harmonisch zusammen, wenn sich ihre Schwingungen, gegen die Schwingungen des klingenden Körpers ein- fach verhalten (u), das ist, wenn sie in einem doppel- ten Verhältnisse gegen einander stehen, oder um eine Oktave unterschieden sind (x): ferner, wenn ihr Ver- hältniß anderthalbmal grösser ist, und sie um die Quin- te von einander entfernt sind (y): schwächer zittren Sai- ten zusammen, wenn sie um die Terz verschieden sind (z), und dieses gilt auch von den übrigen Thönen, deren Verhältnisse durch mehr zusammengesezzte Zahlen aus- gedrükkt werden; endlich geben sie undeutliche und kaum vernehmliche Thöne von sich. Es zittren ferner an einer- lei Saite verschiedene Theile der Saite mit, so daß man neben dem Hauptthone noch zween andere fei- ne vernehmen kann, nämlich den zwölften und sieb- zehnten (a).
Es ist glaublich, daß dieses Zittren vornehmlich durch die harten Körper selbst, von der Hauptsaite zu den mit einstimmenden Saiten fortgepflanzt werde, weil nicht nur dieser Mitlaut erstikkt, wenn der erste klingende Körper auf Wolle (b), oder einem andern weichen Pol- ster aufliegt, sondern auch grosse und harte Lasten gar zu stark mit beben, als daß man glauben könnte, daß sie von der blossen Luft beweget würden (c). Daher beben auch aufgehängte Saiten, welche übrigens harmonisch sind, nicht mit, wenn man die Jnstrumenten auf-
hängt
(u)[Spaltenumbruch]
Stärker zittert auf die Saiten gelegtes Papir nach ein- fachen Proportionen CARRE.
(x)BARTOLI, p. 127. MAI- RAN, CARRER, Mem. de Trevoux 1708. s' GRAVEZAN- DE, n. 2374.
(y)CARRE, BARTOLI, le CAT, MAIRAN, s' GRAVE- ZANDE, 2376.
(z)[Spaltenumbruch]MAIRAN, &c. bei der Quarte hören sie auf. BARTOLI, p. 127.
(a)RAMEAN, princip. de l' harmonie p. 15.
(b)BARTOLI, p. 165.
(c)de Columnis BARTOLI, p. 162. de muris, Idem p. 112. sed vide T. III. c. 5. tor. p. 165. &c.
T t 2
II. Abſchnitt. Werkzeug.
harmoniſch zuſammen, wenn ſich ihre Schwingungen, gegen die Schwingungen des klingenden Koͤrpers ein- fach verhalten (u), das iſt, wenn ſie in einem doppel- ten Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen, oder um eine Oktave unterſchieden ſind (x): ferner, wenn ihr Ver- haͤltniß anderthalbmal groͤſſer iſt, und ſie um die Quin- te von einander entfernt ſind (y): ſchwaͤcher zittren Sai- ten zuſammen, wenn ſie um die Terz verſchieden ſind (z), und dieſes gilt auch von den uͤbrigen Thoͤnen, deren Verhaͤltniſſe durch mehr zuſammengeſezzte Zahlen aus- gedruͤkkt werden; endlich geben ſie undeutliche und kaum vernehmliche Thoͤne von ſich. Es zittren ferner an einer- lei Saite verſchiedene Theile der Saite mit, ſo daß man neben dem Hauptthone noch zween andere fei- ne vernehmen kann, naͤmlich den zwoͤlften und ſieb- zehnten (a).
