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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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I. Abschnitt. Werkzeug.
sich die Feuchtigkeit leicht ergiesset (p*), es mag solche
nun durch die künstliche Hand des Zergliederers, als
Wasser eingesprizzt, oder von einer Krankheit daselbst
angehäuft worden sein. Es kömmt dieser Geschwulst in
den Blattern sehr oft vor, und er hält, nebst dem aus-
schwizzenden zähen Leime, die Augen oft einige Tage
lang verschlossen.

Auch oberhalb in diesem Zwischenraume zeiget sich
viel Fett.

Ferner befindet sich hier ein Muskel, eine Reihe von
Thränengängen, und ein Band, welches man das Au-
genknorpelband
nennt. Jch habe hier nichts als
eine fächriche, breite Platte finden können, der man
durch die Kunst zu Hülfe kommen kann, und wel-
che sich von beiden Rändern der Augenhöle gegen den
Knorpel unterhalb dem runden Muskel verlängert, aber
dennoch früher in ein wahres Zellgewebe verwandelt,
als sie den Knorpel erreicht (q). Andere leiten sie vom
Knochenhäutchen (r), oder von der harten Haut her,
so die Augenhöle bekleidet (s), und von deren äussern
Platte her, und man giebt ihr bis zum Knorpel eine
Fortsezzung (t). Es ist mir niemals ein zuverläßiges
und von der Natur festgesezztes Band zu Gesichte ge-
kommen. Cassebohm schreibt, daß es in Kälbern
deutlicher zu sehen sei, und Josias Weitbrecht hat
es weggelassen.

Es
(p*) [Spaltenumbruch] Von der in der Hizze aus-
gedehnten Feuchtigkeit, sind die
Augenlieder allmälich in einem
wunderbaren spizzen Schwanz an
einem todten Körper vorgerukkt,
siehe BURGMANN in epist.
progr.
(q) Solches gestehet der be-
rühmte ZINNIUS p. 248.
(r) [Spaltenumbruch] WINSLOW n. 271. wel-
cher sich diese Entdekkung zueig-
net. LUDWIG p. VI. TAYLOR
anat. du globe de l' oeil pag.
6.
Vielleicht sind es die Häute un-
ter der Haut der Augenlieder
ORIBASII, p. 178.
(s) ZINN p. 247.
(t) WINSLOW.

I. Abſchnitt. Werkzeug.
ſich die Feuchtigkeit leicht ergieſſet (p*), es mag ſolche
nun durch die kuͤnſtliche Hand des Zergliederers, als
Waſſer eingeſprizzt, oder von einer Krankheit daſelbſt
angehaͤuft worden ſein. Es koͤmmt dieſer Geſchwulſt in
den Blattern ſehr oft vor, und er haͤlt, nebſt dem aus-
ſchwizzenden zaͤhen Leime, die Augen oft einige Tage
lang verſchloſſen.

Auch oberhalb in dieſem Zwiſchenraume zeiget ſich
viel Fett.

Ferner befindet ſich hier ein Muſkel, eine Reihe von
Thraͤnengaͤngen, und ein Band, welches man das Au-
genknorpelband
nennt. Jch habe hier nichts als
eine faͤchriche, breite Platte finden koͤnnen, der man
durch die Kunſt zu Huͤlfe kommen kann, und wel-
che ſich von beiden Raͤndern der Augenhoͤle gegen den
Knorpel unterhalb dem runden Muſkel verlaͤngert, aber
dennoch fruͤher in ein wahres Zellgewebe verwandelt,
als ſie den Knorpel erreicht (q). Andere leiten ſie vom
Knochenhaͤutchen (r), oder von der harten Haut her,
ſo die Augenhoͤle bekleidet (s), und von deren aͤuſſern
Platte her, und man giebt ihr bis zum Knorpel eine
Fortſezzung (t). Es iſt mir niemals ein zuverlaͤßiges
und von der Natur feſtgeſezztes Band zu Geſichte ge-
kommen. Caſſebohm ſchreibt, daß es in Kaͤlbern
deutlicher zu ſehen ſei, und Joſias Weitbrecht hat
es weggelaſſen.

Es
(p*) [Spaltenumbruch] Von der in der Hizze aus-
gedehnten Feuchtigkeit, ſind die
Augenlieder allmaͤlich in einem
wunderbaren ſpizzen Schwanz an
einem todten Koͤrper vorgerukkt,
ſiehe BURGMANN in epiſt.
progr.
(q) Solches geſtehet der be-
ruͤhmte ZINNIUS p. 248.
(r) [Spaltenumbruch] WINSLOW n. 271. wel-
cher ſich dieſe Entdekkung zueig-
net. LUDWIG p. VI. TAYLOR
anat. du globe de l’ oeil pag.
6.
Vielleicht ſind es die Haͤute un-
ter der Haut der Augenlieder
ORIBASII, p. 178.
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[733/0751] I. Abſchnitt. Werkzeug. ſich die Feuchtigkeit leicht ergieſſet (p*), es mag ſolche nun durch die kuͤnſtliche Hand des Zergliederers, als Waſſer eingeſprizzt, oder von einer Krankheit daſelbſt angehaͤuft worden ſein. Es koͤmmt dieſer Geſchwulſt in den Blattern ſehr oft vor, und er haͤlt, nebſt dem aus- ſchwizzenden zaͤhen Leime, die Augen oft einige Tage lang verſchloſſen. Auch oberhalb in dieſem Zwiſchenraume zeiget ſich viel Fett. Ferner befindet ſich hier ein Muſkel, eine Reihe von Thraͤnengaͤngen, und ein Band, welches man das Au- genknorpelband nennt. Jch habe hier nichts als eine faͤchriche, breite Platte finden koͤnnen, der man durch die Kunſt zu Huͤlfe kommen kann, und wel- che ſich von beiden Raͤndern der Augenhoͤle gegen den Knorpel unterhalb dem runden Muſkel verlaͤngert, aber dennoch fruͤher in ein wahres Zellgewebe verwandelt, als ſie den Knorpel erreicht (q). Andere leiten ſie vom Knochenhaͤutchen (r), oder von der harten Haut her, ſo die Augenhoͤle bekleidet (s), und von deren aͤuſſern Platte her, und man giebt ihr bis zum Knorpel eine Fortſezzung (t). Es iſt mir niemals ein zuverlaͤßiges und von der Natur feſtgeſezztes Band zu Geſichte ge- kommen. Caſſebohm ſchreibt, daß es in Kaͤlbern deutlicher zu ſehen ſei, und Joſias Weitbrecht hat es weggelaſſen. Es (p*) Von der in der Hizze aus- gedehnten Feuchtigkeit, ſind die Augenlieder allmaͤlich in einem wunderbaren ſpizzen Schwanz an einem todten Koͤrper vorgerukkt, ſiehe BURGMANN in epiſt. progr. (q) Solches geſtehet der be- ruͤhmte ZINNIUS p. 248. (r) WINSLOW n. 271. wel- cher ſich dieſe Entdekkung zueig- net. LUDWIG p. VI. TAYLOR anat. du globe de l’ oeil pag. 6. Vielleicht ſind es die Haͤute un- ter der Haut der Augenlieder ORIBASII, p. 178. (s) ZINN p. 247. (t) WINSLOW.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/751>, abgerufen am 22.11.2024.