Auf diese Gedanken bezog man sich, wenn man an- merkte, daß Fenster von einem gewissen Schalle der Trummel stärker gezittert (l), und das Echo gewisse Thöne getreuer und vollständiger, als andere nachge- sprochen habe (m), vielleicht, weil die Hindernisse, die das Echo zurükke geben, an gewissen Theilchen einen grössern Ueberfluß haben. Man schreibt das Zittren der Kirchensäulen dergleichen bestimmten Uebereinstim- mung zu (n), und berühmte Männer scheinen das Phä- nomenon derjenigen Saiten, welche nicht harmonisch mit einstimmen, wenn sie von sehr ungleichen Thönen sind (o), gewiß zu machen, indem in der That einerlei Mauer-Stimmen von allerlei Art, Thöne und Melo- dien (p), so wie das Krachen des groben Geschüzzes, oder die sanfte Flöthe, folglich die gröbsten und feinsten Thöne getreulich wiederholet.
Was die Lufttheilchen belangt, so macht der vortref- liche Leonhard Euler(q) den Einwurf, es könne nicht in den Theilchen der Atmosphär eine verschiedene Elasticität in irgend etwas langer Zeit übrig sein: denn wenn man annehme, daß Körperchen in der Luft von ungleicher Schnellkraft wären, so muß den Augenblikk, wenn die obere ausgedehnt, und die untere zusammen- gedrukkt worden, allen das gemeinschaftliche Elastici- tätsmaas wieder gegeben werden.
Wahrscheinlicher ist es, daß in harten Körpern die Theilchen bald so, bald anders, elastisch und hart sind. Jndessen könnte es doch wunderbar scheinen, daß sowohl die weichen Blätter, als die harten Felsen, und dar-
unter
(l)[Spaltenumbruch]ROUHAULT.
(m)PLOT, oxfordshire p. 12.
(n)BOYLE, of languid and unhee ded motion.
(o)[Spaltenumbruch]p. 275.
(p)Act. Moguntiaca I. p. 138. seqq.
(q)EULER, opusc. n. 59. 60.
T t 3
II. Abſchnitt. Werkzeug.
Auf dieſe Gedanken bezog man ſich, wenn man an- merkte, daß Fenſter von einem gewiſſen Schalle der Trummel ſtaͤrker gezittert (l), und das Echo gewiſſe Thoͤne getreuer und vollſtaͤndiger, als andere nachge- ſprochen habe (m), vielleicht, weil die Hinderniſſe, die das Echo zuruͤkke geben, an gewiſſen Theilchen einen groͤſſern Ueberfluß haben. Man ſchreibt das Zittren der Kirchenſaͤulen dergleichen beſtimmten Uebereinſtim- mung zu (n), und beruͤhmte Maͤnner ſcheinen das Phaͤ- nomenon derjenigen Saiten, welche nicht harmoniſch mit einſtimmen, wenn ſie von ſehr ungleichen Thoͤnen ſind (o), gewiß zu machen, indem in der That einerlei Mauer-Stimmen von allerlei Art, Thoͤne und Melo- dien (p), ſo wie das Krachen des groben Geſchuͤzzes, oder die ſanfte Floͤthe, folglich die groͤbſten und feinſten Thoͤne getreulich wiederholet.
Was die Lufttheilchen belangt, ſo macht der vortref- liche Leonhard Euler(q) den Einwurf, es koͤnne nicht in den Theilchen der Atmoſphaͤr eine verſchiedene Elaſticitaͤt in irgend etwas langer Zeit uͤbrig ſein: denn wenn man annehme, daß Koͤrperchen in der Luft von ungleicher Schnellkraft waͤren, ſo muß den Augenblikk, wenn die obere ausgedehnt, und die untere zuſammen- gedrukkt worden, allen das gemeinſchaftliche Elaſtici- taͤtsmaas wieder gegeben werden.
Wahrſcheinlicher iſt es, daß in harten Koͤrpern die Theilchen bald ſo, bald anders, elaſtiſch und hart ſind. Jndeſſen koͤnnte es doch wunderbar ſcheinen, daß ſowohl die weichen Blaͤtter, als die harten Felſen, und dar-
unter
(l)[Spaltenumbruch]ROUHAULT.
(m)PLOT, oxfordshire p. 12.
(n)BOYLE, of languid and unhee ded motion.
(o)[Spaltenumbruch]p. 275.
(p)Act. Moguntiaca I. p. 138. ſeqq.
(q)EULER, opuſc. n. 59. 60.
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II. Abſchnitt. Werkzeug.
Auf dieſe Gedanken bezog man ſich, wenn man an-
merkte, daß Fenſter von einem gewiſſen Schalle der
Trummel ſtaͤrker gezittert (l), und das Echo gewiſſe
Thoͤne getreuer und vollſtaͤndiger, als andere nachge-
ſprochen habe (m), vielleicht, weil die Hinderniſſe, die
das Echo zuruͤkke geben, an gewiſſen Theilchen einen
groͤſſern Ueberfluß haben. Man ſchreibt das Zittren
der Kirchenſaͤulen dergleichen beſtimmten Uebereinſtim-
mung zu (n), und beruͤhmte Maͤnner ſcheinen das Phaͤ-
nomenon derjenigen Saiten, welche nicht harmoniſch
mit einſtimmen, wenn ſie von ſehr ungleichen Thoͤnen
ſind (o), gewiß zu machen, indem in der That einerlei
Mauer-Stimmen von allerlei Art, Thoͤne und Melo-
dien (p), ſo wie das Krachen des groben Geſchuͤzzes,
oder die ſanfte Floͤthe, folglich die groͤbſten und feinſten
Thoͤne getreulich wiederholet.
Was die Lufttheilchen belangt, ſo macht der vortref-
liche Leonhard Euler (q) den Einwurf, es koͤnne
nicht in den Theilchen der Atmoſphaͤr eine verſchiedene
Elaſticitaͤt in irgend etwas langer Zeit uͤbrig ſein: denn
wenn man annehme, daß Koͤrperchen in der Luft von
ungleicher Schnellkraft waͤren, ſo muß den Augenblikk,
wenn die obere ausgedehnt, und die untere zuſammen-
gedrukkt worden, allen das gemeinſchaftliche Elaſtici-
taͤtsmaas wieder gegeben werden.
Wahrſcheinlicher iſt es, daß in harten Koͤrpern die
Theilchen bald ſo, bald anders, elaſtiſch und hart ſind.
Jndeſſen koͤnnte es doch wunderbar ſcheinen, daß ſowohl
die weichen Blaͤtter, als die harten Felſen, und dar-
unter
(l)
ROUHAULT.
(m) PLOT, oxfordshire p. 12.
(n) BOYLE, of languid and
unhee ded motion.
(o)
p. 275.
(p) Act. Moguntiaca I. p. 138.
ſeqq.
(q) EULER, opuſc. n. 59. 60.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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