nähert sich das schwache Ende dem stärkern. Das Zu- sammenziehen der Ribben (p), welches die zusammenge- zogne Muskeln hervorbringen, zeiget sich am allerdeut- lichsten, wie auch das Abnehmen der Zwischenräume an den Ribben (p*). Es ist selbiges gros (q), wenn das andre Ende um ein vieles stärker ist, und hingegen klein (r), wenn alle beide Enden fast gleich feste sind.
Es ist gewis, daß ein Muskel, von der Annäherung der Ribben gegen einander, um die Hälfte kürzer werden könne (s), und mit diesem stimmt auch dasjenige überein, was wir täglich am Zwerchfelle (t), an den übrigen Mus- keln (u), an den Lefzen (x), oder an andern Schliesmus- keln wahrnehmen. Oft verwandelt sich das Gedärme (y) in ein Nichts, es scheint gar keine Hölung übrig zu blei- ben, und man sieht, wie auch die allerkleinste Körpergen und selbst die Gräten und Stacheln der Fische darinnen fortrükken, und vom Magen gegen den Hintern getrieben werden können. An dem gallertartigen Thieren verkür- zen sich die Muskeln weit über alle Erwartung (z).
Wenn nun die Matematiker schreiben, ein Muskel verliere ein Drittheil von seiner Länge im Zusammenziehen (a), so haben sie sich blos nach ihrer Hipotese gerichtet;
(z) Polipen ziehen sich vom Zoll bis auf eine Linie ein, TREM- BLEY l. c. Sie werden zehnmal kürzer, FOLKES Philos. trans. n. 469. Ueberhaupt wie p. 64.
(a)Joh. BERNOULLI mot. musc. n. XV. KAAUW. imp. n. 277. KRüGER physiol. p. 756. Jacobus KEIL macht ihn kleiner, als bis p. 149. Joh. TABOR ad pag. 91. Dan. BERNOULLI ad 1/5 oder Comm. Acad. Petr. Vol. I. bei
einem
D 3
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
naͤhert ſich das ſchwache Ende dem ſtaͤrkern. Das Zu- ſammenziehen der Ribben (p), welches die zuſammenge- zogne Muſkeln hervorbringen, zeiget ſich am allerdeut- lichſten, wie auch das Abnehmen der Zwiſchenraͤume an den Ribben (p*). Es iſt ſelbiges gros (q), wenn das andre Ende um ein vieles ſtaͤrker iſt, und hingegen klein (r), wenn alle beide Enden faſt gleich feſte ſind.
Es iſt gewis, daß ein Muſkel, von der Annaͤherung der Ribben gegen einander, um die Haͤlfte kuͤrzer werden koͤnne (s), und mit dieſem ſtimmt auch dasjenige uͤberein, was wir taͤglich am Zwerchfelle (t), an den uͤbrigen Muſ- keln (u), an den Lefzen (x), oder an andern Schliesmuſ- keln wahrnehmen. Oft verwandelt ſich das Gedaͤrme (y) in ein Nichts, es ſcheint gar keine Hoͤlung uͤbrig zu blei- ben, und man ſieht, wie auch die allerkleinſte Koͤrpergen und ſelbſt die Graͤten und Stacheln der Fiſche darinnen fortruͤkken, und vom Magen gegen den Hintern getrieben werden koͤnnen. An dem gallertartigen Thieren verkuͤr- zen ſich die Muſkeln weit uͤber alle Erwartung (z).
Wenn nun die Matematiker ſchreiben, ein Muſkel verliere ein Drittheil von ſeiner Laͤnge im Zuſammenziehen (a), ſo haben ſie ſich blos nach ihrer Hipoteſe gerichtet;
(z) Polipen ziehen ſich vom Zoll bis auf eine Linie ein, TREM- BLEY l. c. Sie werden zehnmal kuͤrzer, FOLKES Philoſ. tranſ. n. 469. Ueberhaupt wie p. 64.
