Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Schweis.

Dieses rührt weder vom Schlafe, noch von einer grös-
sern Bewegung des Herzens her. Wir werden an einem
andern Orte weitläuftiger zeigen (h**), daß im Schlafe
ein langsamer Puls und ein langsames Atemholen vorgeht,
und es würde ein Mensch, der blos in seinen Kleidern
schläft, gewis in einerlei Luft frieren. Die mit blossen
Füssen schlafen, dünsten des Nachts über ein Pfund we-
niger aus (i). Einem Schlafenden schadet eine kleine
Kälte mehr, als eine heftige Kälte dem Wachenden (k).
Ein abgeworfnes Dekkbette thut mehr Schaden, als wenn
man im Wachen die Kleider ablegt (l); dahingegen schläft
es sich in warmen Kleidern besser (m), man dünstet besser,
und die sich mit Kleidern gut versehen, haben eine bessere
Ausdünstung (n).

Jm Winter mus man sich also, wenn die kalte Luft
das Ausdünsten mindert, länger im Bette verweilen (o),
um zu dünsten, so viel als genung ist. Jm Winter stiftet
der Schlaf grössern Nuzzen (p).

Dennoch verschwindet diese Wolthat der warmen
Nächte von selbst wieder, und es steigt der Puls, der erst
häufiger war, zu seiner vorigen Anzal Schläge wieder
hinauf. Wenn der Körper zehn Stunden nach dem
Abendessen ruht, so wird er stark dünsten, schläft er länger,
so wird die Ausdünstung gehemmt (q). Von zu langem
Schlafe frieren die Körper (r), sie wollen nicht dünsten,
und werden schwerfälliger. Man dünstet von der neun-
ten Stunde, nach dem Abendessen, bis zur sechszehnten
kaum ein Pfund (s) aus. Daher kömmt es, daß wir

durch
(h**) [Spaltenumbruch] L. XVII. Sect. III.
(i) SANCTORIUS Sect.
IV. n. 12. KEIL p.
16.
(k) SANCTORIUS Sect.
IV. n.
14.
(l) Sect. IV. n. 52. Sect. I. n. 50.
II. n.
36.
(m) Sect. I. n. 91.
(n) [Spaltenumbruch] Sect. II. n. 47.
(o) RYE pag. 295. 296. in
zehn Stunden.
(p) SANCTOR. S. IV. n. 41.
(q) SANCTOR. S. V. n. 11.
(r) Sect. IV. n. 50.
(s) Sect. III. n. 76.
II. Abſchnitt. Schweis.

Dieſes ruͤhrt weder vom Schlafe, noch von einer groͤſ-
ſern Bewegung des Herzens her. Wir werden an einem
andern Orte weitlaͤuftiger zeigen (h**), daß im Schlafe
ein langſamer Puls und ein langſames Atemholen vorgeht,
und es wuͤrde ein Menſch, der blos in ſeinen Kleidern
ſchlaͤft, gewis in einerlei Luft frieren. Die mit bloſſen
Fuͤſſen ſchlafen, duͤnſten des Nachts uͤber ein Pfund we-
niger aus (i). Einem Schlafenden ſchadet eine kleine
Kaͤlte mehr, als eine heftige Kaͤlte dem Wachenden (k).
Ein abgeworfnes Dekkbette thut mehr Schaden, als wenn
man im Wachen die Kleider ablegt (l); dahingegen ſchlaͤft
es ſich in warmen Kleidern beſſer (m), man duͤnſtet beſſer,
und die ſich mit Kleidern gut verſehen, haben eine beſſere
Ausduͤnſtung (n).

Jm Winter mus man ſich alſo, wenn die kalte Luft
das Ausduͤnſten mindert, laͤnger im Bette verweilen (o),
um zu duͤnſten, ſo viel als genung iſt. Jm Winter ſtiftet
der Schlaf groͤſſern Nuzzen (p).

