Auf Jamaika schwizzt man in der feuchten Luft bestän- dig, und dennoch läst man nicht weniger Harn (h). Die Leute trinken nicht viel, und Pferde und Ochsen thun es wenig, und selten (i). Die auf dem stillen Meere gebo- ren wurden, trunken erst am neunten oder gar am sieb- zehnten Tage (i*).
Daß es endlich eine ansenliche Menge Wasser sei, welches die Haut aus der Luft in sich saugt, zeigt sowohl die Grösse des resorbirenden Werkzeuges, als auch die gehemmte Ausdünstung, welche, wie man glauben mus, etwas zu bedeuten hatte, ob die Jnspiration gleich grösser war, und dieses lehren auch einige zuverläßige Exempel von Leuten, welche eine grosse Menge Urin von sich gaben, ob sie gleich dazwischen wenig getrunken hatten. Vordem nannte Kastell den Maskardus, welcher in drei Jah- ren zehnmal mehr Urin gelassen hatte (k), als er getrun- ken. Ein andrer lies zweimal mehr, und trüben Urin, als er getrunken hatte (l), und noch ein andrer dreimal mehr (m). Man lieset bei dem Mathias de Gradibus die Geschichte von einer Frau, welche, da sie alle genossene Speisen durch Erbrechen wieder von sich gab, und mehr durch Erbrechen ausschüttete, als sie Speise genossen hatte, sich die Woche zweimal zur Ader lies, und ganzer sechs oder acht Monaten lang sieben bis acht Unzen Blut weg- lies, dennoch leben geblieben. Man lieset, daß Jemand täglich zwölf Pinten Urin (n), ja vier Eimer (n*), von sich gegeben. Ein Mann, der an der Brust krank war, harnete in sieben Stunden sieben Pfund, in andern An-
fällen
(h)[Spaltenumbruch]Phil. Trans. n. 27. LIGON Barbad. p. 27.
(i)LIGON.
(i*)Voyage des terr. austr. II. p. 72.
(k) Jm Tripode Delphico p. 50.
(l)HORNUNG cist. med. p. 371. 372.
(m)[Spaltenumbruch]DONAT. hist. med. IV. n. 27. Die Ziegen saufen auf der Insula ascensionis nicht, OSBEK Resa p. 290. und das Zibetthier sehr selten, Phil. Trans. n. 30.
(n)Phil. Trans. n. 56.
(n*)Delic. med. chir. pag. 762. 763.
H. Phisiol. 5. B. A a
II. Abſchnitt. Schweis.
Auf Jamaika ſchwizzt man in der feuchten Luft beſtaͤn- dig, und dennoch laͤſt man nicht weniger Harn (h). Die Leute trinken nicht viel, und Pferde und Ochſen thun es wenig, und ſelten (i). Die auf dem ſtillen Meere gebo- ren wurden, trunken erſt am neunten oder gar am ſieb- zehnten Tage (i*).
Daß es endlich eine anſenliche Menge Waſſer ſei, welches die Haut aus der Luft in ſich ſaugt, zeigt ſowohl die Groͤſſe des reſorbirenden Werkzeuges, als auch die gehemmte Ausduͤnſtung, welche, wie man glauben mus, etwas zu bedeuten hatte, ob die Jnſpiration gleich groͤſſer war, und dieſes lehren auch einige zuverlaͤßige Exempel von Leuten, welche eine groſſe Menge Urin von ſich gaben, ob ſie gleich dazwiſchen wenig getrunken hatten. Vordem nannte Kaſtell den Maſkardus, welcher in drei Jah- ren zehnmal mehr Urin gelaſſen hatte (k), als er getrun- ken. Ein andrer lies zweimal mehr, und truͤben Urin, als er getrunken hatte (l), und noch ein andrer dreimal mehr (m). Man lieſet bei dem Mathias de Gradibus die Geſchichte von einer Frau, welche, da ſie alle genoſſene Speiſen durch Erbrechen wieder von ſich gab, und mehr durch Erbrechen ausſchuͤttete, als ſie Speiſe genoſſen hatte, ſich die Woche zweimal zur Ader lies, und ganzer ſechs oder acht Monaten lang ſieben bis acht Unzen Blut weg- lies, dennoch leben geblieben. Man lieſet, daß Jemand taͤglich zwoͤlf Pinten Urin (n), ja vier Eimer (n*), von ſich gegeben. Ein Mann, der an der Bruſt krank war, harnete in ſieben Stunden ſieben Pfund, in andern An-
faͤllen
(h)[Spaltenumbruch]Phil. Tranſ. n. 27. LIGON Barbad. p. 27.
