ner demonstriren. Es kommt nemlich an diesem Fische aus der ruysischen Haut nebst den Träger der Crystal- linse, eine Schlagader hervor. Diese zerspaltet sich in zween Aesten, und umgiebt, da wo sich die Nezzhaut vorne endigt, die ganze gläserne Feuchtigkeit, nach Art eines Zirkels. Aus diesem Zirkel laufen unzählige Ge- fässe zur Glaßmembran; sie zerstreuen sich allenthalben, biegen sich um die Erhabenheit dieser Feuchtigkeit herum, und vereinigen sich mit den hintern Gefässen, vermittelst Aeste, die wie eine Hand aussehen. Es gehen diese hin- tern Gefässe von der Centralschlagader der Nezzhaut nach dem Mittelpunkte der gläsernen Feuchtigkeit. Und nach- dem sie sich aus einem einzigen Anfange wie Strahlen auseinander breiten, so laufen sie theils gerade, theils schlangenförmig nach dem Umkreise, und sind unter sich selbst, und mit denen vordern Gefässen durch schöne Zu- sammenhänge verbunden. Jn ihrem Anfange befindet sich Blut, doch ist das Ende der Gefässe ohne Farbe.
§. 17. Die Glaßhaut.
Ob diese gleich bei den Alten, Membrana yaloidis, genannt wird (q), so ist sie dennoch eine Erfindung des Fallopius(r), und eine ungemein durchsichtige, sehr zarte, von keinem Weingeiste zu verändernde und ein- fache Membran (s), und so wohl in den Vögeln als in den vierfüßigen Thieren und Fischen, innerhalb der Nezz- haut, aus sich selbst entstehet, und nirgends, so viel man observiren kann, mit etwas zusammen hängt, wenn man nicht etwa das albinische Schlagäderchen (t), oder die
durch-
(q)[Spaltenumbruch]RUFUS appell. L. II. p. 55. I. p. 37. Denn es erhellet aus die- ser Stelle, daß man einerlei Mem- bran bald Glaßhaut, bald Nezzhaut genannt habe.
(r)pag. 214. b.
(s) Zwo Platten WINSLOWUS [Spaltenumbruch]
n. 218. BERTRANDI p. 68. TAY- LOR p. 33. GUNZ de suff. BAR- BAULT p. 315. Es leügnet ZINN p. 121. PALLUCCI methode p. 30. FLURANT T. II. p. 476.
(t) Besiehe indessen ZINN pag. 126.
Das Geſicht. XVI. Buch.
ner demonſtriren. Es kommt nemlich an dieſem Fiſche aus der ruyſiſchen Haut nebſt den Traͤger der Cryſtal- linſe, eine Schlagader hervor. Dieſe zerſpaltet ſich in zween Aeſten, und umgiebt, da wo ſich die Nezzhaut vorne endigt, die ganze glaͤſerne Feuchtigkeit, nach Art eines Zirkels. Aus dieſem Zirkel laufen unzaͤhlige Ge- faͤſſe zur Glaßmembran; ſie zerſtreuen ſich allenthalben, biegen ſich um die Erhabenheit dieſer Feuchtigkeit herum, und vereinigen ſich mit den hintern Gefaͤſſen, vermittelſt Aeſte, die wie eine Hand ausſehen. Es gehen dieſe hin- tern Gefaͤſſe von der Centralſchlagader der Nezzhaut nach dem Mittelpunkte der glaͤſernen Feuchtigkeit. Und nach- dem ſie ſich aus einem einzigen Anfange wie Strahlen auseinander breiten, ſo laufen ſie theils gerade, theils ſchlangenfoͤrmig nach dem Umkreiſe, und ſind unter ſich ſelbſt, und mit denen vordern Gefaͤſſen durch ſchoͤne Zu- ſammenhaͤnge verbunden. Jn ihrem Anfange befindet ſich Blut, doch iſt das Ende der Gefaͤſſe ohne Farbe.
§. 17. Die Glaßhaut.