(a)Joh. BERNOULLI mot. muſc. n. XV. KAAUW. imp. n. 277. KRüGER phyſiol. p. 756. Jacobus KEIL macht ihn kleiner, als bis p. 149. Joh. TABOR ad pag. 91. Dan. BERNOULLI ad ⅕ oder Comm. Acad. Petr. Vol. I. bei
einem
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0071"n="53"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchnitt. Erſcheinungen.</hi></fw><lb/>
naͤhert ſich das ſchwache Ende dem ſtaͤrkern. Das Zu-<lb/>ſammenziehen der Ribben <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">Second. mem. Exp.</hi> 240. 242.</note>, welches die zuſammenge-<lb/>
zogne Muſkeln hervorbringen, zeiget ſich am allerdeut-<lb/>
lichſten, wie auch das Abnehmen der Zwiſchenraͤume an<lb/>
den Ribben <noteplace="foot"n="(p*)"><hirendition="#aq">de reſpir. Exp.</hi> 10. 12. 13.<lb/>
14. 16. 19. 21. 22. 23. 24. 25. 27. 31.</note>. Es iſt ſelbiges gros <noteplace="foot"n="(q)">von 63 Theilen bis 55. von<lb/>
57 bis 56. von 61 bis 46 und 43.<lb/><hirendition="#aq">ibid. Exp.</hi> 28.</note>, wenn das<lb/>
andre Ende um ein vieles ſtaͤrker iſt, und hingegen klein<lb/><noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Exp.</hi> 27. 29. 30. 31.</note>, wenn alle beide Enden faſt gleich feſte ſind.</p><lb/><p>Es iſt gewis, daß ein Muſkel, von der Annaͤherung<lb/>
der Ribben gegen einander, um die Haͤlfte kuͤrzer werden<lb/>
koͤnne <noteplace="foot"n="(s)">Auf die Helfte <hirendition="#aq">Exp.</hi> 16. 17.<lb/>
20. 24. 30.</note>, und mit dieſem ſtimmt auch dasjenige uͤberein,<lb/>
was wir taͤglich am Zwerchfelle <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">ſur la reſpir. Exp.</hi> 45. 46.<lb/>
und zwar ſehr <hirendition="#aq">Exp.</hi> 53.</note>, an den uͤbrigen Muſ-<lb/>
keln <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">Second. mem. Exp. 229.<lb/><hirendition="#g">CALDANI</hi> lettr. 3. p.</hi> 20.</note>, an den Lefzen <noteplace="foot"n="(x)">zieht ſich uͤber die Helfte zu-<lb/>ſammen, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">SEGNER</hi> de volvula<lb/>
coli p.</hi> 17.</note>, oder an andern Schliesmuſ-<lb/>
keln wahrnehmen. Oft verwandelt ſich das Gedaͤrme <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq">Second. mem. Exp.</hi> 409.<lb/>
414. 416. 424. 435.</note><lb/>
in ein Nichts, es ſcheint gar keine Hoͤlung uͤbrig zu blei-<lb/>
ben, und man ſieht, wie auch die allerkleinſte Koͤrpergen<lb/>
und ſelbſt die Graͤten und Stacheln der Fiſche darinnen<lb/>
fortruͤkken, und vom Magen gegen den Hintern getrieben<lb/>
werden koͤnnen. An dem gallertartigen Thieren verkuͤr-<lb/>
zen ſich die Muſkeln weit uͤber alle Erwartung <noteplace="foot"n="(z)">Polipen ziehen ſich vom Zoll<lb/>
bis auf eine Linie ein, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">TREM-<lb/>
BLEY</hi> l. c.</hi> Sie werden zehnmal<lb/>
kuͤrzer, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">FOLKES</hi> Philoſ. tranſ.<lb/>
n.</hi> 469. Ueberhaupt wie <hirendition="#aq">p.</hi> 64.</note>.</p><lb/><p>Wenn nun die Matematiker ſchreiben, ein Muſkel<lb/>
