durch Emulsionen und leichte Bedekkung des Körpers zu besänftigen suchten.
Man könne die plözzliche Todesfälle von Erkältungen nicht wohl einer gehemmten Transpiration Schuld geben, und diese könnten ausserdem in plözzlich erschütterten Ner- ven und in geronnenem Blute ihren Grund haben (a).
Eine übermäßige Ausdünstung, wie sie in den heissen Ländern, zu Karthagena, auf der Jnsel Barbados (b), zu Surinam und in Persien gewönlich ist (c), entkräftete die Europäer schnell, und nicht weniger als es ein Durch- lauf thut (d), und auch unter uns wären diejenigen schwächlich, welchen die Hände schwizzen. Die Perser äßen weniger, hätten weniger Blut, und könnten die Leibesübungen weniger ausstehen (e). Es könnten schäd- liche Säfte durchs Ausdünsten mit Nuzzen ausdämpfen, und man könne bei häusigen und riechenden Ausdünstun- gen, oder Abwechselungen derselben, dennoch eben sowol gesund bleiben. Uebrigens hilft das Ausdünsten sowol dadurch, daß es einige scharfe Theile verjagt, als daß es zu einem guten Zeichen dient, weil es vermuten läst, daß die Speisen dergestalt verdauet worden, daß sie zum Ver- dünsten subtilisirt genung sind.
Eben diese Autoren fahren weiter fort, und sagen, daß die Empfindung vom Schwerer- und Leichterwerden gar nichts mit der Ausdünstung zu schaffen habe. Ge- sunde Menschen fülten nicht (f), wenn ihr eigner Körper an Gewichte zunehme, weil sich in unsern Nerven und Muskeln Kräfte genung befinden, diese neue Last zu heben
und
(a)[Spaltenumbruch]
Das Blut war in den gros- sen Gefässen, und in dem Herzen geronnen, DESAULT de la goutte, pag. 86. 87. LORRY schreibt es der Verengerung der Luftröhrenäste zu alim. II. p. 328.
(b)LIGON pag. 27.
(c)[Spaltenumbruch]CHARDIN T. IV. p. 115. 116.
(d)WAINEWRIGTH of bathing. pag. 176. Med. Exp. pag. 323.
(e)CHARDIN.
(f)GORTER persp. n. 167.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
durch Emulſionen und leichte Bedekkung des Koͤrpers zu beſaͤnftigen ſuchten.
Man koͤnne die ploͤzzliche Todesfaͤlle von Erkaͤltungen nicht wohl einer gehemmten Tranſpiration Schuld geben, und dieſe koͤnnten auſſerdem in ploͤzzlich erſchuͤtterten Ner- ven und in geronnenem Blute ihren Grund haben (a).
Eine uͤbermaͤßige Ausduͤnſtung, wie ſie in den heiſſen Laͤndern, zu Karthagena, auf der Jnſel Barbados (b), zu Surinam und in Perſien gewoͤnlich iſt (c), entkraͤftete die Europaͤer ſchnell, und nicht weniger als es ein Durch- lauf thut (d), und auch unter uns waͤren diejenigen ſchwaͤchlich, welchen die Haͤnde ſchwizzen. Die Perſer aͤßen weniger, haͤtten weniger Blut, und koͤnnten die Leibesuͤbungen weniger ausſtehen (e). Es koͤnnten ſchaͤd- liche Saͤfte durchs Ausduͤnſten mit Nuzzen ausdaͤmpfen, und man koͤnne bei haͤuſigen und riechenden Ausduͤnſtun- gen, oder Abwechſelungen derſelben, dennoch eben ſowol geſund bleiben. Uebrigens hilft das Ausduͤnſten ſowol dadurch, daß es einige ſcharfe Theile verjagt, als daß es zu einem guten Zeichen dient, weil es vermuten laͤſt, daß die Speiſen dergeſtalt verdauet worden, daß ſie zum Ver- duͤnſten ſubtiliſirt genung ſind.
Eben dieſe Autoren fahren weiter fort, und ſagen, daß die Empfindung vom Schwerer- und Leichterwerden gar nichts mit der Ausduͤnſtung zu ſchaffen habe. Ge- ſunde Menſchen fuͤlten nicht (f), wenn ihr eigner Koͤrper an Gewichte zunehme, weil ſich in unſern Nerven und Muſkeln Kraͤfte genung befinden, dieſe neue Laſt zu heben
und
(a)[Spaltenumbruch]
Das Blut war in den groſ- ſen Gefaͤſſen, und in dem Herzen geronnen, DESAULT de la goutte, pag. 86. 87. LORRY ſchreibt es der Verengerung der Luftroͤhrenaͤſte zu alim. II. p. 328.
(b)LIGON pag. 27.
(c)[Spaltenumbruch]CHARDIN T. IV. p. 115. 116.
(d)WAINEWRIGTH of bathing. pag. 176. Med. Exp. pag. 323.
(e)CHARDIN.
(f)GORTER perſp. n. 167.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
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Man koͤnne die ploͤzzliche Todesfaͤlle von Erkaͤltungen
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und dieſe koͤnnten auſſerdem in ploͤzzlich erſchuͤtterten Ner-
ven und in geronnenem Blute ihren Grund haben (a).
Eine uͤbermaͤßige Ausduͤnſtung, wie ſie in den heiſſen
Laͤndern, zu Karthagena, auf der Jnſel Barbados (b),
zu Surinam und in Perſien gewoͤnlich iſt (c), entkraͤftete
die Europaͤer ſchnell, und nicht weniger als es ein Durch-
lauf thut (d), und auch unter uns waͤren diejenigen
ſchwaͤchlich, welchen die Haͤnde ſchwizzen. Die Perſer
aͤßen weniger, haͤtten weniger Blut, und koͤnnten die
Leibesuͤbungen weniger ausſtehen (e). Es koͤnnten ſchaͤd-
liche Saͤfte durchs Ausduͤnſten mit Nuzzen ausdaͤmpfen,
und man koͤnne bei haͤuſigen und riechenden Ausduͤnſtun-
gen, oder Abwechſelungen derſelben, dennoch eben ſowol
geſund bleiben. Uebrigens hilft das Ausduͤnſten ſowol
dadurch, daß es einige ſcharfe Theile verjagt, als daß es
zu einem guten Zeichen dient, weil es vermuten laͤſt, daß
die Speiſen dergeſtalt verdauet worden, daß ſie zum Ver-
duͤnſten ſubtiliſirt genung ſind.
Eben dieſe Autoren fahren weiter fort, und ſagen,
daß die Empfindung vom Schwerer- und Leichterwerden
gar nichts mit der Ausduͤnſtung zu ſchaffen habe. Ge-
ſunde Menſchen fuͤlten nicht (f), wenn ihr eigner Koͤrper
an Gewichte zunehme, weil ſich in unſern Nerven und
Muſkeln Kraͤfte genung befinden, dieſe neue Laſt zu heben
und
(a)
Das Blut war in den groſ-
ſen Gefaͤſſen, und in dem Herzen
geronnen, DESAULT de la
goutte, pag. 86. 87. LORRY
ſchreibt es der Verengerung der
Luftroͤhrenaͤſte zu alim. II. p. 328.
(b) LIGON pag. 27.
(c)
CHARDIN T. IV. p.
115. 116.
(d) WAINEWRIGTH of
bathing. pag. 176. Med. Exp.
pag. 323.
(e) CHARDIN.
(f) GORTER perſp. n. 167.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/378>, abgerufen am 31.10.2024.
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