Frucht in dem Erbrechen der Mutter deutlich werden könne (c).
Jch rede hier nicht von Schweislöchern, welche sich aus der Höhlung des Magens in die Blutadern öffnen, sondern von Poris, die sich durch das feste Wesen der Magentheile selbst, Plazz machen. Solche Pori öffnen sich von der Höhle des Unterleibes, oder von der äussern Membran des Magens, in seine Höhlung. Es schluk- ket nämlich in den Versuchen ein umgekehrter, und in Wasser geworfner Magen, das Wasser durch die zottige Haut in sich, und läst es durch die äusserste Membran wieder tropfenweise von sich (d).
Vermöge einer entgegen gesezzten Richtung zeigt es sich, daß einige Pori von der Höhlung des Magens durch dessen äussere Haut, in den hohlen Unterleib füh- ren. Es lies nämlich der Magen, ohne umgekehrt zu sein, das Wasser, womit er angefüllt war, und welches er wegen der verschlossnen Mündungen, durch die zottige Haut eingesogen hatte, ebenfalls aus dem ganzen Um- fange der äussern Haut, in ganz feinen Tröpfelungen wie- der von sich (e). Umgekehrt und angefüllt, da also nun- mehr das Darmfell inwendig zu liegen kam, und Wasser schlukkte, schwizzte er ebenfalls Wasser, doch aber nicht so geschwinde aus (f).
Daß aber besondre Wege vorhanden sind, hat man daher geglaubt, weil die Luft diese Wege nicht nimmt (g), ob sie gleich dem Wasser den Durchgang verstatten: und es lassen sich dergleichen Wege auch an der Harn-
blase
(c)[Spaltenumbruch]La MOTTE obs. 238.
(d)KAAUW de perspir. n. 189. 190. VIEUSS. nov. vas. syst. p. 83. 34. MORIN. p. 201. Mem. de l'Acad, 1701. p. 201. Conf. auch von dem Versuche MONCONIS voyag. T. II. p. 2. p. 47. und be- [Spaltenumbruch]
sonders J. Guil. PAULI progr. de syst. Wolf.
(e)KAAUW n. 563 MORIN. ibid. p. 200. MERY Hist. de 1700. p. 13.
(f)J. G. PAULI.
(g)MERY hist. de l'Acad. 1700. p. 13.
Der Magen. XIX. Buch.
Frucht in dem Erbrechen der Mutter deutlich werden koͤnne (c).
Jch rede hier nicht von Schweisloͤchern, welche ſich aus der Hoͤhlung des Magens in die Blutadern oͤffnen, ſondern von Poris, die ſich durch das feſte Weſen der Magentheile ſelbſt, Plazz machen. Solche Pori oͤffnen ſich von der Hoͤhle des Unterleibes, oder von der aͤuſſern Membran des Magens, in ſeine Hoͤhlung. Es ſchluk- ket naͤmlich in den Verſuchen ein umgekehrter, und in Waſſer geworfner Magen, das Waſſer durch die zottige Haut in ſich, und laͤſt es durch die aͤuſſerſte Membran wieder tropfenweiſe von ſich (d).
Vermoͤge einer entgegen geſezzten Richtung zeigt es ſich, daß einige Pori von der Hoͤhlung des Magens durch deſſen aͤuſſere Haut, in den hohlen Unterleib fuͤh- ren. Es lies naͤmlich der Magen, ohne umgekehrt zu ſein, das Waſſer, womit er angefuͤllt war, und welches er wegen der verſchloſſnen Muͤndungen, durch die zottige Haut eingeſogen hatte, ebenfalls aus dem ganzen Um- fange der aͤuſſern Haut, in ganz feinen Troͤpfelungen wie- der von ſich (e). Umgekehrt und angefuͤllt, da alſo nun- mehr das Darmfell inwendig zu liegen kam, und Waſſer ſchlukkte, ſchwizzte er ebenfalls Waſſer, doch aber nicht ſo geſchwinde aus (f).
Daß aber beſondre Wege vorhanden ſind, hat man daher geglaubt, weil die Luft dieſe Wege nicht nimmt (g), ob ſie gleich dem Waſſer den Durchgang verſtatten: und es laſſen ſich dergleichen Wege auch an der Harn-
blaſe
(c)[Spaltenumbruch]La MOTTE obſ. 238.
(d)KAAUW de perſpir. n. 189. 190. VIEUSS. nov. vaſ. ſyſt. p. 83. 34. MORIN. p. 201. Mém. de l’Acad, 1701. p. 201. Conf. auch von dem Verſuche MONCONIS voyag. T. II. p. 2. p. 47. und be- [Spaltenumbruch]
ſonders J. Guil. PAULI progr. de ſyſt. Wolf.
(e)KAAUW n. 563 MORIN. ibid. p. 200. MERY Hiſt. de 1700. p. 13.
(f)J. G. PAULI.
(g)MERY hiſt. de l’Acad. 1700. p. 13.
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[230[246]/0266]
Der Magen. XIX. Buch.
Frucht in dem Erbrechen der Mutter deutlich werden
koͤnne (c).
Jch rede hier nicht von Schweisloͤchern, welche ſich
aus der Hoͤhlung des Magens in die Blutadern oͤffnen,
ſondern von Poris, die ſich durch das feſte Weſen der
Magentheile ſelbſt, Plazz machen. Solche Pori oͤffnen
ſich von der Hoͤhle des Unterleibes, oder von der aͤuſſern
Membran des Magens, in ſeine Hoͤhlung. Es ſchluk-
ket naͤmlich in den Verſuchen ein umgekehrter, und in
Waſſer geworfner Magen, das Waſſer durch die zottige
Haut in ſich, und laͤſt es durch die aͤuſſerſte Membran
wieder tropfenweiſe von ſich (d).
Vermoͤge einer entgegen geſezzten Richtung zeigt es
ſich, daß einige Pori von der Hoͤhlung des Magens
durch deſſen aͤuſſere Haut, in den hohlen Unterleib fuͤh-
ren. Es lies naͤmlich der Magen, ohne umgekehrt zu
ſein, das Waſſer, womit er angefuͤllt war, und welches
er wegen der verſchloſſnen Muͤndungen, durch die zottige
Haut eingeſogen hatte, ebenfalls aus dem ganzen Um-
fange der aͤuſſern Haut, in ganz feinen Troͤpfelungen wie-
der von ſich (e). Umgekehrt und angefuͤllt, da alſo nun-
mehr das Darmfell inwendig zu liegen kam, und Waſſer
ſchlukkte, ſchwizzte er ebenfalls Waſſer, doch aber nicht ſo
geſchwinde aus (f).
Daß aber beſondre Wege vorhanden ſind, hat man
daher geglaubt, weil die Luft dieſe Wege nicht nimmt (g),
ob ſie gleich dem Waſſer den Durchgang verſtatten:
und es laſſen ſich dergleichen Wege auch an der Harn-
blaſe
(c)
La MOTTE obſ. 238.
(d) KAAUW de perſpir. n. 189.
190. VIEUSS. nov. vaſ. ſyſt. p.
83. 34. MORIN. p. 201. Mém. de
l’Acad, 1701. p. 201. Conf. auch
von dem Verſuche MONCONIS
voyag. T. II. p. 2. p. 47. und be-
ſonders J. Guil. PAULI progr. de
ſyſt. Wolf.
(e) KAAUW n. 563 MORIN.
ibid. p. 200. MERY Hiſt. de 1700.
p. 13.
(f) J. G. PAULI.
(g) MERY hiſt. de l’Acad. 1700.
p. 13.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 230[246]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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