Dennoch verſchwindet dieſe Wolthat der warmen
Naͤchte von ſelbſt wieder, und es ſteigt der Puls, der erſt
haͤufiger war, zu ſeiner vorigen Anzal Schlaͤge wieder
hinauf. Wenn der Koͤrper zehn Stunden nach dem
Abendeſſen ruht, ſo wird er ſtark duͤnſten, ſchlaͤft er laͤnger,
ſo wird die Ausduͤnſtung gehemmt (q). Von zu langem
Schlafe frieren die Koͤrper (r), ſie wollen nicht duͤnſten,
und werden ſchwerfaͤlliger. Man duͤnſtet von der neun-
ten Stunde, nach dem Abendeſſen, bis zur ſechszehnten
kaum ein Pfund (s) aus. Daher koͤmmt es, daß wir

durch
(h**) [Spaltenumbruch] L. XVII. Sect. III.
(i) SANCTORIUS Sect.
IV. n. 12. KEIL p.
16.
(k) SANCTORIUS Sect.
IV. n.
14.
(l) Sect. IV. n. 52. Sect. I. n. 50.
II. n.
36.
(m) Sect. I. n. 91.
(n) [Spaltenumbruch] Sect. II. n. 47.
(o) RYE pag. 295. 296. in
zehn Stunden.
(p) SANCTOR. S. IV. n. 41.
(q) SANCTOR. S. V. n. 11.
(r) Sect. IV. n. 50.
(s) Sect. III. n. 76.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0365" n="347"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Schweis.</hi> </fw><lb/>
            <p>Die&#x017F;es ru&#x0364;hrt weder vom Schlafe, noch von einer gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern Bewegung des Herzens her. Wir werden an einem<lb/>
andern Orte weitla&#x0364;uftiger zeigen <note place="foot" n="(h**)"><cb/><hi rendition="#aq">L. XVII. Sect. III.</hi></note>, daß im Schlafe<lb/>
ein lang&#x017F;amer Puls und ein lang&#x017F;ames Atemholen vorgeht,<lb/>
und es wu&#x0364;rde ein Men&#x017F;ch, der blos in &#x017F;einen Kleidern<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ft, gewis in einerlei Luft frieren. Die mit blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chlafen, du&#x0364;n&#x017F;ten des Nachts u&#x0364;ber ein Pfund we-<lb/>
niger aus <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SANCTORIUS</hi> Sect.<lb/>
IV. n. 12. <hi rendition="#g">KEIL</hi> p.</hi> 16.</note>. Einem Schlafenden &#x017F;chadet eine kleine<lb/>
Ka&#x0364;lte mehr, als eine heftige Ka&#x0364;lte dem Wachenden <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SANCTORIUS</hi> Sect.<lb/>
IV. n.</hi> 14.</note>.<lb/>
Ein abgeworfnes Dekkbette thut mehr Schaden, als wenn<lb/>
man im Wachen die Kleider ablegt <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Sect. IV. n. 52. Sect. I. n. 50.<lb/>
II. n.</hi> 36.</note>; dahingegen &#x017F;chla&#x0364;ft<lb/>
es &#x017F;ich in warmen Kleidern be&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Sect. I. n.</hi> 91.</note>, man du&#x0364;n&#x017F;tet be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
und die &#x017F;ich mit Kleidern gut ver&#x017F;ehen, haben eine be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq">Sect. II. n.</hi> 47.</note>.</p><lb/>
            <p>Jm Winter mus man &#x017F;ich al&#x017F;o, wenn die kalte Luft<lb/>
das Ausdu&#x0364;n&#x017F;ten mindert, la&#x0364;nger im Bette verweilen <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RYE</hi> pag.</hi> 295. 296. in<lb/>
zehn Stunden.</note>,<lb/>
um zu du&#x0364;n&#x017F;ten, &#x017F;o viel als genung i&#x017F;t. Jm Winter &#x017F;tiftet<lb/>
der Schlaf gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Nuzzen <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SANCTOR.</hi> S. IV. n.</hi> 41.</note>.</p><lb/>
