Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. Werkzeug.
auf die Wand aufsallen, gegen die Achse der Parabel
parallel (e), und zerstreuen sich nicht.

Zwar vermehrt sich nicht die Stärke des Schalles
durch einige Sammlung, aber sie enthält sich doch, wenn
man hindert, daß sich nicht die klingende Wellen, ihrer
Natur nach, in eine sehr grosse Sphäre ausbreiten.
Man erhält diesen Endzwekk an den Cilindern, welche
die Stimme einschränken, so daß man in einer Wasser-
leitung die Stimme auf fünfhundert bis sechshundert
Fuß weit vernehmen kann, (f) und solche am andern En-
de hört. Die Stimme verstärkt sich auch sehr in einem
bleiernen Cilinder, wenn man in denselben schreyet (g).

Der Schall verstärkt sich in einem stumpfen Kegel,
weil, durch was vor Linien er auch eingetrieben wird,
nach vielen wechselweisen Stössen an die Wände, und
Abprallungen von den Wänden, lezztlich doch alle Klang-
wellen in eine einzige zusammenfahren (i). Hieher ge-
hören die gewöhnliche Sprachröhre, die sehr gut sind,
wenn sie ein sehr enges Mundstükk haben (i*). Wenn
man gegentheils eben diese Kegel aus Ohr hält, so thei-
len sie dem Ohre den Schall sehr wohl mit (i**). Die
nach Spirallinien gebogne Trompeten, welche sich aus
einem weiten Anfange zu einem engen Ende ziehen, pres-
sen den Schall von der weiten Circumferenz gegen den
engen Ausgang, und verstärken denselben solcherge-
stalt (k) (l). Die Thöne aber verstärken sich, (m) und erhal-

ten
(e) [Spaltenumbruch] Der Schall verstärkt sich al-
lerdings, doch aber von den ver-
einigten Zittrungen des Kanals,
WOLFS Versuche, T. III. n. 19.
(f) I. B. PORTA, welcher die
Sprachröhren zuerst erfunden hat,
siehe Mag. Nat. lib. 16. c. 12. KIR-
CHER, phonurg. p.
45. 62.
(g) BARTOLI, p. 292. 293.
(i) KIRCHER, phonurg. p. 48.
(i*) [Spaltenumbruch] MAROTTE, apud du
HAMEL, de Corp. L. II. c.
4.
Dergleichen sind die Chinesischen
Trompeten RENAUDOT, p. 25.
(i**) MONTANARI, Gal. min.
I. p.
248.
(k) KIRCHER, ibid.
(l) IDEM, Musurg. p. 277.
(m) OTT, de sono voc. hum. p.
407. SCHELHAMMER, pag.
157.

II. Abſchnitt. Werkzeug.
auf die Wand aufſallen, gegen die Achſe der Parabel
parallel (e), und zerſtreuen ſich nicht.

Zwar vermehrt ſich nicht die Staͤrke des Schalles
durch einige Sammlung, aber ſie enthaͤlt ſich doch, wenn
man hindert, daß ſich nicht die klingende Wellen, ihrer
Natur nach, in eine ſehr groſſe Sphaͤre ausbreiten.
Man erhaͤlt dieſen Endzwekk an den Cilindern, welche
die Stimme einſchraͤnken, ſo daß man in einer Waſſer-
leitung die Stimme auf fuͤnfhundert bis ſechshundert
Fuß weit vernehmen kann, (f) und ſolche am andern En-
de hoͤrt. Die Stimme verſtaͤrkt ſich auch ſehr in einem
bleiernen Cilinder, wenn man in denſelben ſchreyet (g).

Der Schall verſtaͤrkt ſich in einem ſtumpfen Kegel,
weil, durch was vor Linien er auch eingetrieben wird,
nach vielen wechſelweiſen Stoͤſſen an die Waͤnde, und
Abprallungen von den Waͤnden, lezztlich doch alle Klang-
wellen in eine einzige zuſammenfahren (i). Hieher ge-
hoͤren die gewoͤhnliche Sprachroͤhre, die ſehr gut ſind,
wenn ſie ein ſehr enges Mundſtuͤkk haben (i*). Wenn
man gegentheils eben dieſe Kegel aus Ohr haͤlt, ſo thei-
len ſie dem Ohre den Schall ſehr wohl mit (i**). Die
nach Spirallinien gebogne Trompeten, welche ſich aus
einem weiten Anfange zu einem engen Ende ziehen, preſ-
ſen den Schall von der weiten Circumferenz gegen den
engen Ausgang, und verſtaͤrken denſelben ſolcherge-
ſtalt (k) (l). Die Thoͤne aber verſtaͤrken ſich, (m) und erhal-

