J. Colle behauptete schon vorlängst unter den Neuern ein Trummelloch (m). Schon lange schrieb J. Heinrich Glaser(n), daß am Kalbe ein Ring ein kleines Loch zwischen der Trummelhaut, und dem Gehörgange lasse, und daß daselbst zwar das Pericranium vorkomme, um die beschriebene Membran zu machen, die Feuchtigkeit aber von der Trummel zum Gehörgange durchfliesse, aber nicht umgekehrt, und daß es folglich das Ansehen habe, daß im diesem Loche ein klappenförmiger Bau statt finde. Nach der Zeit berichtet Emanuel König(o), daß ihm diese Strasse vom Amman gewiesen worden, und daß durch dieselbe der Eiter im Kopf und Ohrenschmalze aus dem Ohre laufe.
Man hat nämlich schon vor langer Zeit angemerket, daß im Kopfe oder Gehirnwunden der dünne (p) oder dikke Eiter (p*), oder Blut (q) durch die Ohren ablaufe. Man wuste, daß auf eben diesem Wege im Schlage (r) und in den Erwürgten (s) Blut herauslaufe. Eben so lief auf eben diesem Wege im Kopfwehe eine Menge Was- ser aus (t), und man lieset, daß Würmer durch den Gehörgang in den Stirnsinus gekrochen (u), und daß der Geschmakk von einem bittern Oele, welches man in diesen Gang gesprizzt hatte, bis zum Gaumen durchge- drungen (x). Man behauptete ferner, daß Dinge, die ins Ohr gefallen, durch das Niesen ausgeworfen werden
kön-
(m)[Spaltenumbruch]MAPPUS de Cerumine.
(n)de cerebro. p. 71. 72.
(o)regn. anim. p. 163.
(p)SALVIARD, obs. I. Comm. Nor. 736. hist. 23. VALSALVA, p. 20. G. v. SWITEN, pag. 733. SCHRADER, dec. III. obs.
(p*)Hist. de l'Acad. 1754. n. 2.
(q)WEPFER, apoplex. p. 205. 299. VIGIER, chir. p. 169. VAL- SALVA p. 20. BINNINGER c. V. obs. 36. (da die Trummel voller Ge- [Spaltenumbruch]
hirn war. HOME med. fait. G. v. SWIETEN, l. c.
(r)BINNINGER Cent. III. obs. I.
(s)Letre histor. de l' Accad. 1704. hist. 2. als sich ins Gehirn Blut ergossen hatte
(t)MARCELL, DONAT. hist. med. p. 229.
(u)hist. de l'Accad. 1733. p. 36. Ein Wurm in der Trompete, Trummel und Jrrgange. Iourn. de savans 1692. n. 33.
(x)HILDAN, Nuz. der anat.
M m 2
I. Abſchnitt. Werkzeug.
J. Colle behauptete ſchon vorlaͤngſt unter den Neuern ein Trummelloch (m). Schon lange ſchrieb J. Heinrich Glaſer(n), daß am Kalbe ein Ring ein kleines Loch zwiſchen der Trummelhaut, und dem Gehoͤrgange laſſe, und daß daſelbſt zwar das Pericranium vorkomme, um die beſchriebene Membran zu machen, die Feuchtigkeit aber von der Trummel zum Gehoͤrgange durchflieſſe, aber nicht umgekehrt, und daß es folglich das Anſehen habe, daß im dieſem Loche ein klappenfoͤrmiger Bau ſtatt finde. Nach der Zeit berichtet Emanuel Koͤnig(o), daß ihm dieſe Straſſe vom Amman gewieſen worden, und daß durch dieſelbe der Eiter im Kopf und Ohrenſchmalze aus dem Ohre laufe.
Man hat naͤmlich ſchon vor langer Zeit angemerket, daß im Kopfe oder Gehirnwunden der duͤnne (p) oder dikke Eiter (p*), oder Blut (q) durch die Ohren ablaufe. Man wuſte, daß auf eben dieſem Wege im Schlage (r) und in den Erwuͤrgten (s) Blut herauslaufe. Eben ſo lief auf eben dieſem Wege im Kopfwehe eine Menge Waſ- ſer aus (t), und man lieſet, daß Wuͤrmer durch den Gehoͤrgang in den Stirnſinus gekrochen (u), und daß der Geſchmakk von einem bittern Oele, welches man in dieſen Gang geſprizzt hatte, bis zum Gaumen durchge- drungen (x). Man behauptete ferner, daß Dinge, die ins Ohr gefallen, durch das Nieſen ausgeworfen werden
koͤn-
(m)[Spaltenumbruch]MAPPUS de Cerumine.
