Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschnitt. Werkzeug.

Daß dergleichen Luft durch das Trummelloch zur
Trummel (m) gelangen könne, wollen wir jezzo nicht
widerlegen, da dergleichen Loch nicht statt findet.

Man könnte aber in so fern einiges Athemholen durch
das Ohr zulassen, daß sich auch die Trompete ausleere,
wenn Kraft des Ausathmens ein Theil von der Luft,
welche den Schlund erfüllet, fortgeschaffet wird, und
daß folglich auch die äussere Luft, welche in den Gehör-
gang tritt, die Trummelhaut erhaben macht. Wenn
dagegen die Luft während des Einathmens in die Trom-
pete kömmt, und die Trummel anfüllet, und der äusse-
ren Luft Widerstand thut, so könnte man glauben, daß
die Membran herauswerts getrieben wird (n). Es soll
im Frosch die Bewegung der Trummelhaut mit dem
Athemholen zu einerlei Zeit geschehen (n*).

Endlich glaubt der vortrefliche Valsalva, daß bei
allem Hören die Trompete von seinem neuen ungeboge-
nen Muskel des weichen Gaumens eröffnet, und nach-
gelassen werde, um etwas Luft zuzulassen, und daß die
Trummelhaut von den, durch den Gehörgang hineinge-
brachten Zitterungen der Luft (o) besser gespannt werde.
Damit aber nicht das Einathmen in die Trompete Luft
einlasse, die diesen Zitterungen widerstünde, so werde
die Trompete von dem zwischen der Trompete und dem
Zapfen gelegenen, und dem zwischen dem Schlundkopfe
und Zapfen befindlichen Muskel (p) die an der Trompete
liegen, zusammengedrükkt. Es sind dieses Subtilitä-
ten, welche sich weder leicht widerlegen, noch erweis-
lich machen lassen. Dennoch glaube ich schwerlich, daß
in allem Einathmen, die jezztgedachte Muskeln des
Gaumens wirken, weil der zwischen der Trompete und

dem
(m) [Spaltenumbruch] MAZINUS, instit. 121.
(n) LAMY, in praefatione
SENAC, p.
627.
(n*) [Spaltenumbruch] LAMY, ibidem.
(o) p. 117. 118.
(p) p. 120.
U u 4
III. Abſchnitt. Werkzeug.

Daß dergleichen Luft durch das Trummelloch zur
Trummel (m) gelangen koͤnne, wollen wir jezzo nicht
widerlegen, da dergleichen Loch nicht ſtatt findet.

Man koͤnnte aber in ſo fern einiges Athemholen durch
das Ohr zulaſſen, daß ſich auch die Trompete ausleere,
wenn Kraft des Ausathmens ein Theil von der Luft,
welche den Schlund erfuͤllet, fortgeſchaffet wird, und
daß folglich auch die aͤuſſere Luft, welche in den Gehoͤr-
gang tritt, die Trummelhaut erhaben macht. Wenn
dagegen die Luft waͤhrend des Einathmens in die Trom-
pete koͤmmt, und die Trummel anfuͤllet, und der aͤuſſe-
ren Luft Widerſtand thut, ſo koͤnnte man glauben, daß
die Membran herauswerts getrieben wird (n). Es ſoll
im Froſch die Bewegung der Trummelhaut mit dem
Athemholen zu einerlei Zeit geſchehen (n*).

Endlich glaubt der vortrefliche Valſalva, daß bei
allem Hoͤren die Trompete von ſeinem neuen ungeboge-
nen Muſkel des weichen Gaumens eroͤffnet, und nach-
gelaſſen werde, um etwas Luft zuzulaſſen, und daß die
Trummelhaut von den, durch den Gehoͤrgang hineinge-
brachten Zitterungen der Luft (o) beſſer geſpannt werde.
Damit aber nicht das Einathmen in die Trompete Luft
einlaſſe, die dieſen Zitterungen widerſtuͤnde, ſo werde
die Trompete von dem zwiſchen der Trompete und dem
Zapfen gelegenen, und dem zwiſchen dem Schlundkopfe
und Zapfen befindlichen Muſkel (p) die an der Trompete
liegen, zuſammengedruͤkkt. Es ſind dieſes Subtilitaͤ-
ten, welche ſich weder leicht widerlegen, noch erweis-
lich machen laſſen. Dennoch glaube ich ſchwerlich, daß
in allem Einathmen, die jezztgedachte Muſkeln des
Gaumens wirken, weil der zwiſchen der Trompete und