Es iſt glaublich, daß dieſes Zittren vornehmlich durch die harten Koͤrper ſelbſt, von der Hauptſaite zu den mit einſtimmenden Saiten fortgepflanzt werde, weil nicht nur dieſer Mitlaut erſtikkt, wenn der erſte klingende Koͤrper auf Wolle (b), oder einem andern weichen Pol- ſter aufliegt, ſondern auch groſſe und harte Laſten gar zu ſtark mit beben, als daß man glauben koͤnnte, daß ſie von der bloſſen Luft beweget wuͤrden (c). Daher beben auch aufgehaͤngte Saiten, welche uͤbrigens harmoniſch ſind, nicht mit, wenn man die Jnſtrumenten auf-
haͤngt
(u)[Spaltenumbruch]
Staͤrker zittert auf die Saiten gelegtes Papir nach ein- fachen Proportionen CARRE.
(x)BARTOLI, p. 127. MAI- RAN, CARRER, Mem. de Trevoux 1708. s’ GRAVEZAN- DE, n. 2374.
(y)CARRE, BARTOLI, le CAT, MAIRAN, s’ GRAVE- ZANDE, 2376.
(z)[Spaltenumbruch]MAIRAN, &c. bei der Quarte hoͤren ſie auf. BARTOLI, p. 127.
(a)RAMEAN, princip. de l’ harmonie p. 15.
(b)BARTOLI, p. 165.
(c)de Columnis BARTOLI, p. 162. de muris, Idem p. 112. ſed vide T. III. c. 5. tor. p. 165. &c.
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II. Abſchnitt. Werkzeug.
harmoniſch zuſammen, wenn ſich ihre Schwingungen,
gegen die Schwingungen des klingenden Koͤrpers ein-
fach verhalten (u), das iſt, wenn ſie in einem doppel-
ten Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen, oder um eine
Oktave unterſchieden ſind (x): ferner, wenn ihr Ver-
haͤltniß anderthalbmal groͤſſer iſt, und ſie um die Quin-
te von einander entfernt ſind (y): ſchwaͤcher zittren Sai-
ten zuſammen, wenn ſie um die Terz verſchieden ſind (z),
und dieſes gilt auch von den uͤbrigen Thoͤnen, deren
Verhaͤltniſſe durch mehr zuſammengeſezzte Zahlen aus-
gedruͤkkt werden; endlich geben ſie undeutliche und kaum
vernehmliche Thoͤne von ſich. Es zittren ferner an einer-
lei Saite verſchiedene Theile der Saite mit, ſo daß
man neben dem Hauptthone noch zween andere fei-
ne vernehmen kann, naͤmlich den zwoͤlften und ſieb-
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Es iſt glaublich, daß dieſes Zittren vornehmlich durch
die harten Koͤrper ſelbſt, von der Hauptſaite zu den mit
einſtimmenden Saiten fortgepflanzt werde, weil nicht
nur dieſer Mitlaut erſtikkt, wenn der erſte klingende
Koͤrper auf Wolle (b), oder einem andern weichen Pol-
ſter aufliegt, ſondern auch groſſe und harte Laſten gar zu
ſtark mit beben, als daß man glauben koͤnnte, daß ſie
von der bloſſen Luft beweget wuͤrden (c). Daher beben
auch aufgehaͤngte Saiten, welche uͤbrigens harmoniſch
ſind, nicht mit, wenn man die Jnſtrumenten auf-
haͤngt
(u)
Staͤrker zittert auf die
Saiten gelegtes Papir nach ein-
fachen Proportionen CARRE.
(x) BARTOLI, p. 127. MAI-
RAN, CARRER, Mem. de
Trevoux 1708. s’ GRAVEZAN-
DE, n. 2374.
(y) CARRE, BARTOLI, le
CAT, MAIRAN, s’ GRAVE-
ZANDE, 2376.
(z)
MAIRAN, &c. bei der
Quarte hoͤren ſie auf. BARTOLI,
p. 127.
(a) RAMEAN, princip. de
l’ harmonie p. 15.
(b) BARTOLI, p. 165.
(c) de Columnis BARTOLI,
p. 162. de muris, Idem p. 112.
ſed vide T. III. c. 5. tor. p. 165.
&c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/677>, abgerufen am 22.11.2024.
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