Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Erscheinungen.
§. 21.
Der Muskel wird nicht bleich.

Es behält ein Muskel überhaupt, wenn er in Be-
wegung ist, seine Farbe unverändert. Man mus dieses
mit allem Fleisse zeigen, weil man davon gemeiniglich ganz
anders denkt, und die nächstfolgende Frage davon ab-
hängt, indem man gemeiniglich zu behaupten pflegt, daß
ein Muskel, wenn er sich zusammenzieht, blas werde (e),
daß die Gefässe alsdenn zusammengedrükkt (f), und das
Blut ausgetrieben werde, welches sich in dem Muskel
befindet (g).

Man weis es aber von den Muskeln, die nicht hol
sind, und von dem Gedärme, so zuverläßig (h), daß sie
in ihrer Thätigkeit nicht bleich werden, daß ich nicht
glaube, es habe es jemand auf sich genommen, einen
Versuch auf die Bahn zu bringen, da das Fleisch derselben
bleich geworden. Und wenn man ein Vergrösserungs-
glas zu Hülfe nimmt (i), so sind die Gefässe, welche zwi-
schen den Streifen eines Muskels krichen, sowol wenn er
sich zusammenzieht, als wenn er nachläst, voll und rot.
Es sind einige berümte Männer durch das Beispiel des
einzigen Holmuskels des Herzens verführt worden, denn
dieses wird in der That im Hühngen (k), im Frosche (l),

in
(e) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM p. 852.
BERTIER p. 280. 291. HAM-
BERGER
physiolog. pag. 48.
BOERHAAVE. STUART
p.
62. 63. der doch der einzige ist,
welcher die Blässe mit dem Er-
schlaffen, pag. 63. und nicht mit
dem Aufschwellen verbindet.
(f) Daß in der Thätigkeit die
Gefässe zusammengedrükkt werden
BOERHAAVE pag. 406.
VIEUSSENS p. 247. KAAUW
impet. n.
299.
(g) Daß sie vom Blute leer
werden, le CAT. Mem. p. 60.
BOERHAAVE. B. LANG-
RISCH
n.
81. Daß im spielen-
[Spaltenumbruch] den Muskel die Blutader zusam-
mengedrükkt werde, und das Blut
stokke, CROONE p. 28. die
Muskeln werden in der Thätigkeit
nicht blas. Siehe den berühmten
BRASDOR bei dem ber. BER-
TIER
Jour. d. savans 1764. Dec.
(h) sur la respir. Exp. 23. 45.
46. sur les parties irrit. Exp. 226.
227. 229. 234. 240. 241. 242. et
pag.
257.
(i) Exp. 238.
(k) Format. du poulet T. II.
p. 109. obs.
56. 59. 63. 68. 71. 74.
78. 79. 81. 82. 83. 85. 105. 119. 121.
127. 132. 138. 148.
(l) Conf. L. IV. p. 369. 336.
II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
§. 21.
Der Muſkel wird nicht bleich.

Es behaͤlt ein Muſkel uͤberhaupt, wenn er in Be-
wegung iſt, ſeine Farbe unveraͤndert. Man mus dieſes
mit allem Fleiſſe zeigen, weil man davon gemeiniglich ganz
anders denkt, und die naͤchſtfolgende Frage davon ab-
haͤngt, indem man gemeiniglich zu behaupten pflegt, daß
ein Muſkel, wenn er ſich zuſammenzieht, blas werde (e),
daß die Gefaͤſſe alsdenn zuſammengedruͤkkt (f), und das
Blut ausgetrieben werde, welches ſich in dem Muſkel
befindet (g).

Man weis es aber von den Muſkeln, die nicht hol
ſind, und von dem Gedaͤrme, ſo zuverlaͤßig (h), daß ſie
in ihrer Thaͤtigkeit nicht bleich werden, daß ich nicht
glaube, es habe es jemand auf ſich genommen, einen
Verſuch auf die Bahn zu bringen, da das Fleiſch derſelben
bleich geworden. Und wenn man ein Vergroͤſſerungs-
glas zu Huͤlfe nimmt (i), ſo ſind die Gefaͤſſe, welche zwi-
ſchen den Streifen eines Muſkels krichen, ſowol wenn er
ſich zuſammenzieht, als wenn er nachlaͤſt, voll und rot.
Es ſind einige beruͤmte Maͤnner durch das Beiſpiel des
einzigen Holmuſkels des Herzens verfuͤhrt worden, denn
dieſes wird in der That im Huͤhngen (k), im Froſche (l),

