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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Werkzeug.
derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft
hervorbringt, weiter gehört wird (n). Er wächset zu-
gleich, wenn die Luft von Mauren eingeschränkt wird,
und nicht ausweichen kann (o).

Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines
Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in
der Glokke, in welche man zwo Atmosphären einschlief-
set (p), oder blos durch die Elasticität, wie in einer
erwärmten, und zugleich verschlossenen Luft, oder endlich
auf beiderlei Art verstärken könne, wenn man die Dich-
tigkeit und Elasticität anwachsen läßt, wie an der unter-
irrdischen, und zugleich erwärmten und verschlossenen
Luft zu sehen ist.

Dahingegen vermindert sich der Schall in einer leich-
tern oder weniger elastischen, oder zugleich leichten und
unelastischen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli-
chen Luft, und diese hat eine Menge unelastischer Theil-
chen bei sich, kaum den Schall vernehmen (q). Man
sagt, daß man auf den höchsten Bergen, wegen der dün-
nen Luft (r), den Flintenknall nur schwach höre: allein
wir haben diesen Versuch, der auf dem Karpatischen Ge-
bürge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hö-
her sind, niemals mit eben diesem Fortgange wiederho-
len können.

Vielleicht wäre dieses wahr, wenn man die höchste
Felsen besteigen könnte, welche von allen Seiten frei in
die Luft aufgethürmt sind. Doch so weit kömmt man
schwerlich jemals, und es befinden sich noch immer eini-
ge umliegende Felsen, welche den Schall vielmehr ver-

stärken.
(n) [Spaltenumbruch] IDEM, num. 2354. ZA-
NOTTI,
Comm. Bonon. Vol. l.
p.
173.
(o) NOLLET, Lecons de
phys. p. 432. seqq.
(p) [Spaltenumbruch] L. VIII. p. 204.
(q) TAGLINI, de aere p. 234.
BARTOLI, p.
75.
(r) FROELICH, apud VA-
RENIUM, in Geograph.
R r 3

II. Abſchnitt. Werkzeug.
derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft
hervorbringt, weiter gehoͤrt wird (n). Er waͤchſet zu-
gleich, wenn die Luft von Mauren eingeſchraͤnkt wird,
und nicht ausweichen kann (o).

Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines
Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in
der Glokke, in welche man zwo Atmoſphaͤren einſchlief-
ſet (p), oder blos durch die Elaſticitaͤt, wie in einer
erwaͤrmten, und zugleich verſchloſſenen Luft, oder endlich
auf beiderlei Art verſtaͤrken koͤnne, wenn man die Dich-
tigkeit und Elaſticitaͤt anwachſen laͤßt, wie an der unter-
irrdiſchen, und zugleich erwaͤrmten und verſchloſſenen
Luft zu ſehen iſt.

Dahingegen vermindert ſich der Schall in einer leich-
tern oder weniger elaſtiſchen, oder zugleich leichten und
unelaſtiſchen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli-
chen Luft, und dieſe hat eine Menge unelaſtiſcher Theil-
chen bei ſich, kaum den Schall vernehmen (q). Man
ſagt, daß man auf den hoͤchſten Bergen, wegen der duͤn-
nen Luft (r), den Flintenknall nur ſchwach hoͤre: allein
wir haben dieſen Verſuch, der auf dem Karpatiſchen Ge-
buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ-
her ſind, niemals mit eben dieſem Fortgange wiederho-
len koͤnnen.

Vielleicht waͤre dieſes wahr, wenn man die hoͤchſte
Felſen beſteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in
die Luft aufgethuͤrmt ſind. Doch ſo weit koͤmmt man
ſchwerlich jemals, und es befinden ſich noch immer eini-
ge umliegende Felſen, welche den Schall vielmehr ver-

ſtaͤrken.
(n) [Spaltenumbruch] IDEM, num. 2354. ZA-
NOTTI,
Comm. Bonon. Vol. l.
p.
173.
(o) NOLLET, Leçons de
phyſ. p. 432. ſeqq.
(p) [Spaltenumbruch] L. VIII. p. 204.
(q) TAGLINI, de aëre p. 234.
BARTOLI, p.
75.
(r) FROELICH, apud VA-
RENIUM, in Geograph.
R r 3
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[629/0647] II. Abſchnitt. Werkzeug. derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft hervorbringt, weiter gehoͤrt wird (n). Er waͤchſet zu- gleich, wenn die Luft von Mauren eingeſchraͤnkt wird, und nicht ausweichen kann (o). Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in der Glokke, in welche man zwo Atmoſphaͤren einſchlief- ſet (p), oder blos durch die Elaſticitaͤt, wie in einer erwaͤrmten, und zugleich verſchloſſenen Luft, oder endlich auf beiderlei Art verſtaͤrken koͤnne, wenn man die Dich- tigkeit und Elaſticitaͤt anwachſen laͤßt, wie an der unter- irrdiſchen, und zugleich erwaͤrmten und verſchloſſenen Luft zu ſehen iſt. Dahingegen vermindert ſich der Schall in einer leich- tern oder weniger elaſtiſchen, oder zugleich leichten und unelaſtiſchen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli- chen Luft, und dieſe hat eine Menge unelaſtiſcher Theil- chen bei ſich, kaum den Schall vernehmen (q). Man ſagt, daß man auf den hoͤchſten Bergen, wegen der duͤn- nen Luft (r), den Flintenknall nur ſchwach hoͤre: allein wir haben dieſen Verſuch, der auf dem Karpatiſchen Ge- buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ- her ſind, niemals mit eben dieſem Fortgange wiederho- len koͤnnen. Vielleicht waͤre dieſes wahr, wenn man die hoͤchſte Felſen beſteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in die Luft aufgethuͤrmt ſind. Doch ſo weit koͤmmt man ſchwerlich jemals, und es befinden ſich noch immer eini- ge umliegende Felſen, welche den Schall vielmehr ver- ſtaͤrken. (n) IDEM, num. 2354. ZA- NOTTI, Comm. Bonon. Vol. l. p. 173. (o) NOLLET, Leçons de phyſ. p. 432. ſeqq. (p) L. VIII. p. 204. (q) TAGLINI, de aëre p. 234. BARTOLI, p. 75. (r) FROELICH, apud VA- RENIUM, in Geograph. R r 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/647>, abgerufen am 26.06.2024.