verliere ein Drittheil von ſeiner Laͤnge im Zuſammenziehen<lb/><notexml:id="f11"next="#f12"place="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Joh. <hirendition="#g">BERNOULLI</hi> mot.<lb/>
muſc. n. XV. <hirendition="#g">KAAUW.</hi> imp.<lb/>
n. 277. <hirendition="#g">KRüGER</hi> phyſiol. p.<lb/>
756. Jacobus <hirendition="#g">KEIL</hi></hi> macht ihn<lb/>
kleiner, als bis <formulanotation="TeX">\frac{72728}{100000}</formula><hirendition="#aq">p. 149.<lb/>
Joh. <hirendition="#g">TABOR</hi> ad <formulanotation="TeX">\frac{58}{100}</formula> pag. 91.<lb/>
Dan. BERNOULLI ad</hi>⅕ oder <formulanotation="TeX">\frac{2}{11}</formula><lb/><hirendition="#aq">Comm. Acad. Petr. Vol. I.</hi> bei<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einem</fw></note>, ſo haben ſie ſich blos nach ihrer Hipoteſe gerichtet;<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">denn</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[53/0071]
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
naͤhert ſich das ſchwache Ende dem ſtaͤrkern. Das Zu-
ſammenziehen der Ribben (p), welches die zuſammenge-
zogne Muſkeln hervorbringen, zeiget ſich am allerdeut-
lichſten, wie auch das Abnehmen der Zwiſchenraͤume an
den Ribben (p*). Es iſt ſelbiges gros (q), wenn das
andre Ende um ein vieles ſtaͤrker iſt, und hingegen klein
(r), wenn alle beide Enden faſt gleich feſte ſind.
Es iſt gewis, daß ein Muſkel, von der Annaͤherung
der Ribben gegen einander, um die Haͤlfte kuͤrzer werden
koͤnne (s), und mit dieſem ſtimmt auch dasjenige uͤberein,
was wir taͤglich am Zwerchfelle (t), an den uͤbrigen Muſ-
keln (u), an den Lefzen (x), oder an andern Schliesmuſ-
keln wahrnehmen. Oft verwandelt ſich das Gedaͤrme (y)
in ein Nichts, es ſcheint gar keine Hoͤlung uͤbrig zu blei-
ben, und man ſieht, wie auch die allerkleinſte Koͤrpergen
und ſelbſt die Graͤten und Stacheln der Fiſche darinnen
fortruͤkken, und vom Magen gegen den Hintern getrieben
werden koͤnnen. An dem gallertartigen Thieren verkuͤr-
zen ſich die Muſkeln weit uͤber alle Erwartung (z).
Wenn nun die Matematiker ſchreiben, ein Muſkel
verliere ein Drittheil von ſeiner Laͤnge im Zuſammenziehen
(a), ſo haben ſie ſich blos nach ihrer Hipoteſe gerichtet;
denn
(p)
Second. mem. Exp. 240. 242.
(p*) de reſpir. Exp. 10. 12. 13.
14. 16. 19. 21. 22. 23. 24. 25. 27. 31.
(q) von 63 Theilen bis 55. von
57 bis 56. von 61 bis 46 und 43.
ibid. Exp. 28.
(r) Exp. 27. 29. 30. 31.
(s) Auf die Helfte Exp. 16. 17.
20. 24. 30.
(t) ſur la reſpir. Exp. 45. 46.
und zwar ſehr Exp. 53.
(u) Second. mem. Exp. 229.
CALDANI lettr. 3. p. 20.
(x) zieht ſich uͤber die Helfte zu-
ſammen, SEGNER de volvula
coli p. 17.
(y)
Second. mem. Exp. 409.
414. 416. 424. 435.
(z) Polipen ziehen ſich vom Zoll
bis auf eine Linie ein, TREM-
BLEY l. c. Sie werden zehnmal
kuͤrzer, FOLKES Philoſ. tranſ.
n. 469. Ueberhaupt wie p. 64.
(a) Joh. BERNOULLI mot.
muſc. n. XV. KAAUW. imp.
n. 277. KRüGER phyſiol. p.
756. Jacobus KEIL macht ihn
kleiner, als bis [FORMEL] p. 149.
Joh. TABOR ad [FORMEL] pag. 91.
Dan. BERNOULLI ad ⅕ oder [FORMEL]
Comm. Acad. Petr. Vol. I. bei
einem
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/71>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.