Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fühlen XII. Buch.
weil einige Theile der Finger stärker gerührt werden, die-
jenigen nämlich, welche man den Vorragungen des Kör-
pers entgegen hält, andre hingegen davon weniger leiden,
welche mit den mittlern Austiefungen zusammen zu passen
scheinen. Bei der Glätte empfinden alle gleich viel.

Zu den subtilern Ungleichheiten zäle ich diejenigen
Farben, von welchen so viel Zeugen vorhanden sind, daß
ich es nicht leugnen darf, und die man durch das Fühlen
zu unterscheiden gewust. Ein durch Krankheit blind
gewordner (k) konnte die vermengte Farben durch das
Fühlen dergestalt unterscheiden, daß er auch so gar an
liniirten und gemischten Farben erkennen konnte, ob sie
gemischt waren oder nicht (k*). Er sagte, es wäre die
schwarze Leinwand (l) am allerrauhsten, und die rothe
am glättesten. Man sagt, er habe sogar an den Spiel-
karten die Farben unterscheiden können (m).

Ein hartes Objekt erkennen wir, wenn das fühlende
Fleisch an unsern Fingern nachgeben mus; ein weiches,
wenn es unter unsern Fingern ausweicht; ein schweres,
wenn wir von einer kleinen Masse sehr gedrükkt werden;
ein leichtes, wenn uns eine grosse Masse wenig entgegen
drükkt; ein feuchtes, wenn sich an die Haut Wasser an-
hängt; und ein trokknes, wenn es dergleichen nicht thut.

Die
(k) [Spaltenumbruch] Der Organiste zu Amerfort.
BOYLE de color. p. 42. aus der
Erzälung Eduard FINCH. Eben
diesen Mann sahe PECHLIN
L. III. obs. 8. Du HAMEL de
corp. adfect. p. 278. MECKERN
c.
15. Ein andrer in Kundmanns
Seltenheiten, p. 700. Ein Graf
von Mannsfeld, BARTHOLIN
hist. 44. Cent. III.
ein andrer
STURM physic. general. p. 403.
Andre Brüder MURALTUS
Vademec. p. 497. GRIMALDUS
de lumin. et color. RASZYNSKI
[Spaltenumbruch] hist. nat. Polon. p. 347. MURA-
TORI della Fantasia. p.
28.
(k*) Hamburg. Magazin.
T. 20.
(l) Daß sie wie Nadeln stechen
Kundmann.
(m) le CAT des sens. p. 211.
Fritsch seltsame Händel, T. II.
n. 9. p. 771. MECKERN loc. cit.

Doch glaube ich nicht, daß er die
Farben auf dem Papiere, sondern
nur die Umrisse der Figuren habe
unterscheiden können.

Das Fuͤhlen XII. Buch.
weil einige Theile der Finger ſtaͤrker geruͤhrt werden, die-
jenigen naͤmlich, welche man den Vorragungen des Koͤr-
pers entgegen haͤlt, andre hingegen davon weniger leiden,
welche mit den mittlern Austiefungen zuſammen zu paſſen
ſcheinen. Bei der Glaͤtte empfinden alle gleich viel.

Zu den ſubtilern Ungleichheiten zaͤle ich diejenigen
Farben, von welchen ſo viel Zeugen vorhanden ſind, daß
ich es nicht leugnen darf, und die man durch das Fuͤhlen
zu unterſcheiden gewuſt. Ein durch Krankheit blind
gewordner (k) konnte die vermengte Farben durch das
Fuͤhlen dergeſtalt unterſcheiden, daß er auch ſo gar an
liniirten und gemiſchten Farben erkennen konnte, ob ſie
gemiſcht waren oder nicht (k*). Er ſagte, es waͤre die
ſchwarze Leinwand (l) am allerrauhſten, und die rothe
am glaͤtteſten. Man ſagt, er habe ſogar an den Spiel-
karten die Farben unterſcheiden koͤnnen (m).

Ein hartes Objekt erkennen wir, wenn das fuͤhlende
Fleiſch an unſern Fingern nachgeben mus; ein weiches,
wenn es unter unſern Fingern ausweicht; ein ſchweres,
wenn wir von einer kleinen Maſſe ſehr gedruͤkkt werden;
ein leichtes, wenn uns eine groſſe Maſſe wenig entgegen
druͤkkt; ein feuchtes, wenn ſich an die Haut Waſſer an-
haͤngt; und ein trokknes, wenn es dergleichen nicht thut.

