Es ist aber in dieser Gegend, wo sie den angewachse- nen Sehnerven empfängt, die äusserste Bekleidung die- ser Kugel mit der harten Membran des Nerven genau zusammengewachsen. Es bestehet diese weisse Beklei- dung (g) aus einem dichten Fadengewebe, sie ist ohne deutliche Fasern und Plättchen (h) dichte und feste, wird von kleinen Gefässen (i) und wenigen und sehr kleinen Nervchens (k) durchstrichen, und hat also wenig Em- pfindung (l), sie würde die ganze Augenkugel umflech- ten, wofern sich nicht an dieselbe vorne die Hornhaut anschlösse, zu deren Aufnahme ein rundes und etwas ovales und gegen die Nase zu breiteres Stückchen, nämlich die dunkele Hornhaut (Sclerotica) ausgeschnit- ten ist.
Der hintere Theil dieser dunklen Hornhaut ist dikker im Menschen (m) und in den vierfüßigen Thieren, und sie wird vorne dünner, ausser daß sie bei der Einfügung der geraden Muskeln von neuen etwas dikker zu werden scheint (n). Doch es ist dieser Zuwachs dem Wesen der dunklen Hornhaut zuwider, und sie wird nicht wirklich daselbst dikker (o). Sie ist vorne in den Vögeln dikker, und hinten zärter. Jn den Wasservögeln ist das äusse- re Plättchen häutig, und das inwendige hornartig. Sie besizzt keine andere Kraft sich zusammen zu ziehen, als die, welche sie mit allen Theilen des menschlichen Leibes
gemein
(g)[Spaltenumbruch]ZINN pag. 6. Doch ist die Haut an der Taube, wie es scheint, vom ausgetretnen Safte purpur- roth.
(h)Idem p. 4. Daß sie sich im Maeeriren in verwikkelte Fäden, und vom Kochen zu Leim ver- wandeln DUVERNEY I. p. 143.
(i)RUYSCH Epist. p. 11.
(k)Num. 28.
(l)PORTERFIELDT I. p. 139. Der Schmerz entsteht von der [Spaltenumbruch]coniunctiua, oder von Nerven, die zwischen ihr und der sclero- tica laufen.
(m)WINSLOW n. 213. ZINN p. 7. MORGAGN. Epist. XVI. num. 38.
(n)RUYSCH thes. II. ass. I. n. 10. MORGAGNUS Epist. XVI. n. 39.
(o)ZINN p. 8. PETIT me- moires de l'Acad. 1726. p. 20.
Das Sehen. XVI. Buch.
Es iſt aber in dieſer Gegend, wo ſie den angewachſe- nen Sehnerven empfaͤngt, die aͤuſſerſte Bekleidung die- ſer Kugel mit der harten Membran des Nerven genau zuſammengewachſen. Es beſtehet dieſe weiſſe Beklei- dung (g) aus einem dichten Fadengewebe, ſie iſt ohne deutliche Faſern und Plaͤttchen (h) dichte und feſte, wird von kleinen Gefaͤſſen (i) und wenigen und ſehr kleinen Nervchens (k) durchſtrichen, und hat alſo wenig Em- pfindung (l), ſie wuͤrde die ganze Augenkugel umflech- ten, wofern ſich nicht an dieſelbe vorne die Hornhaut anſchloͤſſe, zu deren Aufnahme ein rundes und etwas ovales und gegen die Naſe zu breiteres Stuͤckchen, naͤmlich die dunkele Hornhaut (Sclerotica) ausgeſchnit- ten iſt.
Der hintere Theil dieſer dunklen Hornhaut iſt dikker im Menſchen (m) und in den vierfuͤßigen Thieren, und ſie wird vorne duͤnner, auſſer daß ſie bei der Einfuͤgung der geraden Muſkeln von neuen etwas dikker zu werden ſcheint (n). Doch es iſt dieſer Zuwachs dem Weſen der dunklen Hornhaut zuwider, und ſie wird nicht wirklich daſelbſt dikker (o). Sie iſt vorne in den Voͤgeln dikker, und hinten zaͤrter. Jn den Waſſervoͤgeln iſt das aͤuſſe- re Plaͤttchen haͤutig, und das inwendige hornartig. Sie beſizzt keine andere Kraft ſich zuſammen zu ziehen, als die, welche ſie mit allen Theilen des menſchlichen Leibes
gemein
(g)[Spaltenumbruch]ZINN pag. 6. Doch iſt die Haut an der Taube, wie es ſcheint, vom ausgetretnen Safte purpur- roth.