Ob dieſe gleich bei den Alten, Membrana yaloidis, genannt wird (q), ſo iſt ſie dennoch eine Erfindung des Fallopius(r), und eine ungemein durchſichtige, ſehr zarte, von keinem Weingeiſte zu veraͤndernde und ein- fache Membran (s), und ſo wohl in den Voͤgeln als in den vierfuͤßigen Thieren und Fiſchen, innerhalb der Nezz- haut, aus ſich ſelbſt entſtehet, und nirgends, ſo viel man obſerviren kann, mit etwas zuſammen haͤngt, wenn man nicht etwa das albiniſche Schlagaͤderchen (t), oder die
durch-
(q)[Spaltenumbruch]RUFUS appell. L. II. p. 55. I. p. 37. Denn es erhellet aus die- ſer Stelle, daß man einerlei Mem- bran bald Glaßhaut, bald Nezzhaut genannt habe.
(r)pag. 214. b.
(s) Zwo Platten WINSLOWUS [Spaltenumbruch]
n. 218. BERTRANDI p. 68. TAY- LOR p. 33. GUNZ de ſuff. BAR- BAULT p. 315. Es leuͤgnet ZINN p. 121. PALLUCCI methode p. 30. FLURANT T. II. p. 476.
(t) Beſiehe indeſſen ZINN pag. 126.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0862"n="844"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Geſicht. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ner demonſtriren. Es kommt nemlich an dieſem Fiſche<lb/>
aus der <hirendition="#fr">ruyſiſchen</hi> Haut nebſt den Traͤger der Cryſtal-<lb/>
linſe, eine Schlagader hervor. Dieſe zerſpaltet ſich in<lb/>
zween Aeſten, und umgiebt, da wo ſich die Nezzhaut<lb/>
vorne endigt, die ganze glaͤſerne Feuchtigkeit, nach Art<lb/>
eines Zirkels. Aus dieſem Zirkel laufen unzaͤhlige Ge-<lb/>
faͤſſe zur Glaßmembran; ſie zerſtreuen ſich allenthalben,<lb/>
biegen ſich um die Erhabenheit dieſer Feuchtigkeit herum,<lb/>
und vereinigen ſich mit den hintern Gefaͤſſen, vermittelſt<lb/>
Aeſte, die wie eine Hand ausſehen. Es gehen dieſe hin-<lb/>
tern Gefaͤſſe von der Centralſchlagader der Nezzhaut nach<lb/>
dem Mittelpunkte der glaͤſernen Feuchtigkeit. Und nach-<lb/>
dem ſie ſich aus einem einzigen Anfange wie Strahlen<lb/>
auseinander breiten, ſo laufen ſie theils gerade, theils<lb/>ſchlangenfoͤrmig nach dem Umkreiſe, und ſind unter ſich<lb/>ſelbſt, und mit denen vordern Gefaͤſſen durch ſchoͤne Zu-<lb/>ſammenhaͤnge verbunden. Jn ihrem Anfange befindet<lb/>ſich Blut, doch iſt das Ende der Gefaͤſſe ohne Farbe.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.<lb/><hirendition="#g">Die Glaßhaut.</hi></head><lb/><p>Ob dieſe gleich bei den Alten, <hirendition="#aq">Membrana yaloidis,</hi><lb/>
genannt wird <noteplace="foot"n="(q)"><cb/><hirendition="#aq">RUFUS appell. L. II. p. 55.<lb/>
I. p.</hi> 37. Denn es erhellet aus die-<lb/>ſer Stelle, daß man einerlei Mem-<lb/>
bran bald Glaßhaut, bald Nezzhaut<lb/>
genannt habe.</note>, ſo iſt ſie dennoch eine Erfindung des<lb/><hirendition="#fr">Fallopius</hi><noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">pag. 214. b.</hi></note>, und eine ungemein durchſichtige, ſehr<lb/>
zarte, von keinem Weingeiſte zu veraͤndernde und ein-<lb/>
fache Membran <noteplace="foot"n="(s)">Zwo Platten <hirendition="#aq">WINSLOWUS<lb/><cb/>
n. 218. BERTRANDI p. 68. TAY-<lb/>
LOR p. 33. GUNZ de ſuff. BAR-<lb/>
BAULT p.</hi> 315. Es leuͤgnet <hirendition="#aq">ZINN<lb/>
p. 121. PALLUCCI methode p.<lb/>
30. FLURANT T. II. p.</hi> 476.</note>, und ſo wohl in den Voͤgeln als in<lb/>
den vierfuͤßigen Thieren und Fiſchen, innerhalb der Nezz-<lb/>
haut, aus ſich ſelbſt entſtehet, und nirgends, ſo viel man<lb/>
obſerviren kann, mit etwas zuſammen haͤngt, wenn man<lb/>
nicht etwa das <hirendition="#fr">albiniſche</hi> Schlagaͤderchen <noteplace="foot"n="(t)">Beſiehe indeſſen <hirendition="#aq"><hirendition="#g">ZINN</hi><lb/>
pag.</hi> 126.</note>, oder die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">durch-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[844/0862]
Das Geſicht. XVI. Buch.