            <p>Dennoch ver&#x017F;chwindet die&#x017F;e Wolthat der warmen<lb/>
Na&#x0364;chte von &#x017F;elb&#x017F;t wieder, und es &#x017F;teigt der Puls, der er&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;ufiger war, zu &#x017F;einer vorigen Anzal Schla&#x0364;ge wieder<lb/>
hinauf. Wenn der Ko&#x0364;rper zehn Stunden nach dem<lb/>
Abende&#x017F;&#x017F;en ruht, &#x017F;o wird er &#x017F;tark du&#x0364;n&#x017F;ten, &#x017F;chla&#x0364;ft er la&#x0364;nger,<lb/>
&#x017F;o wird die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung gehemmt <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SANCTOR.</hi> S. V. n.</hi> 11.</note>. Von zu langem<lb/>
Schlafe frieren die Ko&#x0364;rper <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Sect. IV. n.</hi> 50.</note>, &#x017F;ie wollen nicht du&#x0364;n&#x017F;ten,<lb/>
und werden &#x017F;chwerfa&#x0364;lliger. Man du&#x0364;n&#x017F;tet von der neun-<lb/>
ten Stunde, nach dem Abende&#x017F;&#x017F;en, bis zur &#x017F;echszehnten<lb/>
kaum ein Pfund <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Sect. III. n.</hi> 76.</note> aus. Daher ko&#x0364;mmt es, daß wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0365] II. Abſchnitt. Schweis. Dieſes ruͤhrt weder vom Schlafe, noch von einer groͤſ- ſern Bewegung des Herzens her. Wir werden an einem andern Orte weitlaͤuftiger zeigen (h**), daß im Schlafe ein langſamer Puls und ein langſames Atemholen vorgeht, und es wuͤrde ein Menſch, der blos in ſeinen Kleidern ſchlaͤft, gewis in einerlei Luft frieren. Die mit bloſſen Fuͤſſen ſchlafen, duͤnſten des Nachts uͤber ein Pfund we- niger aus (i). Einem Schlafenden ſchadet eine kleine Kaͤlte mehr, als eine heftige Kaͤlte dem Wachenden (k). Ein abgeworfnes Dekkbette thut mehr Schaden, als wenn man im Wachen die Kleider ablegt (l); dahingegen ſchlaͤft es ſich in warmen Kleidern beſſer (m), man duͤnſtet beſſer, und die ſich mit Kleidern gut verſehen, haben eine beſſere Ausduͤnſtung (n). Jm Winter mus man ſich alſo, wenn die kalte Luft das Ausduͤnſten mindert, laͤnger im Bette verweilen (o), um zu duͤnſten, ſo viel als genung iſt. Jm Winter ſtiftet der Schlaf groͤſſern Nuzzen (p). Dennoch verſchwindet dieſe Wolthat der warmen Naͤchte von ſelbſt wieder, und es ſteigt der Puls, der erſt haͤufiger war, zu ſeiner vorigen Anzal Schlaͤge wieder hinauf. Wenn der Koͤrper zehn Stunden nach dem Abendeſſen ruht, ſo wird er ſtark duͤnſten, ſchlaͤft er laͤnger, ſo wird die Ausduͤnſtung gehemmt (q). Von zu langem Schlafe frieren die Koͤrper (r), ſie wollen nicht duͤnſten, und werden ſchwerfaͤlliger. Man duͤnſtet von der neun- ten Stunde, nach dem Abendeſſen, bis zur ſechszehnten kaum ein Pfund (s) aus. Daher koͤmmt es, daß wir durch (h**) L. XVII. Sect. III. (i) SANCTORIUS Sect. IV. n. 12. KEIL p. 16. (k) SANCTORIUS Sect. IV. n. 14. (l) Sect. IV. n. 52. Sect. I. n. 50. II. n. 36. (m) Sect. I. n. 91. (n) Sect. II. n. 47. (o) RYE pag. 295. 296. in zehn Stunden. (p) SANCTOR. S. IV. n. 41. (q) SANCTOR. S. V. n. 11. (r) Sect. IV. n. 50. (s) Sect. III. n. 76.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/365
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/365>, abgerufen am 31.10.2024.