So viel zeigt die Erfahrung, daß wenn sich die Son- ne entweder von einer vollkommenen Finsterniß, oder von andern plözzlich entstandenen Hindernissen (g) verbirgt, das Licht auch plözzlich aufhöre, und eben so plözzlich wie- der hergestellet wird, nachdem das Hinderniß wieder ge- hoben worden. Jn der That scheinet dieses anzudeuten, daß es kein Lichtstrohm gewesen, was uns die Sonne zu- gesandt, indem dieser so geschwinde vom Monde zur Er- de, zu unseren Augen nicht hätte kommen können.
Daß aber überhaupt das Element des Lichts, welches vorlängst gegenwärtig gewesen, nun aber erst vermögend geworden, das Auge mit einer nothwendigen Empfin- dung zu rühren. Daß aber die Sonne auf das Licht einen Stoß oder einen Drukk mache, scheinet auch aus einem einfältigen Versuche zu erhellen, da einige Thiere in Finsternissen, welche uns vollkommen zu sein vorkom- men, dennoch sehen, und es scheinet ihnen nur eine Be- wegung des Lichts zum Sehen schon hinlänglich zu sein. Jch werde das Gegentheil davon am Menschen bei einer andern Gelegenheit berühren, die nicht anders als in vol- len Sonnenschein sehen können.
§. 6. Das Licht ist eine ungemeine feste Materie.
Die Lichtstrahlen kommen fast aus einem unendlichen Raume zu uns her, sie haben den allerkleinsten Grad vom Wärme bei sich (h), und dennoch können sie, wenn man sie beiläufig in einen engern Raum bringt (i), fast alle uns bekannte Körper zerstöhren, wenn man die Kohle davon ausnimmt (k), die von der schwarzen Kohle ihres
ver-
(g)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE ibid.
(h) Denn es hat MARIOTTE mit einem Spiegel von Eis Schies- pulver angezündet. Iourn. des sa- vans 1672. p. 55.
(i) Vergl. Wolfs Versuche. T. II. n. 135. Der Breunpunkt ist [Spaltenumbruch]
gleich der Linsendikke, die ihn macht ROUHAULT not. II. c. 27. L. I.
(k)Histoire de l' Academ. 1705. p. 3. 4. TSCHIRNHAUSEN act. Erud. 1697. mens. Sept.
III. Abſchnitt. Die Farben.
So viel zeigt die Erfahrung, daß wenn ſich die Son- ne entweder von einer vollkommenen Finſterniß, oder von andern ploͤzzlich entſtandenen Hinderniſſen (g) verbirgt, das Licht auch ploͤzzlich aufhoͤre, und eben ſo ploͤzzlich wie- der hergeſtellet wird, nachdem das Hinderniß wieder ge- hoben worden. Jn der That ſcheinet dieſes anzudeuten, daß es kein Lichtſtrohm geweſen, was uns die Sonne zu- geſandt, indem dieſer ſo geſchwinde vom Monde zur Er- de, zu unſeren Augen nicht haͤtte kommen koͤnnen.
Daß aber uͤberhaupt das Element des Lichts, welches vorlaͤngſt gegenwaͤrtig geweſen, nun aber erſt vermoͤgend geworden, das Auge mit einer nothwendigen Empfin- dung zu ruͤhren. Daß aber die Sonne auf das Licht einen Stoß oder einen Drukk mache, ſcheinet auch aus einem einfaͤltigen Verſuche zu erhellen, da einige Thiere in Finſterniſſen, welche uns vollkommen zu ſein vorkom- men, dennoch ſehen, und es ſcheinet ihnen nur eine Be- wegung des Lichts zum Sehen ſchon hinlaͤnglich zu ſein. Jch werde das Gegentheil davon am Menſchen bei einer andern Gelegenheit beruͤhren, die nicht anders als in vol- len Sonnenſchein ſehen koͤnnen.
§. 6. Das Licht iſt eine ungemeine feſte Materie.
Die Lichtſtrahlen kommen faſt aus einem unendlichen Raume zu uns her, ſie haben den allerkleinſten Grad vom Waͤrme bei ſich (h), und dennoch koͤnnen ſie, wenn man ſie beilaͤufig in einen engern Raum bringt (i), faſt alle uns bekannte Koͤrper zerſtoͤhren, wenn man die Kohle davon ausnimmt (k), die von der ſchwarzen Kohle ihres
ver-
(g)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE ibid.
(h) Denn es hat MARIOTTE mit einem Spiegel von Eis Schies- pulver angezuͤndet. Iourn. des ſa- vans 1672. p. 55.
(i) Vergl. Wolfs Verſuche. T. II. n. 135. Der Breunpunkt iſt [Spaltenumbruch]
gleich der Linſendikke, die ihn macht ROUHAULT not. II. c. 27. L. I.
(k)Hiſtoire de l’ Academ. 1705. p. 3. 4. TSCHIRNHAUSEN act. Erud. 1697. menſ. Sept.
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III. Abſchnitt. Die Farben.
So viel zeigt die Erfahrung, daß wenn ſich die Son-
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andern ploͤzzlich entſtandenen Hinderniſſen (g) verbirgt,
das Licht auch ploͤzzlich aufhoͤre, und eben ſo ploͤzzlich wie-
der hergeſtellet wird, nachdem das Hinderniß wieder ge-
hoben worden. Jn der That ſcheinet dieſes anzudeuten,
daß es kein Lichtſtrohm geweſen, was uns die Sonne zu-
geſandt, indem dieſer ſo geſchwinde vom Monde zur Er-
de, zu unſeren Augen nicht haͤtte kommen koͤnnen.
Daß aber uͤberhaupt das Element des Lichts, welches
vorlaͤngſt gegenwaͤrtig geweſen, nun aber erſt vermoͤgend
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dung zu ruͤhren. Daß aber die Sonne auf das Licht
einen Stoß oder einen Drukk mache, ſcheinet auch aus
einem einfaͤltigen Verſuche zu erhellen, da einige Thiere
in Finſterniſſen, welche uns vollkommen zu ſein vorkom-
men, dennoch ſehen, und es ſcheinet ihnen nur eine Be-
wegung des Lichts zum Sehen ſchon hinlaͤnglich zu ſein.
Jch werde das Gegentheil davon am Menſchen bei einer
andern Gelegenheit beruͤhren, die nicht anders als in vol-
len Sonnenſchein ſehen koͤnnen.
§. 6.
Das Licht iſt eine ungemeine feſte Materie.
Die Lichtſtrahlen kommen faſt aus einem unendlichen
Raume zu uns her, ſie haben den allerkleinſten Grad vom
Waͤrme bei ſich (h), und dennoch koͤnnen ſie, wenn man
ſie beilaͤufig in einen engern Raum bringt (i), faſt alle
uns bekannte Koͤrper zerſtoͤhren, wenn man die Kohle
davon ausnimmt (k), die von der ſchwarzen Kohle ihres
ver-
(g)
BOERHAAVE ibid.
(h) Denn es hat MARIOTTE
mit einem Spiegel von Eis Schies-
pulver angezuͤndet. Iourn. des ſa-
vans 1672. p. 55.
(i) Vergl. Wolfs Verſuche. T.
II. n. 135. Der Breunpunkt iſt
gleich [FORMEL] der Linſendikke, die ihn
macht ROUHAULT not. II. c. 27.
L. I.
(k) Hiſtoire de l’ Academ. 1705.
p. 3. 4. TSCHIRNHAUSEN act.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 927. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/945>, abgerufen am 22.11.2024.
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