brechende Kraft kleiner, und die Schiefheit der einfallen- den Strahlen geringer ist.
Wofern es Segmenten von einerlei Kugeln sind (q), so nimmt man alsdenn die Distanz des Brennpunkts so groß als den Halbdurchmesser an, und zwar an der Hin- terfläche, und so groß als anderthalb Durchmesser an der vordern Seite der Linse an. Wenn die Kugeln ungleich sind (r), so stellt man eine Vergleichung an, und man hält die Distanz des Brennpunkts von der Linse, wenn derselbe doppelt so groß als der andere Halbdurchmesser ist, so verhalte sich der andere Halbdurchmesser, zu der Summa der Halbmesser. Wofern alle beide völlig convex sind (s), so ist der Brennpunkt in der Distanz der zweien Radien.
Dieses ist nun derjenige Brennpunkt, in welchem sich, wenn die Radii darinnen gesammlet werden, auch das Licht so verdichtet, daß es zündet, sobald die Linse ein we- nig groß ist. Es ist dieses eine von alten Zeiten her schon bekannte Sache, denn Theophrastus berichtet schon (t), daß sich Feuer durch ein Glaß anzünden lasse, und es führt bereits vor ihm Aristophanes bei Gelegenheit ei- ner lustigen Sache (u), die brennende Kraft eines run- den mit Wasser erfüllten Glases an, so wie die Alten eine Crystallene Kugel zu einem Brennmittel gebrauchten. Cle- mens von Alexandrien schrieb, daß das Licht, welches aus der Sonne käme, durch ein mit Wasser angefültes gläsernes Gefäß brenne (x).
Jch muß nur noch dieses einzige anführen, daß sich die Strahlen aus dem Brennpunkte, gleichsam, als aus einem Strahlpunkte (y), sogleich wiederum aus einander- breiten.
§. 10.
(q)[Spaltenumbruch]MUSSCHENBROECK n. 1146. KEPLER propos. 39.
(r)MUSSCHENBROECK n. 1144. P D'ORLEANS p. 61.
(s)S'GRAVEZANDE n. 3033.
(t)[Spaltenumbruch]De igne ad fin.
(u)In Comoedia nubium.
(x)Stromat. L. VI. Conf. HOO- KE Exper. p. 341.
(y)S'GRAVEZANDE n. 3014.
N n n 4
III. Abſchnitt. Die Farben.
brechende Kraft kleiner, und die Schiefheit der einfallen- den Strahlen geringer iſt.
Wofern es Segmenten von einerlei Kugeln ſind (q), ſo nimmt man alsdenn die Diſtanz des Brennpunkts ſo groß als den Halbdurchmeſſer an, und zwar an der Hin- terflaͤche, und ſo groß als anderthalb Durchmeſſer an der vordern Seite der Linſe an. Wenn die Kugeln ungleich ſind (r), ſo ſtellt man eine Vergleichung an, und man haͤlt die Diſtanz des Brennpunkts von der Linſe, wenn derſelbe doppelt ſo groß als der andere Halbdurchmeſſer iſt, ſo verhalte ſich der andere Halbdurchmeſſer, zu der Summa der Halbmeſſer. Wofern alle beide voͤllig convex ſind (s), ſo iſt der Brennpunkt in der Diſtanz der zweien Radien.
Dieſes iſt nun derjenige Brennpunkt, in welchem ſich, wenn die Radii darinnen geſammlet werden, auch das Licht ſo verdichtet, daß es zuͤndet, ſobald die Linſe ein we- nig groß iſt. Es iſt dieſes eine von alten Zeiten her ſchon bekannte Sache, denn Theophraſtus berichtet ſchon (t), daß ſich Feuer durch ein Glaß anzuͤnden laſſe, und es fuͤhrt bereits vor ihm Ariſtophanes bei Gelegenheit ei- ner luſtigen Sache (u), die brennende Kraft eines run- den mit Waſſer erfuͤllten Glaſes an, ſo wie die Alten eine Cryſtallene Kugel zu einem Brennmittel gebrauchten. Cle- mens von Alexandrien ſchrieb, daß das Licht, welches aus der Sonne kaͤme, durch ein mit Waſſer angefuͤltes glaͤſernes Gefaͤß brenne (x).
Jch muß nur noch dieſes einzige anfuͤhren, daß ſich die Strahlen aus dem Brennpunkte, gleichſam, als aus einem Strahlpunkte (y), ſogleich wiederum aus einander- breiten.
§. 10.
(q)[Spaltenumbruch]MUSSCHENBROECK n. 1146. KEPLER propoſ. 39.
(r)MUSSCHENBROECK n. 1144. P D’ORLEANS p. 61.
(s)S’GRAVEZANDE n. 3033.
(t)[Spaltenumbruch]De igne ad fin.
(u)In Comoedia nubium.
(x)Stromat. L. VI. Conf. HOO- KE Exper. p. 341.
(y)S’GRAVEZANDE n. 3014.
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III. Abſchnitt. Die Farben.
brechende Kraft kleiner, und die Schiefheit der einfallen-
den Strahlen geringer iſt.
Wofern es Segmenten von einerlei Kugeln ſind (q),
ſo nimmt man alsdenn die Diſtanz des Brennpunkts ſo
groß als den Halbdurchmeſſer an, und zwar an der Hin-
terflaͤche, und ſo groß als anderthalb Durchmeſſer an der
vordern Seite der Linſe an. Wenn die Kugeln ungleich
ſind (r), ſo ſtellt man eine Vergleichung an, und man
haͤlt die Diſtanz des Brennpunkts von der Linſe, wenn
derſelbe doppelt ſo groß als der andere Halbdurchmeſſer
iſt, ſo verhalte ſich der andere Halbdurchmeſſer, zu der
Summa der Halbmeſſer. Wofern alle beide voͤllig convex
ſind (s), ſo iſt der Brennpunkt in der Diſtanz der zweien
Radien.
Dieſes iſt nun derjenige Brennpunkt, in welchem ſich,
wenn die Radii darinnen geſammlet werden, auch das
Licht ſo verdichtet, daß es zuͤndet, ſobald die Linſe ein we-
nig groß iſt. Es iſt dieſes eine von alten Zeiten her ſchon
bekannte Sache, denn Theophraſtus berichtet ſchon (t),
daß ſich Feuer durch ein Glaß anzuͤnden laſſe, und es
fuͤhrt bereits vor ihm Ariſtophanes bei Gelegenheit ei-
ner luſtigen Sache (u), die brennende Kraft eines run-
den mit Waſſer erfuͤllten Glaſes an, ſo wie die Alten eine
Cryſtallene Kugel zu einem Brennmittel gebrauchten. Cle-
mens von Alexandrien ſchrieb, daß das Licht, welches
aus der Sonne kaͤme, durch ein mit Waſſer angefuͤltes
glaͤſernes Gefaͤß brenne (x).
Jch muß nur noch dieſes einzige anfuͤhren, daß ſich
die Strahlen aus dem Brennpunkte, gleichſam, als aus
einem Strahlpunkte (y), ſogleich wiederum aus einander-
breiten.
§. 10.
(q)
MUSSCHENBROECK
n. 1146. KEPLER propoſ. 39.
(r) MUSSCHENBROECK
n. 1144. P D’ORLEANS p. 61.
(s) S’GRAVEZANDE n. 3033.
(t)
De igne ad fin.
(u) In Comoedia nubium.
(x) Stromat. L. VI. Conf. HOO-
KE Exper. p. 341.
(y) S’GRAVEZANDE n. 3014.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/953>, abgerufen am 22.11.2024.
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