Es wenden dagegen berümte Männer, und Anbänger der Stahlischen Lehrart ein, daß die Merkmale des To- des an sich sehr unsicher sind (r), und daß diejenigen Thiere, welche wir vor todt angeben, ohngeachtet sich noch einige von ihren Muskeln bewegt hätten (s), zu der Zeit noch gelebt haben können, und daß diese Bewegung von den Lebenskräften, gleichsam aus dem Quelle des Lebens nachgeflossen, da wir dieselbe hingegen vor ein rükkstän- diges Leben ansehen. Folglich müssen wir auch diesem Einwurfe unter die Augen treten.
Man hat nämlich schon vor langer Zeit, und mit Zuverläßigkeit bemerkt, daß ein vom übrigen Körper losgerissener Muskel entweder von freien Stükken (t), oder doch nach einem Reize in Bewegung gerate (u). Wir haben viele solche Beispiele vom Herzen ange- führt (x).
Endlich so ist auch das nichts neues mehr, daß sich an Thieren das zerschnittne Herz (y) oder andre Theile, noch bewegen, zusammenziehen, und erweitern. Man findet dieses sonderlich an Jnsekten, indem sich deren los- gebrochne Beine lange Zeit verkürzen, und wieder aus- strekken (z).
Wenn
(r)[Spaltenumbruch]WINSLOW in dem be- rümten Sazze: Ergo signa mor- tis incerta funt. Es blieb noch drei Tage nach dem Tode ein Hundskrampf übrig. de HAEN rat. med. VI. MORGAGNI sed. caus. I. p. 33.
(s)SAUVAGES de anim. imper. in cor. p. 19. und bei dem VANDERMONDE T. III. WHYTT on vital mot. p. 367. 369.
(t)[Spaltenumbruch]ZIMMERMANN. p. 199. CALDAN. p. 191. BAGLIV. p. 278. BATTIE princip. anim. p 75.
(u)CROONE p. 30. ZIM- MERM. Exp. 46.
(x)L. IV. p. 470. seqq.
(y)ibid. p. 472. VANDEN- BOS. Exp. 9. PAGANI, BONIOLI, p. 178. auch am Hunde.
(z)WOODWARD pag. |94. an den Spinnen.
B 2
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
§. 7. Ein Einwurf, nebſt andern Verſuchen.
Es wenden dagegen beruͤmte Maͤnner, und Anbaͤnger der Stahliſchen Lehrart ein, daß die Merkmale des To- des an ſich ſehr unſicher ſind (r), und daß diejenigen Thiere, welche wir vor todt angeben, ohngeachtet ſich noch einige von ihren Muſkeln bewegt haͤtten (s), zu der Zeit noch gelebt haben koͤnnen, und daß dieſe Bewegung von den Lebenskraͤften, gleichſam aus dem Quelle des Lebens nachgefloſſen, da wir dieſelbe hingegen vor ein ruͤkkſtaͤn- diges Leben anſehen. Folglich muͤſſen wir auch dieſem Einwurfe unter die Augen treten.
Man hat naͤmlich ſchon vor langer Zeit, und mit Zuverlaͤßigkeit bemerkt, daß ein vom uͤbrigen Koͤrper losgeriſſener Muſkel entweder von freien Stuͤkken (t), oder doch nach einem Reize in Bewegung gerate (u). Wir haben viele ſolche Beiſpiele vom Herzen ange- fuͤhrt (x).
Endlich ſo iſt auch das nichts neues mehr, daß ſich an Thieren das zerſchnittne Herz (y) oder andre Theile, noch bewegen, zuſammenziehen, und erweitern. Man findet dieſes ſonderlich an Jnſekten, indem ſich deren los- gebrochne Beine lange Zeit verkuͤrzen, und wieder aus- ſtrekken (z).
Wenn
(r)[Spaltenumbruch]WINSLOW in dem be- ruͤmten Sazze: Ergo ſigna mor- tis incerta funt. Es blieb noch drei Tage nach dem Tode ein Hundskrampf uͤbrig. de HAEN rat. med. VI. MORGAGNI ſed. cauſ. I. p. 33.
(s)SAUVAGES de anim. imper. in cor. p. 19. und bei dem VANDERMONDE T. III. WHYTT on vital mot. p. 367. 369.
(t)[Spaltenumbruch]ZIMMERMANN. p. 199. CALDAN. p. 191. BAGLIV. p. 278. BATTIE princip. anim. p 75.
(u)CROONE p. 30. ZIM- MERM. Exp. 46.
(x)L. IV. p. 470. ſeqq.
(y)ibid. p. 472. VANDEN- BOS. Exp. 9. PAGANI, BONIOLI, p. 178. auch am Hunde.
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II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
§. 7.
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Es wenden dagegen beruͤmte Maͤnner, und Anbaͤnger
der Stahliſchen Lehrart ein, daß die Merkmale des To-
des an ſich ſehr unſicher ſind (r), und daß diejenigen
Thiere, welche wir vor todt angeben, ohngeachtet ſich noch
einige von ihren Muſkeln bewegt haͤtten (s), zu der Zeit
noch gelebt haben koͤnnen, und daß dieſe Bewegung von
den Lebenskraͤften, gleichſam aus dem Quelle des Lebens
nachgefloſſen, da wir dieſelbe hingegen vor ein ruͤkkſtaͤn-
diges Leben anſehen. Folglich muͤſſen wir auch dieſem
Einwurfe unter die Augen treten.
Man hat naͤmlich ſchon vor langer Zeit, und mit
Zuverlaͤßigkeit bemerkt, daß ein vom uͤbrigen Koͤrper
losgeriſſener Muſkel entweder von freien Stuͤkken (t),
oder doch nach einem Reize in Bewegung gerate (u).
Wir haben viele ſolche Beiſpiele vom Herzen ange-
fuͤhrt (x).
Endlich ſo iſt auch das nichts neues mehr, daß ſich
an Thieren das zerſchnittne Herz (y) oder andre Theile,
noch bewegen, zuſammenziehen, und erweitern. Man
findet dieſes ſonderlich an Jnſekten, indem ſich deren los-
gebrochne Beine lange Zeit verkuͤrzen, und wieder aus-
ſtrekken (z).
Wenn
(r)
WINSLOW in dem be-
ruͤmten Sazze: Ergo ſigna mor-
tis incerta funt. Es blieb noch
drei Tage nach dem Tode ein
Hundskrampf uͤbrig. de HAEN
rat. med. VI. MORGAGNI
ſed. cauſ. I. p. 33.
(s) SAUVAGES de anim.
imper. in cor. p. 19. und bei dem
VANDERMONDE T. III.
WHYTT on vital mot. p. 367.
369.
(t)
ZIMMERMANN. p. 199.
CALDAN. p. 191. BAGLIV.
p. 278. BATTIE princip.
anim. p 75.
(u) CROONE p. 30. ZIM-
MERM. Exp. 46.
(x) L. IV. p. 470. ſeqq.
(y) ibid. p. 472. VANDEN-
BOS. Exp. 9. PAGANI,
BONIOLI, p. 178. auch am
Hunde.
(z) WOODWARD pag. |94.
an den Spinnen.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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