in
(e) [Spaltenumbruch] SWAMMERDAM p. 852.
BERTIER p. 280. 291. HAM-
BERGER
phyſiolog. pag. 48.
BOERHAAVE. STUART
p.
62. 63. der doch der einzige iſt,
welcher die Blaͤſſe mit dem Er-
ſchlaffen, pag. 63. und nicht mit
dem Aufſchwellen verbindet.
(f) Daß in der Thaͤtigkeit die
Gefaͤſſe zuſammengedruͤkkt werden
BOERHAAVE pag. 406.
VIEUSSENS p. 247. KAAUW
impet. n.
299.
(g) Daß ſie vom Blute leer
werden, le CAT. Mem. p. 60.
BOERHAAVE. B. LANG-
RISCH
n.
81. Daß im ſpielen-
[Spaltenumbruch] den Muſkel die Blutader zuſam-
mengedruͤkkt werde, und das Blut
ſtokke, CROONE p. 28. die
Muſkeln werden in der Thaͤtigkeit
nicht blas. Siehe den beruͤhmten
BRASDOR bei dem ber. BER-
TIER
Jour. d. ſavans 1764. Dec.
(h) ſur la reſpir. Exp. 23. 45.
46. ſur les parties irrit. Exp. 226.
227. 229. 234. 240. 241. 242. et
pag.
257.
(i) Exp. 238.
(k) Format. du poulet T. II.
p. 109. obſ.
56. 59. 63. 68. 71. 74.
78. 79. 81. 82. 83. 85. 105. 119. 121.
127. 132. 138. 148.
(l) Conf. L. IV. p. 369. 336.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0077" n="59"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Er&#x017F;cheinungen.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 21.<lb/><hi rendition="#b">Der Mu&#x017F;kel wird nicht bleich.</hi></head><lb/>
          <p>Es beha&#x0364;lt ein Mu&#x017F;kel u&#x0364;berhaupt, wenn er in Be-<lb/>
wegung i&#x017F;t, &#x017F;eine Farbe unvera&#x0364;ndert. Man mus die&#x017F;es<lb/>
mit allem Flei&#x017F;&#x017F;e zeigen, weil man davon gemeiniglich ganz<lb/>
anders denkt, und die na&#x0364;ch&#x017F;tfolgende Frage davon ab-<lb/>
ha&#x0364;ngt, indem man gemeiniglich zu behaupten pflegt, daß<lb/>
ein Mu&#x017F;kel, wenn er &#x017F;ich zu&#x017F;ammenzieht, blas werde <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">SWAMMERDAM p. 852.<lb/><hi rendition="#g">BERTIER</hi> p. 280. 291. <hi rendition="#g">HAM-<lb/>
BERGER</hi> phy&#x017F;iolog. pag. 48.<lb/><hi rendition="#g">BOERHAAVE. STUART</hi><lb/>
p.</hi> 62. 63. der doch der einzige i&#x017F;t,<lb/>
welcher die Bla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mit dem Er-<lb/>
&#x017F;chlaffen, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 63. und nicht mit<lb/>
dem Auf&#x017F;chwellen verbindet.</note>,<lb/>
daß die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e alsdenn zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt <note place="foot" n="(f)">Daß in der Tha&#x0364;tigkeit die<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt werden<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOERHAAVE</hi> pag. 406.<lb/><hi rendition="#g">VIEUSSENS</hi> p. 247. KAAUW<lb/>
impet. n.</hi> 299.</note>, und das<lb/>
Blut ausgetrieben werde, welches &#x017F;ich in dem Mu&#x017F;kel<lb/>
befindet <note place="foot" n="(g)">Daß &#x017F;ie vom Blute leer<lb/>
werden, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">le</hi> CAT.</hi> Mem. p. 60.<lb/><hi rendition="#g">BOERHAAVE.</hi> B. <hi rendition="#g">LANG-<lb/>
RISCH</hi> n.</hi> 81. Daß im &#x017F;pielen-<lb/><cb/>
den Mu&#x017F;kel die Blutader zu&#x017F;am-<lb/>
mengedru&#x0364;kkt werde, und das Blut<lb/>
&#x017F;tokke, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CROONE</hi> p.</hi> 28. die<lb/>
Mu&#x017F;keln werden in der Tha&#x0364;tigkeit<lb/>
nicht blas. Siehe den beru&#x0364;hmten<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BRASDOR</hi></hi> bei dem ber. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BER-<lb/>
TIER</hi> Jour. d. &#x017F;avans 1764. Dec.</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Man weis es aber von den Mu&#x017F;keln, die nicht hol<lb/>
&#x017F;ind, und von dem Geda&#x0364;rme, &#x017F;o zuverla&#x0364;ßig <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">&#x017F;ur la re&#x017F;pir. Exp. 23. 45.<lb/>