Die
(k) [Spaltenumbruch] Der Organiſte zu Amerfort.
BOYLE de color. p. 42. aus der
Erzaͤlung Eduard FINCH. Eben
dieſen Mann ſahe PECHLIN
L. III. obſ. 8. Du HAMEL de
corp. adfect. p. 278. MECKERN
c.
15. Ein andrer in Kundmanns
Seltenheiten, p. 700. Ein Graf
von Mannsfeld, BARTHOLIN
hiſt. 44. Cent. III.
ein andrer
STURM phyſic. general. p. 403.
Andre Bruͤder MURALTUS
Vademec. p. 497. GRIMALDUS
de lumin. et color. RASZYNSKI
[Spaltenumbruch] hiſt. nat. Polon. p. 347. MURA-
TORI della Fantaſia. p.
28.
(k*) Hamburg. Magazin.
T. 20.
(l) Daß ſie wie Nadeln ſtechen
Kundmann.
(m) le CAT des ſenſ. p. 211.
Fritſch ſeltſame Haͤndel, T. II.
n. 9. p. 771. MECKERN loc. cit.

Doch glaube ich nicht, daß er die
Farben auf dem Papiere, ſondern
nur die Umriſſe der Figuren habe
unterſcheiden koͤnnen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0394" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Fu&#x0364;hlen <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
weil einige Theile der Finger &#x017F;ta&#x0364;rker geru&#x0364;hrt werden, die-<lb/>
jenigen na&#x0364;mlich, welche man den Vorragungen des Ko&#x0364;r-<lb/>
pers entgegen ha&#x0364;lt, andre hingegen davon weniger leiden,<lb/>
welche mit den mittlern Austiefungen zu&#x017F;ammen zu pa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;cheinen. Bei der Gla&#x0364;tte empfinden alle gleich viel.</p><lb/>
            <p>Zu den &#x017F;ubtilern Ungleichheiten za&#x0364;le ich diejenigen<lb/>
Farben, von welchen &#x017F;o viel Zeugen vorhanden &#x017F;ind, daß<lb/>
ich es nicht leugnen darf, und die man durch das Fu&#x0364;hlen<lb/>
zu unter&#x017F;cheiden gewu&#x017F;t. Ein durch Krankheit blind<lb/>
gewordner <note place="foot" n="(k)"><cb/>
Der Organi&#x017F;te zu Amerfort.<lb/><hi rendition="#aq">BOYLE de color. p.</hi> 42. aus der<lb/>
Erza&#x0364;lung <hi rendition="#aq">Eduard FINCH.</hi> Eben<lb/>
die&#x017F;en Mann &#x017F;ahe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PECHLIN</hi><lb/>
L. III. ob&#x017F;. 8. Du <hi rendition="#g">HAMEL</hi> de<lb/>
corp. adfect. p. 278. MECKERN<lb/>
c.</hi> 15. Ein andrer in <hi rendition="#fr">Kundmanns</hi><lb/>
Seltenheiten, <hi rendition="#aq">p.</hi> 700. Ein Graf<lb/>
von Mannsfeld, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BARTHOLIN</hi><lb/>
hi&#x017F;t. 44. Cent. III.</hi> ein andrer<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STURM</hi> phy&#x017F;ic. general. p.</hi> 403.<lb/>
Andre Bru&#x0364;der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MURALTUS</hi><lb/>
Vademec. p. 497. GRIMALDUS<lb/>
de lumin. et color. RASZYNSKI<lb/><cb/>
hi&#x017F;t. nat. Polon. p. 347. MURA-<lb/>
TORI della Fanta&#x017F;ia. p.</hi> 28.</note> konnte die vermengte Farben durch das<lb/>
Fu&#x0364;hlen derge&#x017F;talt unter&#x017F;cheiden, daß er auch &#x017F;o gar an<lb/>
liniirten und gemi&#x017F;chten Farben erkennen konnte, ob &#x017F;ie<lb/>
gemi&#x017F;cht waren oder nicht <note place="foot" n="(k*)"><hi rendition="#fr">Hamburg. Magazin.</hi><lb/><hi rendition="#aq">T.</hi> 20.</note>. Er &#x017F;agte, es wa&#x0364;re die<lb/>
&#x017F;chwarze Leinwand <note place="foot" n="(l)">Daß &#x017F;ie wie Nadeln &#x017F;techen<lb/><hi rendition="#fr">Kundmann.</hi></note> am allerrauh&#x017F;ten, und die rothe<lb/>
am gla&#x0364;tte&#x017F;ten. Man &#x017F;agt, er habe &#x017F;ogar an den Spiel-<lb/>
