nommen (a), läßt sich wohl nicht bejahen, weil diese menschliche Saite von der Trummel um den ganzen Hammerstiel abliegt, und wenn sie ja bisweilen mit Fä- chern daran grenzt, so ist sie doch, als Nerve, zu Spannungen unfähig (b), und sie vermag eben so we- nig andere Körper zu spannen.
Doch ich mag auch die Ursache eines leichten Gehöres, wenn man ein klingendes Jnstrument zwischen die Zäh- ne nimmt (c), nicht auf diese Saite schieben. Denn man kann die Bebungen, welche wir an andern Orten nahe an den Knochen der Gehirnschale hervorbringen, wo doch kein Verdacht auf eine Trummelsaite geworfen werden kann, eben so wohl hören (d). Vielleicht aber mögen durch diese Saite die Bebungen zum harten Ner- ven fortgepflanzt werden (e)? Vielleicht rührt es von dieser Saite her, daß die Zähne von einigen gar zu fei- nen Thönen schwirren (f)? Vielleicht liesse sich dadurch zeigen, daß der harte Nerve etwas zum Gehör beitrage, weil die Taubheit erfolgt ist, wenn man demselben ge- drükkt, weil der weiche Nerve auf keinerlei Art dabei gelitten; dergleichen bei einer Wunde am Ursprunge des Käumuskels (g), und von einer starken Zusammen- pressung der Kehle erfolgt ist (h)? Dieses läßt sich aller- dings fragen.
Bei diesen Zeugnissen kann man schwerlich in Abre- de sein, daß nicht ein gesunder Zustand des harten Ner-
ven
(a)[Spaltenumbruch]INGRASSIAS p. 9. I. M. HOFMANN. BOERHAAVE T. IV p. 375. Daß er sich nach Will- kühr spannen lasse. GANTIER obs. 18. p. 57. daß der Ambos an der chorda schwebend erhalten werde. RONDELET p. 49.
(b)L. X. p. 359.
(c)CHESELDEN anat. of hum body p. 234.
(d)[Spaltenumbruch]
Ueber der Scheitel des Ko- pfes p. 253. 284. 295.
(e)GUNTZ de humor. pag. 224.
(f)la CHARRIERE p. 105.
(g)SMETIUS miscell. L. X.
(h)Hist. de l' Academie 1705. pag. 53.
Das Gehoͤr. XV. Buch.
nommen (a), laͤßt ſich wohl nicht bejahen, weil dieſe menſchliche Saite von der Trummel um den ganzen Hammerſtiel abliegt, und wenn ſie ja bisweilen mit Faͤ- chern daran grenzt, ſo iſt ſie doch, als Nerve, zu Spannungen unfaͤhig (b), und ſie vermag eben ſo we- nig andere Koͤrper zu ſpannen.
Doch ich mag auch die Urſache eines leichten Gehoͤres, wenn man ein klingendes Jnſtrument zwiſchen die Zaͤh- ne nimmt (c), nicht auf dieſe Saite ſchieben. Denn man kann die Bebungen, welche wir an andern Orten nahe an den Knochen der Gehirnſchale hervorbringen, wo doch kein Verdacht auf eine Trummelſaite geworfen werden kann, eben ſo wohl hoͤren (d). Vielleicht aber moͤgen durch dieſe Saite die Bebungen zum harten Ner- ven fortgepflanzt werden (e)? Vielleicht ruͤhrt es von dieſer Saite her, daß die Zaͤhne von einigen gar zu fei- nen Thoͤnen ſchwirren (f)? Vielleicht lieſſe ſich dadurch zeigen, daß der harte Nerve etwas zum Gehoͤr beitrage, weil die Taubheit erfolgt iſt, wenn man demſelben ge- druͤkkt, weil der weiche Nerve auf keinerlei Art dabei gelitten; dergleichen bei einer Wunde am Urſprunge des Kaͤumuſkels (g), und von einer ſtarken Zuſammen- preſſung der Kehle erfolgt iſt (h)? Dieſes laͤßt ſich aller- dings fragen.
Bei dieſen Zeugniſſen kann man ſchwerlich in Abre- de ſein, daß nicht ein geſunder Zuſtand des harten Ner-
ven
(a)[Spaltenumbruch]INGRASSIAS p. 9. I. M. HOFMANN. BOERHAAVE T. IV p. 375. Daß er ſich nach Will- kuͤhr ſpannen laſſe. GANTIER obſ. 18. p. 57. daß der Ambos an der chorda ſchwebend erhalten werde. RONDELET p. 49.
(b)L. X. p. 359.
(c)CHESELDEN anat. of hum body p. 234.
(d)[Spaltenumbruch]
Ueber der Scheitel des Ko- pfes p. 253. 284. 295.
(e)GUNTZ de humor. pag. 224.
(f)la CHARRIERE p. 105.
(g)SMETIUS miſcell. L. X.
(h)Hiſt. de l’ Academie 1705. pag. 53.
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Das Gehoͤr. XV. Buch.
nommen (a), laͤßt ſich wohl nicht bejahen, weil dieſe
menſchliche Saite von der Trummel um den ganzen
Hammerſtiel abliegt, und wenn ſie ja bisweilen mit Faͤ-
chern daran grenzt, ſo iſt ſie doch, als Nerve, zu
Spannungen unfaͤhig (b), und ſie vermag eben ſo we-
nig andere Koͤrper zu ſpannen.
Doch ich mag auch die Urſache eines leichten Gehoͤres,
wenn man ein klingendes Jnſtrument zwiſchen die Zaͤh-
ne nimmt (c), nicht auf dieſe Saite ſchieben. Denn
man kann die Bebungen, welche wir an andern Orten
nahe an den Knochen der Gehirnſchale hervorbringen,
wo doch kein Verdacht auf eine Trummelſaite geworfen
werden kann, eben ſo wohl hoͤren (d). Vielleicht aber
moͤgen durch dieſe Saite die Bebungen zum harten Ner-
ven fortgepflanzt werden (e)? Vielleicht ruͤhrt es von
dieſer Saite her, daß die Zaͤhne von einigen gar zu fei-
nen Thoͤnen ſchwirren (f)? Vielleicht lieſſe ſich dadurch
zeigen, daß der harte Nerve etwas zum Gehoͤr beitrage,
weil die Taubheit erfolgt iſt, wenn man demſelben ge-
druͤkkt, weil der weiche Nerve auf keinerlei Art dabei
gelitten; dergleichen bei einer Wunde am Urſprunge
des Kaͤumuſkels (g), und von einer ſtarken Zuſammen-
preſſung der Kehle erfolgt iſt (h)? Dieſes laͤßt ſich aller-
dings fragen.
Bei dieſen Zeugniſſen kann man ſchwerlich in Abre-
de ſein, daß nicht ein geſunder Zuſtand des harten Ner-
ven
(a)
INGRASSIAS p. 9. I. M.
HOFMANN. BOERHAAVE T.
IV p. 375. Daß er ſich nach Will-
kuͤhr ſpannen laſſe. GANTIER
obſ. 18. p. 57. daß der Ambos an
der chorda ſchwebend erhalten
werde. RONDELET p. 49.
(b) L. X. p. 359.
(c) CHESELDEN anat. of
hum body p. 234.
(d)
Ueber der Scheitel des Ko-
pfes p. 253. 284. 295.
(e) GUNTZ de humor. pag.
224.
(f) la CHARRIERE p. 105.
(g) SMETIUS miſcell. L. X.
(h) Hiſt. de l’ Academie 1705.
pag. 53.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/712>, abgerufen am 22.11.2024.
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