wäre (m), weil kein Weg aus dem Munde zur Trom- pete im Niederschlingen der Speise vorhanden ist. Denn in diesem Geschäfte verstattet der herabgedrükkte bewegliche Gaume, welcher an die Zunge gezogen wird, überhaupt keinen Zugang zu der Trompete des Eu- stachs(n). Es könnte im Erbrechen, wenn die Spei- sen auf eine widerliche Art durch die Nase ausgeworfen werden, etwas davon hinein kommen; wiewol auch als- denn die Enge der knochigen Mündung, mit der die Trompete aus der Hirnschale hervor kömmt, gleichsam die Wache hält.
Eine Muthmaassung ist es, daß die Muskeln die Trompete erweitern, und wieder zusammen drükken, weil der herumgebogne Muskel des weichen Gaumens zum Theil von dem Knorpel der Trompete entspringt (o) und selbige herabziehen kann, indem er gegen den Flü- gelhaken, als gegen einen festen Ort niedersinkt. Solchergestalt liesse sich die Trompete des Eustachs er- weitern (p). Dahingegen behauptet der vortrefliche Albin, daß die Trompete von diesem Muskel ein klein wenig zusammengedrükkt werde; (q) und es will nicht der jüngere Duverney,(r) daß sie sich erweitern lasse. Mir scheinet es nicht wahrscheinlich zu sein, da der Knor- pel den untern Theil der Trompete einnimmt, daß sel- bige von dem Muskel, der sich längst dem Flügelhäk- chen herumschlingt, erweitert werde. Dahingegen lieget der bewegliche mittlere Theil der Trompete zwischen die- sem Muskel, und zwischen dem Aufheber des beweg- lichen Gaumens; (s) und er kann von dem aufschwellen-
den
(m)[Spaltenumbruch]
Dieses widerlegt KEM- PER, de valvul. n. 37. MOR- GAGNUS Epist. VII. n. 14. p. 192.
(n)Vide in L. XVIII. Seet. III.
(o)MORGAGN. ep. VII. n. 26. p. 212. VALSALVA, p. 43. [Spaltenumbruch]
44. 117. t. 7. ALBIN, p. 246. WINSLOW, t. 18. n. 49.
(p)MORGAGN, VALSAL- VA, p. 93. WINSLOW.
(q)p. 247.
(r)Myotomolog. p. 138.
(s)Jam EUSTACHIO mo-
nente,
Das Gehoͤr. XV. Buch.
waͤre (m), weil kein Weg aus dem Munde zur Trom- pete im Niederſchlingen der Speiſe vorhanden iſt. Denn in dieſem Geſchaͤfte verſtattet der herabgedruͤkkte bewegliche Gaume, welcher an die Zunge gezogen wird, uͤberhaupt keinen Zugang zu der Trompete des Eu- ſtachs(n). Es koͤnnte im Erbrechen, wenn die Spei- ſen auf eine widerliche Art durch die Naſe ausgeworfen werden, etwas davon hinein kommen; wiewol auch als- denn die Enge der knochigen Muͤndung, mit der die Trompete aus der Hirnſchale hervor koͤmmt, gleichſam die Wache haͤlt.
Eine Muthmaaſſung iſt es, daß die Muſkeln die Trompete erweitern, und wieder zuſammen druͤkken, weil der herumgebogne Muſkel des weichen Gaumens zum Theil von dem Knorpel der Trompete entſpringt (o) und ſelbige herabziehen kann, indem er gegen den Fluͤ- gelhaken, als gegen einen feſten Ort niederſinkt. Solchergeſtalt lieſſe ſich die Trompete des Euſtachs er- weitern (p). Dahingegen behauptet der vortrefliche Albin, daß die Trompete von dieſem Muſkel ein klein wenig zuſammengedruͤkkt werde; (q) und es will nicht der juͤngere Duverney,(r) daß ſie ſich erweitern laſſe. Mir ſcheinet es nicht wahrſcheinlich zu ſein, da der Knor- pel den untern Theil der Trompete einnimmt, daß ſel- bige von dem Muſkel, der ſich laͤngſt dem Fluͤgelhaͤk- chen herumſchlingt, erweitert werde. Dahingegen lieget der bewegliche mittlere Theil der Trompete zwiſchen die- ſem Muſkel, und zwiſchen dem Aufheber des beweg- lichen Gaumens; (s) und er kann von dem aufſchwellen-
den
(m)[Spaltenumbruch]
Dieſes widerlegt KEM- PER, de valvul. n. 37. MOR- GAGNUS Epiſt. VII. n. 14. p. 192.
(n)Vide in L. XVIII. Seet. III.
(o)MORGAGN. ep. VII. n. 26. p. 212. VALSALVA, p. 43. [Spaltenumbruch]
44. 117. t. 7. ALBIN, p. 246. WINSLOW, t. 18. n. 49.
(p)MORGAGN, VALSAL- VA, p. 93. WINSLOW.
(q)p. 247.
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nente,
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Das Gehoͤr. XV. Buch.
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Denn in dieſem Geſchaͤfte verſtattet der herabgedruͤkkte
bewegliche Gaume, welcher an die Zunge gezogen wird,
uͤberhaupt keinen Zugang zu der Trompete des Eu-
ſtachs (n). Es koͤnnte im Erbrechen, wenn die Spei-
ſen auf eine widerliche Art durch die Naſe ausgeworfen
werden, etwas davon hinein kommen; wiewol auch als-
denn die Enge der knochigen Muͤndung, mit der die
Trompete aus der Hirnſchale hervor koͤmmt, gleichſam
die Wache haͤlt.
Eine Muthmaaſſung iſt es, daß die Muſkeln die
Trompete erweitern, und wieder zuſammen druͤkken,
weil der herumgebogne Muſkel des weichen Gaumens
zum Theil von dem Knorpel der Trompete entſpringt (o)
und ſelbige herabziehen kann, indem er gegen den Fluͤ-
gelhaken, als gegen einen feſten Ort niederſinkt.
Solchergeſtalt lieſſe ſich die Trompete des Euſtachs er-
weitern (p). Dahingegen behauptet der vortrefliche
Albin, daß die Trompete von dieſem Muſkel ein klein
wenig zuſammengedruͤkkt werde; (q) und es will nicht der
juͤngere Duverney, (r) daß ſie ſich erweitern laſſe.
Mir ſcheinet es nicht wahrſcheinlich zu ſein, da der Knor-
pel den untern Theil der Trompete einnimmt, daß ſel-
bige von dem Muſkel, der ſich laͤngſt dem Fluͤgelhaͤk-
chen herumſchlingt, erweitert werde. Dahingegen lieget
der bewegliche mittlere Theil der Trompete zwiſchen die-
ſem Muſkel, und zwiſchen dem Aufheber des beweg-
lichen Gaumens; (s) und er kann von dem aufſchwellen-
den
(m)
Dieſes widerlegt KEM-
PER, de valvul. n. 37. MOR-
GAGNUS Epiſt. VII. n. 14.
p. 192.
(n) Vide in L. XVIII. Seet. III.
(o) MORGAGN. ep. VII. n.
26. p. 212. VALSALVA, p. 43.
44. 117. t. 7. ALBIN, p. 246.
WINSLOW, t. 18. n. 49.
(p) MORGAGN, VALSAL-
VA, p. 93. WINSLOW.
(q) p. 247.
(r) Myotomolog. p. 138.
(s) Jam EUSTACHIO mo-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/598>, abgerufen am 22.11.2024.
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