Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Das Auge.

Hieraus ergiebet sich daß die Crystallinse eben so
durch Gefässe ernähret werde, wie die übrigen Theile ei-
nes beseelten Körpers, daß es also nicht nöthig ist, der
Analogie zu wieder, blos diesem Theile eine solche Ernäh-
rung zu zuschreiben (c), welche durch Einsaugen geschieht.
Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß sie in gesunden Kör-
pern eine rothe Feuchtigkeit leide (d), niemals hat man
in der Linse Blut gesehen, ob dieses gleich in der wäßri-
gen Feuchtigkeit vorkömmt.

Es wäre auch in der That zu viel, wenn man be-
haupten wollte, daß diese Linse aus Gefässen bestünde (e).

§. 35.
Die zufälligen Schlagadern.

Diese wollen wir kürzlich berühren. Viele derselben
giebt die Schlagader unter der Augenhöhle,
welche darum aber nicht die vornehmste Ader des Auges
ist (f), indem sie das Auge kaum berühret. Sie giebt
aber dennoch viele Zweige in die Augenhöhle (g), in deren
Knochenhäutchen in die dunkle Hornhaut, so sich auf al-
lerlei Weise mit den Augenadern verbinden, und in den
untern Knorpelbogen ab.

Wenn sie aber nunmehro in dem Gesichte erscheint,
so giebt sie von neuen Aeste dem Unternaugenliede und
dessen Knorpelbogen, wie auch dem runden Muskel (h),
darunter der eine Ast inwendig läuft, der andere aber
sich zum ganzen Augenliede mittheilet (i).

Die tiefe Schlagader der Schläfe strekket durch
das Loch der (k) des Wangenknochens, Zweige zur Thrä-

nen-
(c) [Spaltenumbruch] PETIT Mem. de l' Acad.
1730. p. 439 TENON pag. 4.
PORTERFIELD T. I. pag.
239.
445.
(d) S YVES p. 287. durchsich-
tige Linsengefässe. Iourn. de Fre-
voux 1721. Febr.
(e) HOLL. Physiol. p. 503.
(f) [Spaltenumbruch] WINSLOW III. n. 60 18.
n. 297. &c. BOENNEKEN Frank.
Anmerk. &c.
(g) Fascic- VII. p. 53. t. VI. f.
1. V. & P. f. 3. r. s. ps.
(h) p. 53. f. 1. Q heist unrecht
der Buchstab O
(i) f. 1. S. unrecht 5.
(k) pag. 53.
II. Abſchnitt. Das Auge.

Hieraus ergiebet ſich daß die Cryſtallinſe eben ſo
durch Gefaͤſſe ernaͤhret werde, wie die uͤbrigen Theile ei-
nes beſeelten Koͤrpers, daß es alſo nicht noͤthig iſt, der
Analogie zu wieder, blos dieſem Theile eine ſolche Ernaͤh-
rung zu zuſchreiben (c), welche durch Einſaugen geſchieht.
Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daß ſie in geſunden Koͤr-
pern eine rothe Feuchtigkeit leide (d), niemals hat man
in der Linſe Blut geſehen, ob dieſes gleich in der waͤßri-
gen Feuchtigkeit vorkoͤmmt.

Es waͤre auch in der That zu viel, wenn man be-
haupten wollte, daß dieſe Linſe aus Gefaͤſſen beſtuͤnde (e).

§. 35.
Die zufaͤlligen Schlagadern.

Dieſe wollen wir kuͤrzlich beruͤhren. Viele derſelben
giebt die Schlagader unter der Augenhoͤhle,
welche darum aber nicht die vornehmſte Ader des Auges
iſt (f), indem ſie das Auge kaum beruͤhret. Sie giebt
aber dennoch viele Zweige in die Augenhoͤhle (g), in deren
Knochenhaͤutchen in die dunkle Hornhaut, ſo ſich auf al-
lerlei Weiſe mit den Augenadern verbinden, und in den
untern Knorpelbogen ab.

