Pflanzen blos von der Wärme mehr ausdünsten, als ein Mensch, und der Mensch sowohl eine grössere Wärme, als einen starken Antrieb des Herzens besizzet. Täglich übersteigt der wegdampfende Dunst das Gewicht eines Astes, aus dem er aufsteigt (o)(p). Das Ausdünsten der Sonnenblume zur Ausdünstung des Menschen verhält sich wie 17 zu 1.
Man will, daß der Kardinal Cusani der erste ge- wesen (q), welcher die Ausdünstung zu wägen gesucht. Jch habe aber seine Werke niemals zu sehen bekommen. Nach ihm gab sich der berümte Sanctorius lange Zeit darauf viele Mühe, die Ausdünstung nach angestellten Versuchen auf ein bestimmtes Gewichte zu bringen. Weil er aber noch nicht gelernt hatte, Versuche in Tagebücher und Tabellen zu sezzen, so liefert er uns Aphorismos, die einen Wald von Beobachtungen zum Grunde haben, welche er zugleich herausgeben müssen, damit Jedermann wüste, ob die Schlüsse dieses berümten Mannes auch richtige Folgerungen wären. Nunmehr mus man also seine Säzze auf Treu und Glauben annehmen, ob man gleich die Versuche nicht hat, auf welche er sich gegründet hat. Ja man hat gewiesen (q*), daß viele Stellen des San- ctorius nach den Galenischen Säzzen (r), und einer Vergleichun der Theorie abgefast sind; andre hingegen der Theorie dieses berümten Mannes so gar widersprechen (s). Vieles scheint mir so besonders zu sein, daß ich es, ohne unendliche Versuche, nicht begreifen kann.
Nach
(o)[Spaltenumbruch]Memoir. de l'Acad. 1748. pag. 573.
(p)HALES veget. stat. p. 12. er nimmt 31 Unzen auf die mensch- liche Ausdünstung, p. 10.
(q) Daß SANCTORIUS nicht das Seinige aus ihm hergenom- men, I. fen. avic. pag. 81.
(s)I. n. 56. und III. n. 76. IV. n. 29. SECKER n. 16.
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II. Abſchnitt. Schweis.
Pflanzen blos von der Waͤrme mehr ausduͤnſten, als ein Menſch, und der Menſch ſowohl eine groͤſſere Waͤrme, als einen ſtarken Antrieb des Herzens beſizzet. Taͤglich uͤberſteigt der wegdampfende Dunſt das Gewicht eines Aſtes, aus dem er aufſteigt (o)(p). Das Ausduͤnſten der Sonnenblume zur Ausduͤnſtung des Menſchen verhaͤlt ſich wie 17 zu 1.
Man will, daß der Kardinal Cuſani der erſte ge- weſen (q), welcher die Ausduͤnſtung zu waͤgen geſucht. Jch habe aber ſeine Werke niemals zu ſehen bekommen. Nach ihm gab ſich der beruͤmte Sanctorius lange Zeit darauf viele Muͤhe, die Ausduͤnſtung nach angeſtellten Verſuchen auf ein beſtimmtes Gewichte zu bringen. Weil er aber noch nicht gelernt hatte, Verſuche in Tagebuͤcher und Tabellen zu ſezzen, ſo liefert er uns Aphoriſmos, die einen Wald von Beobachtungen zum Grunde haben, welche er zugleich herausgeben muͤſſen, damit Jedermann wuͤſte, ob die Schluͤſſe dieſes beruͤmten Mannes auch richtige Folgerungen waͤren. Nunmehr mus man alſo ſeine Saͤzze auf Treu und Glauben annehmen, ob man gleich die Verſuche nicht hat, auf welche er ſich gegruͤndet hat. Ja man hat gewieſen (q*), daß viele Stellen des San- ctorius nach den Galeniſchen Saͤzzen (r), und einer Vergleichun der Theorie abgefaſt ſind; andre hingegen der Theorie dieſes beruͤmten Mannes ſo gar widerſprechen (s). Vieles ſcheint mir ſo beſonders zu ſein, daß ich es, ohne unendliche Verſuche, nicht begreifen kann.
Nach
(o)[Spaltenumbruch]Memoir. de l’Acad. 1748. pag. 573.
(p)HALES veget. ſtat. p. 12. er nimmt 31 Unzen auf die menſch- liche Ausduͤnſtung, p. 10.
(q) Daß SANCTORIUS nicht das Seinige aus ihm hergenom- men, I. fen. avic. pag. 81.
(s)I. n. 56. und III. n. 76. IV. n. 29. SECKER n. 16.
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II. Abſchnitt. Schweis.
Pflanzen blos von der Waͤrme mehr ausduͤnſten, als ein
Menſch, und der Menſch ſowohl eine groͤſſere Waͤrme,
als einen ſtarken Antrieb des Herzens beſizzet. Taͤglich
uͤberſteigt der wegdampfende Dunſt das Gewicht eines
Aſtes, aus dem er aufſteigt (o) (p). Das Ausduͤnſten
der Sonnenblume zur Ausduͤnſtung des Menſchen verhaͤlt
ſich wie 17 zu 1.
Man will, daß der Kardinal Cuſani der erſte ge-
weſen (q), welcher die Ausduͤnſtung zu waͤgen geſucht.
Jch habe aber ſeine Werke niemals zu ſehen bekommen.
Nach ihm gab ſich der beruͤmte Sanctorius lange Zeit
darauf viele Muͤhe, die Ausduͤnſtung nach angeſtellten
Verſuchen auf ein beſtimmtes Gewichte zu bringen. Weil
er aber noch nicht gelernt hatte, Verſuche in Tagebuͤcher
und Tabellen zu ſezzen, ſo liefert er uns Aphoriſmos, die
einen Wald von Beobachtungen zum Grunde haben, welche
er zugleich herausgeben muͤſſen, damit Jedermann wuͤſte,
ob die Schluͤſſe dieſes beruͤmten Mannes auch richtige
Folgerungen waͤren. Nunmehr mus man alſo ſeine
Saͤzze auf Treu und Glauben annehmen, ob man gleich
die Verſuche nicht hat, auf welche er ſich gegruͤndet hat.
Ja man hat gewieſen (q*), daß viele Stellen des San-
ctorius nach den Galeniſchen Saͤzzen (r), und einer
Vergleichun der Theorie abgefaſt ſind; andre hingegen
der Theorie dieſes beruͤmten Mannes ſo gar widerſprechen
(s). Vieles ſcheint mir ſo beſonders zu ſein, daß ich es,
ohne unendliche Verſuche, nicht begreifen kann.
Nach
(o)
Memoir. de l’Acad. 1748.
pag. 573.
(p) HALES veget. ſtat. p. 12.
er nimmt 31 Unzen auf die menſch-
liche Ausduͤnſtung, p. 10.
(q) Daß SANCTORIUS nicht
das Seinige aus ihm hergenom-
men, I. fen. avic. pag. 81.
(q*)
Daß vieles nicht recht ge-
wiß ſei, SCHELHAMMER
phyſiol. pag 388.
(r) SECKER n. 6. 7.
(s) I. n. 56. und III. n. 76.
IV. n. 29. SECKER n. 16.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/341>, abgerufen am 24.11.2024.
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