſt. Gott- fried Bidloo(u) ſchmeichelte ſich, Waſſergaͤnge gefunden zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verſtattete ſelbige nicht, und man hat ſie auch bisher nicht deutlich machen koͤnnen. Daß aber der Schweis ſeinen Urſprung von den Schlagadern her habe, beſtaͤtigt ſonderlich folgender leichte und unveraͤnderliche Verſuch. Man mag in die Schlagader, weſſen Gliedes man will, oder in den Stamm der Aorte an jungen Perſonen Waſſer, oder in Weingeiſt aufgeloͤſten Fiſchleim, den man mit dem Purpur von Mexiko lebhaft gefaͤrbt hat, einſprizzen, ſo wird man nicht leicht irren koͤnnen, daß nicht faſt uͤber die ganze Haut (y) breite Blaſen (z) auffahren ſollten, worinnen der gefaͤrbte Fiſchleim ſelbſt iſt (a), der aus der Haut aller Orten aus- ſchwizzt, und ſich ohne Zweifel in paſſende Schweisloͤcher der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden ſein muͤſten, treiben laſſen, und ſich unter die Oberhaut
er-
(t)[Spaltenumbruch]KAAUW n. 85. 86. KEIL abridgem. p. 11.
(t*)GUNZ. de humor. p. 180.
(u)T. 4. f. 6.
(y)[Spaltenumbruch]
Ueberall KAAUW n. 97.
(z) Vergl. MEKEL mem. de l’acad. de Berlin T. 13. p. 67.
(a)KAAUW n. 96.
(b) Die nicht organiſirt ſind, MEKEL loc. cit. p. 67.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
§. 23.
Die ſchweisfuͤhrende Gefaͤſſe.
Jn gewiſſen Umſtaͤnden des menſchlichen Lebens wird
die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche
durch die, merenteils unſichtbare, Schweisloͤcher der Ober-
haut dringen.
Es iſt gewis (t), daß dieſe Feuchtigkeit durch die
Schlagadern in die Schweisloͤcher der Haut eindringt,
weil die Gefaͤſſe, die von der Haut nach der Oberhaut zu
gehen, wie Baͤnder (t*), die beide Haͤute umgeben, ab-
geriſſen werden, indem man die Oberhaut losreiſt. Gott-
fried Bidloo (u) ſchmeichelte ſich, Waſſergaͤnge gefunden
zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu
liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verſtattete ſelbige
nicht, und man hat ſie auch bisher nicht deutlich machen
koͤnnen. Daß aber der Schweis ſeinen Urſprung von
den Schlagadern her habe, beſtaͤtigt ſonderlich folgender
leichte und unveraͤnderliche Verſuch. Man mag in die
Schlagader, weſſen Gliedes man will, oder in den Stamm
der Aorte an jungen Perſonen Waſſer, oder in Weingeiſt
aufgeloͤſten Fiſchleim, den man mit dem Purpur von
Mexiko lebhaft gefaͤrbt hat, einſprizzen, ſo wird man nicht
leicht irren koͤnnen, daß nicht faſt uͤber die ganze Haut (y)
breite Blaſen (z) auffahren ſollten, worinnen der gefaͤrbte
Fiſchleim ſelbſt iſt (a), der aus der Haut aller Orten aus-
ſchwizzt, und ſich ohne Zweifel in paſſende Schweisloͤcher
der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden
ſein muͤſten, treiben laſſen, und ſich unter die Oberhaut
er-
(t)
KAAUW n. 85. 86. KEIL
abridgem. p. 11.
(t*) GUNZ. de humor. p.
180.
(u) T. 4. f. 6.
(y)
Ueberall KAAUW n. 97.
(z) Vergl. MEKEL mem. de
l’acad. de Berlin T. 13. p. 67.
(a) KAAUW n. 96.
(b) Die nicht organiſirt ſind,
MEKEL loc. cit. p. 67.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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