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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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II. Abschnitt. im Munde.
heilet. Doch es schrieb schon ehedem Hippokrates,
daß unter der Zunge kleine Zähne wachsen (b). Das
weis man nicht hinlänglich zu beantworten, warum vor-
nämlich im Gange des Warthons Steine wachsen:
Die Geschichte lehren indessen daß solches geschwinde ge-
schehe (c). Dergleichen erzeugen sich im Stenonischen
Gange selten, wiewohl man dennoch Exempel davon
hat (d).

§. 11.
Die Bewegung des Speichels.

Die Ursache von der Bewegung dieser Flüßigkeit ist
zwar überhaupt eben dieselbe, die in allen Säften des
menschlichen Körpers herrscht, welche beständig von der
Kraft des vom Herzen in die kleinsten Gefässe übergehen-
den Blutes, zu ihren bestimmten Enden hin getrieben
werden. Allein es giebt dennoch eine andre besondere
Kraft, welche sonderlich alsdann den Zufluß des Spei-
chels beschleiniget, wenn wir diesen Zufluß zum Anfeuch-
ten der Speise, und zum Käuen nöthig haben.

Es wird also die Ohrendrüse von dem Käumuskel
(d*) von dem breitesten Halsmuskel (e) und von dem
Kinnbakken selbst erschüttert, denn dieser kann sich nicht
absonderlich, oder nach unten und nach der Seite zu be-
wegen, daß die Ohrendrüse nicht davon zugleich gedrükkt
werden sollte.

Es treiben ferner die Kieferdrüsen, wenn man den
Mund öffnet, den Qvell (f) des Speichels durch den

Whar-
(b) [Spaltenumbruch] Epidem. II.
(c) VOLPINI I. c.
(d) MEIBOM comm. in juris-
jur. Hipp p. 152. et BLANCAARD
Jaarreg. C. V. n.
47. wie es scheint.
(d*) [Spaltenumbruch] p. 41. 12. seqq.
(e) p. 17.
(f) Davon fallende Tröpfchen
SCHNEIDER de catarrh. L. III.
p.
557.

II. Abſchnitt. im Munde.
heilet. Doch es ſchrieb ſchon ehedem Hippokrates,
daß unter der Zunge kleine Zaͤhne wachſen (b). Das
weis man nicht hinlaͤnglich zu beantworten, warum vor-
naͤmlich im Gange des Warthons Steine wachſen:
Die Geſchichte lehren indeſſen daß ſolches geſchwinde ge-
ſchehe (c). Dergleichen erzeugen ſich im Stenoniſchen
Gange ſelten, wiewohl man dennoch Exempel davon
hat (d).

§. 11.
Die Bewegung des Speichels.

Die Urſache von der Bewegung dieſer Fluͤßigkeit iſt
zwar uͤberhaupt eben dieſelbe, die in allen Saͤften des
menſchlichen Koͤrpers herrſcht, welche beſtaͤndig von der
Kraft des vom Herzen in die kleinſten Gefaͤſſe uͤbergehen-
den Blutes, zu ihren beſtimmten Enden hin getrieben
werden. Allein es giebt dennoch eine andre beſondere
Kraft, welche ſonderlich alsdann den Zufluß des Spei-
chels beſchleiniget, wenn wir dieſen Zufluß zum Anfeuch-
ten der Speiſe, und zum Kaͤuen noͤthig haben.

Es wird alſo die Ohrendruͤſe von dem Kaͤumuſkel
(d*) von dem breiteſten Halsmuſkel (e) und von dem
Kinnbakken ſelbſt erſchuͤttert, denn dieſer kann ſich nicht
abſonderlich, oder nach unten und nach der Seite zu be-
wegen, daß die Ohrendruͤſe nicht davon zugleich gedruͤkkt
werden ſollte.

Es treiben ferner die Kieferdruͤſen, wenn man den
Mund oͤffnet, den Qvell (f) des Speichels durch den

Whar-
(b) [Spaltenumbruch] Epidem. II.
(c) VOLPINI I. c.
(d) MEIBOM comm. in juris-
jur. Hipp p. 152. et BLANCAARD
Jaarreg. C. V. n.
47. wie es ſcheint.
(d*) [Spaltenumbruch] p. 41. 12. ſeqq.
(e) p. 17.
(f) Davon fallende Troͤpfchen
SCHNEIDER de catarrh. L. III.
p.
557.
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[91/0111] II. Abſchnitt. im Munde. heilet. Doch es ſchrieb ſchon ehedem Hippokrates, daß unter der Zunge kleine Zaͤhne wachſen (b). Das weis man nicht hinlaͤnglich zu beantworten, warum vor- naͤmlich im Gange des Warthons Steine wachſen: Die Geſchichte lehren indeſſen daß ſolches geſchwinde ge- ſchehe (c). Dergleichen erzeugen ſich im Stenoniſchen Gange ſelten, wiewohl man dennoch Exempel davon hat (d). §. 11. Die Bewegung des Speichels. Die Urſache von der Bewegung dieſer Fluͤßigkeit iſt zwar uͤberhaupt eben dieſelbe, die in allen Saͤften des menſchlichen Koͤrpers herrſcht, welche beſtaͤndig von der Kraft des vom Herzen in die kleinſten Gefaͤſſe uͤbergehen- den Blutes, zu ihren beſtimmten Enden hin getrieben werden. Allein es giebt dennoch eine andre beſondere Kraft, welche ſonderlich alsdann den Zufluß des Spei- chels beſchleiniget, wenn wir dieſen Zufluß zum Anfeuch- ten der Speiſe, und zum Kaͤuen noͤthig haben. Es wird alſo die Ohrendruͤſe von dem Kaͤumuſkel (d*) von dem breiteſten Halsmuſkel (e) und von dem Kinnbakken ſelbſt erſchuͤttert, denn dieſer kann ſich nicht abſonderlich, oder nach unten und nach der Seite zu be- wegen, daß die Ohrendruͤſe nicht davon zugleich gedruͤkkt werden ſollte. Es treiben ferner die Kieferdruͤſen, wenn man den Mund oͤffnet, den Qvell (f) des Speichels durch den Whar- (b) Epidem. II. (c) VOLPINI I. c. (d) MEIBOM comm. in juris- jur. Hipp p. 152. et BLANCAARD Jaarreg. C. V. n. 47. wie es ſcheint. (d*) p. 41. 12. ſeqq. (e) p. 17. (f) Davon fallende Troͤpfchen SCHNEIDER de catarrh. L. III. p. 557.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/111>, abgerufen am 21.11.2024.