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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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IV. Abschnitt. Der Schlund.
fäsrigen Plättchen zusammengesezzt, und selbst die weisse
Haut des Mundes (f) und der Kehle ist (g). Wenn
man Luft einbläst, so verwandelt sie sich, wie am Magen,
in Schaum und wurmförmige Fäserchen.

Sie besizzet, als eine wirkliche Haut, Empfindung.
Man hatte die Empfindung, als ob man sich verbrannt
hätte, da die innerliche Gliedmassen durch Erbrechen
ausgeworfen waren (h). Ein andrer starb an Kräm-
pfen, dem ein Glas im Schlunde stekken geblieben war (i).

Es fällt die innere Fläche des Schlundes gern in Fal-
ten zusammen (k), welche der Länge nach gehen, und sie
enthält Poros, von denen ich sogleich weiter melden
werde.

Endlich ist der Schlund mit einer wirklichen und
empfindungslosen Oberhaut überzogen (l), die nicht nur
das Empfindliche der Nervenmembran verringern muß,
sondern auch, wenn man sich die Kehle verbrannt (m),
ohne üble oder grosse Folgen, losgeht, und wieder wächst.
Jch habe eine Frauensperson gesehen, welche geschmolz-
nes Blei verschlungen hatte, und dennoch lebendig blieb.
Die Jnsekten enthäuten sich, und werfen ihren Balg zu-
gleich mit dem Schlunde ab (n). Da der Schlund oder
diese Oberhaut zart ist, so ist sie nicht fähig, die Blatter-
materie anzuhalten, und in Bläschen zu sammeln. Da-

her
(f) [Spaltenumbruch] CHARLETON Enquiries
on nutrit p
28
(g) WILLIS I. c. p. § 11. n 2
(h) Hist. de l' Acad. 1712.
p.
139.
(i) BARTHOL. Cent. V.
hist.
66.
(k) WEPFER p. 120. COWPER
tab 29. f. 2 FANTON p. 55.
WINSLOW.
(l) Cuticularis NICHOLLS.
(m) [Spaltenumbruch] Add. BOERHAAV. prae-
lect. T. I. p.
239. Hunde starben
vom cingegoßnen Blei nicht Phil.
trans. 1749. P 2 n.
54 ward in
Krankheiten ausgeworfen hist de
l'Acad. 1752 n.
5 Eine Frau trank
ohne Schaden heisse Väder SAL-
MUTH c 2. obs.
5. Glaß geges-
sen BARTH. I. c. SALMUTH L.
III. obs.
3.
(n) SWAMMERDAMM pag.
670. 686.

IV. Abſchnitt. Der Schlund.
faͤſrigen Plaͤttchen zuſammengeſezzt, und ſelbſt die weiſſe
Haut des Mundes (f) und der Kehle iſt (g). Wenn
man Luft einblaͤſt, ſo verwandelt ſie ſich, wie am Magen,
in Schaum und wurmfoͤrmige Faͤſerchen.

Sie beſizzet, als eine wirkliche Haut, Empfindung.
Man hatte die Empfindung, als ob man ſich verbrannt
haͤtte, da die innerliche Gliedmaſſen durch Erbrechen
ausgeworfen waren (h). Ein andrer ſtarb an Kraͤm-
pfen, dem ein Glas im Schlunde ſtekken geblieben war (i).

Es faͤllt die innere Flaͤche des Schlundes gern in Fal-
ten zuſammen (k), welche der Laͤnge nach gehen, und ſie
enthaͤlt Poros, von denen ich ſogleich weiter melden
werde.

Endlich iſt der Schlund mit einer wirklichen und
empfindungsloſen Oberhaut uͤberzogen (l), die nicht nur
das Empfindliche der Nervenmembran verringern muß,
ſondern auch, wenn man ſich die Kehle verbrannt (m),
ohne uͤble oder groſſe Folgen, losgeht, und wieder waͤchſt.
Jch habe eine Frauensperſon geſehen, welche geſchmolz-
nes Blei verſchlungen hatte, und dennoch lebendig blieb.
Die Jnſekten enthaͤuten ſich, und werfen ihren Balg zu-
gleich mit dem Schlunde ab (n). Da der Schlund oder
dieſe Oberhaut zart iſt, ſo iſt ſie nicht faͤhig, die Blatter-
materie anzuhalten, und in Blaͤschen zu ſammeln. Da-

her
(f) [Spaltenumbruch] CHARLETON Enquiries
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28
(g) WILLIS I. c. p. § 11. n 2
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p.
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tab 29. f. 2 FANTON p. 55.
WINSLOW.
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lect. T. I. p.
239. Hunde ſtarben
vom cingegoßnen Blei nicht Phil.
tranſ. 1749. P 2 n.
54 ward in
Krankheiten ausgeworfen hiſt de
l’Acad. 1752 n.
5 Eine Frau trank
ohne Schaden heiſſe Vaͤder SAL-
MUTH c 2. obſ.
5. Glaß gegeſ-
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[157/0177] IV. Abſchnitt. Der Schlund. faͤſrigen Plaͤttchen zuſammengeſezzt, und ſelbſt die weiſſe Haut des Mundes (f) und der Kehle iſt (g). Wenn man Luft einblaͤſt, ſo verwandelt ſie ſich, wie am Magen, in Schaum und wurmfoͤrmige Faͤſerchen. Sie beſizzet, als eine wirkliche Haut, Empfindung. Man hatte die Empfindung, als ob man ſich verbrannt haͤtte, da die innerliche Gliedmaſſen durch Erbrechen ausgeworfen waren (h). Ein andrer ſtarb an Kraͤm- pfen, dem ein Glas im Schlunde ſtekken geblieben war (i). Es faͤllt die innere Flaͤche des Schlundes gern in Fal- ten zuſammen (k), welche der Laͤnge nach gehen, und ſie enthaͤlt Poros, von denen ich ſogleich weiter melden werde. Endlich iſt der Schlund mit einer wirklichen und empfindungsloſen Oberhaut uͤberzogen (l), die nicht nur das Empfindliche der Nervenmembran verringern muß, ſondern auch, wenn man ſich die Kehle verbrannt (m), ohne uͤble oder groſſe Folgen, losgeht, und wieder waͤchſt. Jch habe eine Frauensperſon geſehen, welche geſchmolz- nes Blei verſchlungen hatte, und dennoch lebendig blieb. Die Jnſekten enthaͤuten ſich, und werfen ihren Balg zu- gleich mit dem Schlunde ab (n). Da der Schlund oder dieſe Oberhaut zart iſt, ſo iſt ſie nicht faͤhig, die Blatter- materie anzuhalten, und in Blaͤschen zu ſammeln. Da- her (f) CHARLETON Enquiries on nutrit p 28 (g) WILLIS I. c. p. § 11. n 2 (h) Hiſt. de l’ Acad. 1712. p. 139. (i) BARTHOL. Cent. V. hiſt. 66. (k) WEPFER p. 120. COWPER tab 29. f. 2 FANTON p. 55. WINSLOW. (l) Cuticularis NICHOLLS. (m) Add. BOERHAAV. prae- lect. T. I. p. 239. Hunde ſtarben vom cingegoßnen Blei nicht Phil. tranſ. 1749. P 2 n. 54 ward in Krankheiten ausgeworfen hiſt de l’Acad. 1752 n. 5 Eine Frau trank ohne Schaden heiſſe Vaͤder SAL- MUTH c 2. obſ. 5. Glaß gegeſ- ſen BARTH. I. c. SALMUTH L. III. obſ. 3. (n) SWAMMERDAMM pag. 670. 686.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/177>, abgerufen am 21.11.2024.