§. 6. Diese Kraft ist von der todten Kraft verschieden.
Es haben viele Schriftsteller diese lebendige Kraft (s) mit der todten, eben beschriebnen Kraft verbunden, und sie halten beide vor eins, indem sie blos in lebendigen Thieren etwas besser als in todten wirken soll. Damit man aber wisse, ob sie einerlei oder verschieden sei (s*), so mus man nach den Zeichen urteilen, woran man wis- sen kann, was beiderlei Bewegungen gemein oder ver- schieden an sich haben.
Anfangs könnte es das Ansehn haben, als ob beide Kräfte einerlei wären, indem alle beide noch nach dem Tode fortdauren. Selbst die alten Dichter haben diese Zükkungen des Fleisches an eben getödteten Thieren nicht übersehen, die an Thieren von warmen Blute war nicht so lange, aber doch viele Stunden (t), und fast so lange noch währen, so lange noch einige Wärme zu spüren ist (u), indem der lezte Zeitpunkt dieser Bewegung die wirk- liche Kälte ist, kraft welcher ein Fett gerinnt, und mit eben dieser Zeit endigt sich auch das Vermögen eines Mus- kels, gereizt und wieder ermuntert zu werden (x).
Man könnte hierüber viele Schriftsteller anführen, ich will mich aber nur bey wenigen begnügen, welche (y) mit
Augen
(s)[Spaltenumbruch]BIANCH. LORY. Jm Tagebuch des VANDERMON- DE. M. 1756. Dec. 1757. M. Jan- vier.
(s*) Von der Elastici- tät unterscheidet diese Kraft der berühmte WHYTT, weil sich die gereizte Kraft des Stals nicht zu- sammenzieht, und elastische Körper keinen Reiz emfinden; siehe des ber. WHYTT tract. vital mot. p. 231.
(t)HOUSSET p. 359. 407. ANDREAE. p. 25. Am Fleisch- felle. Und am abgelederten Ochsen. PARSONS. mot. musc. p. 68.
(u)[Spaltenumbruch]Second. mem. p 341. OE- DER. p. 64. HOUSSET. p. 344. 408. WOODWARD. p. 73. CALDAN. racolta p. 318.
(x)WOODWARD. CAL- DAN.
(y)HIGHMOR. pag. 137. CROONE. pag. 10. B. LAN- GRISCH. l. c. p. 51. WOOD- WARD. l. c. p. 74. 75. 76. MA- ZIN. mechan. med. p. 13. PAR- SONS. de mot. musc. pag. 68. LAWRENCE mot. musc. p. 66. OEDER. p. 3. SCHWENKE
hae-
Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
§. 6. Dieſe Kraft iſt von der todten Kraft verſchieden.
Es haben viele Schriftſteller dieſe lebendige Kraft (s) mit der todten, eben beſchriebnen Kraft verbunden, und ſie halten beide vor eins, indem ſie blos in lebendigen Thieren etwas beſſer als in todten wirken ſoll. Damit man aber wiſſe, ob ſie einerlei oder verſchieden ſei (s*), ſo mus man nach den Zeichen urteilen, woran man wiſ- ſen kann, was beiderlei Bewegungen gemein oder ver- ſchieden an ſich haben.
Anfangs koͤnnte es das Anſehn haben, als ob beide Kraͤfte einerlei waͤren, indem alle beide noch nach dem Tode fortdauren. Selbſt die alten Dichter haben dieſe Zuͤkkungen des Fleiſches an eben getoͤdteten Thieren nicht uͤberſehen, die an Thieren von warmen Blute war nicht ſo lange, aber doch viele Stunden (t), und faſt ſo lange noch waͤhren, ſo lange noch einige Waͤrme zu ſpuͤren iſt (u), indem der lezte Zeitpunkt dieſer Bewegung die wirk- liche Kaͤlte iſt, kraft welcher ein Fett gerinnt, und mit eben dieſer Zeit endigt ſich auch das Vermoͤgen eines Muſ- kels, gereizt und wieder ermuntert zu werden (x).
