Es hat der scharfsinnige Newton die Säzze der Al- ten in diesem Stükke mit verschiedenen Erfindungen be- reichert. Es fand dieser Gelehrte, daß sich die Strah- len vor der Berührung von den Oberflächen fester Kör- per anziehen lassen (y), und daß sich dieselben ehe krüm- men, als sie dergleichen Körper berühren, und daß sie sich an das Glaß anhängen, wenn sie in den luftleeren Raum eindringen (z). Daß diese Anziehungskraft sehr groß, und fast unendlich grösser sei, als die Kraft ihres Gewichts ist (z*).
Zeiget ferner, daß sie diese feste Körper nicht berüh- ren, sondern von der Oberfläche der Körper, in einiger Weite (a), welche mit einem Vermögen zurükk zustossen, begabt sei, unter Abpralswinkeln zurükkgestossen werde, die den Winkeln des Einfals gleich sind.
Er lehret, daß diese Kraft, von der sie zurükkgeworfen werden, sich wie diejenige Kraft verhalte, von der sie ge- brochen werden (b), so daß Strahlen, welche sich mehr brechen lassen, auch mehr angezogen werden, und sich näher an der Oberfläche der Körper umbeugen, derglei- chen die Violetfarbe thut: Und daß sie sich schon steifer verhalten, wie die rothen, welche sich schon in einer grös- sern Entfernung von dem beugenden Körper krümmen (c).
Es scheinet daher, daß die Regel der Reflexion, wel- che wir hiemit fahren lassen, mit der Regel der Anzie- hungskraft einerlei ist, zu welcher wir uns jezzo wenden wollen (d).
§. 8.
(y)[Spaltenumbruch]Query l. & 4. 29. Conf. S'GRAVEZANDE pag 706. n. 3518. &c. Phil. trans. n. 67. Mem. de l'Acad. p. 341.
(z)Query 29.
(z*)PORTERFIELD I. p. 321.
(a)L. II. Part. 3 prop. 8. p. m. 237. seqq.
(b)[Spaltenumbruch]L. I. Prop. III. theor. 3. m. 53. seqq. & ibid. exper. 9. 10. S'GRAVEZANDE n. 3551.
Es hat der ſcharfſinnige Newton die Saͤzze der Al- ten in dieſem Stuͤkke mit verſchiedenen Erfindungen be- reichert. Es fand dieſer Gelehrte, daß ſich die Strah- len vor der Beruͤhrung von den Oberflaͤchen feſter Koͤr- per anziehen laſſen (y), und daß ſich dieſelben ehe kruͤm- men, als ſie dergleichen Koͤrper beruͤhren, und daß ſie ſich an das Glaß anhaͤngen, wenn ſie in den luftleeren Raum eindringen (z). Daß dieſe Anziehungskraft ſehr groß, und faſt unendlich groͤſſer ſei, als die Kraft ihres Gewichts iſt (z*).
Zeiget ferner, daß ſie dieſe feſte Koͤrper nicht beruͤh- ren, ſondern von der Oberflaͤche der Koͤrper, in einiger Weite (a), welche mit einem Vermoͤgen zuruͤkk zuſtoſſen, begabt ſei, unter Abpralswinkeln zuruͤkkgeſtoſſen werde, die den Winkeln des Einfals gleich ſind.
Er lehret, daß dieſe Kraft, von der ſie zuruͤkkgeworfen werden, ſich wie diejenige Kraft verhalte, von der ſie ge- brochen werden (b), ſo daß Strahlen, welche ſich mehr brechen laſſen, auch mehr angezogen werden, und ſich naͤher an der Oberflaͤche der Koͤrper umbeugen, derglei- chen die Violetfarbe thut: Und daß ſie ſich ſchon ſteifer verhalten, wie die rothen, welche ſich ſchon in einer groͤſ- ſern Entfernung von dem beugenden Koͤrper kruͤmmen (c).
Es ſcheinet daher, daß die Regel der Reflexion, wel- che wir hiemit fahren laſſen, mit der Regel der Anzie- hungskraft einerlei iſt, zu welcher wir uns jezzo wenden wollen (d).
§. 8.
(y)[Spaltenumbruch]Query l. & 4. 29. Conf. S’GRAVEZANDE pag 706. n. 3518. &c. Phil. tranſ. n. 67. Mém. de l’Acad. p. 341.
(z)Query 29.
(z*)PORTERFIELD I. p. 321.
(a)L. II. Part. 3 prop. 8. p. m. 237. ſeqq.
(b)[Spaltenumbruch]L. I. Prop. III. theor. 3. m. 53. ſeqq. & ibid. exper. 9. 10. S’GRAVEZANDE n. 3551.
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[929/0947]
III. Abſchnitt. Die Farben.
§. 7,
Die Geſezze des Ruͤkkprals.
Es hat der ſcharfſinnige Newton die Saͤzze der Al-
ten in dieſem Stuͤkke mit verſchiedenen Erfindungen be-
reichert. Es fand dieſer Gelehrte, daß ſich die Strah-
len vor der Beruͤhrung von den Oberflaͤchen feſter Koͤr-
per anziehen laſſen (y), und daß ſich dieſelben ehe kruͤm-
men, als ſie dergleichen Koͤrper beruͤhren, und daß ſie
ſich an das Glaß anhaͤngen, wenn ſie in den luftleeren
Raum eindringen (z). Daß dieſe Anziehungskraft ſehr
groß, und faſt unendlich groͤſſer ſei, als die Kraft ihres
Gewichts iſt (z*).
Zeiget ferner, daß ſie dieſe feſte Koͤrper nicht beruͤh-
ren, ſondern von der Oberflaͤche der Koͤrper, in einiger
Weite (a), welche mit einem Vermoͤgen zuruͤkk zuſtoſſen,
begabt ſei, unter Abpralswinkeln zuruͤkkgeſtoſſen werde,
die den Winkeln des Einfals gleich ſind.
Er lehret, daß dieſe Kraft, von der ſie zuruͤkkgeworfen
werden, ſich wie diejenige Kraft verhalte, von der ſie ge-
brochen werden (b), ſo daß Strahlen, welche ſich mehr
brechen laſſen, auch mehr angezogen werden, und ſich
naͤher an der Oberflaͤche der Koͤrper umbeugen, derglei-
chen die Violetfarbe thut: Und daß ſie ſich ſchon ſteifer
verhalten, wie die rothen, welche ſich ſchon in einer groͤſ-
ſern Entfernung von dem beugenden Koͤrper kruͤmmen (c).
Es ſcheinet daher, daß die Regel der Reflexion, wel-
che wir hiemit fahren laſſen, mit der Regel der Anzie-
hungskraft einerlei iſt, zu welcher wir uns jezzo wenden
wollen (d).
§. 8.
(y)
Query l. & 4. 29. Conf.
S’GRAVEZANDE pag 706. n.
3518. &c. Phil. tranſ. n. 67. Mém.
de l’Acad. p. 341.
(z) Query 29.
(z*) PORTERFIELD I. p. 321.
(a) L. II. Part. 3 prop. 8. p. m.
237. ſeqq.
(b)
L. I. Prop. III. theor. 3. m.
53. ſeqq. & ibid. exper. 9. 10.
S’GRAVEZANDE n. 3551.
(c) L. III. fin. p. 312.
(d) NEWTON princip. philoſ.
not. prop. 96. theor. 50. COUR-
TIVRON p. 45.
H. Phiſiol. 5. B. N n n
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/947>, abgerufen am 22.11.2024.
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