Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Werkzeug.
§. 10.
Wie der Schall vom Nachklange stärker wird.

Hieher gehöret ein grosser Theil von der Wirksam-
keit, welche man an den Sprachröhren in den unter-
irrdischen Kanälen, in den Hölen, und in den schnek-
kenförmig angelegten Kammern beobachtet. Es zwin-
get nämlich die zitternde Luft, welche auf harte und ela-
stische Körper trift, diese Körper mit zu zittren, nämlich
gegen den ersten Körper Schwingungen zu machen, oder
so zu beben, wie die angeschlagene Luftwelle bebte. Diese
Kraft übet die Luft an allen Mauren, Felsen, Metallen,
Hölzern und andern harten Körpern, welche widerste-
hen, ja an der glatten Oberfläche des Wassers selbst aus.
Daher kömmt es, daß die Kraft des Schalls ganz aus-
nehmend wachsen muß, da sie von so vielen Springfe-
dern wieder angeschlagen wird (t), welche einen ähnli-
chen Schall hervorbringen. Denn wenn die Entfernung
nicht groß ist, so fliesset der, von den umherstehenden
Körpern entstandene Schall mit dem ursprünglichen Schall
in eins zusammen (u), und es verwandeln sich die un-
zählbaren Stimmen in eine einzige grössere, indem so
viel Wände ausser der ersten gleichsam noch eine Menge
derselben nachsingen; daraus wird der Schall aber un-
deutlicher, als er erst zu seyn schien, weil nun viele Thö-
ne in einen einzigen einstimmen (x).

Es geben aber alle harte Körper eine Resonanz (Nach-
klang) von sich. Und davon entsteht der lebhafte Nach-

klang
(t) [Spaltenumbruch] HELSHAM, pag. 74. 75.
TAGLINI, p.
242.
(u) STURM, phys. general
pag. 676. du BOIS, n.
49. 54.
[Spaltenumbruch] s' GRAVEZANDE, num. 2378.
MONTANARI, Galer. di miner.
T. I. p.
255.
(x) BERKLEY, theor. of vi-
sion, p.
339.
H. Phisiol. 5. B. S s
II. Abſchnitt. Werkzeug.
§. 10.
Wie der Schall vom Nachklange ſtaͤrker wird.

Hieher gehoͤret ein groſſer Theil von der Wirkſam-
keit, welche man an den Sprachroͤhren in den unter-
irrdiſchen Kanaͤlen, in den Hoͤlen, und in den ſchnek-
kenfoͤrmig angelegten Kammern beobachtet. Es zwin-
get naͤmlich die zitternde Luft, welche auf harte und ela-
ſtiſche Koͤrper trift, dieſe Koͤrper mit zu zittren, naͤmlich
gegen den erſten Koͤrper Schwingungen zu machen, oder
ſo zu beben, wie die angeſchlagene Luftwelle bebte. Dieſe
Kraft uͤbet die Luft an allen Mauren, Felſen, Metallen,
Hoͤlzern und andern harten Koͤrpern, welche widerſte-
hen, ja an der glatten Oberflaͤche des Waſſers ſelbſt aus.
Daher koͤmmt es, daß die Kraft des Schalls ganz aus-
nehmend wachſen muß, da ſie von ſo vielen Springfe-
dern wieder angeſchlagen wird (t), welche einen aͤhnli-
chen Schall hervorbringen. Denn wenn die Entfernung
nicht groß iſt, ſo flieſſet der, von den umherſtehenden
Koͤrpern entſtandene Schall mit dem urſpruͤnglichen Schall
in eins zuſammen (u), und es verwandeln ſich die un-
zaͤhlbaren Stimmen in eine einzige groͤſſere, indem ſo
viel Waͤnde auſſer der erſten gleichſam noch eine Menge
derſelben nachſingen; daraus wird der Schall aber un-
deutlicher, als er erſt zu ſeyn ſchien, weil nun viele Thoͤ-
ne in einen einzigen einſtimmen (x).

Es geben aber alle harte Koͤrper eine Reſonanz (Nach-
klang) von ſich. Und davon entſteht der lebhafte Nach-