(i)LIGON.
(i*)Voyage des terr. auſtr. II. p. 72.
(k) Jm Tripode Delphico p. 50.
(l)HORNUNG ciſt. med. p. 371. 372.
(m)[Spaltenumbruch]DONAT. hiſt. med. IV. n. 27. Die Ziegen ſaufen auf der Inſula aſcenſionis nicht, OSBEK Reſa p. 290. und das Zibetthier ſehr ſelten, Phil. Tranſ. n. 30.
(n)Phil. Tranſ. n. 56.
(n*)Delic. med. chir. pag. 762. 763.
H. Phiſiol. 5. B. A a
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II. Abſchnitt. Schweis.
Auf Jamaika ſchwizzt man in der feuchten Luft beſtaͤn-
dig, und dennoch laͤſt man nicht weniger Harn (h). Die
Leute trinken nicht viel, und Pferde und Ochſen thun es
wenig, und ſelten (i). Die auf dem ſtillen Meere gebo-
ren wurden, trunken erſt am neunten oder gar am ſieb-
zehnten Tage (i*).
Daß es endlich eine anſenliche Menge Waſſer ſei,
welches die Haut aus der Luft in ſich ſaugt, zeigt ſowohl
die Groͤſſe des reſorbirenden Werkzeuges, als auch die
gehemmte Ausduͤnſtung, welche, wie man glauben mus,
etwas zu bedeuten hatte, ob die Jnſpiration gleich groͤſſer
war, und dieſes lehren auch einige zuverlaͤßige Exempel
von Leuten, welche eine groſſe Menge Urin von ſich gaben,
ob ſie gleich dazwiſchen wenig getrunken hatten. Vordem
nannte Kaſtell den Maſkardus, welcher in drei Jah-
ren zehnmal mehr Urin gelaſſen hatte (k), als er getrun-
ken. Ein andrer lies zweimal mehr, und truͤben Urin,
als er getrunken hatte (l), und noch ein andrer dreimal
mehr (m). Man lieſet bei dem Mathias de Gradibus
die Geſchichte von einer Frau, welche, da ſie alle genoſſene
Speiſen durch Erbrechen wieder von ſich gab, und mehr
durch Erbrechen ausſchuͤttete, als ſie Speiſe genoſſen hatte,
ſich die Woche zweimal zur Ader lies, und ganzer ſechs
oder acht Monaten lang ſieben bis acht Unzen Blut weg-
lies, dennoch leben geblieben. Man lieſet, daß Jemand
taͤglich zwoͤlf Pinten Urin (n), ja vier Eimer (n*), von
ſich gegeben. Ein Mann, der an der Bruſt krank war,
harnete in ſieben Stunden ſieben Pfund, in andern An-
faͤllen
(h)
Phil. Tranſ. n. 27. LIGON
Barbad. p. 27.
(i) LIGON.
(i*) Voyage des terr. auſtr. II.
p. 72.
(k) Jm Tripode Delphico p. 50.
(l) HORNUNG ciſt. med. p.
371. 372.
(m)
DONAT. hiſt. med. IV.
n. 27. Die Ziegen ſaufen auf der
Inſula aſcenſionis nicht, OSBEK
Reſa p. 290. und das Zibetthier
ſehr ſelten, Phil. Tranſ. n. 30.
(n) Phil. Tranſ. n. 56.
(n*) Delic. med. chir. pag. 762.
763.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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