(h)Idem p. 4. Daß ſie ſich im Maeeriren in verwikkelte Faͤden, und vom Kochen zu Leim ver- wandeln DUVERNEY I. p. 143.
(i)RUYSCH Epiſt. p. 11.
(k)Num. 28.
(l)PORTERFIELDT I. p. 139. Der Schmerz entſteht von der [Spaltenumbruch]coniunctiua, oder von Nerven, die zwiſchen ihr und der ſclero- tica laufen.
(m)WINSLOW n. 213. ZINN p. 7. MORGAGN. Epiſt. XVI. num. 38.
(n)RUYSCH theſ. II. aſſ. I. n. 10. MORGAGNUS Epiſt. XVI. n. 39.
(o)ZINN p. 8. PETIT me- moires de l’Acad. 1726. p. 20.
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Das Sehen. XVI. Buch.
Es iſt aber in dieſer Gegend, wo ſie den angewachſe-
nen Sehnerven empfaͤngt, die aͤuſſerſte Bekleidung die-
ſer Kugel mit der harten Membran des Nerven genau
zuſammengewachſen. Es beſtehet dieſe weiſſe Beklei-
dung (g) aus einem dichten Fadengewebe, ſie iſt ohne
deutliche Faſern und Plaͤttchen (h) dichte und feſte, wird
von kleinen Gefaͤſſen (i) und wenigen und ſehr kleinen
Nervchens (k) durchſtrichen, und hat alſo wenig Em-
pfindung (l), ſie wuͤrde die ganze Augenkugel umflech-
ten, wofern ſich nicht an dieſelbe vorne die Hornhaut
anſchloͤſſe, zu deren Aufnahme ein rundes und etwas
ovales und gegen die Naſe zu breiteres Stuͤckchen,
naͤmlich die dunkele Hornhaut (Sclerotica) ausgeſchnit-
ten iſt.
Der hintere Theil dieſer dunklen Hornhaut iſt dikker
im Menſchen (m) und in den vierfuͤßigen Thieren, und
ſie wird vorne duͤnner, auſſer daß ſie bei der Einfuͤgung
der geraden Muſkeln von neuen etwas dikker zu werden
ſcheint (n). Doch es iſt dieſer Zuwachs dem Weſen der
dunklen Hornhaut zuwider, und ſie wird nicht wirklich
daſelbſt dikker (o). Sie iſt vorne in den Voͤgeln dikker,
und hinten zaͤrter. Jn den Waſſervoͤgeln iſt das aͤuſſe-
re Plaͤttchen haͤutig, und das inwendige hornartig. Sie
beſizzt keine andere Kraft ſich zuſammen zu ziehen, als
die, welche ſie mit allen Theilen des menſchlichen Leibes
gemein
(g)
ZINN pag. 6. Doch iſt die
Haut an der Taube, wie es ſcheint,
vom ausgetretnen Safte purpur-
roth.
(h) Idem p. 4. Daß ſie ſich im
Maeeriren in verwikkelte Faͤden,
und vom Kochen zu Leim ver-
wandeln DUVERNEY I. p. 143.
(i) RUYSCH Epiſt. p. 11.
(k) Num. 28.
(l) PORTERFIELDT I. p. 139.
Der Schmerz entſteht von der
coniunctiua, oder von Nerven,
die zwiſchen ihr und der ſclero-
tica laufen.
(m) WINSLOW n. 213. ZINN
p. 7. MORGAGN. Epiſt. XVI.
num. 38.
(n) RUYSCH theſ. II. aſſ. I.
n. 10. MORGAGNUS Epiſt.
XVI. n. 39.
(o) ZINN p. 8. PETIT me-
moires de l’Acad. 1726. p. 20.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/806>, abgerufen am 22.11.2024.
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