46. &#x017F;ur les parties irrit. Exp. 226.<lb/>
227. 229. 234. 240. 241. 242. et<lb/>
pag.</hi> 257.</note>, daß &#x017F;ie<lb/>
in ihrer Tha&#x0364;tigkeit nicht bleich werden, daß ich nicht<lb/>
glaube, es habe es jemand auf &#x017F;ich genommen, einen<lb/>
Ver&#x017F;uch auf die Bahn zu bringen, da das Flei&#x017F;ch der&#x017F;elben<lb/>
bleich geworden. Und wenn man ein Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
glas zu Hu&#x0364;lfe nimmt <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Exp.</hi> 238.</note>, &#x017F;o &#x017F;ind die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Streifen eines Mu&#x017F;kels krichen, &#x017F;owol wenn er<lb/>
&#x017F;ich zu&#x017F;ammenzieht, als wenn er nachla&#x0364;&#x017F;t, voll und rot.<lb/>
Es &#x017F;ind einige beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner durch das Bei&#x017F;piel des<lb/>
einzigen Holmu&#x017F;kels des Herzens verfu&#x0364;hrt worden, denn<lb/>
die&#x017F;es wird in der That im Hu&#x0364;hngen <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">Format. du poulet T. II.<lb/>
p. 109. ob&#x017F;.</hi> 56. 59. 63. 68. 71. 74.<lb/>
78. 79. 81. 82. 83. 85. 105. 119. 121.<lb/>
127. 132. 138. 148.</note>, im Fro&#x017F;che <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Conf. L. IV. p.</hi> 369. 336.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0077] II. Abſchnitt. Erſcheinungen. §. 21. Der Muſkel wird nicht bleich. Es behaͤlt ein Muſkel uͤberhaupt, wenn er in Be- wegung iſt, ſeine Farbe unveraͤndert. Man mus dieſes mit allem Fleiſſe zeigen, weil man davon gemeiniglich ganz anders denkt, und die naͤchſtfolgende Frage davon ab- haͤngt, indem man gemeiniglich zu behaupten pflegt, daß ein Muſkel, wenn er ſich zuſammenzieht, blas werde (e), daß die Gefaͤſſe alsdenn zuſammengedruͤkkt (f), und das Blut ausgetrieben werde, welches ſich in dem Muſkel befindet (g). Man weis es aber von den Muſkeln, die nicht hol ſind, und von dem Gedaͤrme, ſo zuverlaͤßig (h), daß ſie in ihrer Thaͤtigkeit nicht bleich werden, daß ich nicht glaube, es habe es jemand auf ſich genommen, einen Verſuch auf die Bahn zu bringen, da das Fleiſch derſelben bleich geworden. Und wenn man ein Vergroͤſſerungs- glas zu Huͤlfe nimmt (i), ſo ſind die Gefaͤſſe, welche zwi- ſchen den Streifen eines Muſkels krichen, ſowol wenn er ſich zuſammenzieht, als wenn er nachlaͤſt, voll und rot. Es ſind einige beruͤmte Maͤnner durch das Beiſpiel des einzigen Holmuſkels des Herzens verfuͤhrt worden, denn dieſes wird in der That im Huͤhngen (k), im Froſche (l), in (e) SWAMMERDAM p. 852. BERTIER p. 280. 291. HAM- BERGER phyſiolog. pag. 48. BOERHAAVE. STUART p. 62. 63. der doch der einzige iſt, welcher die Blaͤſſe mit dem Er- ſchlaffen, pag. 63. und nicht mit dem Aufſchwellen verbindet. (f) Daß in der Thaͤtigkeit die Gefaͤſſe zuſammengedruͤkkt werden BOERHAAVE pag. 406. VIEUSSENS p. 247. KAAUW impet. n. 299. (g) Daß ſie vom Blute leer werden, le CAT. Mem. p. 60. BOERHAAVE. B. LANG- RISCH n. 81. Daß im ſpielen- den Muſkel die Blutader zuſam- mengedruͤkkt werde, und das Blut ſtokke, CROONE p. 28. die Muſkeln werden in der Thaͤtigkeit nicht blas. Siehe den beruͤhmten BRASDOR bei dem ber. BER- TIER Jour. d. ſavans 1764. Dec. (h) ſur la reſpir. Exp. 23. 45. 46. ſur les parties irrit. Exp. 226. 227. 229. 234. 240. 241. 242. et pag. 257. (i) Exp. 238. (k) Format. du poulet T. II. p. 109. obſ. 56. 59. 63. 68. 71. 74. 78. 79. 81. 82. 83. 85. 105. 119. 121. 127. 132. 138. 148. (l) Conf. L. IV. p. 369. 336.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/77
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/77>, abgerufen am 21.11.2024.