Wenn ſie aber nunmehro in dem Geſichte erſcheint,
ſo giebt ſie von neuen Aeſte dem Unternaugenliede und
deſſen Knorpelbogen, wie auch dem runden Muſkel (h),
darunter der eine Aſt inwendig laͤuft, der andere aber
ſich zum ganzen Augenliede mittheilet (i).

Die tiefe Schlagader der Schlaͤfe ſtrekket durch
das Loch der (k) des Wangenknochens, Zweige zur Thraͤ-

nen-
(c) [Spaltenumbruch] PETIT Mem. de l’ Acad.
1730. p. 439 TENON pag. 4.
PORTERFIELD T. I. pag.
239.
445.
(d) S YVES p. 287. durchſich-
tige Linſengefaͤſſe. Iourn. de Fré-
voux 1721. Febr.
(e) HOLL. Phyſiol. p. 503.
(f) [Spaltenumbruch] WINSLOW III. n. 60 18.
n. 297. &c. BOENNEKEN Frank.
Anmerk. &c.
(g) Faſcic- VII. p. 53. t. VI. f.
1. V. & P. f. 3. r. ſ. pſ.
(h) p. 53. f. 1. Q heiſt unrecht
der Buchſtab O
(i) f. 1. S. unrecht 5.
(k) pag. 53.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0927" n="909"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Das Auge.</hi> </fw><lb/>
            <p>Hieraus ergiebet &#x017F;ich daß die Cry&#x017F;tallin&#x017F;e eben &#x017F;o<lb/>
durch Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e erna&#x0364;hret werde, wie die u&#x0364;brigen Theile ei-<lb/>
nes be&#x017F;eelten Ko&#x0364;rpers, daß es al&#x017F;o nicht no&#x0364;thig i&#x017F;t, der<lb/>
Analogie zu wieder, blos die&#x017F;em Theile eine &#x017F;olche Erna&#x0364;h-<lb/>
rung zu zu&#x017F;chreiben <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PETIT</hi> Mem. de l&#x2019; Acad.<lb/>
1730. p. 439 <hi rendition="#g">TENON</hi> pag. 4.<lb/>
PORTERFIELD T. I. pag.</hi> 239.<lb/>
445.</note>, welche durch Ein&#x017F;augen ge&#x017F;chieht.<lb/>
Es i&#x017F;t aber nicht wahr&#x017F;cheinlich, daß &#x017F;ie in ge&#x017F;unden Ko&#x0364;r-<lb/>
pern eine rothe Feuchtigkeit leide <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">S YVES p.</hi> 287. durch&#x017F;ich-<lb/>
tige Lin&#x017F;engefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. <hi rendition="#aq">Iourn. de Fré-<lb/>
voux 1721. Febr.</hi></note>, niemals hat man<lb/>
in der Lin&#x017F;e Blut ge&#x017F;ehen, ob die&#x017F;es gleich in der wa&#x0364;ßri-<lb/>
gen Feuchtigkeit vorko&#x0364;mmt.</p><lb/>
            <p>Es wa&#x0364;re auch in der That zu viel, wenn man be-<lb/>
haupten wollte, daß die&#x017F;e Lin&#x017F;e aus Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;tu&#x0364;nde <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">HOLL. Phy&#x017F;iol. p.</hi> 503.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 35.<lb/><hi rendition="#b">Die zufa&#x0364;lligen Schlagadern.</hi></head><lb/>
            <p>Die&#x017F;e wollen wir ku&#x0364;rzlich beru&#x0364;hren. Viele der&#x017F;elben<lb/>
giebt die Schlagader <hi rendition="#fr">unter der Augenho&#x0364;hle,</hi><lb/>
welche darum aber nicht die vornehm&#x017F;te Ader des Auges<lb/>
i&#x017F;t <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">WINSLOW III. n. 60 18.<lb/>
n. 297. &amp;c. BOENNEKEN Frank.<lb/>
Anmerk. &amp;c.</hi></note>, indem &#x017F;ie das Auge kaum beru&#x0364;hret. Sie giebt<lb/>
aber dennoch viele Zweige in die Augenho&#x0364;hle <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Fa&#x017F;cic- VII. p. 53. t. VI. f.<lb/>