klang
(t) [Spaltenumbruch] HELSHAM, pag. 74. 75.
TAGLINI, p.
242.
(u) STURM, phyſ. general
pag. 676. du BOIS, n.
49. 54.
[Spaltenumbruch] s’ GRAVEZANDE, num. 2378.
MONTANARI, Galer. di miner.
T. I. p.
255.
(x) BERKLEY, theor. of vi-
ſion, p.
339.
H. Phiſiol. 5. B. S s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0659" n="641"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/>
Wie der Schall vom Nachklange &#x017F;ta&#x0364;rker wird.</head><lb/>
            <p>Hieher geho&#x0364;ret ein gro&#x017F;&#x017F;er Theil von der Wirk&#x017F;am-<lb/>
keit, welche man an den Sprachro&#x0364;hren in den unter-<lb/>
irrdi&#x017F;chen Kana&#x0364;len, in den Ho&#x0364;len, und in den &#x017F;chnek-<lb/>
kenfo&#x0364;rmig angelegten Kammern beobachtet. Es zwin-<lb/>
get na&#x0364;mlich die zitternde Luft, welche auf harte und ela-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;che Ko&#x0364;rper trift, die&#x017F;e Ko&#x0364;rper mit zu zittren, na&#x0364;mlich<lb/>
gegen den er&#x017F;ten Ko&#x0364;rper Schwingungen zu machen, oder<lb/>
&#x017F;o zu beben, wie die ange&#x017F;chlagene Luftwelle bebte. Die&#x017F;e<lb/>
Kraft u&#x0364;bet die Luft an allen Mauren, Fel&#x017F;en, Metallen,<lb/>
Ho&#x0364;lzern und andern harten Ko&#x0364;rpern, welche wider&#x017F;te-<lb/>
hen, ja an der glatten Oberfla&#x0364;che des Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;elb&#x017F;t aus.<lb/>
Daher ko&#x0364;mmt es, daß die Kraft des Schalls ganz aus-<lb/>
nehmend wach&#x017F;en muß, da &#x017F;ie von &#x017F;o vielen Springfe-<lb/>
dern wieder ange&#x017F;chlagen wird <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">HELSHAM, pag. 74. 75.<lb/>
TAGLINI, p.</hi> 242.</note>, welche einen a&#x0364;hnli-<lb/>
chen Schall hervorbringen. Denn wenn die Entfernung<lb/>
nicht groß i&#x017F;t, &#x017F;o flie&#x017F;&#x017F;et der, von den umher&#x017F;tehenden<lb/>
Ko&#x0364;rpern ent&#x017F;tandene Schall mit dem ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Schall<lb/>
in eins zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STURM,</hi> phy&#x017F;. general<lb/>
pag. 676. du <hi rendition="#g">BOIS,</hi> n.</hi> 49. 54.<lb/><cb/> <hi rendition="#aq">s&#x2019; GRAVEZANDE, num. 2378.<lb/>
MONTANARI, Galer. di miner.<lb/>
T. I. p.</hi> 255.</note>, und es verwandeln &#x017F;ich die un-<lb/>
za&#x0364;hlbaren Stimmen in eine einzige gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere, indem &#x017F;o<lb/>
viel Wa&#x0364;nde au&#x017F;&#x017F;er der er&#x017F;ten gleich&#x017F;am noch eine Menge<lb/>
der&#x017F;elben nach&#x017F;ingen; daraus wird der Schall aber un-<lb/>
deutlicher, als er er&#x017F;t zu &#x017F;eyn &#x017F;chien, weil nun viele Tho&#x0364;-<lb/>
ne in einen einzigen ein&#x017F;timmen <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BERKLEY,</hi> theor. of vi-<lb/>
&#x017F;ion, p.</hi> 339.</note>.</p><lb/>
            <p>Es geben aber alle harte Ko&#x0364;rper eine Re&#x017F;onanz (Nach-<lb/>
klang) von &#x017F;ich. Und davon ent&#x017F;teht der lebhafte Nach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">klang</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 5. B.</hi> S s</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0659] II. Abſchnitt. Werkzeug. §. 10. Wie der Schall vom Nachklange ſtaͤrker wird. Hieher gehoͤret ein groſſer Theil von der Wirkſam- keit, welche man an den Sprachroͤhren in den unter- irrdiſchen Kanaͤlen, in den Hoͤlen, und in den ſchnek- kenfoͤrmig angelegten Kammern beobachtet. Es zwin- get naͤmlich die zitternde Luft, welche auf harte und ela- ſtiſche Koͤrper trift, dieſe Koͤrper mit zu zittren, naͤmlich gegen den erſten Koͤrper Schwingungen zu machen, oder ſo zu beben, wie die angeſchlagene Luftwelle bebte. Dieſe Kraft uͤbet die Luft an allen Mauren, Felſen, Metallen, Hoͤlzern und andern harten Koͤrpern, welche widerſte- hen, ja an der glatten Oberflaͤche des Waſſers ſelbſt aus. Daher koͤmmt es, daß die Kraft des Schalls ganz aus- nehmend wachſen muß, da ſie von ſo vielen Springfe- dern wieder angeſchlagen wird (t), welche einen aͤhnli- chen Schall hervorbringen. Denn wenn die Entfernung nicht groß iſt, ſo flieſſet der, von den umherſtehenden Koͤrpern entſtandene Schall mit dem urſpruͤnglichen Schall in eins zuſammen (u), und es verwandeln ſich die un- zaͤhlbaren Stimmen in eine einzige groͤſſere, indem ſo viel Waͤnde auſſer der erſten gleichſam noch eine Menge derſelben nachſingen; daraus wird der Schall aber un- deutlicher, als er erſt zu ſeyn ſchien, weil nun viele Thoͤ- ne in einen einzigen einſtimmen (x). Es geben aber alle harte Koͤrper eine Reſonanz (Nach- klang) von ſich. Und davon entſteht der lebhafte Nach- klang (t) HELSHAM, pag. 74. 75. TAGLINI, p. 242. (u) STURM, phyſ. general pag. 676. du BOIS, n. 49. 54. s’ GRAVEZANDE, num. 2378. MONTANARI, Galer. di miner. T. I. p. 255. (x) BERKLEY, theor. of vi- ſion, p. 339. H. Phiſiol. 5. B. S s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/659
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/659>, abgerufen am 22.11.2024.