(n)de cerebro. p. 71. 72.
(o)regn. anim. p. 163.
(p)SALVIARD, obſ. I. Comm. Nor. 736. hiſt. 23. VALSALVA, p. 20. G. v. SWITEN, pag. 733. SCHRADER, dec. III. obſ.
(p*)Hiſt. de l’Acad. 1754. n. 2.
(q)WEPFER, apoplex. p. 205. 299. VIGIER, chir. p. 169. VAL- SALVA p. 20. BINNINGER c. V. obſ. 36. (da die Trummel voller Ge- [Spaltenumbruch]
hirn war. HOME med. fait. G. v. SWIETEN, l. c.
(r)BINNINGER Cent. III. obſ. I.
(s)Letre hiſtor. de l’ Accad. 1704. hiſt. 2. als ſich ins Gehirn Blut ergoſſen hatte
(t)MARCELL, DONAT. hiſt. med. p. 229.
(u)hiſt. de l’Accad. 1733. p. 36. Ein Wurm in der Trompete, Trummel und Jrrgange. Iourn. de ſavans 1692. n. 33.
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
J. Colle behauptete ſchon vorlaͤngſt unter den Neuern ein
Trummelloch (m). Schon lange ſchrieb J. Heinrich
Glaſer (n), daß am Kalbe ein Ring ein kleines Loch
zwiſchen der Trummelhaut, und dem Gehoͤrgange laſſe,
und daß daſelbſt zwar das Pericranium vorkomme, um
die beſchriebene Membran zu machen, die Feuchtigkeit
aber von der Trummel zum Gehoͤrgange durchflieſſe, aber
nicht umgekehrt, und daß es folglich das Anſehen habe,
daß im dieſem Loche ein klappenfoͤrmiger Bau ſtatt finde.
Nach der Zeit berichtet Emanuel Koͤnig (o), daß ihm
dieſe Straſſe vom Amman gewieſen worden, und daß
durch dieſelbe der Eiter im Kopf und Ohrenſchmalze aus
dem Ohre laufe.
Man hat naͤmlich ſchon vor langer Zeit angemerket,
daß im Kopfe oder Gehirnwunden der duͤnne (p) oder
dikke Eiter (p*), oder Blut (q) durch die Ohren ablaufe.
Man wuſte, daß auf eben dieſem Wege im Schlage (r)
und in den Erwuͤrgten (s) Blut herauslaufe. Eben ſo
lief auf eben dieſem Wege im Kopfwehe eine Menge Waſ-
ſer aus (t), und man lieſet, daß Wuͤrmer durch den
Gehoͤrgang in den Stirnſinus gekrochen (u), und daß
der Geſchmakk von einem bittern Oele, welches man in
dieſen Gang geſprizzt hatte, bis zum Gaumen durchge-
drungen (x). Man behauptete ferner, daß Dinge, die
ins Ohr gefallen, durch das Nieſen ausgeworfen werden
koͤn-
(m)
MAPPUS de Cerumine.
(n) de cerebro. p. 71. 72.
(o) regn. anim. p. 163.
(p) SALVIARD, obſ. I. Comm.
Nor. 736. hiſt. 23. VALSALVA,
p. 20. G. v. SWITEN, pag. 733.
SCHRADER, dec. III. obſ.
(p*) Hiſt. de l’Acad. 1754. n. 2.
(q) WEPFER, apoplex. p. 205.
299. VIGIER, chir. p. 169. VAL-
SALVA p. 20. BINNINGER c. V.
obſ. 36. (da die Trummel voller Ge-
hirn war. HOME med. fait. G.
v. SWIETEN, l. c.
(r) BINNINGER Cent. III.
obſ. I.
(s) Letre hiſtor. de l’ Accad.
1704. hiſt. 2. als ſich ins Gehirn
Blut ergoſſen hatte
(t) MARCELL, DONAT. hiſt.
med. p. 229.
(u) hiſt. de l’Accad. 1733. p. 36.
Ein Wurm in der Trompete,
Trummel und Jrrgange. Iourn.
de ſavans 1692. n. 33.
(x) HILDAN, Nuz. der anat.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/565>, abgerufen am 22.11.2024.
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