dem
(m) [Spaltenumbruch] MAZINUS, inſtit. 121.
(n) LAMY, in praefatione
SENAC, p.
627.
(n*) [Spaltenumbruch] LAMY, ibidem.
(o) p. 117. 118.
(p) p. 120.
U u 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0697" n="679"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Werkzeug.</hi> </fw><lb/>
            <p>Daß dergleichen Luft durch das Trummelloch zur<lb/>
Trummel <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">MAZINUS, in&#x017F;tit.</hi> 121.</note> gelangen ko&#x0364;nne, wollen wir jezzo nicht<lb/>
widerlegen, da dergleichen Loch nicht &#x017F;tatt findet.</p><lb/>
            <p>Man ko&#x0364;nnte aber in &#x017F;o fern einiges Athemholen durch<lb/>
das Ohr zula&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ich auch die Trompete ausleere,<lb/>
wenn Kraft des Ausathmens ein Theil von der Luft,<lb/>
welche den Schlund erfu&#x0364;llet, fortge&#x017F;chaffet wird, und<lb/>
daß folglich auch die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Luft, welche in den Geho&#x0364;r-<lb/>
gang tritt, die Trummelhaut erhaben macht. Wenn<lb/>
dagegen die Luft wa&#x0364;hrend des Einathmens in die Trom-<lb/>
pete ko&#x0364;mmt, und die Trummel anfu&#x0364;llet, und der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
ren Luft Wider&#x017F;tand thut, &#x017F;o ko&#x0364;nnte man glauben, daß<lb/>
die Membran herauswerts getrieben wird <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LAMY,</hi> in praefatione<lb/>
SENAC, p.</hi> 627.</note>. Es &#x017F;oll<lb/>
im Fro&#x017F;ch die Bewegung der Trummelhaut mit dem<lb/>
Athemholen zu einerlei Zeit ge&#x017F;chehen <note place="foot" n="(n*)"><cb/><hi rendition="#aq">LAMY, ibidem.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Endlich glaubt der vortrefliche <hi rendition="#fr">Val&#x017F;alva,</hi> daß bei<lb/>
allem Ho&#x0364;ren die Trompete von &#x017F;einem neuen ungeboge-<lb/>
nen Mu&#x017F;kel des weichen Gaumens ero&#x0364;ffnet, und nach-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en werde, um etwas Luft zuzula&#x017F;&#x017F;en, und daß die<lb/>
Trummelhaut von den, durch den Geho&#x0364;rgang hineinge-<lb/>
brachten Zitterungen der Luft <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 117. 118.</note> be&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;pannt werde.<lb/>
Damit aber nicht das Einathmen in die Trompete Luft<lb/>
einla&#x017F;&#x017F;e, die die&#x017F;en Zitterungen wider&#x017F;tu&#x0364;nde, &#x017F;o werde<lb/>
die Trompete von dem zwi&#x017F;chen der Trompete und dem<lb/>
Zapfen gelegenen, und dem zwi&#x017F;chen dem Schlundkopfe<lb/>
und Zapfen befindlichen Mu&#x017F;kel <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 120.</note> die an der Trompete<lb/>
liegen, zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt. Es &#x017F;ind die&#x017F;es Subtilita&#x0364;-<lb/>
ten, welche &#x017F;ich weder leicht widerlegen, noch erweis-<lb/>
lich machen la&#x017F;&#x017F;en. Dennoch glaube ich &#x017F;chwerlich, daß<lb/>
in allem Einathmen, die jezztgedachte Mu&#x017F;keln des<lb/>
Gaumens wirken, weil der zwi&#x017F;chen der Trompete und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U u 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[679/0697] III. Abſchnitt. Werkzeug. Daß dergleichen Luft durch das Trummelloch zur Trummel (m) gelangen koͤnne, wollen wir jezzo nicht widerlegen, da dergleichen Loch nicht ſtatt findet. Man koͤnnte aber in ſo fern einiges Athemholen durch das Ohr zulaſſen, daß ſich auch die Trompete ausleere, wenn Kraft des Ausathmens ein Theil von der Luft, welche den Schlund erfuͤllet, fortgeſchaffet wird, und daß folglich auch die aͤuſſere Luft, welche in den Gehoͤr- gang tritt, die Trummelhaut erhaben macht. Wenn dagegen die Luft waͤhrend des Einathmens in die Trom- pete koͤmmt, und die Trummel anfuͤllet, und der aͤuſſe- ren Luft Widerſtand thut, ſo koͤnnte man glauben, daß die Membran herauswerts getrieben wird (n). Es ſoll im Froſch die Bewegung der Trummelhaut mit dem Athemholen zu einerlei Zeit geſchehen (n*). Endlich glaubt der vortrefliche Valſalva, daß bei allem Hoͤren die Trompete von ſeinem neuen ungeboge- nen Muſkel des weichen Gaumens eroͤffnet, und nach- gelaſſen werde, um etwas Luft zuzulaſſen, und daß die Trummelhaut von den, durch den Gehoͤrgang hineinge- brachten Zitterungen der Luft (o) beſſer geſpannt werde. Damit aber nicht das Einathmen in die Trompete Luft einlaſſe, die dieſen Zitterungen widerſtuͤnde, ſo werde die Trompete von dem zwiſchen der Trompete und dem Zapfen gelegenen, und dem zwiſchen dem Schlundkopfe und Zapfen befindlichen Muſkel (p) die an der Trompete liegen, zuſammengedruͤkkt. Es ſind dieſes Subtilitaͤ- ten, welche ſich weder leicht widerlegen, noch erweis- lich machen laſſen. Dennoch glaube ich ſchwerlich, daß in allem Einathmen, die jezztgedachte Muſkeln des Gaumens wirken, weil der zwiſchen der Trompete und dem (m) MAZINUS, inſtit. 121. (n) LAMY, in praefatione SENAC, p. 627. (n*) LAMY, ibidem. (o) p. 117. 118. (p) p. 120. U u 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/697
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/697>, abgerufen am 22.11.2024.