Feuchtigkeiten wieder einzusaugen. Es schwizzet näm- lich Wasser oder Fischleim, dem man eine Farbe mitteilt, und in die Blutadern des Hauptes einsprizzt, aus der Oberfläche der Zunge, aus den Bakken, den Lefzen, und aus dem ganzen Munde hervor; und auch nach dem Versuche des Coschwizens(d) aus der Zunge.
Man weis ferner, daß man vom Brodte, welches man mit Wein käuet, eine baldige Hülfe verspürt, und daß dessen erquikkende Kraft (e) auch die Pferde (f) stärkt, wenn auch nur der Wein im Munde gehalten wird, und ehe die Kraft dieses Stärkmittels den langen Weg durch den Magen, durch das Gedärme und durch die Milchgefässe zurükke legen kann. Paracelsus schreibt die Weisen würden blos vom Käuen genährt (g). Doch es ist auch gewiß, daß der Wein matt wird, und berauscht, wenn man ihn im Munde hält (h).
So tödtet das Tabaksoel, wenn man es in den Mund einer Kazze tröpfelt, das Thierchen, und es behält der ganze Körper, auch das Herz, den Geruch dieses Gif- tes, woraus man sehen kann, daß solches von den Blut- adern aufgenommen worden (i).
Drit-
(d)[Spaltenumbruch]De duct. saliv. p. 10. die eingeblasene Luft bricht aus den kleinsten Aesten des Speichelgan- ges, der eine Blutader ist, hervor.
(e)KAAUW perspir. n. 442.
(f)ENT oper. p. 446. BAT- [Spaltenumbruch]
HURST praelect. p. 207.
(g)Paramir L. III. tr. 4. De originib. morbor. arcan. tartar.
(h)G. v. SWIETEN Comm. T. III. p. 213.
(i)BIRCHI. c. T. II. p. 42. 43.
G 3
II. Abſchnitt. im Munde.
Feuchtigkeiten wieder einzuſaugen. Es ſchwizzet naͤm- lich Waſſer oder Fiſchleim, dem man eine Farbe mitteilt, und in die Blutadern des Hauptes einſprizzt, aus der Oberflaͤche der Zunge, aus den Bakken, den Lefzen, und aus dem ganzen Munde hervor; und auch nach dem Verſuche des Coſchwizens(d) aus der Zunge.
Man weis ferner, daß man vom Brodte, welches man mit Wein kaͤuet, eine baldige Huͤlfe verſpuͤrt, und daß deſſen erquikkende Kraft (e) auch die Pferde (f) ſtaͤrkt, wenn auch nur der Wein im Munde gehalten wird, und ehe die Kraft dieſes Staͤrkmittels den langen Weg durch den Magen, durch das Gedaͤrme und durch die Milchgefaͤſſe zuruͤkke legen kann. Paracelſus ſchreibt die Weiſen wuͤrden blos vom Kaͤuen genaͤhrt (g). Doch es iſt auch gewiß, daß der Wein matt wird, und berauſcht, wenn man ihn im Munde haͤlt (h).
So toͤdtet das Tabaksoel, wenn man es in den Mund einer Kazze troͤpfelt, das Thierchen, und es behaͤlt der ganze Koͤrper, auch das Herz, den Geruch dieſes Gif- tes, woraus man ſehen kann, daß ſolches von den Blut- adern aufgenommen worden (i).
Drit-
(d)[Spaltenumbruch]De duct. ſaliv. p. 10. die eingeblaſene Luft bricht aus den kleinſten Aeſten des Speichelgan- ges, der eine Blutader iſt, hervor.
(e)KAAUW perſpir. n. 442.
(f)ENT oper. p. 446. BAT- [Spaltenumbruch]
HURST praelect. p. 207.
(g)Paramir L. III. tr. 4. De originib. morbor. arcan. tartar.
(h)G. v. SWIETEN Comm. T. III. p. 213.
(i)BIRCHI. c. T. II. p. 42. 43.
G 3
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II. Abſchnitt. im Munde.
Feuchtigkeiten wieder einzuſaugen. Es ſchwizzet naͤm-
lich Waſſer oder Fiſchleim, dem man eine Farbe mitteilt,
und in die Blutadern des Hauptes einſprizzt, aus der
Oberflaͤche der Zunge, aus den Bakken, den Lefzen, und
aus dem ganzen Munde hervor; und auch nach dem
Verſuche des Coſchwizens (d) aus der Zunge.
Man weis ferner, daß man vom Brodte, welches
man mit Wein kaͤuet, eine baldige Huͤlfe verſpuͤrt, und
daß deſſen erquikkende Kraft (e) auch die Pferde (f)
ſtaͤrkt, wenn auch nur der Wein im Munde gehalten
wird, und ehe die Kraft dieſes Staͤrkmittels den langen
Weg durch den Magen, durch das Gedaͤrme und durch
die Milchgefaͤſſe zuruͤkke legen kann. Paracelſus
ſchreibt die Weiſen wuͤrden blos vom Kaͤuen genaͤhrt (g).
Doch es iſt auch gewiß, daß der Wein matt wird, und
berauſcht, wenn man ihn im Munde haͤlt (h).
So toͤdtet das Tabaksoel, wenn man es in den Mund
einer Kazze troͤpfelt, das Thierchen, und es behaͤlt der
ganze Koͤrper, auch das Herz, den Geruch dieſes Gif-
tes, woraus man ſehen kann, daß ſolches von den Blut-
adern aufgenommen worden (i).
Drit-
(d)
De duct. ſaliv. p. 10. die
eingeblaſene Luft bricht aus den
kleinſten Aeſten des Speichelgan-
ges, der eine Blutader iſt, hervor.
(e) KAAUW perſpir. n. 442.
(f) ENT oper. p. 446. BAT-
HURST praelect. p. 207.
(g) Paramir L. III. tr. 4. De
originib. morbor. arcan. tartar.
(h) G. v. SWIETEN Comm.
T. III. p. 213.
(i) BIRCHI. c. T. II. p. 42. 43.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/121>, abgerufen am 21.11.2024.
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