karten die Farben unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">le <hi rendition="#g">CAT</hi> des &#x017F;en&#x017F;. p.</hi> 211.<lb/><hi rendition="#fr">Frit&#x017F;ch</hi> &#x017F;elt&#x017F;ame Ha&#x0364;ndel, <hi rendition="#aq">T. II.<lb/>
n. 9. p. 771. MECKERN loc. cit.</hi><lb/>
Doch glaube ich nicht, daß er die<lb/>
Farben auf dem Papiere, &#x017F;ondern<lb/>
nur die Umri&#x017F;&#x017F;e der Figuren habe<lb/>
unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen.</note>.</p><lb/>
            <p>Ein hartes Objekt erkennen wir, wenn das fu&#x0364;hlende<lb/>
Flei&#x017F;ch an un&#x017F;ern Fingern nachgeben mus; ein weiches,<lb/>
wenn es unter un&#x017F;ern Fingern ausweicht; ein &#x017F;chweres,<lb/>
wenn wir von einer kleinen Ma&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ehr gedru&#x0364;kkt werden;<lb/>
ein leichtes, wenn uns eine gro&#x017F;&#x017F;e Ma&#x017F;&#x017F;e wenig entgegen<lb/>
dru&#x0364;kkt; ein feuchtes, wenn &#x017F;ich an die Haut Wa&#x017F;&#x017F;er an-<lb/>
ha&#x0364;ngt; und ein trokknes, wenn es dergleichen nicht thut.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0394] Das Fuͤhlen XII. Buch. weil einige Theile der Finger ſtaͤrker geruͤhrt werden, die- jenigen naͤmlich, welche man den Vorragungen des Koͤr- pers entgegen haͤlt, andre hingegen davon weniger leiden, welche mit den mittlern Austiefungen zuſammen zu paſſen ſcheinen. Bei der Glaͤtte empfinden alle gleich viel. Zu den ſubtilern Ungleichheiten zaͤle ich diejenigen Farben, von welchen ſo viel Zeugen vorhanden ſind, daß ich es nicht leugnen darf, und die man durch das Fuͤhlen zu unterſcheiden gewuſt. Ein durch Krankheit blind gewordner (k) konnte die vermengte Farben durch das Fuͤhlen dergeſtalt unterſcheiden, daß er auch ſo gar an liniirten und gemiſchten Farben erkennen konnte, ob ſie gemiſcht waren oder nicht (k*). Er ſagte, es waͤre die ſchwarze Leinwand (l) am allerrauhſten, und die rothe am glaͤtteſten. Man ſagt, er habe ſogar an den Spiel- karten die Farben unterſcheiden koͤnnen (m). Ein hartes Objekt erkennen wir, wenn das fuͤhlende Fleiſch an unſern Fingern nachgeben mus; ein weiches, wenn es unter unſern Fingern ausweicht; ein ſchweres, wenn wir von einer kleinen Maſſe ſehr gedruͤkkt werden; ein leichtes, wenn uns eine groſſe Maſſe wenig entgegen druͤkkt; ein feuchtes, wenn ſich an die Haut Waſſer an- haͤngt; und ein trokknes, wenn es dergleichen nicht thut. Die (k) Der Organiſte zu Amerfort. BOYLE de color. p. 42. aus der Erzaͤlung Eduard FINCH. Eben dieſen Mann ſahe PECHLIN L. III. obſ. 8. Du HAMEL de corp. adfect. p. 278. MECKERN c. 15. Ein andrer in Kundmanns Seltenheiten, p. 700. Ein Graf von Mannsfeld, BARTHOLIN hiſt. 44. Cent. III. ein andrer STURM phyſic. general. p. 403. Andre Bruͤder MURALTUS Vademec. p. 497. GRIMALDUS de lumin. et color. RASZYNSKI hiſt. nat. Polon. p. 347. MURA- TORI della Fantaſia. p. 28. (k*) Hamburg. Magazin. T. 20. (l) Daß ſie wie Nadeln ſtechen Kundmann. (m) le CAT des ſenſ. p. 211. Fritſch ſeltſame Haͤndel, T. II. n. 9. p. 771. MECKERN loc. cit. Doch glaube ich nicht, daß er die Farben auf dem Papiere, ſondern nur die Umriſſe der Figuren habe unterſcheiden koͤnnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/394
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/394>, abgerufen am 24.11.2024.