Man koͤnnte hieruͤber viele Schriftſteller anfuͤhren, ich will mich aber nur bey wenigen begnuͤgen, welche (y) mit
Augen
(s)[Spaltenumbruch]BIANCH. LORY. Jm Tagebuch des VANDERMON- DE. M. 1756. Dec. 1757. M. Jan- vier.
(s*) Von der Elaſtici- taͤt unterſcheidet dieſe Kraft der beruͤhmte WHYTT, weil ſich die gereizte Kraft des Stals nicht zu- ſammenzieht, und elaſtiſche Koͤrper keinen Reiz emfinden; ſiehe des ber. WHYTT tract. vital mot. p. 231.
(t)HOUSSET p. 359. 407. ANDREÆ. p. 25. Am Fleiſch- felle. Und am abgelederten Ochſen. PARSONS. mot. muſc. p. 68.
(u)[Spaltenumbruch]Second. mem. p 341. OE- DER. p. 64. HOUSSET. p. 344. 408. WOODWARD. p. 73. CALDAN. racolta p. 318.
(x)WOODWARD. CAL- DAN.
(y)HIGHMOR. pag. 137. CROONE. pag. 10. B. LAN- GRISCH. l. c. p. 51. WOOD- WARD. l. c. p. 74. 75. 76. MA- ZIN. mechan. med. p. 13. PAR- SONS. de mot. muſc. pag. 68. LAWRENCE mot. muſc. p. 66. OEDER. p. 3. SCHWENKE
hæ-
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Thieriſche Bewegung. XI. Buch.
§. 6.
Dieſe Kraft iſt von der todten Kraft verſchieden.
Es haben viele Schriftſteller dieſe lebendige Kraft (s)
mit der todten, eben beſchriebnen Kraft verbunden, und
ſie halten beide vor eins, indem ſie blos in lebendigen
Thieren etwas beſſer als in todten wirken ſoll. Damit
man aber wiſſe, ob ſie einerlei oder verſchieden ſei (s*),
ſo mus man nach den Zeichen urteilen, woran man wiſ-
ſen kann, was beiderlei Bewegungen gemein oder ver-
ſchieden an ſich haben.
Anfangs koͤnnte es das Anſehn haben, als ob beide
Kraͤfte einerlei waͤren, indem alle beide noch nach dem
Tode fortdauren. Selbſt die alten Dichter haben dieſe
Zuͤkkungen des Fleiſches an eben getoͤdteten Thieren nicht
uͤberſehen, die an Thieren von warmen Blute war nicht ſo
lange, aber doch viele Stunden (t), und faſt ſo lange
noch waͤhren, ſo lange noch einige Waͤrme zu ſpuͤren iſt
(u), indem der lezte Zeitpunkt dieſer Bewegung die wirk-
liche Kaͤlte iſt, kraft welcher ein Fett gerinnt, und mit
eben dieſer Zeit endigt ſich auch das Vermoͤgen eines Muſ-
kels, gereizt und wieder ermuntert zu werden (x).
Man koͤnnte hieruͤber viele Schriftſteller anfuͤhren, ich
will mich aber nur bey wenigen begnuͤgen, welche (y) mit
Augen
(s)
BIANCH. LORY. Jm
Tagebuch des VANDERMON-
DE. M. 1756. Dec. 1757. M. Jan-
vier.
(s*) Von der Elaſtici-
taͤt unterſcheidet dieſe Kraft der
beruͤhmte WHYTT, weil ſich die
gereizte Kraft des Stals nicht zu-
ſammenzieht, und elaſtiſche Koͤrper
keinen Reiz emfinden; ſiehe des
ber. WHYTT tract. vital mot.
p. 231.
(t) HOUSSET p. 359. 407.
ANDREÆ. p. 25. Am Fleiſch-
felle. Und am abgelederten Ochſen.
PARSONS. mot. muſc. p. 68.
(u)
Second. mem. p 341. OE-
DER. p. 64. HOUSSET.
p. 344. 408. WOODWARD.
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(x) WOODWARD. CAL-
DAN.
(y) HIGHMOR. pag. 137.
CROONE. pag. 10. B. LAN-
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WARD. l. c. p. 74. 75. 76. MA-
ZIN. mechan. med. p. 13. PAR-
SONS. de mot. muſc. pag. 68.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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