ten
(e) [Spaltenumbruch] Der Schall verſtaͤrkt ſich al-
lerdings, doch aber von den ver-
einigten Zittrungen des Kanals,
WOLFS Verſuche, T. III. n. 19.
(f) I. B. PORTA, welcher die
Sprachroͤhren zuerſt erfunden hat,
ſiehe Mag. Nat. lib. 16. c. 12. KIR-
CHER, phonurg. p.
45. 62.
(g) BARTOLI, p. 292. 293.
(i) KIRCHER, phonurg. p. 48.
(i*) [Spaltenumbruch] MAROTTE, apud du
HAMEL, de Corp. L. II. c.
4.
Dergleichen ſind die Chineſiſchen
Trompeten RENAUDOT, p. 25.
(i**) MONTANARI, Gal. min.
I. p.
248.
(k) KIRCHER, ibid.
(l) IDEM, Muſurg. p. 277.
(m) OTT, de ſono voc. hum. p.
407. SCHELHAMMER, pag.
157.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0657" n="639"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi></fw><lb/>
auf die Wand auf&#x017F;allen, gegen die Ach&#x017F;e der Parabel<lb/>
parallel <note place="foot" n="(e)"><cb/>
Der Schall ver&#x017F;ta&#x0364;rkt &#x017F;ich al-<lb/>
lerdings, doch aber von den ver-<lb/>
einigten Zittrungen des Kanals,<lb/><hi rendition="#aq">WOLFS</hi> Ver&#x017F;uche, <hi rendition="#aq">T. III. n.</hi> 19.</note>, und zer&#x017F;treuen &#x017F;ich nicht.</p><lb/>
            <p>Zwar vermehrt &#x017F;ich nicht die Sta&#x0364;rke des Schalles<lb/>
durch einige Sammlung, aber &#x017F;ie entha&#x0364;lt &#x017F;ich doch, wenn<lb/>
man hindert, daß &#x017F;ich nicht die klingende Wellen, ihrer<lb/>
Natur nach, in eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Spha&#x0364;re ausbreiten.<lb/>
Man erha&#x0364;lt die&#x017F;en Endzwekk an den Cilindern, welche<lb/>
die Stimme ein&#x017F;chra&#x0364;nken, &#x017F;o daß man in einer Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
leitung die Stimme auf fu&#x0364;nfhundert bis &#x017F;echshundert<lb/>
Fuß weit vernehmen kann, <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">I. B. PORTA,</hi> welcher die<lb/>
Sprachro&#x0364;hren zuer&#x017F;t erfunden hat,<lb/>
&#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Mag. Nat. lib. 16. c. 12. KIR-<lb/>
CHER, phonurg. p.</hi> 45. 62.</note> und &#x017F;olche am andern En-<lb/>
de ho&#x0364;rt. Die Stimme ver&#x017F;ta&#x0364;rkt &#x017F;ich auch &#x017F;ehr in einem<lb/>
bleiernen Cilinder, wenn man in den&#x017F;elben &#x017F;chreyet <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">BARTOLI, p.</hi> 292. 293.</note>.</p><lb/>
            <p>Der Schall ver&#x017F;ta&#x0364;rkt &#x017F;ich in einem &#x017F;tumpfen Kegel,<lb/>
weil, durch was vor Linien er auch eingetrieben wird,<lb/>
nach vielen wech&#x017F;elwei&#x017F;en Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;en an die Wa&#x0364;nde, und<lb/>
Abprallungen von den Wa&#x0364;nden, lezztlich doch alle Klang-<lb/>
wellen in eine einzige zu&#x017F;ammenfahren <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">KIRCHER, phonurg. p.</hi> 48.</note>. Hieher ge-<lb/>
ho&#x0364;ren die gewo&#x0364;hnliche Sprachro&#x0364;hre, die &#x017F;ehr gut &#x017F;ind,<lb/>
wenn &#x017F;ie ein &#x017F;ehr enges Mund&#x017F;tu&#x0364;kk haben <note place="foot" n="(i*)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MAROTTE,</hi> apud du<lb/><hi rendition="#g">HAMEL,</hi> de Corp. L. II. c.</hi> 4.<lb/>