ner demonſtriren. Es kommt nemlich an dieſem Fiſche
aus der ruyſiſchen Haut nebſt den Traͤger der Cryſtal-
linſe, eine Schlagader hervor. Dieſe zerſpaltet ſich in
zween Aeſten, und umgiebt, da wo ſich die Nezzhaut
vorne endigt, die ganze glaͤſerne Feuchtigkeit, nach Art
eines Zirkels. Aus dieſem Zirkel laufen unzaͤhlige Ge-
faͤſſe zur Glaßmembran; ſie zerſtreuen ſich allenthalben,
biegen ſich um die Erhabenheit dieſer Feuchtigkeit herum,
und vereinigen ſich mit den hintern Gefaͤſſen, vermittelſt
Aeſte, die wie eine Hand ausſehen. Es gehen dieſe hin-
tern Gefaͤſſe von der Centralſchlagader der Nezzhaut nach
dem Mittelpunkte der glaͤſernen Feuchtigkeit. Und nach-
dem ſie ſich aus einem einzigen Anfange wie Strahlen
auseinander breiten, ſo laufen ſie theils gerade, theils
ſchlangenfoͤrmig nach dem Umkreiſe, und ſind unter ſich
ſelbſt, und mit denen vordern Gefaͤſſen durch ſchoͤne Zu-
ſammenhaͤnge verbunden. Jn ihrem Anfange befindet
ſich Blut, doch iſt das Ende der Gefaͤſſe ohne Farbe.
§. 17.
Die Glaßhaut.
Ob dieſe gleich bei den Alten, Membrana yaloidis,
genannt wird (q), ſo iſt ſie dennoch eine Erfindung des
Fallopius (r), und eine ungemein durchſichtige, ſehr
zarte, von keinem Weingeiſte zu veraͤndernde und ein-
fache Membran (s), und ſo wohl in den Voͤgeln als in
den vierfuͤßigen Thieren und Fiſchen, innerhalb der Nezz-
haut, aus ſich ſelbſt entſtehet, und nirgends, ſo viel man
obſerviren kann, mit etwas zuſammen haͤngt, wenn man
nicht etwa das albiniſche Schlagaͤderchen (t), oder die
durch-
(q)
RUFUS appell. L. II. p. 55.
I. p. 37. Denn es erhellet aus die-
ſer Stelle, daß man einerlei Mem-
bran bald Glaßhaut, bald Nezzhaut
genannt habe.
(r) pag. 214. b.
(s) Zwo Platten WINSLOWUS
n. 218. BERTRANDI p. 68. TAY-
LOR p. 33. GUNZ de ſuff. BAR-
BAULT p. 315. Es leuͤgnet ZINN
p. 121. PALLUCCI methode p.
30. FLURANT T. II. p. 476.
(t) Beſiehe indeſſen ZINN
pag. 126.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/862>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.