1. V. &amp; P. f. 3. r. &#x017F;. p&#x017F;.</hi></note>, in deren<lb/>
Knochenha&#x0364;utchen in die dunkle Hornhaut, &#x017F;o &#x017F;ich auf al-<lb/>
lerlei Wei&#x017F;e mit den Augenadern verbinden, und in den<lb/>
untern Knorpelbogen ab.</p><lb/>
            <p>Wenn &#x017F;ie aber nunmehro in dem Ge&#x017F;ichte er&#x017F;cheint,<lb/>
&#x017F;o giebt &#x017F;ie von neuen Ae&#x017F;te dem Unternaugenliede und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Knorpelbogen, wie auch dem runden Mu&#x017F;kel <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">p. 53. f. 1. Q</hi> hei&#x017F;t unrecht<lb/>
der Buch&#x017F;tab <hi rendition="#aq">O</hi></note>,<lb/>
darunter der eine A&#x017F;t inwendig la&#x0364;uft, der andere aber<lb/>
&#x017F;ich zum ganzen Augenliede mittheilet <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">f. 1. S.</hi> unrecht 5.</note>.</p><lb/>
            <p>Die tiefe Schlagader der Schla&#x0364;fe &#x017F;trekket durch<lb/>
das Loch der <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 53.</note> des Wangenknochens, Zweige zur Thra&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[909/0927] II. Abſchnitt. Das Auge. Hieraus ergiebet ſich daß die Cryſtallinſe eben ſo durch Gefaͤſſe ernaͤhret werde, wie die uͤbrigen Theile ei- nes beſeelten Koͤrpers, daß es alſo nicht noͤthig iſt, der Analogie zu wieder, blos dieſem Theile eine ſolche Ernaͤh- rung zu zuſchreiben (c), welche durch Einſaugen geſchieht. Es iſt aber nicht wahrſcheinlich, daß ſie in geſunden Koͤr- pern eine rothe Feuchtigkeit leide (d), niemals hat man in der Linſe Blut geſehen, ob dieſes gleich in der waͤßri- gen Feuchtigkeit vorkoͤmmt. Es waͤre auch in der That zu viel, wenn man be- haupten wollte, daß dieſe Linſe aus Gefaͤſſen beſtuͤnde (e). §. 35. Die zufaͤlligen Schlagadern. Dieſe wollen wir kuͤrzlich beruͤhren. Viele derſelben giebt die Schlagader unter der Augenhoͤhle, welche darum aber nicht die vornehmſte Ader des Auges iſt (f), indem ſie das Auge kaum beruͤhret. Sie giebt aber dennoch viele Zweige in die Augenhoͤhle (g), in deren Knochenhaͤutchen in die dunkle Hornhaut, ſo ſich auf al- lerlei Weiſe mit den Augenadern verbinden, und in den untern Knorpelbogen ab. Wenn ſie aber nunmehro in dem Geſichte erſcheint, ſo giebt ſie von neuen Aeſte dem Unternaugenliede und deſſen Knorpelbogen, wie auch dem runden Muſkel (h), darunter der eine Aſt inwendig laͤuft, der andere aber ſich zum ganzen Augenliede mittheilet (i). Die tiefe Schlagader der Schlaͤfe ſtrekket durch das Loch der (k) des Wangenknochens, Zweige zur Thraͤ- nen- (c) PETIT Mem. de l’ Acad. 1730. p. 439 TENON pag. 4. PORTERFIELD T. I. pag. 239. 445. (d) S YVES p. 287. durchſich- tige Linſengefaͤſſe. Iourn. de Fré- voux 1721. Febr. (e) HOLL. Phyſiol. p. 503. (f) WINSLOW III. n. 60 18. n. 297. &c. BOENNEKEN Frank. Anmerk. &c. (g) Faſcic- VII. p. 53. t. VI. f. 1. V. & P. f. 3. r. ſ. pſ. (h) p. 53. f. 1. Q heiſt unrecht der Buchſtab O (i) f. 1. S. unrecht 5. (k) pag. 53.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/927
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/927>, abgerufen am 22.11.2024.