Dergleichen &#x017F;ind die Chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Trompeten <hi rendition="#aq">RENAUDOT, p.</hi> 25.</note>. Wenn<lb/>
man gegentheils eben die&#x017F;e Kegel aus Ohr ha&#x0364;lt, &#x017F;o thei-<lb/>
len &#x017F;ie dem Ohre den Schall &#x017F;ehr wohl mit <note place="foot" n="(i**)"><hi rendition="#aq">MONTANARI, Gal. min.<lb/>
I. p.</hi> 248.</note>. Die<lb/>
nach Spirallinien gebogne Trompeten, welche &#x017F;ich aus<lb/>
einem weiten Anfange zu einem engen Ende ziehen, pre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en den Schall von der weiten Circumferenz gegen den<lb/>
engen Ausgang, und ver&#x017F;ta&#x0364;rken den&#x017F;elben &#x017F;olcherge-<lb/>
&#x017F;talt <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">KIRCHER, ibid.</hi></note> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IDEM,</hi> Mu&#x017F;urg. p.</hi> 277.</note>. Die Tho&#x0364;ne aber ver&#x017F;ta&#x0364;rken &#x017F;ich, <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">OTT, de &#x017F;ono voc. hum. p.<lb/>
407. SCHELHAMMER, pag.</hi> 157.</note> und erhal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[639/0657] II. Abſchnitt. Werkzeug. auf die Wand aufſallen, gegen die Achſe der Parabel parallel (e), und zerſtreuen ſich nicht. Zwar vermehrt ſich nicht die Staͤrke des Schalles durch einige Sammlung, aber ſie enthaͤlt ſich doch, wenn man hindert, daß ſich nicht die klingende Wellen, ihrer Natur nach, in eine ſehr groſſe Sphaͤre ausbreiten. Man erhaͤlt dieſen Endzwekk an den Cilindern, welche die Stimme einſchraͤnken, ſo daß man in einer Waſſer- leitung die Stimme auf fuͤnfhundert bis ſechshundert Fuß weit vernehmen kann, (f) und ſolche am andern En- de hoͤrt. Die Stimme verſtaͤrkt ſich auch ſehr in einem bleiernen Cilinder, wenn man in denſelben ſchreyet (g). Der Schall verſtaͤrkt ſich in einem ſtumpfen Kegel, weil, durch was vor Linien er auch eingetrieben wird, nach vielen wechſelweiſen Stoͤſſen an die Waͤnde, und Abprallungen von den Waͤnden, lezztlich doch alle Klang- wellen in eine einzige zuſammenfahren (i). Hieher ge- hoͤren die gewoͤhnliche Sprachroͤhre, die ſehr gut ſind, wenn ſie ein ſehr enges Mundſtuͤkk haben (i*). Wenn man gegentheils eben dieſe Kegel aus Ohr haͤlt, ſo thei- len ſie dem Ohre den Schall ſehr wohl mit (i**). Die nach Spirallinien gebogne Trompeten, welche ſich aus einem weiten Anfange zu einem engen Ende ziehen, preſ- ſen den Schall von der weiten Circumferenz gegen den engen Ausgang, und verſtaͤrken denſelben ſolcherge- ſtalt (k) (l). Die Thoͤne aber verſtaͤrken ſich, (m) und erhal- ten (e) Der Schall verſtaͤrkt ſich al- lerdings, doch aber von den ver- einigten Zittrungen des Kanals, WOLFS Verſuche, T. III. n. 19. (f) I. B. PORTA, welcher die Sprachroͤhren zuerſt erfunden hat, ſiehe Mag. Nat. lib. 16. c. 12. KIR- CHER, phonurg. p. 45. 62. (g) BARTOLI, p. 292. 293. (i) KIRCHER, phonurg. p. 48. (i*) MAROTTE, apud du HAMEL, de Corp. L. II. c. 4. Dergleichen ſind die Chineſiſchen Trompeten RENAUDOT, p. 25. (i**) MONTANARI, Gal. min. I. p. 248. (k) KIRCHER, ibid. (l) IDEM, Muſurg. p. 277. (m) OTT, de ſono voc. hum. p. 407. SCHELHAMMER, pag. 157.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/657
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/657>, abgerufen am 22.11.2024.